Urmotiv von Gottfried K. und Shakespeares?

http://www.referate10.com/referate/Literatur/38/Rome…

Hallo Leute,
kann mir jemand erklären, was das „Urmotiv“ hier ist?
"Beide Werke behandeln ein Urmotiv, das im normalen Leben und Beziehungen immer wieder vorkommen kann. --> Liebe? "
Vielen Dank

Mit dem Begriff „Urmotiv“ ist hier offenbar der Konflikt gemeint, bei dem einerseits zwei (klassischerweise Mann und Frau) einander (unsterblich) lieben, diese aber andererseits durch die Gesellschaft (in welcher Form auch immer) daran gehindert werden (oder sich dem Hinderungsversuch ausgesetzt finden), ihre Liebe zu leben, d.h. klassischerweise tatsächlich zu heiraten. Besonders deutlich und unausweichlich wird das gesellschaftliche Hindernis dann, wenn die Liebenden noch so jung sind (s. Shakespeare und Keller), dass sie gesellschaftlich abhängig sind: hier von ihren Familien.
Einen weiteren Fall findet man in Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“, wo es um die Liebe zwischen Tony und Maria geht, der diesmal ihre Zugehörigkeit zu zwei verfeindeten Clans (der eine besteht aus Puertoricanern) im Weg steht.
Wahrscheinlich kann man dieses Motiv schon in der antiken griechischen Literatur finden.

Die antike Geschichte von Hero und Leander erzählt zwar auch von zwei unglücklich Liebenden, ihr Unglück hat aber einen anderen Grund. Auch das deutsche Volkslied von den „zwei Königskindern“ greift den Stoff von Hero und Leander auf. In beiden Fällen ertrinkt der junge Mann bei seinem Besuch bei der Geliebten, weil das nächtliche wegweisende Licht ausfällt (aus unterschiedlichen Gründen). Hier steht also nicht die Gesellschaft im Weg, sondern einmal ein einfaches unglückliches Geschehen, das andere Mal eine „neidische Nonne“.

Die alte Sage von Pyramus und Thisbe ist dagegen eher eine Romeo-und-Julia-Geschichte. Sie wird ebenfalls von Shakespeare aufgegriffen: in seinem „Sommernachtstraum“.

Ansonsten kennt man das ja: eine Liebe zwischen Menschen aus verschiedenen benachbarten Dörfern, aus einer katholischen und einer evangelischen Familie, aus einer muslimischen und einer nichtmuslimischen Familie, aus einem akademischen und einem nichtakademischen Elternhaus, aus adliger und … Beliebig fortzusetzen bis in Ewigkeit.

Ansonsten gibt (wieder einmal) Wikipedia Auskunft: unter dem Stichwort „Romeo und Julia“.

Hallo!

Ich würde sagen, dass hier mit „Urmotiv“ die sich hassenden Familien gemeint sind, aus denen sich jeweils einer in jemanden aus der anderen Familie verliebt. (Ähnlich z.B. auch in Westside Story)
Das kann in jeder Zeit vorkommen. Heute z.B. zwischen verschiedenen Kulturen (Deutsch - Türkisch)…

Hoffentlih konnte ich dir helfen!

Hallo,

leider kenne ich mit der Novelle nicht so gut aus. Der Begriff „Urmotiv“ ist in der Literaturwissenschaft nicht sehr gebräuchlich. Ich halte ihn auch für problematisch, da er leicht mit „archetypisch“ verwechselt werden könnte. Ich schätze, dass er darauf verweisen soll, dass sich Keller mit seiner Motivwahl nicht nur auf das Grundmotiv bei Shakespeare bezieht (die Liebenden, die aufgrund der Feindschaft der Familien nicht zueinander finden können), also nicht literatur-immanent bleibt, sondern auf ein „reales“ Phänomen hinweisen will, das im realen gesellschaftlichen Miteinaner immer wieder vorkommt. Das „Urmotiv“ würde ich an dieser Stelle also nicht mit „Liebe“ gleichsetzen, sondern als das Scheitern der Liebe am Hass der älteren Generation - und damit zugleich die Aufforderung an den Leser, für Versöhnung offen zu sein, da persönliche Streitigkeiten auch Folgen für andere (hier: die Kinder) haben können.

Verlasse dich aber bitte nicht auf meine Deutung - wie gesagt: ich bin kein Experte für Keller.