Valeriu Marcu, jüdische Geschichte

Hallo Judaisten und sonstige Experten!

Gerade schreibe ich ein Essay über die Vertreibung der Juden aus Spanien. Dabei bin ich auf ein Buch gestoßen, das zufällig genau so heißt, eben von Valeriu Marcu.
Nun habe ich eher nicht so viel Ahnung von Judentum und auch nicht allzuviel von spanischer Geschichte (studium universale), so dass ich nicht einordnen kann, ob der gute Mann tatsächlich ein seriöser wissenschaftlicher Autor ist (na gut, einen richtig wissenschaftlichen Stil pflegt er auch nicht) (oder zumindest zitierfähig für ein kleines Essay, soll ja keine Abschlussarbeit werden) oder nicht…um das ganze Buch zu lesen und mir ein Bild zu machen, reicht die Zeit nicht, und außerdem bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich mir mit meinen wenigen Vorkenntnissen danach dann ein zutreffendes Bild machen könnte…

Also, kennt jemand den Autor was besser und kann mir sagen, ob er richtige Sachen schreibt oder eher tatsachenverdrehend vor sich hin schwurbelt?

Mir erschien es stellenweise so, als soll das Buch ein bißchen in Richtung „Es liegt an den Juden selber, dass sie ständig irgendwo vertrieben werden“ weisen.
Tut es das oder les ich das da bloß rein? Wie gesagt, nach vielleicht 30 Seiten mag ich mir kein Urteil erlauben…kennt sich da vielleicht jemand aus??

Danke!
Sonja

Hallo Sonja,

Gerade schreibe ich ein Essay über die Vertreibung der Juden
aus Spanien. Dabei bin ich auf ein Buch gestoßen, das zufällig
genau so heißt, eben von Valeriu Marcu.
Nun habe ich eher nicht so viel Ahnung von Judentum und auch
nicht allzuviel von spanischer Geschichte (studium
universale), so dass ich nicht einordnen kann, ob der gute
Mann tatsächlich ein seriöser wissenschaftlicher Autor ist (na
gut, einen richtig wissenschaftlichen Stil pflegt er auch
nicht) (oder zumindest zitierfähig für ein kleines Essay, soll
ja keine Abschlussarbeit werden) oder nicht…um das ganze
Buch zu lesen und mir ein Bild zu machen, reicht die Zeit
nicht, und außerdem bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich
mir mit meinen wenigen Vorkenntnissen danach dann ein
zutreffendes Bild machen könnte…
Also, kennt jemand den Autor was besser und kann mir sagen, ob
er richtige Sachen schreibt oder eher tatsachenverdrehend vor
sich hin schwurbelt?
Mir erschien es stellenweise so, als soll das Buch ein bißchen
in Richtung „Es liegt an den Juden selber, dass sie ständig
irgendwo vertrieben werden“ weisen.
Tut es das oder les ich das da bloß rein? Wie gesagt, nach
vielleicht 30 Seiten mag ich mir kein Urteil erlauben…kennt
sich da vielleicht jemand aus??

Ich bin kein Judaist, kann also zur wissenschaftlichen Reputation von Valeriu Marcu nichts sagen. Durch fleissiges googeln habe ich nur herausgefunden, dass er selbst Jude war (aber nicht orthodox), später Kommunist (die waren ja den Juden nicht immer so ganz gut gesinnt) und dann Anhänger einer „konservativen Revolution“ (was immer man sich darunter vorzustellen hat). Ein richtiges Bild von ihm gibt das noch nicht, aber die ersten Pinselstriche sind getan…
http://www.aktion-patenschaften.de/autoren/m04.htm

Mit freundlichen Grüssen
Klaus Bernstein

Hallo Sonja,

zu V.M. kann ich Dir gar nichts sagen, wie wissenschaftlich qualifiziert er ist oder auch nicht.

Allerdings würde ich Dir ganz grundsätzlich davon abraten, eine Seminararbeit zu diesem Thema auf einen Autor zu stützen, der seit über 60 Jahren tot ist - auch wenn er 1981 neu aufgelegt worden ist. Der Forschungsstand in diesem Bereich ist inzwischen sehr viel weiter. Gerade in den letzten 15 Jahren ist da viel Neues erarbeitet worden.

Die spanischen Juden waren die Kulturmittler zwischen der arabisch sprechenden Welt und Europa. Durch sie ist das Schachspiel in Europa bekannt geworden und vieles andere.

Ich empfehle Dir ein Buch, das 2002 erschienen ist:

Eugen Heinen
Sephardische Spuren II
Einführung in die Geschichte des iberischen Judentums, der Sepharden und Marranen;
Kassel 2002, Jenior Verlag

In diesem Buch - so die Verlagsankündigung - werden die wesentlichen kulturellen (wissenschaftlichen, religionsphilosophischen, literarischen, künstlerischen und politischen) Leistungen der spanischen und portugiesischen Juden, Conversos, Marranen und Sepharden im Zusammenhang behandelt. Im Zentrum der Darstellung, die sich von den Anfängen des iberischen Judentums im frühen Mittelalter bis in die Gegenwart erstreckt, stehen die vielgepriesene trikulturelle Convivencia zwischen der jüdischen Minderheit in Spanien und Portugal, den muslimischen Mauren in Andalusien und den Christen im Norden der Halbinsel ebenso wie die zunehmenden Spannungen zwischen den drei Religionen, die antijüdische Legendenbildung, die Ausgrenzung der Juden aus der christlichen Gesellschaft, ihre Verfolgung und schließlich Vertreibung aus Spanien und Portugal (1492/1497).

Den Abschluß des zweiten Bandes bilden ausführliche Biographien der berühmtesten sephardischen Ärzte und Wissenschaftler, Staatsmänner und Diplomaten, Talmudgelehrten und Übersetzer, Kaufleute und Wohltäter vom 10. bis zum 20. Jahrhundert. Die umfangreiche Bibliographie ermöglicht dem interessierten Leser einen Einblick in den neuesten Forschungsstand und wendet sich insbesondere an Judaisten und Hispanisten.

Das Buch hat 427 Seiten, wovon 30 von der Vertreibung der spanischen Juden handeln.

Eine Leseprobe findest Du hier - nämlich das Kapitel über das schachspiel:
http://buecher.hagalil.com/sonstiges/heinen.htm

Viele Grüße

Iris

Hallo,

nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, auf das Buch zu verzichten…ich wollte eh nur ein paar eher sachliche Stellen mit einbauen und mich nicht der ganzen Argumentation anschließen, aber sicher ist sicher. Da ich nun festgestellt habe, dass die meisten der anderen Bücher, die ich dazu habe, auch nicht das Wahre sind, fang ich nächste Woche nochmal neu an.

Unsere Unibibliothek hat leider so gut wie keine Bücher aus diesem Jahrtausend (jedenfalls nicht in der Philosophischen Fakultät…grr…), so dass ich dann wahrscheinlich eine Fernleihe starten muss, wenn ich einigermaßen aktuelle Literatur haben will. Aber das, was du beschrieben hast, klingt genau nach dem, was ich suche…damit es sich lohnt, hast du vielleicht noch ein paar Tipps zum Thema Vertreibung aus Spanien, und welche Konsequenzen die für Spanien und auch für die „Zielländer“ hatte??

Grüße

Sonja

Liebe Sonja,

der PLZ in Deiner Visitenkarte entnehme ich, daß Du in Essen oder naha dabei wohnst.
In Essen gibt es die Alte Synagoge:
http://www.alte-synagoge.essen.de/

Die Leiterin ist Edna Brocke, eine überaus kluge und gebildete Frau.
Frag da doch mal nach Literatur; ich bin sicher, daß es dort eine große und gut sortierte Bibliothek gibt, wenn schon die Unis in Essen, Duisburg und Bochum kein Institutum Iudaicum haben.

Gruß - Rolf

Hallo,

ich studier in Düsseldorf, da gibts sogar ein Judaistisches Institut…und wohnen tu ich in der linksrheinischen Pampa. Deshalb versuch ichs erstmal ohne den Umweg über Essen (es muss doch anständige Literatur geben…), aber an wen ich mich wenden kann, bevor ich ganz verzweifle, weiß ich ja jetzt. Vielen Dank!

Sonja