Vater kümmert sich nicht ums Kind

Hallo,

ich bin 25 Jahre alt und habe eine fast 3jährige Tochter. Im April dieses Jahres hat sich mein Mann von mir getrennt. Unsere gemeinsame Tochter lebt bei mir. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass mein Mann froh ist, dass er jetzt ein Leben ohne Kind hat.

Er hatte zum Zeitpunkt der Trennung freiwillig gesagt, dass er unsere Tochter jedes zweite Wochenende zu sich holen würde. Ich habe das (wohl ziemlich naiv) geglaubt.

Anfangs konnte/wollte er sie nicht nehmen, weil er im Streß war wegen des Umzugs (er wohnt jetzt ca. 250 km weit weg) und der Arbeitsplatzsuche. Das habe ich auch akzeptiert.
Jetzt hat er seit einiger Zeit eine gemeinsame Wohnung mit seiner neuen Freundin und einen festen Arbeitsplatz, aber nichts passiert.
Wenn ich ihn frage, ob er mal seine Tochter zu sich holen will, dann sagt er, er hätte keine Zeit. Samstags arbeiten, Geburtstage usw., vielleicht nächsten Monat…

Vor einigen Tagen hatten wir abgesprochen, dass er sie dieses oder nächstes Wochenende zu sich nimmt. Heute bekomme ich einen Anruf, dass es ihm dieses Wochenende nicht passt, aber „ob er DAS KIND nächstes Wochenende haben kann“. Alleine dieser Ausdruck regt mich schon auf. DAS KIND hat auch einen Namen. Ich kann mich auch nicht darauf verlassen, dass es nächstes Wochenende klappt, da er schon öfters kurz vorher wieder abgesagt hat.

Was tun? Kann/sollte ich ihn „zwingen“, seine Tochter regelmäßig zu sehen? Zur Not über irgendwelche Besuchsregelungen? Macht das überhaupt Sinn, wenn er seine Tochter gar nicht sehen möchte? So ganz habe ich zwar nicht den Eindruck, aber ich vermute, er nimmt das alles sehr locker. Er kann sich ja aussuchen, wann er seine Tochter sieht, wenn es ihm denn gerade mal passt. Die Mutter ist ja da.

Ich will nicht, dass meine Tochter irgendwann vergisst, wer ihr Vater ist. Zum Glück fragt sie nicht ständig nach ihm. Trotzdem tut’s mir leid für sie.
Und ehrlich gesagt: ich hätte auch ganz gerne mal ein freies Wochenende ohne meine Tochter, welches ich auch mal vorher planen kann.

Vernünftig mit ihm darüber zu reden, ist momentan irgendwie schwierig. Von dem anfänglichen „lass-uns-Freunde-bleiben“-Gerede ist momentan nicht viel zu sehen, woran eventuell auch seine neue Freundin nicht ganz unschuldig ist.
Ich will ihm ja nicht Böses. Ich möchte nur, dass er sich um unsere gemeinsame Tochter regelmäßig kümmert.

Was kann ich tun?

Gruß
Clairette

Hallo Clairette.
So ganz spontan würde ich sagen: Hak ihn ab! Dein Kind wird stressfreier groß, wenn die Mutter nicht immer auf den Vater wartet und wenn der Vater das Kind nur widerwillig und gezwungen holt. Allerdings kann ich deine Situation nicht wirklich nachvollziehen, aber ich finde, der Wunsch nach einem freien Wochenende lässt sich auch anders lösen oder eben nicht. Aber auf den Vater würde ich dann in diesem Fall eher nicht hoffen, jedenfalls nicht aus diesem Grund.
Es hört sich für mich ganz stark danach an, als wenn er keine Lust hat, sein Kind zu sehen und zu holen.
Schade für dich!
Ich wünsch dir Kraft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Gruß
R.

hallo Clairette,

mir geht´s wie Rabchen: ich glaube nicht, dass Du den Vater Deiner Tochter zu seinen „väterlichen“ Verpflichtungen zwingen kannst.
Wahrscheinlich kocht es in Dir in mehrfacher Hinsicht. Denn, nicht nur, dass Deine Tochter ein Anrecht auf ihren Vater hat, und dass Du ein Anrecht auf gelegentliche Auszeiten hast, er scheint sein Leben genießen zu können, so als hätte er eine kleine Kurskorrektur nach einer „Fehlentscheidung“ vorgenommen, und es scheint ihn nichts daran hindern zu können, seinem Kind so den Rücken zu zudrehen.
Dass Dich das verärgert, kann ich gut verstehen.

Leider gibt es in der Realität nur halbsoviele happyends wie in romantischen Filmen. Man könnte sich schon Maßnahmen überlegen, wie der Mann an seine Tochter erinnert werden könnte, aber nicht mit besonders großer Erfolgsaussicht.
Du könnstest ihn penetrant und regelmäßig anrufen: „wann holst du deine Tochter ab?“. Du könntest ihm schreiben, und ihn erklären, dass die Tochter ihm im Erwachsenenalter irgendwann bittere Vorwürfe machen würde. Du könntest Kontakt mit seiner Freundin aufnehmen, um ihn zu unterwandern. Oder ihn besuchen, um ihm das Kind für eine Stunde vorbeizubringen…
Bei all dem würde ich mir überlegen, dass im Endeffekt auch mit Frust zu rechnen ist, zumindest mit seiner demütigenden Abweisung. Wie lange und wie oft wärst Du dafür bereit, mit dem unsicheren Erfolg?
Deine 3jährige Tochter dankt es Dir noch nicht. Er würde bestenfalls halbherzig den Papa spielen, zumal 3jährige Kinder in einem Alter sind, in dem sie viel brauchen und „außer“ (das ist sehr viel, für mich zumindest) Anhänglichkeit nicht viel zu bieten haben - mit 10jährigen kann man da schon mehr machen, was auch Erwachsenen Spaß macht. Weißt Du worauf ich hinaus will? Wenn er nicht will, ist der Sache nicht viel gedient, egal wie sehr Du Dir Mühe gibst. Das bißchen Frei kannst Du Dir sicher lockerer verschaffen.

Dennoch, ich würde ihm schon klar machen, dass seine Tochter als Teil von ihm nicht so einfach aus dem Leben verleugnen läßt. Wenn sie nach ihrem Papa fragt, wird sie etwas von ihm erfahren. Wieviel er selbst dazu beitragen will, soll er rechtzeitig selbst entscheiden.
Ansonsten wird Dir nichts anderes übrigbleiben, als Euer kleines Familienleben so schön wie möglich zu gestalten, zu lernen bei denen um Hilfe zu bitten wo mit Unterstützung zu rechnen ist (für gelegentliche freie Nachmittage und Abende), und den Vater Deiner Tochter als Bestandteil aus Eurem Leben zu streichen.

An den Mangel von happy-ends in der Realität denkend: Was machst Du, wenn in 10 Jahren Deine Tochter und der Vater wieder Kontakt zueinander bekommen, und sind ein Herz und eine Seele?
Es ist wohl besser für Dich, wenn Du die Angelegenheit mit Deinem Ex so bald wie möglich auf ein für Dich akzeptierbares Niveau bekommst, das langfristigen Bestand haben kann. So steht das Ganze noch auf einer wackeligen Säule bestehend aus Erwartungen, Ärger und Schuld, die irgendwann kippt, wenn das Kind daran tippt, und wohl möglich dazwischen gerät.

So teile dem Mann mit, dass dieses Verzögern Dich verärgert, und dass Du es als Desinteresse wertest. Dann setze ihm eine Frist für den nächsten Besuchstermin. Wenn er ihn nicht einhält, dann soll er es bleiben lassen, Du würdest nicht mit ihm mehr rechnen. Wenn er sie sehen will, dann soll er Termine nennen, an die Ihr Euch beide halten könnt.
Manchmal hilft es, wenn man aus seiner Bittstellung herauskommt, und Ultimatum stellt, das ihn zum Handeln zwingt, weil seine Unterlassung für ihn Folgen hat.

viel Erfolg, gutes Stehvermögen und reichlich Optimismus
wünscht
Claudia

Hallo Clairette,

ich bin selber, gelegentlich erziehender Vater und kenne den Frust der am Anfang der Trennung zu seinem Kind steht.
In Deinem Fall, glaube ich, sind die 250 km Entfernung zu seinem Kind symbolisch zu sehen. Anscheinend will er wirklich nicht. Ich denke Du solltest Dich damit zurechtfinden. Zwangsmaßnahmen schaden dem Kind. Rede nicht schlecht über ihn sondern versuche in Zukunft Euer Leben angenehm zu gestalten.
Es wird dazu kommen, daß sich die Beiden treffen. Nimm nichts von dem persönlich was zwischen Deinem Kind und seinem Vater abläuft. Bleibe offen in „dieser Sache“.
Freiräume kannst Du Dir auf leichtere Art verschaffen.

Viel Erfolg
Andreas

Hi Clairette,

so wie alle anderen auch, würde ich nichts erzwingen wollen. Eine Sache noch. Auch wenn Dein Ex die Kleine nur manchmal und mit wenig Enthusiasmus zu sich nimmt, bedeutet es doch für sie, eine Menge an emotionaler Energie in diese Beziehung zu investieren. Sie wird ganz genau wissen, dass das von ihr erwartet wird („er ist doch dein Papa!“). Und so wie Du das schilderst, wird es wohl darauf hinauslaufen, dass sie dann ständig in dieser Beziehung frustriert wird. Sie würde also den Preis für seine Unzuverlässigkeit (was immer hinter der stehen mag) bezahlen.

Und das „Recht des Kindes auf beide Eltern“, mein Gott … was Kinder brauchen, sind stabile, belastbare und verlässliche Beziehungen. Niemand sagt, dass die biologischen Eltern die einzigen Menschen sind, die dazu fähig sind. Hilf doch Deinem Kind dabei, diese Beziehungen zu den Leuten aufzubauen, die sie in ihrem Leben wirklich um sich hat (schon aus eigenem Interesse, damit nicht alles an Dir hängenbleibt). Nachbarn oder sonstige Bekannte sind, glaube ich, viel wichtiger als ein illusionäres Vaterbild, dass um eines romatischen Familienideals willen krampfhaft aufrechterhalten wird.

Ach ja, und lass Dich von keinem dieser Ratschläge irgendwie unter Druck setzen. Du weisst am besten, was Dein Kind braucht.

Liebe Grüsse
Täubchen

Hallo Clairette,

ich bin 25 Jahre alt und habe eine fast 3jährige Tochter. Im
April dieses Jahres hat sich mein Mann von mir getrennt.
Unsere gemeinsame Tochter lebt bei mir. Ich habe irgendwie das
Gefühl, dass mein Mann froh ist, dass er jetzt ein Leben ohne
Kind hat.

Was zu einem solchen Verhalten zu sagen ist, haben andere schon gesagt.

Er kann sich ja aussuchen, wann er seine Tochter
sieht, wenn es ihm denn gerade mal passt. Die Mutter ist ja
da.

Ist eigentlich schon eine Scheidung über die Bühne gegangen? Aus einem gerichtlich zugesagten Besuchsrecht erwächst nämlich schon auch eine Besuchspflicht.

Ich will nicht, dass meine Tochter irgendwann vergisst, wer
ihr Vater ist. Zum Glück fragt sie nicht ständig nach ihm.

Und hier wirds für mich bedenklich: Fragt sie nicht ständig, aber ab und zu, dann ists noch OK.

Fragt sie aber eigentlich überhaupt nicht, dann frage ich mich, ob sie mit den Fragen nicht auch einen Haufen Verlassens-Ängste herunterschluckt. Aber aus der Ferne lässt sich sowas natürlich nicht klären.

Gruß, Karin

Ist eigentlich schon eine Scheidung über die Bühne gegangen?
Aus einem gerichtlich zugesagten Besuchsrecht erwächst nämlich
schon auch eine Besuchspflicht.

Nein, wir sind gerade mal seit April getrennt (seit Juni auch räumlich). Die Scheidung wird dann wohl nächstes Jahr kommen. Läuft schon alles über eine Anwältin wegen des Unterhalts usw. - und selbst da glaubt er scheinbar, dass das alles nicht mehr sein Problem ist, da er nicht einmal seiner Auskunftspflicht nachkommt. Ich kenne ihn ja nun recht gut. Ich glaube nicht, dass er sich davor drücken will, sondern dass er das alles viel zu locker nimmt und den Ernst der Lage nicht sieht. Spätestens wenn er vor Gericht steht, wird er es vielleicht mal „merken“…

Und hier wirds für mich bedenklich: Fragt sie nicht ständig,
aber ab und zu, dann ists noch OK.

Fragt sie aber eigentlich überhaupt nicht, dann frage ich
mich, ob sie mit den Fragen nicht auch einen Haufen
Verlassens-Ängste herunterschluckt. Aber aus der Ferne lässt
sich sowas natürlich nicht klären.

Eigentlich fragt sie gar nicht. Sie erwähnt zwar sehr selten mal den „Begriff“ Papa, aber nicht als „wo ist Papa“ oder „wann kommt Papa“ oder so.

Clairette

Hallo Clairette,

das Verhalten des Vaters muss auch ich aufs Schärfste verurteilen.

Aber dass euer Kind so gut wie gar nicht nach dem Vater fragt, kann ich mir nur mit einem Loyalitätskonflikt erklären. Kinder bekommen da unheimlich leicht unterschwellige Antipatien mit.

Um zumindest von meiner Seite sowas auszuschließen, rede ich unserer Tochter gegenüber nicht negativ über ihre Mutter. Manchmal sicherlich kritisch, besonders wo wir andere Erziehungsideale haben, aber niemals mache ich sie schlecht. Ganz im Gegenteil, betone ich unserer Tochter gegenüber, dass es schön ist, dass sie Mutter und Vater hat, und wie sehr beide sie lieb haben etc.

Denk mal drüber nach. Wenn das nicht der Grund sein kann, umso besser.

Alles Gute wünscht
…Michael

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Aber dass euer Kind so gut wie gar nicht nach dem Vater fragt,
kann ich mir nur mit einem Loyalitätskonflikt erklären. Kinder
bekommen da unheimlich leicht unterschwellige Antipatien mit.

Um zumindest von meiner Seite sowas auszuschließen, rede ich
unserer Tochter gegenüber nicht negativ über ihre Mutter.
Manchmal sicherlich kritisch, besonders wo wir andere
Erziehungsideale haben, aber niemals mache ich sie schlecht.
Ganz im Gegenteil, betone ich unserer Tochter gegenüber, dass
es schön ist, dass sie Mutter und Vater hat, und wie sehr
beide sie lieb haben etc.

Denk mal drüber nach. Wenn das nicht der Grund sein kann, umso
besser.

Ich sehe das genauso wie du. Ich rede in ihrer Anwesenheit nicht schlecht über ihn und auch wenn sie nicht dabei ist eigentlich nicht.
Eigentlich rede ich in ihrer Anweisenheit gar nicht von ihm, weil ich sonst Angst habe, dass sie doch nach ihm fragt.
Würde er sich regelmäßig kümmern oder wenigstens nur mal ab und an anrufen, um zu fragen wie’s ihr geht und um ihr mal „hallo“ zu sagen, wäre das kein Thema.
So habe ich Angst, dass sie enttäuscht ist von ihm…

Clairette

Hallo Karin,

ihr Vater ist. Zum Glück fragt sie nicht ständig nach ihm.

Und hier wirds für mich bedenklich: Fragt sie nicht ständig,
aber ab und zu, dann ists noch OK.

Fragt sie aber eigentlich überhaupt nicht, dann frage ich
mich, ob sie mit den Fragen nicht auch einen Haufen
Verlassens-Ängste herunterschluckt.

Kann es nicht sein, dass sie gar nicht viel fragt, weil er sie nicht interessiert ?
(Vielleicht fragt sie auch nur, weil sie merkt, dass die Mutter versucht, sie zum Papa „zu bekommen“; es ist die Frage, was/wie die Kleine fragt. Kann man aus der Ferne nicht einschätzen und ist nichts zu gesagt.)

Viele Grüsse,
Deborah

Hallo Deborah,

ihr Vater ist. Zum Glück fragt sie nicht ständig nach ihm.

Und hier wirds für mich bedenklich: Fragt sie nicht ständig,
aber ab und zu, dann ists noch OK.

Fragt sie aber eigentlich überhaupt nicht, dann frage ich
mich, ob sie mit den Fragen nicht auch einen Haufen
Verlassens-Ängste herunterschluckt.

Kann es nicht sein, dass sie gar nicht viel fragt, weil er sie
nicht interessiert ?
(Vielleicht fragt sie auch nur, weil sie merkt, dass die
Mutter versucht, sie zum Papa „zu bekommen“; es ist die Frage,
was/wie die Kleine fragt. Kann man aus der Ferne nicht
einschätzen und ist nichts zu gesagt.)

DAs ist es eben, was ich mit „bedenklich“ meinte: wir können nicht klären (aber Clairette schon) ob es das bloße Desinteresse ist, oder eine Angst davor, etwas zu sagen.

Und Angst eines dreijährigen Kindes sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Angst gehört zwar zu unserem Leben, aber jeder Mensch muss auch lernen, damit umzugehen. Und Schweigen ist keine gute Art, mit Angst umzugehen.

Gruß, Karin