Hallo Ihr Lieben,
ich weiß jetzt schon, dass es lang wird - daher eine Entschuldigung vorweg und ein Danke fürs Lesen!
Es geht mal wieder um meinen 22-jährigen Neffen - der eine oder andere mag sich entsinnen!
Kurzform:
Er hat gedealt, hat dadurch seinen Ausbildungsplatz verloren, wurde von den „Platzhirschen“ bedroht, wollte daher aus Süddeutschland weg und hier in unser Haus ziehen, um hier im Norden sein Fachabi nachzuholen.
Den Einzug konnte ich - auch dank Eurer Einschätzung und Ratschläge - abwehren, und habe ihm eine kleine kostengünstige Wohnung in 8 km Entfernung von uns (heißt: meiner Mutter und mir) besorgt. Zwischen Umzug und Schulbeginn lagen gut 2 Monate, von denen er zum Schluss 3 Wochen „freiwillig“ in einer Entzugsklinik war. Schule ist wohl schwer, aber er hält durch. Gerichtsurteil ist letzten Freitag auch erfolgt: 1 Jahr und 3 Monate auf Bewährung!
Hört sich doch soweit alles ganz gut an - den Umständen entsprechend, oder?
So, jetzt kommt aber mein Problem/meine Fragen an Euch!
Meine Mutter und ich haben ihn „projektbezogen“ unterstützt. Ich habe ihm eine Bahncard 50 geschenkt, seinen Anwalt bezahlt, die Provision und Kaution für die Wohnung gezahlt.
Das war ja so auch ok, da wir ihm - obgleich er richtigen Mist gebaut hat - einen Neuanfang ermöglichen wollten.
Aber er reizt es einfach mittlerweile aus! Und vor allem, er wendet sich dann immer an meine Mutter, die wirklich zu NICHTS Nein sagen kann!
Eckpunkte:
Er hat in diesen 2 Monaten kein einziges Mal in seiner Wohnung genächtigt. Er hat sich zwar hier ab und zu etwas nützlich gemacht, aber zumeist hat er sich bedienen lassen und hat nächtelang im Internet rumgedaddelt! Doch recht klar (aber höflich) von mir formulierte Bitten, sich in diesem Haus an gewisse Regeln zu halten, wurden trotzig beantwortet. Außerdem hat er Leute, die ihm in seiner Wohnung helfen wollten, versetzt, so dass sie ohne ihn seinen Kram gemacht haben. Dann hat er noch verschlampt, sich rechtzeitig um sein BAföG zu kümmern, so dass er in den letzten Wochen mehr oder minder „mittellos“ war. Das halbe Jahr, das seit Verlust des Ausbildungsplatzes vergangen ist, hat er nicht ansatzweise genutzt, um etwas Geld zu verdienen.
Das in der Summe hat mich schon genervt, und er hat häufig auch einen richtigen Anschnautzer bekommen…Richtig angekommen scheint es aber bei ihm nicht zu sein!
Eckpunkte seit Schulbeginn:
Meine Mutter geht 1x die Woche mit ihm Einkaufen und bezahlt alles, macht seine Wäsche, zahlt seine Miete, holt ihn fast jedes Wochenende ab (er hat keinen Führerschein und Fahrrardfahren ist ihm zu anstrengend), wenn er mal nicht am Wochenende hier ist, zieht er um die Häuser und gibt Geld aus, das er eigentlich nicht hat…
Irgendwann reicht es doch, oder?
Jetzt will er auch noch seine Eltern verklagen, da er wohl ob der Verdiensthöhe seines Vaters zu wenig BAföG bekommt. Da meine Mutter ein sehr harmoniesüchtiger Mensch ist, will sie statt dessen weiterhin die Mietkosten übernehmen, was ich aber nicht einsehe.
Dann soll er sich doch gefälligst einen Job suchen, oder?
Meine zwei zentralen Fragen:
Wie kann ich meine Mutter überzeugen, dass sie ihm letztlich keinen Gefallen tut?
Wie kann ich meinem Neffen klar machen, dass er unsere Großzügigkeit bitteschön nicht überstrapazieren soll?
Ich rede schon Klartext - teilweise auch lautstark, weil es mich einfach ärgert, aber es scheint bei keinem anzukommen!
Ich bin keine Mutter, aber ich kann Hunde erziehen! Aber selbst dieses „Bis hierher und nicht weiter!“ zeigt bei meinem Neffen keine Wirkung, weil sich meine Mutter (übrigens schon 71 Jahre) immer wieder weichklopfen lässt!
Was kann ich denn tun? Meiner Mutter sieht man es an, dass ihr das alles auch zu viel wird, da wir uns hier noch um meine 92-jährige demente Oma kümmern.
Ich denke mittlerweile schon richtig spießig: Hat die Jugend kein Verständnis, Anstand und Stolz mehr?
Fragende und verzweifelte Grüße
Kathleen