Verbotene genüsse

Hallo,

Ich hab da mal wieder ein Problem. Ich würde für meine Freundin gerne ein Buch zusammenstellen, in dem sich Lebensmittel oder Gerichte finden, die zu Früheren Zeiten verboten oder verpönt waren.

Ich weis zum Beispiel, dass man im Mittelalter kein Pferdefleisch essen durfte und dass in folge der Keuchheitskomission Eisschlecken nicht gerne gesehen war. Aber da ist meine Weisheit auch schon am Ende. Gibts ne gute Internetseite zu dem Thema oder kann einer von euch mir da helfen???

gruß
Nadine

Hallo, Nadine,
spontan fällt mir dazu das Fastengebot der Christen ein, das Fleisch an Freitagen verbietet und das zu manch lustigen Interpretationen führte. So wurde z.B. der Biber als Fisch klassifiziert :smile:

Auch die vielfältigen Speisegesetze der Juden oder Moslems fallen mir da ein - insbesondere das Verbot, Schweinefleisch zu essen, das wohl der leichten Verderblichkeit unter südlichem Klima und zudem der Tatsache geschuldet ist, dass in einer nomadischen Gesellschaft das Schwein als Allesfresser ein scharfer Nahrungskonkurrent des Menschen war.

Weitere strenge Vorbehalte hatte und hat man gegen den Genuss von Kaffee, Kakao und - besonders in jüngster Zeit - von Tabak.

Auch die Restriktion des Alkohols im Islam, den USA der 20er Jahre, in Skandinavien fällt wohl in die gleiche Kategorie.

Grüße
Eckard

Hallo Nadine,
Deine beiden Beispiele sind meiner Meinung nach sehr schlecht gewählt.
Zu Pferdefleisch sagt Wiki:
„Pferdefleisch gehört zu den ältesten Nahrungsmitteln der Menschheit. Knochenfunde bei Soultré in Frankreich aber auch Höhlenmalereien wie in Lascaux weisen darauf hin, dass das Pferd wohl ein beliebtes Beutetier der eiszeitlichen Jäger war. Aber auch nach seiner Domestizierung und Verwendung als Reit, Zug- und Basttier verlor das Pferd seine Bedeutung als Fleischlieferant nicht. Kelten und Germanen entwickelten Opferkulte rund um das Pferd. Man geht auch davon aus, dass die gekreuzten Pferdeköpfe an vielen Giebeln der Bauernhäuser Niedersachsens auf den Brauch zurückgehen, die Köpfe geopferter Pferde an den Häusern anzubringen. Auch das Bild des sprechenden Pferdekopfes im Märchen der Gänseprinzessin „Oh Fallada, da Du hangest“ wird von einigen als Erinnerung an diesen Ritus interpretiert. Alle großen Reitervölker wie die Hunnen, Mongolen und Indianer aßen Pferdefleisch.“
Aus dem Rheinland weiss ich, dass der Rheinische Sauerbraten traditionell aus Pferdefleisch hergestellt wird. Geht auf die Besatzung durch die Franzosen zurück (glaub ich, müsst ich noch mal nachlesen.)
Und zum Speiseeis:
Seit wann gibt es denn in Europa Speiseeis? Die Herstellung war extrem aufwendig (z.B. unter Verwendung von Gletschereis, was ja auch transportiert werden musste) und der Genuss bestimmt nur den „oberen 10000“ vorbehalten. Deswegen kann ich mir so etwas nicht vorstellen.
Grüße
Almut

Servus Almut,

dem Vernehmen nach wurde der erste Pariser Eissalon 1660 eröffnet. Daß Eis nichts für Bauern, Kleinhandwerker, Knechte, Arbeiter, Taglöhner war, versteht sich. Aber wann sind die überhaupt in der Küche und am Tisch erstmals in Erscheinung getreten? Sicher war die Herstellung aufwendig, aber man war dafür nicht auf Gletscher angewiesen. „Eismachen“ im Februar am zugefrorenen Teich hab ich nicht mehr in bewußter Erinnerung (1963), aber noch erlebt. Die Erdkeller von Käsereien (bis Ende des 19. Jahrhunderts auch Brauereien) waren so gut gebaut, daß das winters eingelagerte Eis in einer Strohpackung eine Saison lang hielt.

Der seit alters geübte Verzehr von Pferdefleisch und (karolingische?) Perdefleischverbote widersprechen sich nicht. Mittelalterliche Pferdefleischverbote beziehen sich darauf, daß an einem gemetzgeten Pferd halt schon ein bissel was dran ist; zusammen mit weniger Konservierungsmöglichkeiten führte das Metzgen eines Pferdes zur Versammlung nicht bloß eines ganzen Dorfes, sondern ggf. auch noch von Nachbarn. Jede Versammlung in dieser Größe bedeutet potenzielle Organisation und Verbündung, und die war während der Entwicklung vom mehr oder weniger freien Bauern zum gänzlich rechtlosen Leibeigenen des späten Feudalwesens nicht grad das, was man sich als Grundherr wünschen konnte: War doch das „alte“ germanische Recht - auf das sich aufrührerische Bauern u.a. in der frühen Eidgenossenschaft, aber auch noch in voll angebrochener Neuzeit 1525 beriefen - ein wenig kodifiziertes, mündliches Recht, das in jeder Form von Versammlung leichter zu pflegen ist als vereinzelt und isoliert.

Eventuell spielt beim Pferdefleischtabu auch Religiöses (Wotan/Martinus) eine Rolle - das halte ich aber angesichts seiner lokalen Verbreitung für wenig wahrscheinlich.

Schöne Grüße

MM

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Hallo Almut,

ja eben darum frag ich ja. Hät ich supertolle beispiele für solche Speißen, müsste ich ja nicht fragen oder???

Kleine Korrektur
Hallo Eckard,

spontan fällt mir dazu das Fastengebot der Christen ein, das
Fleisch an Freitagen verbietet

das ist das „Abstinenzgebot“ und verbietet das Essen von Fleisch an
Abstinenztagen, zu denen außer den Freitagen auch der Aschermittwoch gehört.
Das Fastengebot wiederum betrifft die Fastenzeit (von Aschermittwoch bis
Karsamstag), wo man sich nur einmal täglich satt essen darf.

und das zu manch lustigen
Interpretationen führte. So wurde z.B. der Biber als Fisch
klassifiziert :smile:

Klaro! Die sagten zuerst, dass richtiges Fleisch nur von Warmblütern sei, also
zum Beispiel nicht von Fischen. Da die Fische aber im Wasser leben, wurde das so
interpretiert, dass auch Enten und Biber als Wassertiere freitags erlaubt waren.
Not macht erfinderisch!

Gruß
Bolo

Hallo Nadine,

Puritaner, Calvinisten und ähnliche freudlose Gesellen haben so ziemlich alles an
Essen geächtet, was über eine rein notwendige Sättigung und Gesunderhaltung
hinausging. Alles, was darüber hinaus Spaß machte, luxuriös oder aufwändig inder
Zubereitung war, war eigentlich verboten.
Aus meiner Kindheit kann ich mich noch gut erinnern, dass alles Scharfe für
Kinder „verboten“ war, weil man davon angeblich „Wimmerl“ (mitesser, Ausschlag
usw.) bekam.

Gruß
Bolo2L

Hi,

Ich hab da mal wieder ein Problem. Ich würde für meine
Freundin gerne ein Buch zusammenstellen, in dem sich
Lebensmittel oder Gerichte finden, die zu Früheren Zeiten
verboten oder verpönt waren.

So ein ähnliches Buch gibt es schon.

Es heißt: Wohlgeschmack und Widerwille.

Es ist recht lesenswert.

http://www.amazon.de/Wohlgeschmack-Widerwillen-Die-R…

Gruß

Axel

@

Hi :smile:

Was WIKI sagt?
Das schreibt jemand wie du und ich - also auch Ahnungslose! Daher zählt WIKI gleich Null!

In der Antike aßen weder Griechen noch Römer Pferde - benötigten diese als Reittiere und Zugtiere.

Im Zeitalter der Ritter galt es als unfein, das edle Reittier zu verspeisen, wurde daher unterlassen, ebenso aus religiösen Gründen.

mfg.
W:smile:

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off topic - wiki
Hallo,

Was WIKI sagt?
Das schreibt jemand wie du und ich - also auch Ahnungslose!
Daher zählt WIKI gleich Null!

Dann mach es bitte besser.
Darum geht es doch gerade in wiki - es geht um das kollektive
Wissen und die Quantität wird hier irgendwann zur Qualität.
Es schreibt zwar jemand „wie du und ich“, aber es
lesen sehr viele, die alle ihr Wissen beisteuern können.

Gruß
Elke

Servus,

genau daran:

ebenso aus religiösen Gründen.

zweifle ich. Auf welches Speisegebot würde sich das denn beziehen? Und warum findet man die Pferdefleisch-Tabuisierung heute nur in Deutschland, aber nicht in den Nachbarländern, bei denen man in etwa das gleiche Spektrum an Religionen und Konfessionen findet?

Die Chose mit den Rittersleut’ mag ich nicht so gern fortsetzen, das ist ein Stochern im Nebel. Aber die religiösen Motive für das deutsche Pferdefleisch-Tabu fände ich ganz spannend.

Schöne Grüße

MM

Servus Bolo,

und vom Speiseeis sollte es, glaube ich, „Läuse im Bauch“ geben? Ich hab den Spruch als Kind einmal von einer Oma gegenüber Enkelin auf der Gasse gehört, glaubte, sie machte ein Witzlein, und hab ziemlich über die absurde Vorstellung gelacht - damit war der von jener beabsichtigte „pädagogische Effekt“ im Eimer, und ich glaube, wenn ich nicht der Jonge vom May gewesen wäre, wär das dumm für mich ausgegangen…

Schöne Grüße

MM

Hi

Also…

In der germanischen und nordeuropäischen Kultur war das Pferd ein Mythen- und Göttertier (Wotan + sein Hengst Sleipnir). Das Pferd war daher das passende Opfer, das man Wotan zu ehren schlachtete und in festlichem Rahmen verspeiste.

Entsprechend energisch wurde das Pferdeessen dann von den christlichen Missionaren bekämpft. Bonifatius, der im 8.Jh. die Deutschen zu bekehren versuchte, korrespondierte mit den Päpsten Gregor III und Zacharias unter anderem in Sachen Pferdefleischverbot, auf das beide Päpste großen Wert legten.

Gregor III. schrieb an Bonifatius: „Unter anderem hast du auch erwähnt, einige äßen wilde Pferde und sogar noch mehr äßen zahme Pferde. Unter keinen Umständen, heiliger Bruder, darst du erlauben, dass dergleichen jemals geschieht. Erlege ihnen vielmehr um alles in der Welt eine angemessenen Strafe auf, durch die du mit Christi Hilfe imstande bist, es zu verhindern. Denn dieses Tun ist unrein und verabscheuungswürdig.“

Ebenso während den Kreuzzügen herrschte Verzehrverbot von Pferden, sie wurden als Reittiere benötigt.

Die Isländer wurden nur unter dem Vorbehalt Christen, dass sie weiterhin ihre leckeren Pferde essen durften.

In Frankreich wurde nach der Revolution das Pferdeessen propagiert, der Vorbehalt dagegen als Rest finsteren Religionszwanges angeprangert.

Mit dem Revolutionsheer kam das Pferdefleisch dann auch wieder in deutsche Töpfe, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Der traditionelle rheinische Sauerbraten, der ursprünglich aus Pferdefleisch zubereitet wurde, wird heute aus Rindfleisch hergestellt.

mfg.
W:smile:

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Hallo Elke,

Dann mach es bitte besser.

Klingt gut, aber gerade weil bei Wiki jeder schreiben kann - unabhängig von Kompetenz - setzt sich in der Wiki Mehrheits- Meinung bzw. Mehrheits- Wahrnehmung durch.

Datafox und ich können ein langes Lied davon singen, daß wir irgendwelchen Mist, der über das Judentum dort geschrieben wurde, verbessert haben. Es nutzt rein gar nichts. Über kürzer oder länger - meist ehre kürzer - steht wieder der alte Quatsch drin.

Darum geht es doch gerade in wiki - es geht um das kollektive
Wissen

Ne, um Wissen geht es da weniger, mehr um Community-Gefühl etc.

und die Quantität wird hier irgendwann zur Qualität.

Das ist ein frommer Wunsch.

Es schreibt zwar jemand „wie du und ich“, aber es
lesen sehr viele, die alle ihr Wissen beisteuern können.

Bzw. das, was sie dafür halten.

Gruss

Iris

Hi,

Mit dem Revolutionsheer kam das Pferdefleisch dann auch wieder
in deutsche Töpfe, konnte sich dort aber nicht durchsetzen.
Der traditionelle rheinische Sauerbraten, der ursprünglich aus
Pferdefleisch zubereitet wurde, wird heute aus Rindfleisch
hergestellt.

Einspruch Euer Ehren, Einspruch !!
Es mag ja viele geben, die sogenannten Sauerbraten vom Rind machen, aber das wird niemals nicht als echter rheinischer Sauerbraten durchgehen - naja, vielleicht bei Kelts- oder Diebels"pils"-Trinkern … So´n Sauerbraten muß mal gewiehert haben, sonst wird dat nix. So isset und so bleibtet auch. Deswegen hamwer auf´m markt ja auch den Pferdemetzger.

BeLa
Zitat BeLa: " Zossen stinken. Sie sind nur in 1-kg-Portionen mit Klößen und Rotkohl zu ertragen."