Ursprung und Bedeutung des Mythos?

Hallo zusammen.

Beim Übergang des Matriarchats zum Patriarchat sollen die Mythen entstanden sein.

Matriarchat [lat.; gr.], Gesellschaftsordnung, in der die Frau die bevorzugte Stellung innehat; Stellung u. Abkunft von der mütterl. Verwandtschaftslinie bestimmend (Mutterrecht)

Patriarchat [gr.]: 1) Würde u. Amtsbereich eines kirchl. Patriarchen; 2) Vaterherrschaft; gesellschaftl. Struktur, in der der männl. Elternteil Familienoberhaupt ist.

Mythen sind Fiktionen (-> Weil, Götter gibt es ja nicht) Was sind Mythen? Sind die ein Erklärungsversuch der damaligen Zeit, für das Übernatürliche? Bzw. was hat es damit auf sich, dass die Götter so personifiziert bzw. menschlich sind. Es ist mir nicht klar, obschon ich weiss das Mythen durch Rhapsoden weiter gegen wurden, wie es Mythen möglich war sich zu etablieren, bzw. wer/was für ihre Ausbreitung verantwortlich ist.

Die Menschen damals, haben an die Mythen geglaubt, wie heute z.B Christen an Gott, Jesus glauben?

Vielleicht kann jemand Gedankenanstösse liefern.

Gruss, SRGsRg

Hi

Von welcher Kultur redest du denn? Menschen sind unterschiedlich, weißt du?

und auch Mythen sind unterschiedlich. Es ist nicht ganz einfach zu definieren was ein Mythos ist. Das Wort kommt aus dem Griechischen und hat selbst dort mehrere Bedeutungen - erst war es die mündliche Erzählungen von Dingen vor den Menschen, Schöpfungs- und Kulturmythen also, später stand mythos im Kontrast zu logos und bekam die Konotation des „unwahren“.

Mythos wird aber auch auf viele andere Kulturen übertragen. Definitionen sind nicht immer gleich, ursprünglich gehören Mythen zur mündlichen Tradition (Volkserzählungen), genau wie Legenden, Märchen und diverse Formen ätiologischer Sagen.

In vielen Kulturen hatten Mythen, bevor sie in das Repertoire von Geschichtenerzählern und mit Glück auch Schriftstellern eingingen einen heiligen Charakter. Sie wurden bei Ritualen und Festen vorgetragen.
Merkmale von Mythen sind, dass sie weit in der Vergangenheit liegen und verbunden sind mit kosmischen, übermenschlichen Wesen und Göttern, die noch unter Menschen wandeln und in deren leben eingreifen. Sie geben oft die Kosmologie der Kultur wieder, die Vorstellung davon, wie Welt, Universum und alle Dinge geschaffen wurden (dabei gibt es Schöpfungsgeschichten von Grund auf und partiell, in der koreanischen Vorstellung z.B. sind Menschen grundsätzlich schon vorhanden).
(Grabner-Haider, Anton/Marx, Helma: Das Buch der Mythen aller
Zeiten und Völker. Aktualisierte Neuauflage. Wiesbaden: marixverlag,
2005
Haase, Donald (Hrsg.): The
Greenwood Encylopedia of Folktales and Fairy Tales. Westport:
Greenwood Press 2008.)

Mythen können ätiologisch sein (= Dinge erklären, die da sind) müssen aber nicht zwingend, sie können auch recht Abstrakt sein.

Man kann auch nicht unbedingt sagen, dass Mythen immer den Übergang von Matriarchat zu Patriarchat behandeln - wir wissen nämlich gar nicht ob es überall ein Matriarchat gab, und in manchen Gegenden gibt es bis heute kein Patriarchat.
In den chinesischen Mythen aber z.B. kannst du schon recht gut sehen, dass es früher wohl einen weiblichen Kult gegeben haben muss, der von einem männlichen ersetzt wurde. So ist zumindest die aktuelle Theorie.

lg
Kate

Kate hat schon Recht: Den Beginn des Mythos im Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat anzusiedeln, ist eine zu schematische Betrachtungsweise.

Der Mythos hatte meist die Aufgabe, eine Identität zu stiften oder zu etablieren: Wenn die Herkunft einer Familie, einer Sippe, eines Stammes erklärt werdensollte, dann geriet der ythos in die Nähe der von Kate erwähnten Ätiologie.

Wenn aber ein Mythos die Erschaffung der Welt erzählte, wurde er oft an einem jährlich wiederholten Fest vorgetragen. Dieser Vortrag versicherte die versammelte Gemeinschaft nicht nur der Beständigkeit der Schöpfung, sondern boft sorgte dieses Fest auch dafür, dass die Schöpfung beständig blieb. Ohne eine solche Begehung hätte also die Gefahr bestanden, dass Erde und Himmel zerfallen.

Ganz besonders deutlich ist dies an den Festen und Mythen rund um die nahöstlichen Götter, den Baal und die Ascheren. Der Baal als der Mann befruchtet die Erde, die Aschera, in der Form des Regens, und allein dadurch wird der Bestand der Menschheit gesichert.
Das musste Jahr für Jahr begangen werden.

Gruß - Rolf

(aus dem Literaturforum kopiert, weil’s da gelöscht wurde - ohne jetzt evtl Bezüge zu den Vorredner/innen hier zu ziehen…)

Hallo SrgSrg,

Bin zwar kein Mythenexperte, aber einer der größten und wichtigsten Erforscher von Mythen war:

http://de.wikipedia.org/wiki/Claude_L%C3%A9vi-Strauss

Mythen waren auf jeden Fall nicht nur Erklärungsversuche für
Erscheinungen der Welt (sicher waren sie das auch), sondern auf jeden
Fall auch (oft, immer?) wichtig zur Identitätsstiftung einer
Gesellschaft.

Evtl gibt es in der Hinsicht auch passende Texte von Jan oder Aleida
Assman (Stichwort „kollektives Gedächtnis“ zB).

Natürlich sind Mythen Fiktion, für die Bewertung der Funktion von
Mythen allerdings sollte man sich klar machen, dass sie zum Zeitpunkt
ihrer Entstehung sicher nicht als Fiktion gesehen wurden. Götter
waren „real“, und das hat natürlich auch Folgen für die Funktion der
Mythen.

Aber Du findest sicher schnell bessere Infos in entsprecheneden
Fachtexten.

Viele Grüße, Florian