Hallo zurück,
dieses Unglück war nicht auf schlechte See zurückzuführen, die Wellen im Pembakanal sind zwar höher als zwischen Sansibar und Dar es Salaam, aber sie waren nicht anders als an anderen Tagen auch. Nein, vielmehr war es wieder mal die unselige Kombination von Faktoren, die zusammenkommen, wenn es um den Transport armer Leute geht:
- schlecht gewartete und ausgerüstete Schiffen ohne ausreichende Notfallausrüstung oder einem geschulten personal, das wüßte was im Notfall zu tun ist.
- Geldgier, die dazu führt, dass solange Tickets verkauft werden, bis das Schiff komplett überladen ist und korrupte Kontrolleure, die gerne für Bargeld bereit sind wegzuschauen. Dieses Schiff kam schon mit Schieflage aus Dar es Salaam und total überladen hier in Sansibar an, wo man dann noch mehr Fracht und Leute geladen hat. Diese Billigfähren nach Pemba sind immer überladen,aber wenn sogar Passagiere sich weigerten, an Bord zu gehen und Hafenbeamten gebeten haben, das Schiff nicht auslaufen zu lassen, sollte das eine Ahnung vermitteln, wie arg die Lage war.
Dazu kommen
- die schlechte Vorbereitung auf den Notfall (wieso liefen die ersten offiziellen Rettungsmaßnahmen an, als man schon seit 6 Stunden vom Sinken des Schiffes wußte
- eine überaus duldsame Bevölkerung, die derartige Unglücke eben als Akte göttlicher Gewalt hinnimmt und nicht wirklich fordert, dass Verantwortliche zur Verantwortung gezogen und ernsthafte vorbeugende Maßnahmen getroffen werden. Ich muss hier aber sagen, dass ich noch nie soviele so wütende Menschen nach einem Unglück gesehen habe, wohl weil es so viele Kinderleben gekostet hat.
Man hat jetzt mal wieder eine Untersuchungskommission gebildet, 5 Leute verhaftet (die auf Kaution wieder draussen sind) und nach dem Kapitän wird noch gefahndet. Mal sehen, ob es diesmal was bringt. 2 Tage nach dem Unglück fuhr übrigens wieder eine überladene Fähre nach Pemba, mit Angehörigen, die zu den Beerdigungen mußten…
Ich hoffe, das beantwortet eure Frage.
Liebe Grüße