Hossa 
Ein Vektor v trägt zwei Informationen, eine Länge v und eine Richtung. Beachte den Unterschied in der Schreibweise, der Vektor v ist unterstrichten, seine Länge v hingegen nicht.
Eigentlich ist die Vektorschreibweise der Standard. Daher müsstest du fragen, wann du die Richtungs-Information ignorieren kannst und stattdessen nur mit der Länge v zu rechnen brauchst. Es gibt genau zwei Fälle, wo dies erlaubt ist. Um das zu erklären, hole ich ein bisschen aus.
1. Fall: Der Vektor kommt als Quadrat vor.
Zwei Vektoren a und b kann man miteinander multiplizieren, wenn sie gleich viele Koordinaten haben. Am einfachsten erkennt man den Trick in 2 Dimensionen, wenn also jeder Vektor 2 Koordinaten hat. Die Multiplikation ist dann wie folgt definiert:
\underline{a}\cdot\underline{b}=\left(\begin{array}{c}a_x\ a_y\end{array}\right)\cdot\left(\begin{array}{c}b_x\ b_y\end{array}\right)=a_x\cdot b_x+a_y\cdot b_y
Das Ergebnis dieser Multiplikation ist kein Vektor mehr, sondern eine normale Zahl (auch „Skalar“ genannt). Daher heißt diese Art der Multiplikation auch „Skalar-Multiplikation“.
Interessant ist es nun, wenn du einen Vektor v mit sich selbst multiplizierst. In zwei Dimensionen erhälst du:
\underline{v}^2=\underline{v}\cdot\underline{v}=\left(\begin{array}{c}v_x\ v_y\end{array}\right)\cdot\left(\begin{array}{c}v_x\ v_y\end{array}\right)=v_x\cdot v_x+v_y\cdot v_y=v_x^2+v_y^2
Ganz rechts steht die Summe aus zwei Quadraten. Diese hat eine geometrische Bedeutung:
V
/|
/ |
/ |
/ | v\_y
/ |
/ |
0-------
v\_x
Der Vektor v geht vom Koordinaten-Ursprung bis zum Punkt V mit den Koorinaten (vx, vy). Zwischen der Länge v des Vektors v und den beiden Koordinaten gilt der Satz des Phytagoras:
v_x^2+v_y^2=v^2
Setzen wir dieses Ergebnis oben ein, erhalten wir:
\underline{v}^2=v_x^2+v_y^2=v^2
Mit anderen Worten, wenn du einen Vektor mit sich selbst multiplizierst, ist das Ergebnis eine Zahl und diese Zahl ist gleich dem Quadrat der Vektorlänge:
\underline{v}^2=v^2
Diese Tatsache gilt auch in 3 und mehr Dimensionen.
Wenn also ein Vektor als Quadrat vorkommt, kannst du ihn durch seine Länge ersetzen. Das ist z.B. bei der kinetischen Energie so:
E=\frac{1}{2}m\underline{v}^2=\frac{1}{2}mv^2
2. Fall: Du betrachtest nur eine Dimension.
Häufig werden in der Physik Vorgänge nur in einer Dimension, entlang einer Geraden, betrachtet. In diesem Fall gibt es nur zwei mögliche Richtungen, nach links oder nach rechts. Die Richtungs-Information eines Vektors kann dann in dem Vorzeichen verpackt werden.
Beispiel: Jemand tritt gegen einen Ball, der daraufhin mit der Geschwindigkeit v1 nach rechts fliegt. Der Wind bläst ihm entgegen und bremst ihn um die Geschwindigkeit v2 ab. Die Gesamtgeschwindigkeit des Balls ist dann:
v=v_1-v_2
Jede komplexe Bewegungen lässt sich in mehrere 1-dimensonale Bewegungen, die sich überlagern, zerlegen. Eine Gewehrkugel z.B. fällt senkrecht nach unten (1 Dimension) während sie sich in Schußrichtung (1 Dimension) bewegt. Du kannst beide Beweungen, den Fall und den Zielflug, getrennt betrachten. Die Vektorschreibweise erlaubt es uns, alle diese 1-dimensionalen Bewegungen auf einmal in einer einzigen Rechnung zu behandeln.
Viele Grüße
Hasenfuß