„Unternehmen in Schwierigkeiten“? Stammkapital

Hallo zusammen,

ich habe eine Verständnisfrage zur EU-Richtlinie (Verordnung 651 / 2014) Ziffer 18: „Unternehmen in Schwierigkeiten“:

a) Im Falle von Gesellschaften mit beschränkter Haftung

(ausgenommen KMU, die noch keine drei Jahre bestehen, und — in Bezug auf Risikofinanzierungsbeihilfen — KMU in den sieben Jahren nach ihrem ersten kommerziellen Verkauf, die nach einer Due-Diligence-Prüfung durch den ausgewählten Finanzintermediär für Risikofinanzierungen in Frage kommen): Mehr als die Hälfte des gezeichneten Stammkapitals ist infolge aufgelaufener Verluste verlorengegangen. Dies ist der Fall, wenn sich nach Abzug der aufgelaufenen Verluste von den Rücklagen (und allen sonstigen Elementen, die im Allgemeinen den Eigenmitteln des Unternehmens zugerechnet werden) ein negativer kumulativer Betrag ergibt, der mehr als der Hälfte des gezeichneten Stammkapitals entspricht. Für die Zwecke dieser Bestimmung bezieht sich der Begriff „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ insbesondere auf die in Anhang I der Richtlinie 2013/34/EU (1) genannten Arten von Unternehmen und der Begriff „Stammkapital“ umfasst gegebenenfalls alle Agios.

Heißt es, dass es hier egal ist, ob man das ganze Stammkapital, das auch da sein soll, auf dem Stammkapitalkonto ist und gar nicht genutzt wurde? Also, z.B. ist ein Unternehmen mit dem Stammkapital von 50.000 € registriert ist. Der Betrag von 50.000 € ist im vollen Umfang auf dem Stammkapitalkonto. Allerdings erleidet das Unternehmen Verlüste von ungefähr 100.000 € pro Monat und somit ungefähr 1.200.000 € pro Jahr. Heißt das, dass das ein „Unternehmen in Schwierigkeiten“ ist, obwohl es das ganze Stammkapital auf dem Stammkapitalkonto hat und dem Unternehmen somit im vollen Umfang zur Verfügung steht?

Und was könnte das Unternehmen tun, damit dieses Unternehmen in diesem Fall nicht mehr als „Unternehmen in Schwierigkeiten“ gilt?

Danke

Hallo,

ich hätte da mal ein paar Fragen:

Was verstehst Du unter „Nutzung“ von Stammkapital? Stammkapital ist da und bleibt auch da, selbst wenn das Unternehmen Verluste macht. Die werden nämlich auf einem anderen Konto gebucht.

Was verstehst Du unter „zur Verfügung stehen“ in Bezug auf Stammkapital? Stammkapital ist eine Passivposition und macht dementsprechend gar nichts. Bei der Einzahlung fließt dem Unternehmen Geld zu, aber das ist eine Aktivposition, die dem Unternehmen in der Tat für Auszahlungen zur Verfügung steht. Stammkapital hingegen macht nix, kann nix und ist einfach nur da.

Gruß
C.

Ich habe lediglich gemeint, dass man das Geld vom Stammkapitalbankkonto nicht genutzt hat. Also, das ganze Stammkapital ist immer noch da und wurde für keine Zahlungen benutzt.

Ich glaube du hast @C_Punkt nicht so ganz verstanden. Es gibt kein Extra-Bankkonto für das Stammkapital.

Stammkapital kann man nicht für Zahlungen benutzen, sondern nur Bargeld und Bankguthaben.

Bilanz kurz nach Gründung der GmbH:

Aktivseite              Passivseite
Bankguthaben  50.000    Stammkapital   50.000

Bilanzsumme   50.000    Bilanzsumme   50.000

Selbst wenn man nun Verluste in unbegrenzter Höhe erzielt, bleibt das Stammkapital erhalten.

Aktivseite                                                  Passivseite
Bankguthaben                       50.000         Stammkapital                                50.000
nicht durch Eigenkapital                          nicht durch Eigenkapital       
gedeckter Fehlbetrag            1.000.000         gedeckter Fehlbetrag                     1.000.000   

Bilanzsumme                     1.050.000         Bilanzsumme                                 50.000

Aber doch gibt es ein Bankkonto, auf die Gesellschafter das Stammkapital einzahlen.

Durchaus nicht immer. Zwar haben die meisten Kapitalgesellschaften ein eigenes Bankkonto, aber nicht alle. Gerade so kleine GmbHs oder UGs, die beispielsweise reine Komplementärgesellschaften sind, verzichten aus Kostengründen gerne auch mal auf ein Bankkonto.

Wenn es eines gibt, dann ist es ein Bankkonto, aber nicht das Konto für das Stammkapital. Wenn die Gesellschafter das Stammkapital in bar einzahlen, befindet sich ein Bankguthaben in Höhe des Stammkapitals auf dem Konto. Das sieht dann so aus wie ich das in dem ersten Konto oben dargestellt habe. Das Bankguthaben befindet sich auf der Aktivseite = Vermögen bzw. Mittelverwendung.

Das Stammkapital selber ist aber nur eine Buchungsgröße, für nix gut, außer um zu sein und bewundert zu werden. Man kann sich dafür nichts kaufen. Passivseite halt (Mittelherkunft).

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