Hallöchen,
Nach welchen Kriterien werden denn heutzutage die Standorte
von Wetterbeobachtungsstationen ausgesucht? Dass das Netz
möglichst flächendeckend sein soll, ist mir schon klar. Aber
gibt es darüber hinaus noch andere, vor allem topographische
Erwägungen?
durchaus. Ich kenne die Kriterien nicht genau, aber ich erinnere mich noch daran, daß Kachelmann ein riesen Faß aufgemacht hat, weil er endlich eine Wetterstation in einem Talkessel aufstellen konnte. Anscheinend hatte dieser Talkessel eine gewisse Bedeutung für das Lokalwetter bzw. auf die Lokalvorhersage.
Aber ist das dann wirklich
repräsentativ für den Mittelgebirgsraum? Da gibt es doch
Gegenden, die z.T. 500 Höhenmeter und noch tiefer unter diesen
Gipfeln liegen?
Richtig, am besten wäre es natürlich, wenn man die ganze Welt mit Stationen zukleistern würde.
Die Jungs machen das in etwa so wie die Wahlforscher, d.h. anhand hoffentlich stimmiger Modelle nimmt man quasi Stichproben und rechnet hoch. Die Stationen sollen ja im übrigen nicht nur das Wetter der Gegend „vorhersagen“, in der sie stehen, sondern jede Wetterstation ist ein Teil des gesamten Netzes.
Noch etwas: Ist für unser Wetter hier in Deutschland
eigentlich das Wetter auf dem ganzen Planeten ausschlaggebend?
Letzten Endes natürlich irgendwie schon, aber direkt relevant ist meist nur das Wetter auf der Nordhalbkugel und dann auch noch meist das Wetter westlich von uns, wobei der Osten natürlich auch wieder zum Westen wird, wenn man um den Globus weit genug rumschaut…
Noch etwas: Wieso kann man trotz unzureichender Datendichte
das Wetter über einen Zeitraum von zwei Tagen relativ genau
vorhersagen?
Wie gesagt: Das Wetter ist ein klassischer Fall von chaotischem System, d.h. man kann aufgrund der Tatsache, daß man die Ausgangssituation nicht genau genug beschreiben kann, unmöglich sagen, was am Schluß bei der ganzen Sache rauskommt.
Wenn Du eine Handvoll kleiner Steine gegen eine Wand wirfst, kannst Du auch einigermaßen sagen, wo die sich in der allernächsten Zeit befinden werden, nämlich irgendwo zwischen Deiner Hand und der Wand, dann schließlich irgendwo zwischen Dir und der Wand (abgeprallt) und dann…naja…
Will sagen: Wenn man die Bedingungen in den relevanten Bereichen kennt, ist eine Vorhersage für die nächste Zukunft relativ sicher möglich, aber dann nimmt die Genauigkeit rapide ab. Die Messungen und die Modelle sind eben nicht genau genug, um lückenlos die notwendigen Daten erfassen und verwerten zu können. Ab einem gewissen Zeitraum führen Ungenauigkeiten in der Erfassung und Verwertung zu Abweichungen, die weit darüber hinausgehen, ob es nun 22 oder 23 Grad warm wird.
Bestes Beispiel, daß aber auch das nicht immer klappt, ist der Weihnachtssturm von 1999 oder 2000. In kürzester Zeit hatte sich ein herrlicher Orkan gebildet, der in bester Machomanier reihenweise Wälder und Häuser in Süddeutschland flachgelegt hat. Der Deutsche Wetterdienst hatte damals das Szenario des Computers verworfen, weil zu unwahrscheinlich erschien. Einzig Kachelmanns Meteomedia sagte den Sturm für Deutschland voraus.
Gruß,
Christian