US Notenbank pumpt 1 Bio. in Wirtschaft

Hallo allerseits

Letzte Woche war in den Nachrichten zu hören, dass die US Notenbank 1 Billion Dollar in die Wirtschaft pumpen will.
Wie kann ich mir das konkret vorstellen?
Es kriegt ja nicht jeder einfach ein paar Dollar in die Hand gedrückt.

Gruss

Ratz

Hallo,

Letzte Woche war in den Nachrichten zu hören, dass die US
Notenbank 1 Billion Dollar in die Wirtschaft pumpen will.
Wie kann ich mir das konkret vorstellen?

die FED wird Staatsanleihen kaufen, d.h. jeder, der Staatsanleihen hat, bekommt dafür frisch entstandenes Geld. Man kann getrost davon ausgehen, daß der Staat auch noch ein paar Staatsanleihen auf Lager und hat und fertig ist die Staatsfinanzierung durch die Notenbank. Eine geldpolitische Todsünde.

Gruß
Christian

Hi,

die FED wird Staatsanleihen kaufen, d.h. jeder, der
Staatsanleihen hat, bekommt dafür frisch entstandenes Geld.
Man kann getrost davon ausgehen, daß der Staat auch noch ein
paar Staatsanleihen auf Lager und hat und fertig ist die
Staatsfinanzierung durch die Notenbank. Eine geldpolitische
Todsünde.

In diesem Zusammenhang eine Folgefrage, die hoffentlich erlaubt ist:

Wie nimmt man das viele Geld wieder zurück um eine Inflation zu vermeiden?

Oder ist das schlicht unmöglich?

Gruß,
Sax

Wie nimmt man das viele Geld wieder zurück um eine Inflation
zu vermeiden?

Oder ist das schlicht unmöglich?

das ist ja das Hamsterrad in Perfektion …

Staatsbankrott
Hyperinflation
Währungsreform mit entsprechenden Quoten

andere Möglichkeiten seh ich nicht

Die nächste Krise kommt spätestens in der nächsten Dekade,
hier mal reinhorchen :wink:

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/1499720

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/1499606

Gruß,
Sax

LG
Wallflower

Hallo,

In diesem Zusammenhang eine Folgefrage, die hoffentlich
erlaubt ist:

Wie nimmt man das viele Geld wieder zurück um eine Inflation
zu vermeiden?

in der Vergangenheit haben Notenbanken in Krisensituationen über Schnelltender die notwendige Liquidität in den Markt gegeben und diese überschüssige Liquidität wieder entnommen, wenn die Krisensituation vorbei war. D.h. es wurden zunächst Wertpapiere von den Kreditinstituten mit Wertpapierpensionsgeschäften befristet angekauft; waren die Situationen vorbei, hat man diese oder andere, bestehende Geschäfte nicht verlängert bzw. nicht neu aufgelegt und so das überschüssige Geld wieder eingesammelt, nachdem sich die Lage am Geldmarkt wieder beruhigt hatte.

Die aktuelle Situation ist eine völlig andere: Die Notenbanken ersetzen derzeit a) die Finanzierungen der Kreditinstitute untereinander und b) fangen einige Notenbanken an, den Staat zu finanzieren.

zu a) Seit Ende 2007 nahm die Neigung der Kreditinstitute, sich untereinander Geld zu leihen, stark ab bis dieser Geldhandel Mitte September 2008 praktisch zum Erliegen kam. Um die Bedeutung dieses Geldhandels zu verdeutlichen: es gibt durchaus Institute, die sich zu 50% über andere KI finanzierten.

Die Notenbanken übernehmen nun die Rolle der anderen Kreditinstitute und füllen die Lücken durch den (befristeten) Ankauf von Wertpapieren. Problem: das Geld der Kreditinstitute wird ja nicht nur in Wertpapiere investiert, sondern auch (oder vor allem) in Kredite an Kunden. Außerdem entsprachen die vorhandenen Wertpapieren nicht unbedingt den Anforderungen der Notenbanken. Also hat man die Anforderungen abgesenkt und akzeptiert nun auch Papiere, die man durchaus als zweifelhaft bezeichnen kann.

Auf der anderen Seite haben die KI, die ihre überschüssige Liquidität nicht mehr an andere KI vergeben, Geld übrig, das sie irgendwo verzinst unterbringen müssen. Eine Zeitlang lag dieses Geld (zumindest in Europa) zu einem großen Teil bei der EZB. Dummerweise hat diese aber den Zinssatz für die sog. Einlagenfazilität abgesenkt, so daß die Gelder weitestgehend abgezogen wurden und damit in den Wirtschaftskreislauf gerieten.

Als Anlagemöglichkeit boten sich z.B. die Staatsanleihen an, die seit einiger Zeit den Markt fluten. Der Staat wiederum braucht das Geld für Konjunktur-/Investitions-/Bankenrettungsprogramme. Netto finanzieren die Notenbanken also die Konjunkturprogramme der Staaten.

zu b) Der Aufkauf von Staatsanleihen durch Notenbanken ist eine direkte Kreditvergabe von Notenbanken an Staaten zur Finanzierung von Konjunktur-/Investitions-/Bankenrettungspaketen und damit eine geldpolitische Todsünde, deren Begehung in der Vergangenheit schon mehrere große Inflationen ausgelöst hat.

Und nun zu Deiner Frage: was würde passieren, wenn die Notenbanken die bisher abgeschlossenen Wertpapierpensionsgeschäfte nicht verlängern würden? Netto würde etlichen Staaten und Kreditinstituten eine wichtige Finanzierungsquelle abhanden kommen. Theoretisch ist denkbar, daß es den Notenbanken gelingt, bei abflauender Kreditaufnahme der Staaten und wieder auflebendem Interbankenhandel die Liquidität wieder aus dem Markt zu nehmen. Daran glaube ich aber nicht. Die Gelder sind teilweise langfristig gebunden (d.h. auch, wenn die KI sich untereinander wieder Geld leihen und der Staat weniger Neukredite aufnehmen muß, bleiben diese Gelder im System); schließlich laufen Staatsanleihen, die sowohl die Notenbanken selbst kaufen als auch die Kreditinstitute mit dem nicht an andere KI verliehenen Geld, nicht nur ein paar Wochen. Die spontane Rückzahlung der Staatsanleihen ist aus naheliegenden Gründen auch nicht möglich.

Zusammenfassend: Mehr Geld im Markt ist nicht schlimm, solange es nicht kaufkraftwirksam wird. Durch die umgeleitete Liquidität der KI und die Konjunkturprogramme wird es das aber. Die Frage ist, ob diese Gelder gerade dort hinfließen, wo vorher Nachfrage durch andere (also Investoren, Konsumenten, das Ausland) bestand, oder ob Nachfrage dort erzeugt wird, wo die Auslastung/die Nachfrage noch recht stabil ist. Wenn letzteres der Fall ist, übersteigt die Nachfrage das Angebot und es kommt zu Inflation.

Gruß
Christian

Mag ja alles so sein. Aber genau genommen kommt es doch nur dann zu einer starken Inflation, wenn die EZB nicht mit steigenden Zinsen reagiert.

Das muß sie aber. Das ist ihre einzige(?), wirkliche Aufgabe: Völlig unabhängig die Zinsen erhöhen bei starker Inflation, bis sich diese grob bei 2% einpendelt.

Also: macht die EZB das, wozu sie da ist, kommt auch keine starke Inflation

Hallo,

Mag ja alles so sein. Aber genau genommen kommt es doch nur
dann zu einer starken Inflation, wenn die EZB nicht mit
steigenden Zinsen reagiert.

steigende Zinsen sind nicht Ziel der Veranstaltung sondern waren bisher ein Mittel zum Zweck. Damit will man die Kreditaufnahme eindämmen und die Sparneigung der Haushalte verstärken. Das ganze mündet dann nach der Theorie in einer schwächeren Geldnachfrage und damit in weniger Inflation. Bis der ganze Transmissionsprozeß durchlaufen ist, gehen in etwa 12-24 Monate ins Land und das auch nur, wenn die Theorie unter diesen Umständen noch zutrifft.

Also: macht die EZB das, wozu sie da ist, kommt auch keine
starke Inflation

Die EZB ist nicht die einzige Notenbank auf dem Planeten und wenn die anderen - wie derzeit - Mist bauen, bekommen wir das auch zu spüren. Entweder über die importierte Inflation oder über den schwächeren Welthandel - oder beides.

Gruß
Christian

steigende Zinsen sind nicht Ziel der Veranstaltung

Aber natürlich nicht. Die Zinsen so tief wie irgendmöglich halten, wie es halt die Infaltion gerade noch erlaubt.

wenn die Theorie unter diesen Umständen noch zutrifft

Für mich ein völlig neuer Gedanke: Bist du der Meinung, daß man zukünftig mit Zinserhöhungen Inflation nicht mehr eindämmen kann?
Und wenn ja, wieso?

wenn die anderen Mist bauen, bekommen wir das auch zu spüren.

Zu spüren bekommen wir den ganzen Mist in jedem Fall, nur wie ist hier die Frage

Entweder über die importierte Inflation

Kann es denn importierte Inflation geben, wenn die anderen Währungen verfallen? Doch eher das Gegenteil.
Macht die EZB ihren Job und die andern nicht, wird der Euro immer stärker. Das Ausland kann dann seine Produkte im Euroraum immer günstiger anbieten.

oder über den schwächeren Welthandel

Oder über hohe Zinsen, die die Konjunktur die nächsten Jahre lähmen wird. Die EZB wird vielleicht das Inflationsziel auf 3% erhöhen, aber ansonsten die Zinsen gnadenlos oben halten.
Wir bezahlen den Preis nicht über eine Hyperinflation, sondern über eine jahre(jahrzehnte?)-lange Wirtschaftsstagnation.

Hallo,

steigende Zinsen sind nicht Ziel der Veranstaltung

Aber natürlich nicht. Die Zinsen so tief wie irgendmöglich
halten, wie es halt die Infaltion gerade noch erlaubt.

Du zitierst etwas ungeschhickt, um es mal höflich zu formulieren. Es ging darum, daß man mit hohen Zinsen nicht die Inflation bekämpfen will, sondern mit hohen Zinsen einen Wirkungsmechanismus ingangsetzen möchte. Zumindest nach der Theorie, deren Anwendbarkeit ich im folgenden infrage stellte:

wenn die Theorie unter diesen Umständen noch zutrifft

Für mich ein völlig neuer Gedanke: Bist du der Meinung, daß
man zukünftig mit Zinserhöhungen Inflation nicht mehr
eindämmen kann?
Und wenn ja, wieso?

Ich bin der Ansicht, daß einige Theorien bzw. Werkzeuge Schwächen aufweisen bzw. derzeit nicht funktionieren. Die Theorie postuliert, daß steigende Zinsen die Geldnachfrage reduzieren, dementsprechend die Nachfrage auf den Gütermärkten nachläßt und in der Folge die Preissteigerung zurückgeht. Also erhöht man nach klassischer Lesart die Zinsen und über kurz oder lang (d.h. innerhalb der besagten 12-18/24 Monate) wirkt der monetäre Impuls auch auf den Gütermärkten. Das sagt die Transmissionstheorie aus dem Lehrbuch.

Was aber, wenn wir im Moment zwei Geldkreisläufe haben? Einen Geldkreislauf mit Zentralbank und notleidenden Kreditinstituten und einen mit Zentralbank, Geld um sich werfendem Staat und stabilen Kreditinstituten? Funktioniert dann die Transmission wie die Theorie es beschreibt oder bleiben die höheren Zinsen in einem der Systeme ganz ohne große Wirkung und in dem anderen teilweise ohne Wirkung?

Und dann noch zu einem meiner Lieblingsspielzeuge, der Quantitätsgleichung (Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit = BIP * Preisniveau)? Was ist, wenn darin etwas fehlt, das bspw. Wertsteigerungen abbildet, die nicht BIP-wirksam sind? Der könnte dann erklären, wieso Geldmengenwachstum und nominale BIP-Veränderung seit gut 20 Jahren deutlich auseinanderklaffen, obwohl sich die Umlaufgeschwindigkeit nicht wesentlich verändert hat.

Entweder über die importierte Inflation

Kann es denn importierte Inflation geben, wenn die anderen
Währungen verfallen?
Doch eher das Gegenteil.

Die wichtigsten Rohstoffe werden in Dollar und Pfund gehandelt.

oder über den schwächeren Welthandel

Oder über hohe Zinsen, die die Konjunktur die nächsten Jahre
lähmen wird. Die EZB wird vielleicht das Inflationsziel auf 3%
erhöhen, aber ansonsten die Zinsen gnadenlos oben halten.
Wir bezahlen den Preis nicht über eine Hyperinflation, sondern
über eine jahre(jahrzehnte?)-lange Wirtschaftsstagnation.

Dazu später vielleicht mehr.

Gruß
Christian

Hi Christian

Es ging darum, daß man mit hohen Zinsen nicht die Inflation bekämpfen will, sondern mit hohen Zinsen einen Wirkungsmechanismus ingangsetzen möchte

… der dann die Inflation eindämmt?

Geldkreisläufe, Quantitätsgleichung, Geldmengenwachstum, verschiedenste Berechnungsmethoden, alle möglichen Theorien, undsoweiterundsofort: Im Endeffekt zählt doch einzig die Höhe der Inflation als wirklich reale Erscheinung.
Es ist doch vollkommen schnuppe, wieviel Geld in irgendwelche Kreisläufe reingepumpt wird, wie auch immer das geschehen soll, was auch immer die sich ausdenken.

  • steigt die Inflation nicht über 2-3%, dann kein Problem
  • steigt die Inflation über 2-3%, dann EZB-Reaktion bis wieder unter 2-3%

oder bleiben die höheren Zinsen in einem der Systeme ganz ohne große Wirkung

In diesem Fall wird die EZB dieses System so abändern, daß die Wirkung wieder da ist. In beiden deiner zwei Geldkreisläufe bestimmt doch die EZB die Regeln, oder?
Und solange das so ist, kann es keine Hyperinflation geben, oder?

Die wichtigsten Rohstoffe werden in Dollar und Pfund gehandelt.

Und wenn diese beiden Währungen zum Euro abschmieren, werden Rohstoffe in Euro gerechnet immer billiger. Das ist doch dann das Gegenteil von inflationsfördernd.

Hallo,

Es ging darum, daß man mit hohen Zinsen nicht die Inflation bekämpfen will, sondern mit hohen Zinsen einen Wirkungsmechanismus ingangsetzen möchte

… der dann die Inflation eindämmt?

das ist normalerweise der Plan, ja.

Geldkreisläufe, Quantitätsgleichung, Geldmengenwachstum,
verschiedenste Berechnungsmethoden, alle möglichen Theorien,
undsoweiterundsofort: Im Endeffekt zählt doch einzig die Höhe
der Inflation als wirklich reale Erscheinung.

Das ist prinzipiell richtig, aber um das Ziel zu erreichen, muß man sich über die richtigen Maßnahmen im klaren werden und um die zu finden, muß man wiederum die Wirkungsmechanismen kennen.

oder bleiben die höheren Zinsen in einem der Systeme ganz ohne große Wirkung

In diesem Fall wird die EZB dieses System so abändern, daß die
Wirkung wieder da ist. In beiden deiner zwei Geldkreisläufe
bestimmt doch die EZB die Regeln, oder?

Die EZB hat prinzipiell nur zwei Möglichkeiten: Änderung der Leitzinsen und Höhe des Zentralbankgeldes. Auf den Rest hat sie keinen oder nur sehr begrenzten Einfluß. Sie kann weder bestimmen, ob die Kreditinstitute Geld verleihen noch an wen noch zu welchem Zinssatz.

Und solange das so ist, kann es keine Hyperinflation geben,
oder?

Eher oder.

Die wichtigsten Rohstoffe werden in Dollar und Pfund gehandelt.

Und wenn diese beiden Währungen zum Euro abschmieren, werden
Rohstoffe in Euro gerechnet immer billiger. Das ist doch dann
das Gegenteil von inflationsfördernd.

Sofern Du davon ausgehst, daß sich Wechselkursveränderung und Preisanstieg genau die Waage halten, hast Du recht. Nur muß das ja nicht so kommen und zumindest der Dollar hat ja nun derzeit auch nicht wirklich Schwächeanfälle.

Gruß
Christian

Sie kann weder bestimmen, ob die Kreditinstitute Geld verleihen noch an wen noch zu welchem Zinssatz.

Sie kann natürlich niemanden zwingen, Geld zu verleihen. Doch führt eine Verweigerungshaltung der Banken sicher nicht in eine Inflation.
Im anderen Falle kann sie dafür sorgen, daß die Banken weniger Geld haben, um es zu verleihen. Und darüber bestimmt sie auch indirekt den Zins.

Sofern Du davon ausgehst, daß sich Wechselkursveränderung und Preisanstieg genau die Waage halten, hast Du recht. Nur muß das ja nicht so kommen und zumindest der Dollar hat ja nun derzeit auch nicht wirklich Schwächeanfälle.

Es ging hierbei um die Frage, ob wir eine importierte Inflation erhalten, wenn die FED Mist baut, also die USA eine Hyperinflation erhalten. Und dann wird wohl der Dollar Schwächeanfälle erleben, wodurch Rohstoffe für uns im Vergleich günstiger werden -> und das ist inflationshemmend.