Sicherheit und Urlaub in Ägypten | ACHTUNG LANG!
Hallo Van04,
ich bin regelmäßig etwa alle zwei Monate für 10 - 14 Tage in Ägypten, Sharm elSheikh, und kann Dir absolut versichern, dass es in den Touristengebieten keinerlei Probleme hinsichtlich der Sicherheitslage gibt. Ganz sicher nicht!!
Ich war auch während der Unruhen Ende Januar/Anfang Februar dort und selbst zu diesem Zeitpunkt habe ich mich zu jedem Zeitpunkt absolut sicher gefühlt. Zu merken war damals lediglich, dass die Banken geschlossen waren (und damit die EC-Karten-Automaten nicht funktionierten), dass das Internet nicht funktionierte und dass es in manchen Supermärkten Schwierigkeiten mit dem Nachschub mancher Lebensmittel gab. Zudem wurden damals viele Geschäfte vorübergehend geschlossen, weil die Touristen abreisten und die Ladeninhaber keinen Sinn mehr darin sahen, dann ihre Souvenirläden oder Reise-Anbieter-Geschäfte zu betreiben. Wohlgemerkt: Dies war während der Unruhen selbst!
Inzwischen hat sich dort schon lange alles wieder normalisiert. Wie es in Kairo direkt aussieht, kann ich nicht beurteilen. Aber in Hurghada, Sharm elSheik, Dahab und Marsa Alam läuft „business as usal“ und es besteht kein Grund, dort nach den Unruhen nicht hinzufahren.
Ganz im Gegenteil: Wer jetzt nach Ägypten reist, kann die wunderbaren Tauchgründe, die Pyramiden, das Tal der Pharaonen, das Katharinenkloster und die vielen Strände noch mehr genießen, da er sie mit weniger Touristen teilen muss.
Die weniger gewordenen Touristen sind übrigens dadurch begründet, dass Reiseveranstalter wie z.B. Thomas Cook einfach weniger Flugkontingente zur Verfügung gestellt haben für diese Saison - und das jetzt auch nicht mehr ändern wollen.
Durch diese künstliche Verknappung steigt natürlich auch der Reisepreis wieder an für Pauschalreisen nach Ägypten. Und das wiederum schreckt auch wieder ab.
Zitat:
„Dass aber auch nach Ägypten noch weniger Urlauber reisen als vor der Revolution, liegt nach Ansicht von Prof. Martin Lohmann nicht in erster Linie in der Angst vor neuer Gewalt begründet. „Die Veranstalter haben Kapazitäten umgeschichtet, das ändern sie jetzt nicht mehr“, erklärt der Experte vom Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Kiel. Thomas Cook und Neckermann bieten 46 Prozent weniger Flüge in die beiden Krisenländer an, Tui hat die Zahl seiner Carrier um 40 Prozent heruntergefahren.“
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12091…
Ich kann mich daher nur meinem Vorposter nachdrücklich anschließen: Sicherheitsrisiken sollten kein Grund sein, um nicht nach Ägypten zu reisen!
Dagegen sind die momentan noch immer steigenden Temperaturen, die im August problemlos auf 40 Grad Celsius klettern können, wirklich der Hammer!
Ich bin zuletzt Ende Mai/Anfang Juni (also jetzt gerade) dort gewesen und habe in meinem Appartement den ganzen Tag und die ganze Nacht die Klimaanlage laufen lassen müssen (auf 27 Grad eingestellt mit niedriger Ventilatorgeschwindigkeit, damit das Ding nicht so nervt). Tagsüber (und vor allem mittags) rauszugehen, war der pure Horror und der Aufenthalt maximal unter einem Sonnenschirm mit einer frischen Brise erträglich…
Frühestens Anfang Oktober würde ich jetzt wieder nach Ägypten reisen.
Den Sommerurlaub dort zu verbringen kann ich wirklich nicht empfehlen. Und warum die Briten trotzdem dort im Juli/August regelmäßig in Scharen einfallen, wird mir immer ein Rätsel bleiben… *kopfschüttel*
Übrigens war ich früher auch häufig in Hurghada. Kann den Ort allerdings leider wirklich nicht mehr empfehlen. Hurghada ist für mich nur noch zur reinen Touristenabzocke verkommen, in dem die Reisenden als lebendige „Geldausspuckmaschine“ angesehen werden. Respekt wird dort inzwischen m.E. weder den Reisenden entgegengebracht, noch von seiten vieler Touris den Ägyptern gegenüber.
Empfehlenswert dagegen ist wirklich noch ein Urlaub in Sharm elSheikh (dort gibt es von ruhig bis Party alles was das Urlauberherz begehrt) oder in Marsa Alam (dort ist es eher sehr ruhig und für Nicht-Partygänger daher wirklich erholsam) oder in Dahab, wo sehr viele Taucher ihren Urlaub verbringen und wo es eher noch alternativ und persönlicher zugeht. Wie es in Luxor sein mag, kann ich leider nicht sagen.
Sorry, dass dieser Text so lange geworden ist. Ich habe ihn auch für all diejenigen geschrieben, die zufällig beim Surfen hier drauf stoßen, weil sie sich - ebenso wie Du - fragen, wie die Sicherheitslage in Ägypten inzwischen wohl sein mag.
Viele Grüße
Stefanie
P.S.: Bei der Gelegenheit möchte ich gerne noch eine Anmerkung zu den Trinkgeldern in Ägypten loswerden. Es ist zwar oft wirklich lästig, und manchmal sind die Ägypter auch einfach unverschämt mit ihren Forderungen nach Backschisch - doch tatsächlich sind die Mitarbeiter dort sehr auf die Trinkgelder angewiesen.
Die meisten Menschen Gärtner, Zimmermädchen, Kellner, Koch) haben einen regulären Tageslohn von 20 - 60 GP (entspricht 3 bis 8,50 Euro). Das höchste der Gefühle ist ein Monatslohn i.H. von 3.000 EGP (430 Euro) für beispielsweise Reiseleiter. Von diesem Geld müssen die Arbeiter ihre Familien unterstützen, die meist weit entfernt in der Gegend um Kairo leben.
Genug Geld, um ihre Frauen, Kinder oder Eltern in die Touristengebiete zu holen, verdienen sie auf gar keinen Fall. Dafür sind allein schon die Mieten der Appartements viel zu teuer. Und so bleibt den Arbeitern nur, sich ihre Urlaubstage zusammenzusparen und so alle paar Wochen für ein paar Tage am Stück nach Hause fahren zu können. In der Zwischenzeit leben sie eingepfercht in Staff-Houses in WGs zusammen und stehen für ihre Arbeitgeber oft permanent auf Abruf bereit.
Also, vielleicht ist für den einen oder anderen nach dieser Info ja mal ein kleines Trinkgeld für den Busfahrer, den Reiseleiter oder den Kellner möglich - natürlich vorausgesetzt, der Service war es auch wert…