Hallo Mörtelkübelvergräber,
Kann man in Deutschland mit Zierfischzucht noch Geld
verdienen?
ich sag mal jein. Semivprivat und ohne in der Branche verankert zu sein, ist das sehr sehr schwer. Zum einen bekommt man privat kaum noch größere Zahlen an Tieren abgesetzt, wenn man keine Konnektions hat, zum anderen verderben die Importeure/Großhändler massiv die Preise. Alle Standardfische kann man für ein paar ct. aus Asien beziehen, wo das Wasser immer warm aus der Leitung kommt und die Arbeitskraft am Tag 1 EUR kostet. Da ist der Transport noch teurer als die Ware.
Ich habe während meines Studiums mal versucht, nebenher privat in der Wohnung Diskuszucht zu betreiben (mit einem Hälterungsbecken a 960 Liter, 2 Zuchtbecken a 150 Liter und 4 Aufzuchtbecken zwischen 40 - 250 Litern). Das war vor 10 Jahren, damals waren Diskus noch teuer und man konnte Verkaufspreise von 15 - 30 EUR/ Tier verdienen. Trotzdem hat das Experiment letztlich deutlich mehr Geld gekostet, als es eingespielt hat.
Ich meine so, dass am Ende deutlich mehr heraus kommt, als
Futter- und Stromkosten? Arbeitszeit mal nicht gerechnet.
Wöchentlich mindestens 2 m³ Wasserwechsel (Wasser kam zum Glück mit 2 - 3° dH und pH 6,5 perfekt aus der Leitung), gewaltige Heizkosten (alles auf 28 - 30°C), massig Frost- und Lebendfutter etc. pp. Da bleibt kein Geld übrig, von der Zeit ganz zu schweigen: die Larven müssen in Handaufzucht anfangs fast stündlich gefüttert werden und die Jungfische noch mindestens 4 x täglich, wenn sie gleichmäßig wachsen sollen, dazu tägliche Teilwasserwechsel und Reinigung.
Im großen Maßstab hat sich die Diskuszucht in Deutschland früher mal gelohnt, denke ich. Der Boom war relativ lang, und wenn man gleich vor 15 Jahren mit 30 - 40 Becken voll eingestiegen ist, genügend mietfreien Raum und gutes Wasser aus der Wand hatte, dann hatte man Zeit zu wachsen. Wer sich zeitig Beziehungen nach Asien aufgebaut hat und den Sprung vom Züchter zum Zwischenhändler geschafft hat, kann sicher auch heute noch bestehen und ganz gut verdienen. Aber der Zug ist lange abgefahren und viele sind sicher nicht drauf geblieben. ^^
Wenn ja, welche Arten wären das?
Also Diskus schon mal nicht: Die Preise sind von den Asiaten verdorben und die Aufzucht ist in Deutschland viel zu teuer.
In den letzten Jahren habe ich ein paar mal Großcichliden (Orangesaum, Augenfleckbuntbarsch etc.) großgezogen und an den Zoohandel abgegeben. Vorteil ist, dass du mit weniger Wasserwechsel und niedrigeren Temperaturen auskommst und Futterkosten sparst. Viele mittel- und südamerikanische Buntbarsche kriegst du problemlos mit billigem Granulatfutter, Putenherz und Entengrütze groß. Die erzielten Preise für ‚Standard-Arten‘ liegen jedoch nur zwischen 0,30 ct. und 1,00 EUR je Tier, falls du überhaupt mehrere 100 Tiere abgesetzt bekommst. Selbst für F1-Wildfangachzuchten von Rotkeil-Heros habe ich letztes Jahr max. 1,50 EUR/ Tier gekriegt nach 5 Monaten Aufzuchtzeit. Das rechnet sich nur, wenn du die mit Klopapier fütterst. 
Wenn du überhaupt mit Nachzuchten Geld verdienen kannst, dann höchstens mit Hype-Tieren, die gerade in sind. Bei den Zwergbuntbarschen wurden für Nachzuchten diverser Arten aus der Njisseni- und Macmasteri-Gruppe (z.B. Leierschwanz-Apistogramma) vor Kurzem noch Preise von bis zu 30 EUR/ Tier gezahlt. Anderes Beispiel wären Harnischwelse, wie diverse Pecoltias. Das geht immer so lange, bis genügend Nachzuchten im Handel sind und der Markt gesättigt ist, also höchstens 2 - 3 Jahre. Du musst also immer vorn mit dabei sein beim nächsten Hype und eine Quelle haben, wo du neue, interessante Tiere vor den Anderen herbekommst…
Grüße, Jesse