Verbot-Regel-Gerechtigkeit-Freiheit

Es ist jetzt keine beeindruckende geistige Leistung, das Eine mit dem Anderen ohne jeden kausalen Zusammenhang zu vergleichen, zumal das Eine zweckfrei geschieht und das Andere zweckgebunden und vor allem aber auch gesetzlich inzwischen längst geregelt wurde und mit Verboten und Auflagen belegt ist- mit Fristen und natürlich nicht von heute auf morgen.

*gestern gerade wieder die Idioten gesehen, die sich bei Lidl die Karre mit jede Menge Böllerscheiss voll gehauen haben und auch genau so aussahen, , das sind genau die Leute, die andere dann beim Schlafen stören, Tieren eine Riesenangst machen und Drecksglocken über ganze Ortschaften schiessen.

Ich denke, es geht dir darum, weshalb die „Freiheit“ (verstanden als die umfassende Freiheit der Bürger, nicht in diesem sehr verkürzten Sinn der unternehmerischen Freiheit usw.) in der politischen Argumentation so unwichtig geworden ist.

Das ist für mein Verständnis eine komplexe Folge mehrere historischer Entwicklungen:

° Ende der bipolaren Weltordnung und damit eines Systemgegensatzes, der (fast) jedem Idioten (als Quasi-Experiment) klar vor Augen geführt hat, wohin ein Mangel an politischer Freiheit führt.

° Entgrenzung der privaten Lebensführung („das Private ist das Politische“) mitsamt des ganzen Kampfes um das „richtige Bewusstsein“.

° technologische Entwicklung: verbesserte Überwachungstechnologien, aber auch das Aufkommen von noch besseren „Bewussteinstechnologien“: statt der unidirektionale („Wenige beeinflussen das Bewusstsein vieler“) Rundfunk vorher, nun die bidirektionalen social media („Viele beeinflussen das Bewusstsein vieler“).

° deutlich stärkere Anknüpfung des Politischen an moralische Diskurse

° Enger-Werden der Welt hin zum „global village“, v.a. in den Finanz- und Kommunikationsstrukturen, was ein Zunahme an Regulierung erfordert.

° Fast völliger Bedeutungsverlust der „Freiheit“ auf der „linken“ Seite des politischen Tableaus, die bis vor ca. 50 Jahren noch wesentlich von verschiedenen Befreiungsbewegungen geprägt war.
Auf der „rechten“ Seite war Freiheit, sofern sie über „wirtschaftliche Freiheit“ hinausgeht, ohnehin nie sehr hoch im Kurs.

° Aufkommen des „Umwelt“-Themas, nun des „Klima“-Themas. Das hat, ökonomisch gesprochen, eine Vielzahl vorher „freier Güter“ (z.B. die Luft) zum „knappen Gut“ gemacht. Das geht zwingend mit enormen Freiheitsverlusten einher, weil mit knappen Gütern halt logischerweise klare Zugangsbeschränkungen einhergehen.

Gruß
F.

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[quote=„C_Punkt, post:21, topic:9462045“]
Ich gebe Dir insofern recht, als daß auch ich den Eindruck habe, daß heute bzw. derzeit schneller nach Verboten gerufen wird als früher

Die Weltbevölkerung nimmt zu. Wo Menschen eng zusammenleben, werden mehr Regeln nötig.

und das vor allem, ohne den Sachverhalt zu durchdringen und die Sache zu durchdenken. Ein Böllerverbot ist z.B. vollkommen sinnlos, so lange es erlaubt ist, Holzöfen ohne hinreichende Filtertechnik zu betreiben.

Da hast du wohl was nicht durchdrungen. Böllerverbote werden ausgesprochen wegen Brandgefahr, Verletzungsgefahr, Lärm, und MANCHMAL wegen Luftverschmutzung. Mit Öfen hat das alles wenig zu tun…
Und als letzter Punkt: wenn verschiedene Faktoren zusammenkommen - z.B. bei Luftverschmutzung - ist es durchaus sinnvoll, einige davon zu verbieten. Das Argument „aber xyz macht es doch auch und das ist viel schlimmer“ ist ne Ausrede die schlimmstenfalls dazu führt, dass sich nie was ändert.

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Erlassen wurden sie bisher wegen der Verletzungsgefahr. Immer mal wieder gefordert wurden sie wegen des Tierwohls, das vor allem die Leute einfordern, die Haustiere in Stadtwohnungen halten. Und letztes Jahr wurden sie vor Silvester wegen des Feinstaubs gefordert. Und das ist totaler Bullshit, weil die staatlich geförderten und ach so ökologischen Holzöfen in Herbst, Winter und Frühling die Luft verpesten und das sowohl innerhalb als auch außerhalb der Häuser und das auch noch einem wesentlich stärkeren Ausmaß als durch Verkehr und Industrie.

Lies Dich mal ein:
https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_84671908/kachelmanns-donnerwetter-feinstaub-aus-holzoefen-die-gemuetlichen-dementoren.html (auch die weiterführenden Links nicht vergessen)

Hier zum Verhältnis von Böllern und Heizen:

Oder, falls Videos bevorzugt werden (wobei das da munter zwischen Feinstaub und Stickoxiden hin- und hergeht):

Oder falls der Link nicht geht (dann ohne Stern kopieren):
*www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/video-podcast/45-Min-Spezial-Was-atmest-du,minuten2982.html

Wo? In Deutschland? Ich kann keine substantielle Erhöhung der Bevölkerungsdichte in Deutschland erkennen, die eine stärkere Regelungsdichte erforderte.