Urdu, Hindi und Arabisch

Hi,
Ich habe grade mein Studium (Ethnologie) begonnen und da ich langfristig meinen Schwerpunkt auf Indien setzen möchte, werde ich auch nicht drumrum kommen früher oder später eine indische Sprache zu lernen. Eigentlich würde ich aber lieber Arabisch lernen und werde dafür wohl dieses Semester auch noch einen Kurs belegen.
Meine Fragen sind:

  1. Wenn ich die arabische Schrift bereits beherrsche, kann ich dann auch die Urdu-Schrift, oder gibt es da noch Unterschiede? Wenn ja wie groß sind sie?
  2. Wenn ich Urdu lerne, wie gut kann ich mich dann mit Menschen verständigen die Hindi sprechen? Ist es fast dasselbe nur mit unterschiedlicher Schrift, oder kann es da schonmal zu ernsthaften Schwierigkeiten kommen?
    Ich interessiere mich viel mehr für den Hinduismus als für den Islam, was ja eher für Hindi sprechen würde, aber wenn die Unterschiede nur klein sind, würde ich mir evtl. zutrauen richtig Arabisch UND Urdu zu lernen. Ansonsten wird es wohl nur Hindi werden.
    Ich hoffe jemand kann mir helfen, danke schonmal.
    Schöne Grüße aus Heidelberg

Hallo,

  1. Wenn ich die arabische Schrift bereits beherrsche, kann ich
    dann auch die Urdu-Schrift, oder gibt es da noch Unterschiede?
    Wenn ja wie groß sind sie?

Zwischen der Variante der arabischen Schrift, mit der man Urdu schreibt, und der „normalen“ Art, gibt es zwei Hauptunterschiede: Zum einen werden für Urdu ca. ein Dutzend Buchstaben verwendet, die es im Arabischen nicht gibt. Fast alle davon sind jedoch solche, die sich nur in der Zahl der Punkte oder ähnlichen Kleinigkeiten von den arabischen Grundbuchstaben unterscheiden. Zum anderen benutzt man für Urdu auch einen anderen Schriftstil, nämlich Nasta’aliq (siehe z.B. hier: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/0/05/Nastal…). Für jemanden, der gerade erst mit Arabisch anfängt, ist diese Schrift etwas komplizierter zu entziffern, da sie nicht so klare Trennungen zwischen den einzelnen Buchstaben erkennen lässt wie beispielsweise Naskhi oder andere für das Arabische geläufige Varianten. Sprich: Arabisch kann in keinem Fall schaden als Grundlage zum Erlernen von Urdu; nicht nur zum besseren Erlernen/Entziffern der Schrift, sondern auch aufgrund des arabischen Lehnwortschatzes in Urdu.

Ich interessiere mich viel mehr für den Hinduismus als für den
Islam, was ja eher für Hindi sprechen würde, aber wenn die
Unterschiede nur klein sind, würde ich mir evtl. zutrauen
richtig Arabisch UND Urdu zu lernen. Ansonsten wird es wohl
nur Hindi werden.

Deine Motivation in allen Ehren, aber da wäre ich vorsichtig. Denn um Arabisch „richtig“ zu lernen, brauchst Du schon einige Zeit, Motivation und vor allem einen qualifizierten Dozenten an der Uni. Gerade letztere sind mir bisher noch nicht untergekommen, so dass meine Arabischkenntnisse trotz mehrerer Jahre VHS, Uni und Auslandsaufenthalt in der arabischsprachigen Gegend nach wie vor bestenfalls mittelmäßig sind (im Vergleich zu anderen Sprachen, die ich deutlich kürzer lerne/gelernt habe). Du darfst nicht vergessen, dass die Sprache grundlegend anders aufgebaut ist als die indogermanischen Sprachen, die Du vermutlich bisher gelernt hast. Deshalb denke ich, Du solltest Dich erst einmal auf eine der Sprachen konzentrieren und später, wenn Du die eine passabel beherrschst und nach wie vor Interesse an dem Kulturraum hast, die zweite dazu nehmen.

Gruß,
Stefan

Hallo,

zunächst einmal stimme ich meinen Vorredner 100% zu!
Weiterhin: Urdu und Hindi sind eigentlich dieselbe Sprache, die eine (Hindi) mit viel mehr Sanskrit Lehnwörtern, die andere mit vielmehr arabischen Lehnwörtern. Die Grammatik ist gleich, normal verständigen kann man sich eigentlich auch, aber wie gesagt…die große Menge unterschiedlicher Lehnwörter könnte es kompliziert machen.

Sagen wir mal so: mit Hindi und Arabischkenntnissen (großen!) ist Urdu ein Klacks. Aber arabisch…wie schon geschrieben…uiuiuiui!
SCHWER!

Viel Erfolg
Maria

Okay vielen Dank erstmal euch beiden, ihr habt mir schon ein ganzes Stück weitergeholfen.
Ich denke auch wenn es schwer ist, werde ich versuchen mir erstmal zumindest Grundkenntnisse in Arabisch anzueignen, wollte ich schon seit Jahren und wie gesagt „indisch“ ist eher so weil ich es nunmal muss um mich auf die Region zu spezialisieren. Bis ich damit anfange kann ich auch noch etwas warten und wenn es dann Urdu wird hilft es mir dann ja wohl wirklich weiter.
Kann jemand vielleicht noch genauer darauf eingehen wie sehr sich Hindi und Urdu unterscheiden? Vielleicht mit einem Vergleich? Ist es eher wie Spanisch/Portugiesisch, wie brit. Englisch/amer. Englisch, oder vielleicht wie Sächsisch/Bayrisch? ^^

Hallo

Ich würde sagen, Hindi und Urdu unterscheiden sich, soweit ich weiß, eher wie britisches/amerikanisches Englisch oder vielleicht Deutsch/Österreichisch.

Wie gesagt, der Knackpunkt sind die vielen unterschiedlichen Lehnwörter.

Liebe Grüße
Maria

P.S. Das arabische Alphabet ist schnell zu lernen. Als Vergleich: für das arabische Alphabet haben wir 3 Wochen gebraucht, für Devanagari ein ganzes Semester. Urdu lesen fällt mir allerdings extrem schwer, das ist eher ein entziffern…

Hi,

Ich würde sagen, Hindi und Urdu unterscheiden sich, soweit ich
weiß, eher wie britisches/amerikanisches Englisch oder
vielleicht Deutsch/Österreichisch.

Wie gesagt, der Knackpunkt sind die vielen unterschiedlichen
Lehnwörter.

Wegen der Lehnwörter vllt. eher noch mit Anglish und Amerikanischem Englisch. :wink:
http://en.wikipedia.org/wiki/Anglish

P.S. Das arabische Alphabet ist schnell zu lernen. Als
Vergleich: für das arabische Alphabet haben wir 3 Wochen
gebraucht, für Devanagari ein ganzes Semester. Urdu lesen
fällt mir allerdings extrem schwer, das ist eher ein
entziffern…

Das finde ich komisch. Das arabische Alphabet ist wirklich nicht schwer, das kann man auch in kürzerer Zeit sehr schnell lernen. Aber ich finde auch Devanagari nicht viel schwieriger… das System da ist anders und es gibt vllt. auch mehr Zeichen (hab ich jetzt nicht gezählt), aber an sich ist’s auch nicht schwieriger. Allerdings gibt’s da die Ligaturen, also zusammengesetzte Buchstaben ähnlich den unsrigen æ (tricky… aber ein ganzes Semester? Das finde ich ungewöhnlich. Das dürfte man auch problemlos in einer Woche lernen können, mit jedem Tag 1~2 Stunden.

Grüße,

  • André

Hallo

Hier schreibt ein großer Fan von Dir! :smile:
Also, ich habe Hindi 1996 gelernt, also schon etwas her… von daher lässt die Erinnerung etwas nach. Wir hatten nur 1 mal Hindi pro Woche, vielleicht haben wir nicht das GANZE Semester gebraucht, aber mehrere Monate auf jeden Fall. Klar, das größte Problem sind die Ligaturen, die haben wir, glaube ich, nichtmal alle gemacht, denn das sind ja fast unendlich viele… Devanagari hat denke ich irgendwas zwischen 40 und 50 Buchstaben, Arabisch…24.
Klar kann man Devanagri auh innerhalb wesentlich kürzerer Zeit lernen, bei uns ging es damals ganz langsam voran…3 bis 4 Buchstaben pro Unterrichtsstunde. Wenn überhaupt…

Liebe Grüße
Maria

Hi

Also ich finds auch etwas komisch, wir hatten Sanskit auch nur einmal die Woche und haben knapp 3 Wochen gebraucht (aus Faulheit).

Wer geht denn auch hin und lernt Ligaturen auswendig? Das ist ja überflüssig (is ja auch viel Zeit von 1996 zu 2006).
Sinnvoller ist es, sich alle Buchstaben in den 3 meistverwendeten Druckschriften anzugucken und dann lassen sich 90% der Ligaturen vollkommen Problemfrei entziffern. Es gibt glaub ich noch so 14 die völlig aus der Reihe fallen, die muss man lernen, geht aber. Und dann noch Ligaturen mit 3-4 Konsonanten, die aber so selten sind, dass man sie im Zweifelsfall auch nachschlagen kann.

lg
Kate

Hi

Urdu ist tatsächlich so eine Art Zwischensprache zwischen Hindi und Arabisch. Je nachdem wo du deinen Schwerpunkt hinverlegen willst, solltest du also A oder H nehmen.

Du kannst von beiden aus im Drei-Stufen-System erst Hindi --> Urdu --> Arabisch lernen oder eben umgekehrt.

Die meiste Zeit wird tatsächlich Arabisch brauchen und es ist ziemlich unreell es anständig lernen zu wollen wenn man nicht in einem arabisch-sprachigen Land lebt, es ist fast unmöglich. Die Orientalisten meiner Uni können auch nur Arabisch, wenn sie eine entsprechende Herkunft haben :wink:

Außerdem lernt man oft nur ein spezifisches Arabisch (ägyptisch-arabisch oder jordanisch-arabisch z.B.) oder das Klassische z.B. an der Uni für Textarbeiten. Daher empfielt sich der Aufenthalt im entsprechenden Land.

Hindi ist vergleichsweise einfach zu erlernen und auch grammatikalisch mit seinen drei Fällen sehr kuschelig.

lg
Kate

Arabisch in Deutschland

Die meiste Zeit wird tatsächlich Arabisch brauchen und es ist
ziemlich unreell es anständig lernen zu wollen wenn man nicht
in einem arabisch-sprachigen Land lebt, es ist fast unmöglich.

Hallo Kate & Talwyn,

das würde ich nicht sagen. Richtig ist zwar, dass Kurse an der Uni nicht zur lebendigen Kommunikation befähigen. Doch ich weiß aus meiner eigenen beruflichen Tätigkeit heraus, dass man auch hier in Deutschland so weit kommen kann, dass man die Sprache fließend sprechen kann. Mit ein bisschen Talent sogar so gut, dass man von Arabern für einen Araber gehalten wird. Ein arabisches Umfeld, z.B. arabische Nachbarn oder ein Stadtviertel mit arabischen Geschäften oder Teestuben, kann dabei hilfreich sein, und auch wichtig ist ein erfahrener, geduldiger Privatlehrer, mit dem man viel mündliches & schriftliches Training durchführt. Bei zehn Stunden wöchentlichem Unterricht kann man dann schon nach zwei Jahren tolles Arabisch. Je nach Talent und Alter können es natürlich ein Jahr mehr oder auch weniger sein.

Außerdem lernt man oft nur ein spezifisches Arabisch
(ägyptisch-arabisch oder jordanisch-arabisch z.B.) oder das
Klassische z.B. an der Uni für Textarbeiten. Daher empfielt
sich der Aufenthalt im entsprechenden Land.

Man sollte immer zuerst richtiges Arabisch anstelle von Ägyptisch oder Jordanisch lernen, denn davon leiten sich alle Dialekte ab. Für einen Dialekt sollte man ca. ein Jahr zusätzlich einplanen. Wenn Du aber mit Arabern egal welcher Herkunft Hocharabisch sprichst, kommen sie Dir in meist mit Hocharabisch entgegen, zwar manchmal unsauber, aber immerhin.

Schöne Grüße,

Mohamed.