Urlaubszwang

Hi!

Was haltet Ihr von dem Megastau der letzten zwei Tage auf manchen Autobahnen?

Sobald mal ein paar Tage frei sind, legt sich der Deutsche auf die Autobahn.
Mir kommt es vor, als ob der durchschnittliche Deutsche ein ziemlich armer Hund sein muß, daß er, permanent von einer gewissen Unruhe getrieben, auf der Flucht vor seinem Alltag ist.

Ist es sozialer Zwang, der die Leute zu jeder Gelegenheit auf die Autobahn treibt? Muß man den Nachbarn und Freunden nach jedem langen Wochenende eine tolle Geschichte auftischen können darüber, an welchem tollen Urlaubsziel man denn nun wieder seine Zeit verschwendet hat?
Oder wohnen die Leute alle so fürchterlich, daß Urlaub der einzige Lichtblick ist?

Die wichtigste für mich Frage ist dabei allerdings: denkt eigentlich ein einziger von diesen Leuten auch einmal daran, daß in den Regionen, wo sie 5 mal im Jahr die Autobahn verstopfen, auch noch Leute wohnen, die ein gewisses Mobilitätsbedürfnis haben???

Ich als Münchner habe mit Genuß die Medienberichte über den Stau verfolgt. Hoffentlich haben sie sich alle so richtig den Hintern abgefroren!
Was gibt diesen Leuten das Recht, regelmäßig den Verkehr in und um München zum Erliegen zu bringen?

Ich wünsche diesen Typen eine mindestens genauso spaßige Heimreise!

Grüße und schöne Feiertage!

Mathias

Daheimgebliebener äußert sich
Hallo Mathias!

Na, da klingt ja ganz schön der Frust durch. Deine Beweggründe kann ich recht gut verstehen; ich wohne zwar nicht in einem solchen Zentrum und Durchgangstor wie München, habe aber meine Behausungen oft genug in Orten gehabt, die offenbar zwischen sämtlichen Arbeitsplätzen der Region links und sämtlichen Wohnhäusern der Region rechts lagen, so daß sich zweimal täglich eine Blechlawine nah an mir vorbeiquetschte.

Insofern kann ich Deinen Frust verstehen, wenn ich mich auch der Häme enthalte, die Du Dir da gestattest.

Ich glaube nämlich auch nicht, daß man die Leute, die sich da derzeit schrittchenweise durch’s Ländle quälen, über einen Kamm scheren kann. Natürlich gibt es diese Idioten, die derlei tun, weil sie vorher nicht über Alternativen nachgedacht haben, die vielleicht nur in Urlaub fahren, damit sie nachher mit dem „Statussymbol Urlaub“ angeben können (Motto: Man ist so toll wie das, was man gemacht hat - gräßlicher Irrtum).

Aber es gibt auch die Leute, bei denen äußere Zwänge (oder vermeintliche Zwänge) dazu führen, daß sie zu keiner anderen Zeit fahren können. Ich bin zwar selbst Single und insofern nicht weiter gebunden, aber ich verstehe immerhin die job- oder familienbedingt keine andere Gelegenheit haben, einfach weil unser Wirtschaftssystem solche Rahmenbedingungen begünstigt. Du hast insofern recht, als es gewißlich mehr Leute gibt, die sich nur einreden, sie hätten keine Alternative, als dann zu fahren, wenn sie alle fahren.

Und ich verstehe - da selbst Weihnachtsflüchter (wenn auch nicht räumlich) - auch diejenigen, die das Bedürfnis haben, der Verkaufswerbeveranstaltung Weihnachten (das in der Form, in der es mehr und mehr begangen wird, kaum unbesinnlicher - und unchristlicher, wenn man Wert darauf legt - sein könnte) zu entkommen. In den Staus, über die Du Dich aufregst, gibt es auch eine ganze Menge „Flüchtlinge“, denke ich.

Realistischerweise mußt Du Dich natürlich auch fragen bzw. fragen lassen, warum Du Dir dann ausgerechnet München ausgesucht hast, denn ich denke mal, in einem solchen Zentrum muß man sich solcher Gegebenheiten einfach vorher bewußt sein. Wohntest Du irgendwo entlang der eigens für diese Staus erbauten Autobahnen, fände ich den Frust eher berechtigt.

So oder so: wir werden’s nicht wirklich ändern können. Dies ist und bleibt eine Autofahrer- Weihnachtsfeierernation. (**Seufz**)

Best Wishes.

pengoblin

Hallo Mathias,

ich kann deinen Frust gut verstehen. Ich wohne am bzw. im Inntaldreieck. Wenn da mal Stau ist, kann man wirklich nicht mal mehr den nächsten Lebensmittelladen erreichen. Und die Bemerkung von Pengoblin mit dem „Aussuchen des Wohnortes“ ist schon reichlich zynisch, finde ich. Es gibt einfach Leute, die irgendwo geboren und groß geworden sind, oder irgendwo eben eine Arbeit und möglicherweise in der Nähe eine Wohnung gefunden haben. Wer hat denn schon das Glück, ein kleines Häuschen weitab von allem Lärm erstens zu finden, und zweitens da bleiben zu können, ohne wegen Arbeitslosigkeit zu verhungern.

Ich glaube aber, dass nicht alle Leute nur urlaubsgeil sind. Viele (und in meinem Bekanntenkreis die meisten) wollen Weihnachten als Fest der Familie feiern. Und da wir halt nicht mehr alle an einem Fleck beieinanderhocken, heißt das, einer muss immer auf Achse sein.

Gottseidank habe ich aufgrund nichtchristlichen Hintergrunds weder die Verpflichtung noch das Bedürfnis, mich dieser Völkerwanderung anzuschließen. Aber andere kommen da beinahe nicht aus, selbst wenn sie es eigentlich wollten.

Aus der Provinz in die Metropole besinnliche Weihnachtswünsche

Irene

Huhu!

Sobald mal ein paar Tage frei sind, legt sich der Deutsche auf
die Autobahn.
Mir kommt es vor, als ob der durchschnittliche Deutsche ein
ziemlich armer Hund sein muß, daß er, permanent von einer
gewissen Unruhe getrieben, auf der Flucht vor seinem Alltag
ist.

Tja, wir werden uns nächste Woche auch auf die Autobahnen begeben. Das hat aber weniger mit Unruhe zu tun, sondern mit weit verstreut lebender Familie. Und besser ein Auto (sprich wir) ist unterwegs, als 20 Leute in entsprechend vielen Autos :wink:

Bye, Vanessa

Ausgesuchte Bedeutung
Hallo Irene -

die Bemerkung von Pengoblin mit dem „Aussuchen des Wohnortes“ ist schon reichlich zynisch, finde ich. Es gibt einfach Leute, die irgendwo geboren und groß geworden sind, oder irgendwo eben
eine Arbeit und möglicherweise in der Nähe eine Wohnung
gefunden haben. Wer hat denn schon das Glück, ein kleines
Häuschen weitab von allem Lärm erstens zu finden, und zweitens
da bleiben zu können, ohne wegen Arbeitslosigkeit zu
verhungern.

Ich hätte nicht gedacht, daß man das so verstehen kann, und so meinte ich es auch nicht. Ich bin ebenfalls nicht so betucht, daß ich mir hier im Rhein-Main-Gebiet exklusive Villengrundstücke um mich herumversammeln kann. Ich denke mir nur, daß man so realistisch sein sollte (gerade im doch recht enggewordenen Deutschland), anzuerkennen, daß bestimmte Gegenden (wohl u.a. auch der Münchner Großraum) einfach vermenscht und entsprechend auch „verautot“ sind, und zwar in einem Maße, das Veränderungen zum besseren nur noch sehr bedingt zuläßt. Es ist schlicht unrealistisch, derart langvergossene Milch zu bejammern. Das war gemeint.

Aus der städtischen Geistesprovinz grüßt Dich freundlichst

ein pengoblin

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Hi!

Na, da klingt ja ganz schön der Frust durch. Deine Beweggründe
kann ich recht gut verstehen; ich wohne zwar nicht in einem
solchen Zentrum und Durchgangstor wie München, habe aber meine
Behausungen oft genug in Orten gehabt, die offenbar zwischen
sämtlichen Arbeitsplätzen der Region links und sämtlichen
Wohnhäusern der Region rechts lagen, so daß sich zweimal
täglich eine Blechlawine nah an mir vorbeiquetschte.

Insofern kann ich Deinen Frust verstehen, wenn ich mich auch
der Häme enthalte, die Du Dir da gestattest.

Das ehrt Dich.
Ich jedenfalls hörte mit Freude erfüllt, daß das ganze Weihnachtswochenende und auch noch die letzten 2 Tage von Staus im ganzen Land gezeichnet waren.
Vielleicht denkt man ja mal über sein Verhalten nach, wenn man den heiligen Abend mit zwei quwengelnden Kleinkindern im Auto verbracht hat…

Ich glaube nämlich auch nicht, daß man die Leute, die sich da
derzeit schrittchenweise durch’s Ländle quälen, über einen
Kamm scheren kann. Natürlich gibt es diese Idioten, die derlei
tun, weil sie vorher nicht über Alternativen nachgedacht
haben, die vielleicht nur in Urlaub fahren, damit sie nachher
mit dem „Statussymbol Urlaub“ angeben können (Motto: Man ist
so toll wie das, was man gemacht hat - gräßlicher Irrtum).

Aber es gibt auch die Leute, bei denen äußere Zwänge (oder
vermeintliche Zwänge) dazu führen, daß sie zu keiner anderen
Zeit fahren können. Ich bin zwar selbst Single und insofern
nicht weiter gebunden, aber ich verstehe immerhin die job-
oder familienbedingt keine andere Gelegenheit haben, einfach
weil unser Wirtschaftssystem solche Rahmenbedingungen
begünstigt. Du hast insofern recht, als es gewißlich mehr
Leute gibt, die sich nur einreden, sie hätten keine
Alternative, als dann zu fahren, wenn sie alle fahren.

Niemand zwingt einen dazu, in den Süden in den Urlaub zu fahren.

Und ich verstehe - da selbst Weihnachtsflüchter (wenn auch
nicht räumlich) - auch diejenigen, die das Bedürfnis haben,
der Verkaufswerbeveranstaltung Weihnachten (das in der Form,
in der es mehr und mehr begangen wird, kaum unbesinnlicher -
und unchristlicher, wenn man Wert darauf legt - sein könnte)
zu entkommen. In den Staus, über die Du Dich aufregst, gibt es
auch eine ganze Menge „Flüchtlinge“, denke ich.

Warum flüchten diese Leute dann nicht in Richtung Norden??

Realistischerweise mußt Du Dich natürlich auch fragen bzw.
fragen lassen, warum Du Dir dann ausgerechnet München
ausgesucht hast, denn ich denke mal, in einem solchen Zentrum
muß man sich solcher Gegebenheiten einfach vorher bewußt sein.
Wohntest Du irgendwo entlang der eigens für diese Staus
erbauten Autobahnen, fände ich den Frust eher berechtigt.

Es wäre ja wohl noch schöner, wenn ich mich von diesen Lemmingen auch noch dazu nötigen lassen müsste, meine Geburtsstadt zu verlassen.

So oder so: wir werden’s nicht wirklich ändern können. Dies
ist und bleibt eine Autofahrer- Weihnachtsfeierernation.
(**Seufz**)

So sieht es wohl aus.
Deshalb freue ich mich ja auch darüber, wenn ich gerade nicht fahren muß und der (ost-)deutsche Dauerurlauber mal wieder auf der A99 im Stau eingefroren bzw. gegrillt wird.

Ich jedenfalls werde mich im März in den Flieger setzen…

Grüße,

Mathias

Hallo Pengoblin,

okay, du hast ja recht! Ich gehöre auch zu den Menschen, die manchmal einfach nicht glauben wollen, dass wir alle nicht mehr zurück können ins Paradies.

Also, ich wollte dich nicht verletzen und entschuldige mich hiermit.

Beste Wünsche fürs neue Jahr und Gruß

Irene