Servus,
Wer von euch war denn schon in Paris oder Wien?
ichichich - Paris ungefähr zehn Mal, Wien leider bloß zwei Mal.
Welche Stadt ist schöner? Sehenswürdigkeiten, Essen,
Ausgehmöglichkeiten, etc,
In beiden hat es davon reichlich und unbemessen.
Am frühmorgendlichen Ende eines Zugs durch die Gemeinde auf dem eben grade öffnenden (dann ist er genießbar) Naschmarkt stehen und sich fragen, ob das alles geträumt war: Der Junkie und Pusher auf Bewährung, der in einem sozialpädagogischen Pilotprojekt 1:1 persönlich von einem Kriminaler betreut wird, der genauso abgefahren ist wie er selber (aber mehr Schopenhauer intus hat), und der Dir morgens um halbdrei kurz bevor man sich hamdraht in einem zweiten Unterkeller sein Inventar gezeigt hat: Riesige Lagerstätten von Shillums in Speckstein, Messing, Ton - Speckstein- und Ebenholzelephanten, Silberschmuck aller Art, Räucherstäbchen in Patchouli, Sandelholz, Jasmin etc etc.: Den ganzen Kram, mit dem er seine kleinen Ameisenhändler losschickt, matt glänzend in Kellergewölben aus dem 18. Jahrhundert - und dann tauchst Du ans eben dämmernde Morgen-Grauen, und vor Dir knallt ein Messingschild an einer Haustür Dir mitten ins Gesicht: „Realitäten“! - Oh, Du lieber Augustin, ollas is Wien…
Und der Park Buttes Chaumont, wo Du an einem xbeliebigen Morgen zwischen der noch nicht geöfffneten Kasperlbude, den stillstehenden Karusellpferdchen und dem kleinen alles dominierenden Tempelchen für die um diese Zeit noch nicht eingetroffenen Liebespaare einen ungefähr neunzigjährigen Viet im Schatten von ein paar Robinien beim Tai Chi siehst, und endlich begreifst, vielleicht, was Tai Chi eigentlich ist, vielleicht:
Ces jardins remontés
Qui n’ont plus leur parure
Et c’est Paris l’ennui
La gare où s’accomplit
La dernière déchirure
Et c’est Paris fini
Loin des yeux loin du coeur
Chassé du Paradis
Et c’est Paris chagrin
Mais une lettre de toi
Une lettre qui dit oui
Et c’est Paris demain
Des villes et des villages
Les roues tremblent de chance
C’est Paris en chemin
Et toi qui m’attends là
Et tout qui recommence
Et c’est Paris je reviens.
(Jacques Brel)
Gibt es dort die Möglichkeit eine günstige Ferienwohnung zu
bekommen?
In Wien hat es viele günstige Ferienwohnungen. Wien ist insgesamt sehr viel budgetfreundlicher als Paris, hat wohl auch mit dem klassischen Austro-Sozialismus zu tun: Dinge des täglichen Bedarfs, wie Essen, Trinken, Museen, Bibliotheken, Verkehrsmittel, Wohnraum kosten auch in der alten Hauptstadt Kakaniens nicht viel. Da wird auch nicht zwischen Kakaniern und Piefkes unterschieden, es gilt ein Recht für alle, und ich glaube, die beste Reklame für die abgeschabte Sozialdemokratie weltweit heißt unverändert mit Nachnamen Kreisky.
In Paris täte ich da eher ein Hotel mit maximal einem Stern gehen, z.B. les Olympiades, Metro Clignancourt. Oder schlicht frei Schnauze - die Beurs, die es gemacht haben wie die Schwaben anno 1923 in Philadelphia (Schaffa ond Spara, dasses die Jonge mol besser hent), stehen in keinem Online-Portal, weil des dät jo Geld koschda. Aber man findet sie, bevorzugt in den Arrondissements von 10 - 19.
Anreise besser mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug?
Mit der Bahn, in beiden Fällen. Der TGV ab Frankfurt und Stuttgart fährt ab Grenze mit Flughöhe Null (350 km/h), und er hat den Vorteil, dass man nicht irgendwo in der Gegend weit vor der Stadt abgekippt wird, sondern dass man zwanzig Meter vom Café des Arrivés ankommt (vgl. Niedeckens BAP). Ab Köln rutscht das gleiche mit Thalys, heißt dann halt Gare du Nord, das Bier ist pilsiger da, aber das Prinzip ist das gleiche.
Und Attnang-Puchheim - Melk - St. Pölten - Wien! Das ist nicht nur mit Peter Rühmkorf der Inbegriff von Reisen. Leider durchgehend verschweißte Schienen und Hochgeschwindigkeitsverkehr. Es fehlt dazu der Railroad Blues-Rhythmus: Tatamma - tatack - tatamma - tatack - tatamma - tatack - aber den gibts auch im SNCF-Imperium nicht mehr. Schade eigentlich.
Aber immerhin haben die ÖBB-Loks richtige Strahler vorne dran, wie gemacht für den Midnight Special -
Schöne Grüße
MM