Vater-Trauma = Beziehungsunfähig?

Hi zusammen,

ein wenig sehr allgemein der Titel. Aber eine Freundin hat mir neulich von einer Theorie erzählt, nach der Frauen die wie auch immer unter ihrem Vater litten sich sehr schwer tun eine Beziehung mit einem verständnisvollen Mann zu führen. Sie sagte, es würde ihnen merkwürdig vorkommen, wenn jemad da ist, der nicht in irgendeiner Form „gemein“ zu ihr ist. Das natürlich nicht offensichtlich, denn welche Frau würde schon zugeben, dass sie das „braucht“, aber unbewusst würden diese Frauen sich zu einem hingezohgen fühlen, der wie ihr Vater ist und sie eine Anerkennung jedesmal erkämpfen müssen (ihn besänftigen wenn er sie schlecht behandelt) und diese nicht als einfach vorhanden hinnehmen können. Gibt es Beziehungen, die daran scheitern, dass jemand nicht „gemein“ genug ist und der Frau somit etwas fehlt was schliesslich zum Ende dieser Beziehung führt. Mit gemein meine ich auch gemein und nicht nur, dass der andere seinen eigenen Kopf hat. Dass man als „viel zu lieb“ gilt wenn man ALLES für die Frau tut ist ja bekannt (-> „Manchmal, aber nur manchmal haben Frauen ein kleines bißchen Haue gern…“). Sind solche Frauen mit jemandem der ihr „zeigt wo es lang geht“ wirklich GLÜCKLICH? Oder reden sie sich nur ein glücklich zu sein, weil sie vielleicht materiell glücklich sind (er genug Geld hat). Und wie wirkt sich sowas auf das ganze leben aus wenn sie sich unbewusst immer solche Typen aussucht und ja der Theorie
zufolge nichts dagegen machen kann…?

Was sagt die Psychologie / Praxis dazu?

S.

Hi, Sniper,
So ganz genau passt das, was ich als Beispiel angeben kann nicht zu dem beschriebenen Bild-was beispielsweise Gemeinheiten angeht,
das kann ich ja nicht brauchen, jedoch hatte/habe ich einen gleichgültigen Vater und bin in Beziehungen wirklich kein Ass:
Ist ein Mann verständnisvoll, kommt Misstrauen auf, ich denk, der will mich einwickeln, ein bestimmtes Ziel damit verfolgen. Ist er nicht verständnisvoll, oder reagiert gleichgültig, werde ich wütend. Misstrauen hat schon vielen Beziehungen geschadet.
Das Vaterbild prägt eine Frau mehr als ihr lieb ist, leider.
mein Dad war zwar nicht gewalttätig, jedoch in seinen Reaktionen unberechenbar: dachte ich, er lacht, brüllte er rum, und wenn ich glaubte, ihn geärgert zu haben, lachte der Typ…Fazit, allerdings halt nur mein persönliches: Mich interessieren schwer einschätzbare Männer, „nette Jungs“ haben kaum eine Chance, da sie keine Herausforderung darstellen. Wenn ich eine harte „Nuss“
geknackt hatte, war das retrospektive immer-natürlich sehe ich das sonst nicht so-eine „Abrechnung“ mit dem Alten.
Nur, dass der gute Alte noch immer da ist und ich es niemals schaffen werde IHN zu beeindrucken…tja…
LG, Christin, die gern in offene Messer rennt: mit offenen Augen…

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Hi S,

wie Recht du hast. Das Trauma durch den unbarmherzigen Vater geht so weit, das er nach abgeleckter Wunde immer wieder idealisiert wird. Dies ist der Teufelskreislauf.

Der Vater wird einfach nicht als schlecht anerkannt.

Und sanfte , einfühlsame Männer haben leider die Eigenschaft
zu sanft zu sein. Sie können einfach keine Grenzen setzen.
Frauen die gelitten haben, wissen aber, das sie Grenzen
von anderen brauchen. Sie haben durch übermäßiges Maßregeln
nicht gelernt sich selbst Grenzen zu stetzen.
Außerdem schlafen sie an Depressionen ein, wenn kein Drama
entsteht.

su

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Hallo Christin,

deine Schilderungen treffen in wesentlichen Dingen auf meine Freundin zu. Ihr Vater achten meiner Meinung nach nicht ihre Persönlichkeit. Wenn ich ueber seine gelegentlichen Äusserungen entrüstet bin, verteidigt sie ihn: ‚Er ist ja so lieb/fürsorglich…‘, worauf ich dann in die Gegenrichtung (Verteufelung) abschwenke. Es belastet durchaus. Ich hab sie (durch Sturschalten) wenigstens dazu gebracht, das Argument: ‚weil es meine Eltern so machen‘ (in Variationen) abzugewöhnen.

Leider wohnen wir nahe bei hren Eltern, so daß sich ein Kontakt nicht unterbinden laesst, ohne dass es feindselig wirkt.

Tschuess Marco.

hi sniper!

Gibt es Beziehungen, die daran scheitern, dass jemand nicht „gemein“ genug ist…
vielleicht in der sado-maso-szene? *ggg

… und ja der Theorie zufolge nichts dagegen machen kann…?
eigentlich kann man gegen alles etwas unternehmen!
der mensch ist zum glück lernfähig, manchmal braucht es etwas länger, aber ganz um sonst ist es doch nie.

JimKnopf

Hallo, Ihr!

Ich möcht mal was beitragen, allerdings nicht so sehr psychologisch geschult, sondern von mir selbst erfahren.

Auch mein Vater ist ein sehr, sehr unberechenbarer Mensch. Er konnte lieb sein und gemein. Lachen und dann wieder grundlos ausflippen. Konnte die ganze Familie tyrannisieren etc.

Ich selbst hatte dann wirkliche Probleme in Beziehungen und allgemein mit Männern: Macht/Unterlegenheit waren ganz zentrale Probleme für mich. Zuerst wollte ich die Typen beherrschen, wollte ganz lässig über Gefühle drüberstehen - und dann war ich auf einmal selbst in einer Beziehung mit einem unberechenbaren Kerl, der mich beschimpft, geschlagen hat, der alles andere als „durchsichtig“ war. Ich wusste nie, was er meinte/wollte etc.

A B E R - !!! Ein großes, großes ABER! Jetzt hab ich inzwischen einen Partner, der sehr, sehr lieb, aufmerksam und vor allem GESPRÄCHSBEREIT ist. Gibt es ein Problem, reden wir - und selbst gestern, als ich ihm die Haare verschnitten hatte, letzte Woche, als ich meinen Tee auf seine Matratze geschüttet hatte, bei allem, was ich mache - bleibt er RUHIG! Wie schwer hab ich mir am Anfang getan, diesen Frieden zu leben! Ich war immer noch in der Haltung: „Ich kenne das Schlechte, also halte ich mich daran fest, was Bekanntes liefert nichts Neues unbekanntes Furchteinflößendes“ - lange hat das an mir gezehrt!

ABER - es geht! Durch Reflexion über sich selbst und die eigene Einstellung, durch Reden, Reden, Reden - und wieder Reflexion. Wir sind schließlich nicht nur durch die Umwelt und Erziehung geprägt, sondern können selbst eingreifen.

In der Pädagogik zumindest kenn ich mich in der Richtung aus:

Es gibt die Theorie, wir wären nur durch unsere Umwelt erzogen; dann freilich das Gegenläufige, wir würden uns selbst allein erziehen. Dann die Meinung, wir könnten nichts gegen das Schicksal des Lebens unternehmen (Determinismus) und auch hier das Gegenläufige (Indeterminismus).

Such Dir aus, was Du für Dich selbst willst!

ICH jedenfalls bin der Meinung, indem man Zustände schon mal erkannt hat, kann man bewusst was gegen sie unternehmen. Wenn man das allein nicht schafft, dann eben mit psychotherapeutischer Hilfe.

Heidi

Hallo Sniper

die „Erfolge“ früher Prägungen sind oft destruktiv. sie ziehen , wenn nicht eine Therapie dazwischen geht, lebenslange Beziehungsmuster nach sich, in dem der Kampf um die Selbstbehauptung gegenüber einem unberechenbaren oder gewaltätigen Partner die Hauptsaxche ist. Robin Norwich hat das in ihrem Buch "wenn Frauen zu sehr lieben " beschrieben.Du fragst, ob das glücklich machen kann. Wenn man nichts anderes kennt, oder kennen lernen kann - vielleicht. Aber eigentlich ist es traurig. Der Zwang, sich immer wieder mit „Tätern/Täterprofilen“ ein zu lassen, ist ein bekanntes Phänomen und wird als „Risiko-Verhalten“ beschrieben. Wenn du willst, schau dich mal auf den Trauma Pages um. Darin kannst du einiges zu dem Thema finden.
http://www.trauma-pages.com/pg2.htm
Grüsse Leska