Veränderung von Milch bei 50 °C?

Liebe Freunde rerum naturalium,

als ich eben die dritte Charge Joghurt des Wochenendes angesetzt habe, ist mir ein Phänomen wieder in den Sinn gekommen, zu dem mir keine plausible Erklärung einfällt:

Ich bereite Joghurt mit H-Milch 1,5 % Fett, Magermilchpulver, Inulin und Lactobacillus delbrueckii subst. bulgaricus, erhitzt vor Zugabe der L. bulgaricus-Kultur auf 45 °C, dann Zugabe der Kultur bzw. des zu diesem Zweck aufgehobenen Rests Joghurt von der vorherigen Charge und Fermentierung bei 41 °C (thermostatgeregelt) für 11 h.

Wenn ich mal nicht aufpasse und die Milch mit MMP und Inulin heißer wird (z.B. in die Gegend von 50 °C kommt), kühle ich diese durch Einrühren von zimmerwarmer Milch schnell auf 45 °C ab und rühre dann die Kultur ein, die auf diese Weise selbst keiner höheren Temperatur als sonst auch ausgesetzt ist.

Bei diesen Chargen wird der Joghurt anders als sonst: Er setzt sich von Molke ab und schimmt obenauf, wird außerdem flockig und nicht „stichfest“ wie sonst. Ich würde dabei zuerst dran denken, dass bei der höheren Temperatur irgendwas Irreversibles mit dem Kasein (oder dem Albumin oder dem Globulin) passiert ist, das bei der irgendwann vorher stattgefundenen viel höheren Erhitzung bei der H-Milch-Bereitung nicht passiert, weil diese zu kurz dauert.

Das Kuriose ist aber, dass aus solchen Chargen für den nächsten Ansatz aufbehaltener Joghurt diese Eigenschaft (Abtrennung von Molke, flockige Konsistenz) an die nächste Charge weitergibt, auch wenn diese regelrecht erhitzt ist und eine Temperatur von nicht mehr als 45 °C hatte. Das ließe dran denken, dass die Lactobazillus-Kultur irgendwie verändert ist. Als Nicht-Antrhoposoph kann ich mir aber nicht vorstellen, welchen Unterschied es für die Milchsäurebakterien ausmachen sollte, welche Temperatur in der Milch, in der sie schwimmen, irgendwann vorher geherrscht hat.

Wie lassen sich diese beiden Enden sei es biochemisch, sei es mikrobiologisch zusammenbringen?

Schöne Grüße

MM

Hallo,

ich könnte mir vorstellen, dass die in der „überhitzten“ Milch bewirkte Veränderung andere Arten der auch in Deiner Küche vorhandenen Milchsäurebakterien (oder andere) begünstigt, so dass diese Einfluss auf das Ergebnis haben und aufgrund schöner Vermehrung in der nächsten Milch auch wieder aktiv sind.
Mal als Idee dazu.

Gruß,
Paran

1 Like

Bei der Vielzahl beteiligter Komponenten ist es natürlich schwer, die Ursache zu finden. Ich vermute aber, dass die Überhitzung eine Brechung der Emulsion in Gang setzt. Weil das ein autokatalytischer Prozess ist, kann er auch weiter laufen, wenn die Temperatur geringfügig abgesenkt wird. Das würde auch erklären, warum mit den folgenden Chargen das Gleiche passiert, obwohl sie nicht überhitzt wurden.

1 Like

Danke Dir,

das ist ja spannend. Es kann sein, dass ich den Begriff (im Zusammenhang mit Polymerisation in der Organik wurde der glaub ich eingeführt) schon mal gehört und seinerzeit im jugendlichen Übermut sofort abgetan habe: „Was solln der Quatsch? Entweder ein Vorgang braucht einen Katalysator, oder er läuft von selber, aber doch nicht beides gleichzeitig?“

Jedenfalls will ich mir das merken, jetzt.

Schöne Grüße

MM

Ich frage mich wie jemand in einem laufenden Prozess einfach zimmerwarme Milch reinkippt, ohne sich vorher Gedanken darüber zu machen, welche Auswirkungen das haben kann. Also wirklich.

Und ich frage mich, ob diese Wortreihe von Dir irgendeinen Sinn geben sollte, oder ob Du nur ein bisschen tippen wolltest, weil ein Finger oder mehrere eingeschlafen waren.

Wat meinze?