Hallo,
mich würde mal interessieren, ob man von seiner Geburt an bis zu seinem Tod die gleichen Gene besitzt, oder ob diese sich im laufe eines Lebens verändern können?
Wenn ich zum Beispiel mein ganzen leben lang einen Handstand trainiere, haben meine Kinder dann eine Chance stärkere Arme und einen besseren Gleichgewichtssinn als Anlage genetisch mitzubekommen?
Nein, haben sie nicht. Das wäre das Prinzip von Lamarck, was interessant war, aber durch Darwin eher aus der Mode kam
Lies mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Lamarck
Es ist möglich, dass das Erbgut, woraus deine Nachkommen ja auch entstehen, verändert ist oder wird- dies kann durch Krankheit, Strahlen, Chemikalien u.ä. passieren (es in der Chemie z.B. Warnhinweise zu Erbgutverändernden Stoffen).
Es kann passieren, dass sich die Struktur der Chromosomen verändert, z.B. durch Deletion (dann fehlt eine Nucleotidreihe bzw. bis zu einem großen Teil des Chromosoms), Duplikation (bestimmte Reihen sind doppelt vorhanden), oder Translokation.
Betrifft die Translokation ganze Chromosomen kann das schlimme Folgen haben.
So treten Chromosomentranslokationen oft bei der Meiose auf. Die Meiose ist der Prozess, indem die geschlechtsspezifischen Zellen, sprich Eizellen oder Spermien entstehen. Dabei werden quasi Chromosomen auf die Zellen verteilt.
Dabei kann einiges schiefgehen durch div. Gründe z.B. kann ein Chromosom dreifach vorhanden sein (z.B. durch Translokation), das nennt man Trisomie. Die bekannteste ist Trisomie 21 oder auch Down-Syndrom, aber es gibt noch andere die schlimmer sind, da sie meist tödlich verlaufen.
Aber so sehr du deinen Hals auch reckst, du wirst kein Giraffenkind erzeugen
Das alles unter dem Vorbehalt, dass ich nicht Biologie studiere.
lg
Kate
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Wenn ich zum Beispiel mein ganzen leben lang einen Handstand
trainiere, haben meine Kinder dann eine Chance stärkere Arme
und einen besseren Gleichgewichtssinn als Anlage genetisch
mitzubekommen?
es kommt wohl bei einzelnen Genen im Laufe des Lebens zu Mutationen. Dies geschieht jedoch in jeder einzelnen Zelle separat. Es ändert sich also nicht das Genom des gesamten Organismus in gleicher Weise, sondern es kommt in einer Zelle zu einer Mutation, in einer anderen Zelle zu einer anderen (oder mehreren) und in vielen weiteren Zellen ändert sich überhaupt nichts. Um Mutationen vererben zu können, müssen diese in der Keimbahn stattfinden. Oftmals handelt es sich auch um neutrale oder stille Mutationen. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass deine Kinder alleine aufgrund deines Trainings gezielte Mutationen vererbt bekommen und einen besseren Gleichgewichtssinn und stärkere Arme haben. Die Kinder frühzeitig bei einem Sportverein anzumelden und dafür zu sorgen, dass sie viel draußen spielen können, hat wahrscheinlich einen sehr viel größeren Einfluss darauf.
Es gibt aber auch noch eine bereits weiter unten im Forum angesprochene, nicht-mendelsche Vererbung (keine Genmutationen im eigentlichen Sinn). Durch DNA-, Histon- und andere Chromatinmodifikationen (Methylierung, Demethylierung, Acetylierung, Deacetylierung, Kondensation etc.), die teilweise im Lauf des Lebens erworben werden, wird die Aktivität einzelner Gene hoch- oder heruntergefahren. Solche Modifikationsmuster (in der Keimbahn) sind ebenfalls vererbbar, aber auch veränderbar. Das Ganze nennt sich Epigenetik. Hier kannst Du was drüber lesen und Filmchen ansehen:
Es ist also nicht völlig ausgeschlossen, dass deine Kinder durch dein regelmäßiges Training nicht doch irgendwie anders sind, als wenn du eine couch potato wärst. Ob das aber ausgerechnet gerade den Gleichgewichtssinn oder die Ausprägung der Muskulatur betrifft, ist damit nicht gesagt. Da die Epigenetik weitgehend noch in den Kinderschuhen steckt, dürfen wir auf zukünftige Erkenntnisse gespannt sein.
B-Zellen, die Zellen, die Antikörper bilden, können tatsächlich ihr Genom umschreiben, um aus einer überschaubaren Zahl von Elementen eine enorme Vielfalt von Antikörpern zu erzeugen.
Moral aus der Geschicht (und aus anderen Geschichten): Dogmen in der Biologie sind Blödsinn.
Nicht die T-Zellen vergessen bitte. Denn die sind ja sogar noch wichtiger als die B-Zellen. Hypermutationen machen die T-Zellrezeptoren aber nicht durch, glaube ich. Müsste ich aber mal nachschauen.
Tschö