Ok, dann spiele ich mal Opposition!
(wobei meine
Anmerkungen nicht unbedingt meine Meinung widerspiegeln)
Mal sehen, wie lange Du dies durchhälst: teilweise anscheinend gegen Deine Meinung zu schreiben.
- Stärkere Förderung der Teilzeitarbeit
Wird von kleinen und mittleren Betrieben kategorisch
abgelehnt, da Betriebe dieser Größenordnung sich
Teilzeitkräfte kostenmäßig nicht leisten können (siehe Bericht
des BDA zum Thema Teilzeitkräfte vom Januar 2001)
Dann müssen die Betriebe aber erklären, warum dies in Holland möglich ist (auch in kleinen und mittleren Betrieben), in Deutschland aber nicht.
- Weiterführung des Abbaus der Nettoneuverschuldung
Eindeutiges „Ja, aber“. Die Konsolidierung des
Bundeshaushaltes erfordert so gewaltige Kapitalmengen, daß in
allen möglichen Bereichen Ausgabenkürzungen zu erfolgen haben.
Die öffentliche Hand hat weniger Geld und wirkt damit negativ
auf die Konjunktur.
Prinzipiell richtig. Aber gleichzeitig wird der Kapitalmarkt entlastet, denn eine höhere Verschuldung muß ja über den Kapitalmarkt finanziert werden.
- Durchschnittliche Lohnerhöhung in diesem Jahr bei 3-3,5%
Verstößt gegen die Tarifautonomie. Zudem ist eine
branchenübergreifende Lohnerhöhung nicht sinnig. Fraglich
auch, ob ein Flächentarif noch Zukunft hat (gerade im Hinblick
auf eine verstärkte Beteiligigung der Belegschaft am
Unternehmenskapital wären Haustarife die Alternative)
Da hast Du mich falsch verstanden. Ich sprach von „durchschnittlicher“ Lohnerhöhung. Also schon zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelt. Nur in der einen Branche höher und in der anderen niedriger.
- Abbau des Kündigungsschutzes
Führt tendenziell zu einer „Hire & Fire“-Mentalität und
reduziert die „Fürsorgepflicht“ des Arbeitgebers. Anstatt den
Kündigungsschutz zu reduzieren, sollten neuartige
Arbeitszeitmodelle eingeführt werden, z.B.
Jahresarbeitszeiten, Zeit-Sparkonten. Daran gekoppelt ein
Verbot der Auszahlung von Überstunden (wenn, dann nur in
absoluten Ausnahmefällen), sondern stets über Freizeit. Der
Ausfall von AN über Zeiträume von drei, sechs oder noch mehr
Monaten könnte dann durch Arbeitslose, die einen mit
Zeitvertrag erhalten, ausgeglichen werden.
Ok, „Abbau“ ist vielleicht übertrieben. Besser „Lockerung“. In Deutschland ist der Kündigungsschutz am stärksten, muß ja nicht gleich international zum geringsten Kündigungsschutz entwickeln.
Arbeitszeitmodelle funktionieren meines Erachtens bei häufigen Unternehmenswechseln (und das ist unvermeidlich heutzutage) nur schlecht. Soll einer bei einer Neueinstellung sagen: „Aus meinem alten Betrieb habe ich auf meinem Jahresarbeitszeitkonto so viel Stunden, dass ich drei Jahre früher in Rente gehen kann.“
Ansonsten sind Zeitarbeitsfirmen aber durchaus ein gutes (Zwischen-)Modell (also gut für schlechte Zeiten).
- Weiterführung der Ökosteuer zwecks Senkung der
Lohnnebenkosten
Problematisch bei Pendlern mit größeren Fahrstrecken gegenüber
Arbeitsnehmern, die dicht am Arbeitsplatz wohnen. Der
Arbeitnehmer trägt die Öko-Steuer aus eigener Tasche, während
er die Ersparnis bei den Lohnnebenkosten mit dem Arbeitgeber
teilen muß. Ferner muß der eindeutige Nachweis erbracht
werden, daß das eingenommene Geld wirklich die Lohnnebenkosten
senkt.
Soll ja gerade ein Anreiz für Pendler sein (Umzug, ÖPNV, Auto mit geringerem Benzinverbrauch).
„Teilen der Lohnnebenkosten“: stimmt einerseits. Andererseits berechnet der Arbeitgeber dies bei der Einstellung natürlich mit. Wenn die Rechnung negativ ausfällt, bekommt der Arbeitnehmer den Job erst gar nicht.
„Nachweis“: Dadurch dass Stoiber die Ökosteuer nun beibehalten will (außer die 2003-Stufe) und dies mit den Lohnnebenkosten begründet, erscheint mir dieser Nachweis nun endgültig erbracht worden zu sein.
- Stärkere Förderung der Beteiligung von Arbeitnehmern an
Gewinn und Kapital „ihres“ Unternehmens
Wird z.B. bei vielen Familienbetrieben zu Problemen führen.
Offen auch die Frage, was bei Wechsel des Arbeitgebers
geschieht. Die Schaffung von Motivation und Identifikation mit
dem („seinem“) Unternehmen ist auf jeden Fall richtig.
„Familienbetriebe“: Stimmt. Funktioniert nicht bei allen Unternehmen, aber doch bei einigen.
Bei Wechsel des Arbeitgebers muß Gewinn und Kapital ausgezahlt werden. Allerdings müssen Vorkehrungen getroffen werden, dass die Beschäftigten bei Konkurs des Unternehmens nicht mit ihren Aktien praktisch auf Null gesetzt werden können (wie jetzt bei Enron). Hierfür muß ein Unternehmen z.B. Rücklagen bilden.
- Stärkere Förderung der Kooperation von Wirtschaft und
Forschung
Unbedingtes Ja, sofern die Wirtschaft ein echtes Interesse an
inländischer Forschung hat
Hej. Wo ist die Opposition?

- Leichte Ausweitung der Geldmenge (möglich durch geringe
Inflationsrate)
Widerspricht der Forderung nach Konsolidierung des
Bundeshaushaltes. Ferner ist die Inflationsrate im Zeitalter
der europaweiten Währung nicht mehr alleinige Sache eines
Staates oder seiner Notenbank.
Nein, widerspricht nicht. Geldmenge ist EZB, hat nichts mit dem Bundeshaushalt zu tun. Du hast Recht, wenn die Frage war (weiß ich nicht mehr): was könnte der Bundeskanzler tun? Der hat auf die Geldmenge keinen Einfluß.
Bei der Frage: Was sollte getan werden? ist das etwas anderes.
- Erleichterung der Möglichkeit zur Arbeitsaufnahme für
Alleinerziehende durch mehr Kindergärten und -horte (schafft
auch Arbeitsplätze)
bedeutete Kosten für die öffentliche Hand. Da Hortplätze zudem
sehr teuer sind, müßte der/die Alleinerziehende vom Staat
finanziell unterstützt werden (Zuschüsse/Freibeträge). Woher
nehmen?
Richtig. Ist aber der einzige Punkt in meiner 10-Punkte Liste, der eindeutig Geld kostet. Ich denke, dafür ist im Haushalt schon noch Spielraum. Eine Möglichkeit wäre eine Verringerung der Ausgaben im Straßenbau. Kinderbetreuung erscheint mir wichtiger zu sein.
- Stärkere Förderung der Weiterbildungsmöglichkeiten für
Arbeitnehmer (kombinierte Weiterbildung bei reduzierten
Arbeitszeiten, Jobrotation bei gleichzeitiger Beschäftigung
eines Stellvertreters aus dem Kreis der Arbeissuchenden)
Verstärkte Qualifizierung von Arbeitnehmern führt zu
Forderungen nach mehr Geld, besserer Position, angepaßte
Aufgaben. Kommt der AG dem nicht nach, verliert er oft den AN.
Logisch, daß der AG Weiterbildung nur so weit zuläßt, wie es
seinem eigenen Geschäft zugute kommt.
Sehe ich nur theoretisch. Gerade AG klagen doch über zu gering ausgebildete Arbeitnehmer. Dass sie den AG dann auch Zeit und Möglichkeit für eine Ausbildung geben müssen, vergessen sie oft. Ich denke, dass gegenwärtig wohl die wenigsten AN das Problem haben, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, weil sie zu gut ausgebildet sind. Zumal ich hiermit nicht in erster Linie die Leute meine, die schon sehr gut ausgebildet sind, sondern Leute z.B. ohne (oder gerade mal mit) Hauptschulabschluß.
Nichts spektakuläres, aber eine spektakuläre Lösung gibt es
meines Erachtens auch nicht.
Aber immerhin ein möglicher Ansatz! 
Danke.
Was ich noch hinzufügen möchte, ist eine Veränderung im
wirtschaftlichen Verhalten der Unternehmen selbst, z.B.:
- vernünftige Kosten-Nutzen-Analysen vor und nach einem
Projekt
- kein „Hinterherhecheln“ bei irgendwelchen Modewörtern (erst
„OutSourcing“, dann wieder „InSourcing“; gigantische
Fehlinvestitionen in UMTS; Internetpräsenz nur dort, wo es
sich lohnt oder wirklich wichtig ist und nicht, weil alle
anderen es auch machen)
- mehr Vertrauen der AG in ihre AN, statt den modischen Ideen
irgendwelcher Unternehmensberatern blind zu folgen (siehe
„Swissair“)
Das ist alles richtig, sehe ich eigentlich genauso. Weiß nur nicht, wie man dies den Unternehmern klar machen will. Das ist eins der Hauptprobleme in unserem Wirtschaftssystem: auf Unternehmer kann keiner wirklich Einfluß nehmen (selbst der BDI nicht).
- Begrenzung des Mitspracherechtes der Großbanken und
Versicherer als Anteilseigner am Unternehmen (das Unternehmen
„Girmes“ hätte durchaus gerettet werden können, wenn die
Großbanken sich nicht quergestellt hätten; der Finanzskandal
bei der „Metallgesellschaft“ - Verluste in Milliardenhöhe -
beruhte auf einer Fehleinschätzung der wirtschaftlichen
Situation des Unternehmens durch die Aufsichtsräte der
beteiligten Großbanken)
Stimmt. Diesen Punkt habe ich in meinen 10 vergessen. Hätte es allerdings anders formuliert: eine Person darf nicht in mehr als sechs Punkte haben:
3 Punkte für einen Vorstandsvorsitz,
2 Punkte für einen Vorstandssitz,
1 Punkt für einen Aufsichtsratssitz.
Also Zahlen nicht allzu ernst nehmen (war jetzt spontan geschrieben). Aber auf jeden Fall eine klare Begrenzung.