Hallo,
wer ist so bibelbeflissen und kann mir mal erklären, wo genau die Unterschiede zwischen der katholischen und der „protestantischen“ Bibel liegen?
Ist ne totale Anfängerfrage :=)
Danke!
Hallo,
wer ist so bibelbeflissen und kann mir mal erklären, wo genau die Unterschiede zwischen der katholischen und der „protestantischen“ Bibel liegen?
Ist ne totale Anfängerfrage :=)
Danke!
Hallo,
Die Unterschiede sind zunächst im Bereich des AT:
Die katholische Kirche zählt dazu diejenigen Bücher, die auch in der Septuaginta, der griechischen (und jüdischen) Übersetzung des AT, zu finden sind. So sind dort z.B. auch die Weisheit Salomos oder das Buch Tobias zu finden. Zudem sind die Bücher in der LXX (=Septuaginta) anders angeordnet als in dem Hebräischen AT.
Martin Luther, auch ein Kind des Humanismus, durch den die ursprachlichen Studien der Bibel wieder an Bedeutung gewannen, orienteirte sich bei der Auswahl der Bücher an dem Hebräischen AT, behielt aber die Reihenfolge aus der LXX bei. D.h. in einer „protestantischen“ Bibel finden sich nur die Bücher des ATs, die auch im Hebräischen zu finden, außer natürlich, man kauft eine Bibel „mit Apokryphen“, das sind dann die Bücher, die es eben nur in der LXX gab.
Ein weiterer Unterschied, der offensichtlich wieder aktuell wird, ist die Frage nach der verbindlichen Grundlage:
Evenglischerseits ist die Grundlage die jewiligen Bücherin der Ursprache (d.h. hebräisches AT und griechisches NT), in der rk Kirche ist dies die Vulgata (ursrpünglich von Hieronymus erstellte Übersetzung, die im Bereich des AT stark von der LXX beeinflußt ist, auch wenn er wohl das Hebräische zugrundegelegt hat) bzw. Nova Vulgata.
Das Projekt einer neuen „Einheitsübersetzung“ (die so heißt, weil sie von ev. und rk gemeinsam verantwortet wurde, die meisten von uns werden sie als Schulbibel gehabt haben) scheitert nun daran, daß die rk Seite darauf Wert legt, daß in Streit- und Zweifelsfragen die Vulgata entscheidet, die ev. Seite hier den Urtext zugrundelegen möchte.
Ein Blick auf Psalm 16,10 erhellt vielleicht das Problem.
in der Vulgata (hier Psalm 15,10) heißt es der Fromme werden nicht die corruptio sehen. Dies ist eine wichtige Vorstellung für die rk Heiligen- und Märtyrerverehrung, bei der es ja nicht nur um das Leben nach dem Tod des Heiligen geht, sondern eben auch darum, daß der Leichnam eines Heiligen nicht verwest ist.
Luther hat übersetzt, daß der Fromme die „Grube“ nicht sieht, im Hebräischen findet sich: Scheol, d.h. die „Unterwelt“, der Ort, an dem sich die Verstorbenen begeben (ich bitte hier die Expetrten der hebräischen BIbel um Korrektur).
Das zeigt zumindenst, wie sehr es darauf ankommt, welchen Text man einer Übersetzung zugute liegt.
In der derzeitigen Einheitsübersetzung heißt es übrigens „Grab“, aber man kann sich wohl vorstellen, wie problematisch eine verbindliche Festlegung auf die Vulgata wäre, wenn man sich über die Interpretation (die ja immer zu einer Übersetzung gehört) dieses Verses streitet - vor allem im Hinblick auf die wirkungsgeschichtliche Bedeutung innerhalb der rk Kirche.
Grüße,
Taju
Hallo Taju,
ein toller Artikel !
Die Unterschiede sind zunächst im Bereich des AT:
Und wie sieht es mit dem NT aus, insbesondere die neuralgischen Punkte in den Briefen wie
die Gemeindeleiterinnen (Diakonissen ?)
die Grüsse an die Schwägerin des Priesters
etc. ppp ?
Ciao maxet.
Lieber „Anfänger“!
Ich sag’s - vielleicht „anfängerfreundlicher“ - mal so:
Wenn ich eine möglichst mutige Bibelübersetzung heranziehen möchte, greife ich zu einer evangelischen, zum Beispiel:
(1) Lutherbibel (exzellente Verdeutschung)
(2) Elberfelder Bibel (quellennah-wörtlich)
(3) Hoffnung für alle (nicht wörtlich, aber sehr sinngemäß und gut lesbar)
Wenn es mir um eine Übersetzung geht, die auf die Dogmatik der katholischen Kirche möglichst viel Rücksicht nimmt, sind heute am gängigsten:
(1) Einheitsübersetzung (ökumenische Kompromisse)
(2) Gute Nachricht (Kompromisse mit dem heutigen Deutsch)
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Hallo maxet,
Die Unterschiede sind zunächst im Bereich des AT:
Und wie sieht es mit dem NT aus, insbesondere die
neuralgischen Punkte in den Briefen wie
die Gemeindeleiterinnen (Diakonissen ?)
die Grüsse an die Schwägerin des Priesters
etc. ppp ?
Sorry, daß die Antwort etwas länger gedauert hat.
Tatsächlich habe ich keine gravierenden Unterschiede feststellen - zumindest, was den „Bestand“ angeht.
Die „neuralgischen“ Punkte sind eher eine Frage der Interpretation. So bei der berühmten Schwiegermutter des Paulus, es wird ja nicht geleugnet, daß er eine hatte (und damit eine Frau), sondern nur eben, daß er die Ehe nach seiner Berufung noch vollzogen habe…
Abzuwarten bleibt, wie sich eine „katholische“ Bibel (vor allem in der Übersetzung) entwickelt, da ja nun die rk Kirche und auch die deutsche Bischofskonferenz wieder mehr auf die normierende Funktion der Vulgata hingewiesen haben.
So z.B. Rom 5,12, wo ja laut Vulgata in Adam (in quo) alle gedündigt haben, was ja im Griechischen „eph’w“ durchaus anders zu verstehen ist (z.B. „Deshalb“).
Etwas salopp gesagt haben wir ja Augustins Benutzung der lateinischen Übersetzung und seiner Unfähigkeit im Griechischen die Erbsündenlehre su verdanken - angesichts unserer obigen Diskussion über den Umgang der rk Kirche mit Sexualität ist hier sicherlich interessant abzuwarten, wie eine „nur“ rk verantwortete Bibelübersetzung an dieser Stelle lautet.
Auch jetzt schon lohnt sich sicherlich ein Verlgeich zwischen einer Luther-Bibel und der Einehitsübersetzung: Gerdade wir Lutheraner hängen ja schließlich sehr an Rom und Gal - hier gibt es dann manchmal schon kude Bemühungen, die reformatorischen Schlüsselstellen nicht zu lutherisch klingen zu lassen (und wenn auch nur durch Satzteilumstellungen).
Sicherlich keine Ruhmestat erblickt man, wenn man in die deutschen Übersetzungen aller Konfessionen und Richtungen schaut, ist Rom 16,7.
Ohne daß ich glaube, dem eine zu hohe bedeutung zumessen zu müssen, sollte man nun endlich aus Junias Junia und damit eine Frau machen. Textkritisch ist das mE nicht anders vertretbar.
Grundsätzlich zeigt sich aber, gerade im Detail, wie wichtig es ist, welche „Bibelausgabe“ (ob also die Ursprache oder aber eben eine andere) als verbindlich zugrundegelegt wird. Aufgrund der gesamten Struktur der rk Kirche ist es insofern schon ein riesiger Unterschied, ob nun die Vulgata oder das griech.NT als verbindlich gelten (erst recht in sogenannten Lehrzuchtverfahren).
Wer „nur“ die Übersetzungen und dann auch noch mit einem entsprechenden Vorverständnis liest, wir wohl zumindest im NT keine so gravierenden Unterschiede feststellen können.
Grüße,
Taju