Verdingt - gedungen - ausbedungen

Liebe Philologoi,

in ganz anderem Zusammenhang - nämlich den spätmittelalterlichen Wüstungsperioden - bin ich über die Vergangenheitsbildung eines aussterbenden deutschen Verbs gestolpert:

Mein „gedingt“ klingt neben Eckards „gedungen“ grauslich falsch. Wenn ich aber das Kompositum „verdingt“ hernehme, wäre „verdungen“ falsch, meine ich. Und beim anderen Kompositum „ausbedungen“ ist „ausbedingt“ wieder ein schwärer Fähler.

Ich habe mich jüngst beim Riedesser zu Steinenbach verdingt, aber mir dabei außer dem Essen und dem Häs auch noch ein Paar neuer Stiebel jedes Jahr zu Pfingsten ausbedungen.

Hat mich der Riedesser jetzt ausschließlich gedungen, oder kann er mich auch gedingt haben?? Ausschließlich starke Vergangenheit oder alternativ auch schwache?

Fragt sich

MM

Servus, Martin,

Vielleicht hilft der Kluge:

dingen
dingenVststarkes Verb „in Dienst nehmen“ erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (8. Jh.), mhd. dingen Vstsw, ahd. dingOn Vsw., as. thingon Stammwort. Aus g. *Teng-O- (auch andere Stammbildungen) Vsw. „eine Versammlung abhalten, einen Vertrag abschließen“, auch in anord. Tinga, ae. Tingian, afr. thingia, abgeleitet von Ding. Da das Verb wie ein starkes Verb der III. Klasse aussah, bekam es im 17. Jh. starke Formen. Die Bedeutung ist vielfältig: „ein Thing abhalten (beraten, prozessieren, einklagen)“ - „einen Vertrag abschließen (Frieden schließen, in seine Gewalt bringen, brandschatzen - verhandeln, etwas vermachen, sich verdingen / einstellen, feilschen)“. S. auch Leibgedinge. west- und nordgermanisch s. Ding

bedingen 1
bedingen 1Vsw schwaches Verb „zur Folge haben“ std.Standardwortschatz stil.stilistisch (13. Jh.), mhd. bedingen, verstärkt aus einfachem dingen, ahd. t(h)ingOn, dingOn (Ding) Stammwort. Die ursprüngliche Bedeutung ist „aushandeln, vereinbaren“ (bedingen2), daraus „verursachen, zur Folge haben“. Unter dem Einfluß von Bedingung (ursprünglich „Vereinbartes“, dann „Voraussetzung, Kondition“) auch „erfordern, zur Bedingung haben“. Hierzu auch unbedingt „ohne Voraussetzung, ohne Vorbehalt“ und bedingungslos. deutsch s. Ding
bedingen 2
bedingen 2(auch sich ausbedingen) Vst starkes Verb „zur Bedingung machen“ std.Standardwortschatz alt.veraltet (13. Jh., Form 17. Jh.)Stammwort. Ursprungsgleich mit bedingen1, mit Beibehaltung der älteren Bedeutung; dann, ausgehend vom Niederdeutschen, seit dem 17. Jh. sekundär starke Flexion (besonders das Partizip ausbedungen). Ding, bedingen1.
HWPh 1 (1970), 762-765;

Hervorhebungen von mir.

Macht das die Sache klarer??

Lieben Gruß aus dem verschneiten Wien, jenny

und der Duden
erlaubt auch „verdingt“…naja

ver|din|gen; du verdingst; du verdingtest; verdungen, auch verdingt; verding[e]!; sich als Gehilfe verdingen
© Duden - Die deutsche Rechtschreibung, 23. Aufl. Mannheim 2004 [CD-ROM]

lg.j.

1 Like

…führt ebenfalls schwache und starke Beugung an:

DINGEN , _verhandlen, feilschen, miethen, ahd. dingjan, vielleicht auch dingên, ferner dingôn, alts. thingôn. im ahd. und mhd. galt nur schwache conjugation, die bis gegen das ende des 17ten jahrhunderts dauerte, wo die starke wahrscheinlich durch das niederl. prät. dong, part. Gedongen veranlaszt, eingang erhielt. heute kommt die schwache noch vor, aber die starke ist gebräuchlicher, zumal im prät…

…bei LUTHER nur dingeten …aber STIELER stellt auf ich dunge und ich dingte, conj. ich dünge, part. gedungen und gedingt 319. wir dungen…_

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

VERDINGEN , verb. durch vertrag binden, festsetzen. ahd. uirdingôn GRAFF 5, 191, mhd. verdingen, im ahd. mhd. nur in schwacher flexion nachgewiesen, nhd. tritt daneben auch starke flexion hervor, bis in die neuzeit neben der seltneren schwachen festgehalten…
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Man kann auch noch mit abdingen, andingen, aufdingen, ausdingen, bedingen, eindingen, tagedingen, teidingen, verdingen weiterforschen :wink:

Gruß
Kreszenz

OT komposita

Wenn ich aber das Kompositum „verdingt“ hernehme

das ist kein kompositum (=ein aus eigenständigen gliedern zusammengesetzes wort), sondern ein mit einem präfix versehenes verb.