Unterschied Amuse bouche - Amuse gueule

Hallo zusammen,

mich fragt hier grad jemand nach dem Unterschied zwischen „Amuse bouche“ und „Amuse gueule“.
Beides kenne ich unter der schönen deutschen Bezeichnung „Gruß aus der Küche“. Allerdings kann ich beim besten Willen nicht rauskriegen, ob es einen Bedeutungsunterschied gibt. Also irgendwas in Richtung „das eine ist kalt, das andere warm“, oder das eine ist Fingerfood, das andere ein angerichteter Teller mit seperatem Besteck oä.

Herumgoogeln hilft auch nicht weiter, andererseits vermute ich aber, daß in der normalerweise bezeichnungstechnisch detailverliebten französischen Küche da sehr wohl zwei verschiedene Dinge gemeint sein könnten.
Weiß da jemand was und wäre eventuell bereit dieses Wissen mit mir zu teilen?

Grüße

mhg

Hallo Martin,

ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich kurz die wörtliche Bedeutung beider Wörter erwähne:

Amuse-bouche : erfreut den Mund
Amuse-gueule : erfreut die Fresse/Schnauze/das Maul

Das Wort « gueule » ist im Alltagsfranzösischen sowohl solo nicht besonders positiv konnotiert als auch oft in etwas derben Redewendungen zu finden (z. B. « qqn. a une sale gueule » = »jmd. ist potthässlich« oder « ta gueule ! » = »halt die Fresse!«). Daher könnte ich mir vorstellen, dass irgendeinem aufgefallen ist, dass man das Wort durch ein anderes, neutrales ersetzen könnte – so wie irgendwann einer gemerkt hat, dass man Maria besser als gebenedeit unter den Frauen denn als ebendies unter den Weibern bezeichnet.

Ein bisschen Googlefighting noch: « amuse-gueule » taucht auf französischsprachigen Seiten mehr als zweieinhalb Mal so oft auf wie « amuse-bouche ».

Und hier finde ich sogar meine These bestätigt:
http://www.unine.ch/dialectologie/DSR/AmuseBouche.html

« Euphémisme créé par analogie avec amuse-gueule […]. Il semble s’agir d’un phénomène d’hypercorrection, amuse-gueule n’étant pas considéré comme populaire en français de France. […] certains restaurants soucieux de bien dire le remplacent [amuse-gueule] par amuse-bouche. »

Deutsch: »Als Analogie zum Amuse-Gueule geschaffener Euphemismus, also beschönigender Begriff. Es scheint sich um ein Hyperkorrektur-Phänomen zu handeln, da Amuse-Gueule im Frankreich-Französisch als unpopulär angesehen wurde. Einige Restaurants, die sich besonders gut ausdrücken wollen, ersetzen Amuse-Gueule durch Amuse-Bouche.«

Viele Grüße
Christopher

Unterschiedliche Tatorte, Martin…
Kuckst Du:

amuse-bouche
a small bite served before the dinner is served, its purpose being to whet the appetite even while it satisfies immediate hunger. Not quite an appetizer, though the line is clearly a blurry one.
Very similar to amuse-geule, which is in fact the same thing but served in a bistro or brasserie, not a fine restaurant.

Anders ausgedrückt: Da ‚geule‘ in etwa mit dem in Deutschland regional anzutreffenden ‚Gusche‘ gleichzusetzen ist, leuchtet die Erklärung doch ein, gelle? :wink:

Viele Grüße

Renee

Hallo Renee,

da wagst du aber was, die Engländer eine Sprache erklären zu lassen, die sie in der Mehrzahl nicht sprechen (und hier auch noch das entscheidende Wort falsch tippen). Noch einen Franzosen habe ich online gefunden, der bestätigt, dass es sich um ein rein sprachliches Phänomen handelt:

« Comme la semaine précédente, on nous sert ce que les restaurateurs appellent de plus en plus ‹ amuse-bouche › plutôt qu’‹ amuse-gueule ›, par une sorte de pudeur qui me donne chaque fois envie de rigoler. »
(Quelle: http://64.233.183.104/search?q=cache:5wBlWKXhZT8J:to…)

Deutsch: »Wie in der Vorwoche serviert man uns, was die Gastronomen immer häufiger ›Amuse-Bouche‹ statt ›Amuse-Gueule‹ nennen, aus einer Art von Scham heraus, die mich jedes Mal zum Lachen bringt.«

Viele Grüße
Christopher

Merci beaucoup!!!
Hallo ihr zwei,

vielen Dank für eure Hilfe, hat meine Frage mehr als vollständig beantwortet.
Ihr habt ein Glas Wein gut bei mir :smile:

Grüße

mhg

[leicht OT] ‚a une sale gueule‘
Hallo Bruderherz,

nun ja, hier in Deutschland gibt es doch auch den wenig schmeichelhaften Terminus ‚Hackfresse‘. Ich denke daher, daß Martin Deine wörtlichen Erklärungen gut verkraftet hat… *lach*

Grüßle

R.

nun ja, hier in Deutschland gibt es doch auch den wenig
schmeichelhaften Terminus ‚Hackfresse‘.

*lach* Genau das ist gemeint!

Grüße zurück
Christopher

Ich hoffe jetzt nur …
… lieber Martin,

das unsere Gastronomen nicht auch die guten, alten Maultaschen in Mundtaschen
verwandeln oder den Ochsenmaulsalat in Rinderlippensalat sowie die Schweinshaxe
in Schweinebein … :smile:

Gruß
Bolo

Servus Bolo,

das trägt eigentlich nichts bei, aber es macht riesigen Spaß:

Was man alles umgehen könnte, weils irgendwie grob klingt oder anrüchige Assoziationen erweckt!

Nonnenfürze = GeistlichInnen-Flati?
Kutteln = Geschnetzeltes von zarten inneren Häuten?
Kratzede = Mit der Gabel Gelüftetes?
Arme Ritter = Feudalherren unter ALG II?
Buabaspitz = KinderInnenerlebnisorganen nachempfundenes Pfannengebackenes?

Und was machen wir mit der Bocuseschen „Holzbeinsuppe“? Einen pot-au-feu à la prothèse?

Allzeit einen Guten wünscht

MM

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Hallo Martin,

vor kurzem war ich in Bochums Drei-Sterne-Imbiss und habe dort einen Dialog von Schweinefleischfarce in der eigenen Haut und zwiefach gesottenen Brunoise von Bamberger Hörnchen an einer leichten, tomatisierten, indisch-cross-over-Gewürzsauce genossen.

Alles klar? :wink:

Grüße, Thomas

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