Hallo Dominik,
Worauf basiert der Unterschied in der Leitfähigkeit von
verschiedenen Metallen?
Mich würden Modelle bezüglich der Vorhersagbarkeit aufgrund
der stofflichen Eigenschaften interessieren.
Warum leitet zum Beispiel Kupfer besser als Eisen.
Spielt da vielleicht die Größe der Atome samt Orbitale, oder
die Packungsdichte (Kristallstruktur) eine Rolle?
Bitte keine allgemeine Antworten wie Zustandsdichte an der
Fermikante ist höher, sondern die Begründung dafür.
Um es vorweg zu nehmen, ein einfaches Modell zur korrekten Vorhersage gibt es nicht. Ohne Rechnungen lassen sich allenfalls grobe Trends abschätzen oder Vermutungen anstellen, warum das eine Metall besser leitet als ein anderes.
Die Leitfähigkeit hängt zum einen von der Zahl der Leitungselektronen (1) und zum anderen von deren Beweglichkeit (2) im Material ab.
(1) In einem Metall tragen praktisch nur die Elektronen nahe des Fermi-Niveaus zur Leitfähigkeit bei. Deren Zahl korrelliert direkt - wie du schon schreibst - mit der Zustandsdichte am Fermi-Niveau. Wie groß diese ist, hängt über die Bandstruktur von der Kristallstruktur und der Elektronenkonfiguration des Metalls ab. Tendenziell sind die Zustandsdichten innerhalb eines einzelnen Bandes am oberen bzw. unteren Ende deutlich höher als dazwischen. Im Regelfall überlagern sich aber mehrere Bänder, was sehr schnell unübersichtlich wird.
(2) Ein Elektron ist umso beweglicher, je weniger es effektiv vom Kern angezogen wird. Dementsprechend nimmt die Beweglichkeit tendenziell in der Reihe s-, p-, d- und f-Zustände (zunehmende Zahl zentraler Knotenflächen) und innerhalb der Zustände gemäß 1s, 2s… (zunehmende Zahl radialer Knotenflächen) zu. Ferner schirmen Elektronen entgegengesetzten Spins die Kernladung gut ab (hieraus folgt z. B. die Zunahme der Leitfähigkeit von Li zu Be).
Für die Vorhersage der Leitfähigkeit ist zu berücksichtigen, dass die vorgenannten Faktoren in einem komplexen Wechselspiel agieren und an der Fermi-Kante häufig unterschiedliche Zustände (d-, s- …) vorliegen. Zu allem Überfluss gewinnen mit zunehmender Atommasse relativistische Effekte an Bedeutung, die zum einen die energetische Lage der Orbitale und zum anderen deren relative Größe (und damit die in der Bandstruktur gefundene Bandbreite) beeinflussen. Ohne diese Effekte müsste die Leitfähigkeit von Cu über Ag zu Au zunehmen, mit deren Berücksichtigung durchläuft der Trend ein Maximum beim Ag.
Das von dir genannte Beispiel Eisen und Kupfer zeigt die Schwierigkeit der Vorhersage: Am Fermi-Niveau hat Eisen eine deutlich größere Zustandsdichte (im Wesentlichen 3d-Charakter) als Cu (fast nur 4s-Charakter). Andererseits werden die 4s-Elektronen im Cu exzellent durch die vollen 3d-Zustände abgeschirmt, zudem hat ein 4s-Orbital drei radiale Knotenflächen, was insgesamt zu einer sehr hohen Beweglichkeit der Elektronen führt. Im Gegensatz dazu werden die 3d-Elektronen (im Eisen, keine radiale Knotenfläche) sehr effektiv vom Kern angezogen, was zu einer recht geringen Beweglichkeit führt.