Uraltes Einweckglas mit Kirschen

Hallo,

bei der Entrümpelung eines Kellers fand ich ein Einweckglas mit Kirschen. Drauf steht: „Kirschen, 1871“. So alt und noch dicht? Die Kirschen sind ganz weiß, aber ich sehe weder Schimmel oder irgendwelche exotische Lebensformen, die mittlerweile Einstein rezitieren. Ich habe nicht versucht das Glas aufzumachen, aber der Deckel ist sehr fest. Könnte man theoretisch den Inhalt essen? Schmecken wirds eh nicht. Oder sollte ich diese Rarität eher an Sammler verkaufen…

Wie lange könnte Eingewecktes haltbar sein? Oder besser gefragt, wann vergammelt der Inhalt unter Luft- und Lichtabschluss bei immer unter 10°C? Und wie kann ich mir dieses Vergammeln vorstellen? Oder ist es eher eine Zersetzung des organischen Materials auf zellularer Ebene?

LG Selorius

Guten Tag,
Dass die Kirschen „weiß“ sind, würde mich nicht gerade in Stimmung bringen, sie zu probieren.
Auch bei unter 10°C finden natürlich Zersetzungsprozesse statt, nur geht es etwas langsamer (aber Schimmel im Kühlschrank ist ja auch keine Seltenheit, wie jeder weiß).
Falls das Glas wirklich komplett dicht war und keine Bakterien und Pilze hineingelangt sind, wird wahrscheinlich nur ein Selbstzerfall beginnen, der sehr viel langsamer vor sich geht als der durch Mikroorganismen beschleunigte.

Ich würde grob sagen, dass ich >10 Jahre alte Marmelade oder Eingemachtes nicht mehr essen würde, auch wenn es vielleicht noch genießbar wäre, bei einer Hungersnot vielleicht bis zu 20 Jahre :wink:

Moleküle darin gehen chemische Reaktionen ein, Farbstoffe bleichen aus (ab und zu wird ja doch mal Licht rangekommen sein), Vitamine gehen verloren, Geruch und Geschmack verändern sich.

Gruß

hi

ich frage mich gerade, ob dieses Glas für die Wissenschaft interessant sein könnte. Es gibt ja Untersuchungen bei denen man anhand von altem, organischem Material die Frühere Zusammensetzung der Luft / des Bodens erforscht. Vielleicht gibnt es irgendwo auf der welt jemanden, der gerade auf so eine Probe gewartet hat.

Falls niemand daran Interesse hat oder du es nicht für umsonst weggeben möchtest, würde ich dieses Glas nicht zerstören, sondern als Kuriosum auf dem Kellerregal stehen lassen - auf das ein weiterer Sammler es in 150 Jahren entdeckt und dieselbe Frage stellt…

Viele Grüsse, sama

Servus,

falls es ein Glas von Weck ist (was ich vermute): Weck hat eine Sammlung von alten eingeweckten Konserven. Wird dafür allerdings wohl kaum Geld geben, sondern Ware. Kommt halt drauf an, ob Du damit was anfangen kannst.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

ein Bekannter von mir hat mal ein Einmachglas gefunden, darauf stand irgendwas wie Heidelbeeren 1942 (auf jeden Fall 40er Jahre). Der Inhalt war schwarz (Heidelbeeren eben).

Er hat es aufgemacht und ins Klo gekippt. Das soll noch stark nach Heidelbeeren gerochen haben.

Gruß, Niels

bei der Entrümpelung eines Kellers fand ich ein Einweckglas
mit Kirschen. Drauf steht: „Kirschen, 1871“.

Hallo,

laut Wikipedia wurde das Verfahren, Lebensmittel in einem Glas einzukochen, 1892 patentiert. Der Herr Weck hat das Patent übernommen und 1900 die Firma Weck gegründet. Ein Ein"weck"glas von 1871 gibt es also ganz sicher nicht.

Es könnte natürlich Vorläufer gegeben haben, aber wie beweisen? Eine C14-Bestimmung lohnt sich sicher nicht. Sieht das Glas industriell gefertigt aus, ist es sicher nicht so alt.

Gruss Reinhard

Hallo,

danke für den Einwand. Es ist einfach ein Glas, oben ist der Deckel aus Glas drauf, jedoch statt Gummi irgendeine Masse (Wachs?). Ich habe das Glas erst mal bei unserer Universität abgegeben, die guggen mal. Ob da was rausrommt bezweifle ich, aber vielleicht hat ein Student mal ne ordentliche Forschungsaufgabe.

Gruß
Selorius

Servus,

laut Wikipedia wurde das Verfahren, Lebensmittel in einem Glas
einzukochen, 1892 patentiert.

Das ist nicht richtig. 1892 wurde das Verfahren patentiert, mit einem Gummiring, der beim Sterilisieren zwischen Glas und Deckel gelegt wird und der beim Abkühlen angesaugt wird, einen dauerhaften Unterdruck im Glas zu erzeugen und das Glas so dauerhaft zu verschließen.

Das Konservierungsverfahren selber - mit Verschluß der Gläser mit Terpentinkitt - ist etwa 1790 von François Nicolas Appert entwickelt worden.

Es könnte natürlich Vorläufer gegeben haben, aber wie
beweisen?

Über Wikipedia hinausschauen. Das lohnt sich öfter mal.

Schöne Grüße

MM