Hallo Markus,
Hm,bei ca. 115000 Abtreibungen Jährlich allein in Deutschland
haben die Bischöfe ziemlich was zu tun.
nein - wie schon geschrieben, gibt es da einen Automatismus.
Wie muss man sich diese Exkommunikation vorstellen?
Die Rechtsfolge der Exkommunikation tritt schon unmittelbar „durch Begehen“ (Can. 1314 CIC) der damit bedrohten Tat ein; sie muss nicht explizit durch ein kirchliches Gericht als Sanktion ausgesprochen werden.
Wird dies Öffentlich vollzogen?
In der Regel nicht. Wenn ein Priester von einer bestimmten Person weiss, dass sie exkommuniziert ist, muss er ihr jedoch jegliche ‚Gnadenhandlungen‘ verweigern - also Kommunio, Absolution, Trauung usw. Es gibt natürlich die Möglichkeit des ‚Wegsehens‘ - aus Barmherzigkeit oder wenn mit einer Spende nachgeholfen wird.
In welcher Form wird dies dem
Betroffenem mitgeteilt?
In der Regel gar nicht. Dem/der Betroffenen sollte in der Regel als Kirchenmitglied die Folge seines Handelns bewusst sein bzw. er sollte in Zweifelsfällen den Priester seines Vertrauens vorher fragen.
In dem vorliegenden Fall scheint es Unsicherheiten gegeben haben - die gesetzlichen Ausnahmebestimmungen des Abtreibungsverbots in Brasilien sind sehr eng gefasst und im Fall des neunjährigen Mädchens trafen sogar beide Ausnahmebestimmungen zu (Vergewaltigung und Lebensgefahr für die Schwangere). Da fühlte sich der zuständige Erzbischof von Olinda e Recife, José Cardoso Sobrinho (ein wahrlich ‚würdiger‘ Nachfolger Dom Helder Camaras) bemüßigt klarzustellen, dass es kirchenrechtlich keine Ausnahmebestimmungen gibt. Wobei diese Klarstellung wohl weniger der Sorge um das Seelenheil der Betroffenen zu verdanken war als der Agitation gegen eine seit 2007 laufende Kampagne zur Liberalisierung des Abtreibungsrechts - damals hatte der Gesundheitsminister eine Initiative für eine Volksabstimmung zum Abtreibungsrecht gestartet. Natürlich protestiert die katholische Kirche heftigst - nicht nur gegen eine Liberalisierung versteht sich, sondern schon gegen eine Volksabstimmung darüber.
Die Zahl der illegalen Abtreibungen in Brasilien wird auf etwa eine Million pro Jahr geschätzt. Wer vermögend ist, sucht eine diskrete Klinik auf. Wer nicht, besorgt sich sich auf dem illegalen Drogenmarkt das Medikament Cytotec (Misoprostol, ein Nierenmedikament), das Krämpfe einschließlich Kontraktionen der Gebärmutter auslöst. Eine sehr schmerzhafte Methode. Ist der Fötus schon zu groß, funktioniert das nicht. Dafür gibt es die Engelmacherinnen in den Hinterhöfen. Die SUS (die öffentliche Gesundheitsversorgung, sie ist für Menschen ohne Krankenversicherung zuständig) registriert jährlich ca. 150.000 Frauen, bei denen durch illegale Abtreibungen schwerwiegende und bleibende Folgeschäden oder sogar Tod auftreten.
Freundliche Grüße,
Ralf