Veränderung wörtliches Zitat

Hallo!

Ich möchte ein wörtliches Zitat in meine Arbeit einbauen, muss dieses aber verändern, damit es in den Satzbau passt. Jetzt bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich das mache. Das Original lautet „Sie hat die Aufgabe eines letzten sozialen Netztes“ (Bäcker et al 2010, S. 313). Ich möchte schreiben Die Sozialhilfe ist ein „letztes soziales Netz“.
Ist das dann so richtig: letzte[s] soziale[s] Netz[…]?

Danke euch!!

…die Sozialhilfe habe, zumindest laut Bäcker (etc.), die Aufgabe eines letzten, sozialen Netzes…(evtl.)…eine Ansicht, der ich mich anschließe…

Gruß
nicolai

Ist das dann so richtig: letzte[s] soziale[s] Netz[…]?

Im Grunde ja (mit drei Punkten statt zwei in der letzten Klammer) – aber ich finde diesen typografischen Aufwand für eine derart bescheidene Veränderung der Aussage übertrieben. Ob die Sozialhilfe nun ein letztes soziales Netz ist oder die Aufgabe eines letzten sozialen Netzes hat, macht meines Erachtens sprachlich recht wenig aus. Ein unverändertes Zitat gegenüber einem mit sechs Klammern und drei Punkten verzierten macht hingegen für den Lesefluss schon etwas aus. Ich würde aus diesem Grund immer versuchen, Zitate mit so wenig Veränderungen wie möglich in den eigenen Text einzubauen. Deine Leser werden es dir danken, auch wenn es nur die Betreuer deiner Arbeit sind.

Gruß
Christopher

Leichte Sinnverfälschung
Hi.

Das Original lautet „Sie hat die Aufgabe eines letzten sozialen Netztes“ (Bäcker et al 2010, S. 313). Ich möchte schreiben: Die Sozialhilfe ist ein „letztes soziales Netz“. Ist das dann so richtig: letzte[s] soziale[s] Netz[…]?

  1. Damit verfälschst du den Sinn des Originals. Es ist zumindest sprachlogisch ein Unterschied, ob X die Aufgabe von Y hat oder ob X gleich Y ist. Eine solche Zitierweise ist - genau genommen - unwissenschaftlich und bedenklich.

  2. "letzte(s) soziale(s) Netz(…) wäre korrekt. Das entspricht den Regeln wissenschaftlichen Zitierens. Natürlich könntest du dir, wie Christopher andeutet, die Klammern und Punkte auch sparen, was aber gegen die Regeln ist. Das hängt von der ´Wichtigkeit´ deiner Arbeit ab.

Chan

Hallo,

ich habe mal gelernt, wörtliche Zitate seien erst ab fünf zusammenhängenden Worten als Zitat anzugeben. Sollte das für Dich auch zutreffen (bitte überprüfen!!), dann kannst Du einfach schreiben:

Die Sozialhilfe ist ein letztes soziales Netz.
mit Fußnote: „Vgl. Bäcker et al 2010, S. 313.“

Viele Grüße,

Jule

  1. Damit verfälschst du den Sinn des Originals. Es ist zumindest sprachlogisch ein
    Unterschied, ob X die Aufgabe von Y hat oder ob X gleich Y ist. Eine solche Zitierweise
    ist - genau genommen - unwissenschaftlich und bedenklich.

Diese Zitierweise – ohne Kenntnis des Quell- und Zielkontexts – einfach mal so als ›unwissenschaftlich‹ zu bezeichnen, geht mir zu weit. Vielleicht handelt sich bei dem Text, den Petra zitieren will, just um einen, der das, was die Sozialhilfe sein soll (ihre Aufgabe), von dem abzugrenzen versucht, was sie faktisch ist (ihr Sein). Das mag sein. Aber vielleicht handelt es sich auch um einen Text, in dem es um eine ganz andere Fragestellung geht und in dem die Formulierung nicht dazu dient, Theorie und Praxis der Sozialhilfe einander gegenüberzustellen. Nur anhand der Quelle lässt sich beurteilen, ob diese an jener Stelle so differenziert argumentiert, dass man ihr Unrecht täte, wenn man ›X hat Aufgabe Y‹ als ›X ist Y‹ wiedergibt, oder ob es sich um eine zulässige Vereinfachung handelte, die dem Geist des Textes nicht widerspricht. Es ist gut, daran zu erinnern, dass man diese Beurteilung vornehmen muss, aber vielleicht hat Petra ja das getan, die entsprechenden Schlüsse gezogen und möchte jetzt nur wissen, wie sie das Ergebnis korrekt wiedergibt. Daran finde ich nichts unwissenschaftlich.

  1. "letzte(s) soziale(s) Netz(…) wäre korrekt. Das
    entspricht den Regeln wissenschaftlichen Zitierens. Natürlich
    könntest du dir, wie Christopher andeutet, die Klammern und
    Punkte auch sparen, was aber gegen die Regeln ist.

Meine Empfehlung war die, den Zieltext so zu bearbeiten, dass das Zitat unverändert eingepasst werden kann, also zu schreiben: ›Laut Bäcker erfüllt die Sozialhilfe »die Aufgabe eines letzten sozialen Netzes«‹ anstelle von ›Laut Bäcker ist die Sozialhilfe ein »letzte[s] soziale[s] Netz[…]«‹. Damit ist jegliche Gefahr einer Bedeutungsverfälschung (auch wenn mir die wohl weniger imminent scheint als dir) gebannt und der Leser freut sich.

Gruß
Christopher

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Wissenschaftlichkeit erfordert Genauigkeit
Hi.

  1. Damit verfälschst du den Sinn des Originals. .

Diese Zitierweise – ohne Kenntnis des Quell- und
Zielkontexts – einfach mal so als ›unwissenschaftlich‹ zu
bezeichnen, geht mir zu weit.

Dabei ging es mir ums Prinzip. Ich finde, ein wissenschaftlicher Text hat es verdient, unverstellt zitiert zu werden. Wenn ein Autor schreibt: „X hat die Aufgabe eines Y“, dann ist das zu respektieren. Daraus zu machen: „X ist Y“, ist ein Eingriff in den Text dieses Autors. Grenzwertig zulässig hielte ich das, wenn es ohne Zitatanführungszeichen geschähe, wenn also einfach sinngemäß dastände, dass gemäß Autor Z das X ein Y ist. Zitiert man aber den originalen Text, dann sehe ich keinen Grund, der eine Änderung der originalen Formulierung rechtfertigen könnte. Ließe man so etwas durchgehen, wohin würde das führen? Gerade bei bedeutsameren Texten, z.B. in der philosophischen Literatur, determiniert jede Silbe den Gesamtsinn. Niemand hätte das Recht, Formulierungen bei Zitaten eigenmächtig zu ändern. Warum soll das im kleineren Maßstab anders sein? Wenn ein X die Aufgabe eines Y hat, dann ist das nun mal etwas anders als X = Y. Theoretisch kann ein X mehrere Aufgaben haben. Die Reduktion auf eine einzige davon wäre dann eine Verfälschung.

Darüber hinaus flößt es wenig Vertrauen in die Präzision eines Autors ein, wenn er/sie einen anderen Autor, wenn in diesem Fall auch nur leicht, entstellt zitiert. Wenn man sich schon beim Zitieren nicht die Mühe macht, genau zu sein, wie dürfte es dann um die Genauigkeit an anderen Stellen der „Arbeit“ stehen?

Chan