Nachtrag
Hallo Daraniel,
habe ich oben vergessen zu erwähnen, dass reine und pythagoreische Stimmung dasselbe sind? Das sei hiermit nachgetragen.
Als Ergänzung noch ein weiteres Zitat:
„Es gab in der abendländischen Musikgeschichte verschiedene Systeme der Berechnung vo Intervallen, bei denen diese Unstimmigkeiten ausgeglichen (temperiert) wurden. Diese Stimmungssysteme, Temperaturen genannt, hatten den Zweck, innerhalb bestimmter Tonartbereiche eine möglichst reine Stimmung für das praktische Musizieren bereitzustellen. Die Verwendung von Temperaturen in bestimmten Epochen, z.B. der mitteltönigen und der gleichschwebenden Temperatur, korrespondiert deshalb mit dem verwendeten Tonmaterial in der Musik der jeweiligen Epoche. Allen Temperaturen gemeinsam ist die 2:1 Teilung der Oktave, die anderen Intervalle wurden in den verschiedenen Systemen jeweils unterschiedlich gestimmt.
Die mitteltönige Temperatur, die bis zum 17. Jahrhundert gebräuchlich war, enthält in den häufig benutzten Tonarten (in einem Mittelbereich um den Ton g) Dur-Dreiklängen mit reinen großen Terzen (mit der ganzzahligen Proportion 4:5), während die Dreiklänge entlegener Tonarten (z.B. Des-Dur, Es-Moll) unbrauchbar waren. In der mitteltönigen Stimmung wird die Terz f-a rein (4:5) gestimmt, die zwischen f und a’’ liegen Quinten (f-c’, c’-g’, g’-d’’, d’’-a’’) werden ausgeglichen, also nicht im Verhältnis 3:2 gestimmt (mitteltönige Quinten). Von den erreichten Tönen aus werden wiederum reine große Terzen (c-e, g-h, d-fis, a-cis, e-gis, d-b, g-es) gestimmt. Töne wie des, dis, ges, as und ais kamen in der der Renaissancemusik kaum vor; die schwarzen Tasten hießen immer cis, es, fis, gis und b. In der Musik für Tasteninstrumente des 16. Jahrhunderts klangen also ein Intervall oder ein Dreiklang unterschiedlich, je nachdem, von welchem Ton aus sie gespielt wurden. Die vom tonartlichen Mittelbereich weit entfernten Dreiklänge klangen unrein, und bis zu Bach gibt es selten Werke mit mehr als drei Vorzeichen.
Ab etwa 1700 setzte sich die gleichschwebende, heute „wohltemperiert“ genannte Temperatur durch, die auf Andreas Werckmeister (1645-1708) zurückgeht. Hier wird der 12 Quinten über einem Ausgangston c stehende Ton his, der um ca. 74/73 höher als c ist, mit dem Ausgangston c gleichgesetzt, die Quintenspirale wird also künstlich zum Quintenzirkel geschlossen. Die Korrektur des Kommas wird auf die 12 Oktaven gleichmäßig verteilt, alle Quinten sind also etwas kleiner aus die reine Quinte (2:3), aber alle Halbtonschritte sind gleich groß (temperierte Halbtöne) und haben das konstante Frequenzverhältnis 1:frowning:12-te Wurzel aus 2) bzw. 1:21/12, oder als Dezimalzahl ausgedrückt 1 : 1,059463094359.“
Christoph Hempel: Neue Allgemeine Musiklehre. Atlantis/Schott 1997. S. 21f.
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Nochmals Grüße
Wolfgang