Verbeamtung Ja/Nein - Pro/Contra

Hallo Zusammen,

ich schreibe zur Zeit Bewerbungen (Raum NRW) da ich mit dem Studium fertig bin. Unter anderem an eine staatliche Behörde. Lt. Stellenausschreibung ist eine „spätere Verbeamtung möglich“.
Wenn ich mit Freunden und Bekannten spreche sagt die eine Partei: „Lass die Finger davon. Wenn du da erst einmal die Beamtenlaufbahn eingeschlagen hast kommst du da nicht mehr raus. Zumindest nicht ohne erhebliche finanzielle Einbußen.“ Die Anderen sagen, dass eine Verbeamtung das beste ist was passieren kann. Ist ein sicherer Job, wird nach TVöD bezahlt etc…Was sind Eure Erfahrungen.

Ich ich habe keinen Schimmer was ich denken soll. Ich fände es super, wenn ihr das was Euch zu dem Thema einfällt einfach zum Besten gebt, damit ich mir ein Bild machen kann. Vielleicht kommt ja auch eine konstruktive Diskussion auf.
Danke im Voraus

Mche

Hallo,

es gibt schon komische Zeitgenossen. Warum sollte man aus der Beamtenlaufbahn „nicht mehr rauskommen“? Was für ein Unsinn! Und was heißt „nicht ohne finanzielle Einbußen“? Das klingt so, als ob jemand, der Beamter war und nun Angestellter wird, weniger verdient als jemand, der nicht Beamter war und nun Angestellter wird. An so was glaubst du doch nicht wirklich, oder? Wenn hingegen deine Bekannten einfach nur sagen wollen, als Beamter bekommt man mehr Geld (was man so generell natürlich überhaupt nicht sagen kann), dann erklärt sich zwar, was mit „Einbußen“ gemeint ist. Dass man aber viel Geld bekommt, ist ja nun nicht eben ein Grund, eine Stelle nicht anzunehmen.

Beamten sind nahezu unkündbar, haben also ein sicheres und festes Auskommen, sie haben einen solventen Arbeitgeber, sie sind beihilfeberechtigt (zu einem gewissen Anteil); kurz: Eine Verbeamtung hat erhebliche Vorteile. Natürlich gibt es auch Nachteile. So sind die Karrierechancen sehr gering. Natürlich steigen auch Beamte auf, aber Schritt für Schritt und ein großer Gehaltssprung ist zwischen den einzelnen Stufen auch selten drin. Auch steigen die Bezüge der Beamten kaum, sie sind oft Kandidaten für Nullrunden, denn wehren können sie sich dagegen praktisch gar nicht.

Levay

Hallo,
Vorteile:
mehr Netto, da keine Rentenversicherung
unkündbar - sicherer Job
Krankenversicherung kann privat erfolgen

Nachteile:
Einkommen wird von den Politikern festgelegt, in den letzten Jahren Nullrunden, Kürzung Weihnachtsgeld usw.
Beamte müssen dort arbeiten, wo sie zugewiesen werden. Ich habe es bei uns in den letzten Jahren mehrfach erlebt, dass aufgrund von Umstrukturierungen Beamte entgegen ihren eigenen Wünschen ihren Arbeitsplatz/-ort wechseln MUSSTEN.

Beatrix

hi

es gibt schon komische Zeitgenossen. Warum sollte man aus der
Beamtenlaufbahn „nicht mehr rauskommen“?

klar kommt man raus - eine einfache schriftliche Willenserklärung genügt und schon sitzt man auf der Strasse (ohne Arbeitslosengeld natürlich weil man ja auch nix eingezahlt hat ;o) )

Und was heißt „nicht ohne finanzielle Einbußen“?
An so was glaubst du doch nicht wirklich,
oder?

die haben Recht … war man lang genug verbeamtet und wechselt dann in die Privatwirtschaft macht man in der Alterversorgung (ja, o.k., was ist das ?) heftig Miese, weil man zwar von Vater Staat in der Rentenversicherung NACHversichert wird aber eben von seinem Bruttogehalt - nun ist das Beamtenbruttogehalt aber bei gleichem Netto eines Privatwirtschaftlers deutlich niedriger als dessen Brutto.

Somit hat der Beamte zwar genauso viel und aufwändig gearbeitet wie ein Privatwirtschaftler oder Angestellter - bekommt aber wenn er wirklich in die Privatwirtschaft wechselt, später als Rente nur einen Bruchteil dessen als Rente was ein vergleichbarer Angestellter auf der gleichen Stelle bekommt, der die ganze Zeit von einem deutlich höheren Brutto rentenversicherungsbeiträge bezahlt hat

Deswegen versuchen auch die Arbeitgeber im ÖD die Mitarbeiter zur Verbeamtung zu überreden, weil es für den Arbeitgeber deutlich billiger ist !!! Es fallen die Beiträge zur Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherung weg

ICH würde mich HEUTE nicht mehr verbeamten lassen ! die wenigen Vorteile die man davon hat (günstigere Autoversicherung, Dach über dem kopf) wiegen die Nachteile (Leibeigentum durch Vater Staat, nullrunde nach Nullrunde, Urlaubsgeld gestrichen, Weihnachtsgeld gekürzt, gestrichen, beliebige Versetzungen ohne die Chance sich dagegen erfolgreich zu wehren, mehr Arbeitsstunden (41 Std/Woche) als die Angestellten bei gleicher Arbeit … )

Und mir geht es tatsächlich so, dass es sich finanziell für mich schon lange nicht mehr rentiert in die freie Wirtschaft zu gehen - selbst wenn ich dort das doppelte verdienen würde, als aktuell, würde ich die finanziellen Nachteile, die ich dadurch später in der Altersversorgung hätte, nicht mehr aufholen können

Gruß H.

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Hallo Beatrix,

Nachteile:
Ich
habe es bei uns in den letzten Jahren mehrfach erlebt, dass
aufgrund von Umstrukturierungen Beamte entgegen ihren eigenen
Wünschen ihren Arbeitsplatz/-ort wechseln MUSSTEN.

ach nee?!
In der Industrie gibt es sowas nun gar nicht?!
Schon mal was von Änderungskündigung gehört?
Da haben Menschen mit einer nichtakademischen Ausbildung deutschlandweit flexibel zu sein, irgendwie studiertes Volk sogar europaweit.
Da können einen die Landesbeamten geradezu leid tun, wenn sie innerhalb eines Bundeslandes verschoben werden, oder erst die Kommunalbeamten.
Zudem: wenn ich mir anschaue, wie die Beamten, die von Bonn nach Berlin verschoben wurden mit Heimflügen etc. bedacht werden, da kann ich als Angestellter eines Privatunternehmens nur von träumen.

Die erste Vortbildung eines Beamten ist immer noch ‚Stöhnen, leiden, schlecht aussehen‘

Übrigens, unser Weihnachsgeld wurde auch gekürzt und woe lange es noch Urlaubsgeld gibt sei auch dahingestellt.

Gandalf

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Hallo,

ICH würde mich HEUTE nicht mehr verbeamten lassen ! die
wenigen Vorteile die man davon hat (günstigere
Autoversicherung, Dach über dem kopf) wiegen die Nachteile
(Leibeigentum durch Vater Staat, nullrunde nach Nullrunde,
Urlaubsgeld gestrichen, Weihnachtsgeld gekürzt, gestrichen,
beliebige Versetzungen ohne die Chance sich dagegen
erfolgreich zu wehren, mehr Arbeitsstunden (41 Std/Woche) als
die Angestellten bei gleicher Arbeit … )

…eine „Praxisgebühr“ (bei Privatversicherten!)und die jährliche „Kostendämpfungspauschale“ von 100-300 €, die sich der Dienstherr über die Beihilfe einsteckt.

Im Übrigen volle Zustimmung!

Gruß
kate_

Hallo

ach nee?!
In der Industrie gibt es sowas nun gar nicht?!
Schon mal was von Änderungskündigung gehört?
Da haben Menschen mit einer nichtakademischen Ausbildung
deutschlandweit flexibel zu sein, irgendwie studiertes Volk
sogar europaweit.
Da können einen die Landesbeamten geradezu leid tun, wenn sie
innerhalb eines Bundeslandes verschoben werden, oder erst die
Kommunalbeamten.
Zudem: wenn ich mir anschaue, wie die Beamten, die von Bonn
nach Berlin verschoben wurden mit Heimflügen etc. bedacht
werden, da kann ich als Angestellter eines Privatunternehmens
nur von träumen.

Die erste Vortbildung eines Beamten ist immer noch ‚Stöhnen,
leiden, schlecht aussehen‘

Übrigens, unser Weihnachsgeld wurde auch gekürzt und woe lange
es noch Urlaubsgeld gibt sei auch dahingestellt.

OK OK, ich wollte auch nur ausdrücken, dass es mit dem „sicheren Einkommen und sicherer Arbeitsplatz“, wie es im allgemeinen so schön heisst, doch nicht ganz so ist :wink:
Ansonsten hast du ja recht.

Beatrix (Keine Beamtin)

Hallo zusammen,

danke für die zahlreichen Beitraege. Ich bin jetzt natürlich noch
verunsicherter als vorher.
Aber das was Hexerl geschrieben hat gibt mir schon zu denken…

Das wird wohl auf eine wichtige Lebensentscheidung hinauslaufen.
Privatwirtschaft mit besseren Karrierechancen und flexiblem Arbeitsplatzwechsel versus Beamten"laufbahn"

Danke nochmals

Mche

Hallo,

Du schreibst, dass lt. Stellenanzeige eine „spätere Verbeamtung“ möglich sei. Das heisst lediglich, dass die Möglichkeit besteht, nicht aber, dass Du dazu gezwungen wirst. Falls Du die Stelle bekommst, kannst Du Dich, wenn dieser „spätere“ Zeitpunkt gekommen ist (i.d.R. 2 Jahre) immer noch gegen die Verbeamtung entscheiden und Ang bleiben.

Viele Grüße
Mara

Danke Mara,

ich denke das wird sich im Gespräch auch noch herauschristallisierenn.
Vielen Dank für den Beitrag

Mche