Hallo Andreas,
bitte entschuldige die späte Antwort. Ich hoffe, dass sich die Situation bei euch
inzwischen etwas entspannt hat, aber ich will trotzdem versuchen, auf ein paar
Punkte noch einzugehen:
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann kommt euer Sohn nachts (mit
Unterbrechungen) durchaus auf ca. 10 Stunden Schlaf und tagsüber auf 2 Stunden,
also insgesamt 12 Stunden. Das ist für ein Baby mit 7 Monaten zwar nicht viel, aber
auch nicht völlig ungewöhnlich. Kinder haben oft ein sehr unterschiedliches
Schlafbedürfnis. Da euer Sohn fit und gut gelaunt wirkt, scheint er also nicht unter
einem Schlafdefizit zu leiden. Das Problem ist eher die Verteilung dieser 12
Stunden, damit ihr selbst auch was davon habt.
Im Übrigen erholen sich viele Kinder auch bei „Spielpausen“, wenn sie etwa mit
Mama und Papa kuscheln, einfach auf der Decke liegen und träumen, am
Schmusetuch rumknabbern, … auch das ist Erholung für den Körper. Gut möglich,
dass eurem Sohn solche Pausen reichen, um wieder „aufzutanken“. Das kann sich
wieder ändern, wenn er aktiver wird, krabbelt oder anfängt zu laufen und dann
auch wieder mehr Energie verbraucht.
Bis dahin wäre meine beste Empfehlung für euch, einen strikten Tag-Nacht-
Rhytmus einzuführen. Sucht euch ein festes Zeitfenster von mind. 10 Stunden aus
(z.B. 21:00 Uhr abends bis 7:00 Uhr morgens). Dann solltet ihr euer Kind jeden
Abend zur gleichen Zeit und mit dem immer gleichen Ritual ins Bett bringen. Z.B.
noch mal ein Bilderbuch angucken, etwas Singen, ein warmes Bad nehmen -
Aktivitäten bei denen er zur Ruhe kommt und vielleicht müde wird. Lasst die Rollos
herunter, macht das Radio aus, dämpft das Licht und signalisiert eurem Sohn: Jetzt
ist Nacht! Auf Spielversuche dürft ihr während dieser Nachtzeit nicht mehr
eingehen. Bei ihm bleiben, streicheln, flüstern, evtl. Gute-Nacht-Lieder singen, …
aber auch wenn er nachts wach wird, sollte das Licht immer ausbleiben (bis auf ein
kleines Nachtlicht), es wird nur im Flüsterton geredet und nicht gespielt!
Wichtig ist auch, dass ihr ihn morgens immer zur gleichen Zeit weckt, auch wenn er
erst spät eingeschlafen ist bzw. nachts lange wach war. Ihr riskiert zwar, dass er
dann erst mal etwas knatschig sein wird, aber den verpassten Schlaf wird er dafür
tagsüber wieder nachholen bzw. am nächsten Abend und in der nächsten Nacht
hoffentlich besser schlafen. Achtet darauf, dass er auch tagsüber nicht „zu viel“
schläft bzw. das letzte Nachmittagsnickerchen nicht zu spät und üppig ausfällt,
schließlich soll er müde sein für die Nacht.
Klingt ein bisschen nach „Quälerei“, ist aber leider notwendig. Er wird sehr bald
merken, dass es sich lohnt, wenn er sich den benötigten Schlaf nachts holt. Dann,
wenn es dunkel und ruhig ist und er nicht geweckt wird. Dann wenn eh keiner Zeit
und Lust hat mit ihm zu spielen.
Zwei weitere gute Möglichkeiten, die ich euch anbieten kann: 1. Nehmt ihn mit zu
euch ins Bett, legt euch daneben und stellt euch selbst schlafend (falls ihr nicht
sowieso einschlaft). Das wirkt beruhigend und ansteckend auf das Kind. Die
meisten Babys und Kleinkinder fühlen sich im Bett der Eltern am wohlsten und
sichersten und werden dadurch auch ruhiger. Unsere Tochter hat erst in unserem
Bett nachts durchgeschlafen, im eigenen Bett wacht sie selbst heute (mit über 2
Jahren) noch mehrmals pro Nacht auf. Einfach weil sie uns sucht, wenn sie wach
wird. Schläft sie im Elternbett, dann kann sie sich einfach umdrehen, an Mama oder
Papa kuscheln und beruhigt weiterschlafen - alles in Ordnung. Co-Sleeping (das
gemeinsame Schlafen von Eltern und Kind in einem Bett), wird von vielen Experten
ausdrücklich empfohlen, denn es hat nachweislich viele positive Auswirkungen auf
die Entwicklung des Kindes und die Eltern-Kind-Beziehung. Probiert es doch
einfach mal aus. Ihr könnt ihn auch erst abends ins eigene Bett legen, aber wenn er
dann nachts wieder wach wird, dann holt ihr ihn zu euch. So steigen auch eure
eigenen Chancen auf ein bisschen mehr Schlaf.
- Tipp: Legt euch eine gute Tragehilfe zu, z.B. von Ergo oder Manduca oder auch
ein Tragetuch. Wenn er abends oder tagsüber schlecht zur Ruhe kommt, dann
könnt ihr ihn damit vielleicht in den Schlaf tragen. Der enge Körperkontakt und die
sanften Schaukelbewegungen beim Laufen, die er auch noch aus dem Mutterleib
kennt, helfen ihm vielleicht beim Einschlafen. Das funktioniert bei sehr vielen
Kindern, warum nicht auch bei eurem Sohn? Ausserdem verschafft euch die
Tragehilfe mal eine kleine Verschnaufpause und ihr habt die Hände frei und könnt
auch mal noch was anderes erledigen, selbst wenn er dabei nicht einschläft
sondern von der Trage aus die Welt erkundet. Mittlerweile ist er auch alt genug um
auf dem Rücken getragen zu werden.
Also:
- fester Tag-Nacht-Rhytmus, und habt Geduld, bis er gelernt hat, dass es nachts
kein Spielangebot mehr gibt (auch wenn er dagegen protestieren wird)
- Familienbett
- Tragehilfe
Und letzter Tipp: Ab und zu ein Babysitter, der das Spaßprogramm übernimmt,
während ihr euch noch mal 2 Stunden aufs Ohr haut. Das ist absolut legitim und
durchaus sehr hilfreich!
Viel Geduld und Erfolg wünsche ich euch!
Liebe Grüße,
Anke Merau