Liebe Wörterwiederbeleber,
Wir haben ja große Vorfahren, wie ihr wisst, die aber auch bisweilen schief angesehen werden.
Ich sehe mich nicht in der Lage eine Worthitparade aufzustellen. Gern aber will ich einige Bücher nennen, in denen ich immer wieder nach Wortperlen tauche und auch fündig werde.
Gandalfs Hinweis auf den „Herrn der Ringe“ kann ich nur unterstreichen. Ich habe die Bücher auch in Englisch gelesen und finde, dass die Verdeutscher da hervorragende Arbeit geleistet haben. Von dorten habe ich auch mein „Lackmus“-Wort. Ein Wörterbuch oder ein Lexikon, das den Eintrag: „Bilwiß“ nicht enthält, kann nie meine ganze Bewunderung erhalten.
Die Reihenfolge der folgenden Nennungen enthält keine Wertung.
Th. Mann, Dr. Faustus; vor allem die Studienzeit Leverkühns und das Gespräch mit dem Teufel,
derselbe, Der Erwählte
Mörike, Das Stuttgarter Hutzelmännlein; hier vor allem auch schönes Schwäbisches, das Mörike z. T. auch schon aus dem Wörterbuch herauskramte
Die Geschichte von den sieben Schwaben:
stüren - stochern
Zahnstürer - Zahnstocher
progeln - großtun, angeben
jdm den Kauzen streicheln
gratteln - mühsam gehen steigen, klettern
pfnausen - schwer atmen
r Eschhay - Flurhüter
r Bannwart - Landjäger
hott - rechts
wischt / wist - links
e Krätte - r Korb
wägerle - wahrlich, wahrhaftig
Ploderer - Aufbläser, Großmaul
lugen - sehen
losen - hören
r Gispel - schusseliger, dummer Kerl
r Schliffel - schlüpfriger Kerl, moralisch nicht gefestigt
r Schlawiner - Slawonier, Slowene, gerissener Straßenhändler u. Hausierer
fäsig - angenehm zu beißen
Schnabel, Die Insel Felsenburg
aus: Insel Felsenburg
heutiges Tages (sic!) S. 269/270
begunte, entstunde, ruffte, wir trunken, ich runge (sic!)
die Fräulein N. (sic!)
Mirzamanda gab hierauf zur Antwort:
Ich habe einen vermaledeyeten Nachsteller und Räuber meiner Ehre, welche aber der Himmel mir bis hieher dennoch erhalten hat, mit seinem eigenen Dolche ermordet, und zwar ohne andere Beyhülffe, mit meiner eigenen Faust; ob er ein regierender Fürst, oder euer eigener Bruder sey, darum bekümmere ich mich wenig, weilen ich, als eine gebohrene Printzeßin wegen dieser meiner begangenen That hauptsächlich niemandem anders, als dem Dreyeinigen GOtte, und zwar als eine getauffte Christin, Rede und Antwort zu geben, mich schuldig zu seyn, versichert halte.
Ja, wir konten bey Tags-Zeit auf dem Sande, wegen großer Hitze, weder stehend noch liegend, die geringste Rast noch Ruhe genießen, bis wir endlich, nachdem wir wohl gezehlet, daß es seit unserer Abreise schon 12 mahl Nacht worden, und die Sonne wieder hervorgekommen war, in diesem Sand-Meere auf eine so genannte Insul geriethen, die uns nicht allein ein halb verwelcktes grünes Gras, sondern auch eine hell- und klare Wasser-Quelle vor Augen setzte, als mit welchem letzteren uns am allermeisten gedienet war, weilen der Durst fast noch unerträglicher als der Hunger werden wollte; ja , ich muß es nur bekennen, daß wir zu dreyen verschiedenen mahlen, ehe wir gäntzlich verschmachten wollten, eine jede ihr eigenes Wasser aus einer bey uns habenden güldenen Schale getruncken.
raillieret - raillier –schlecht reden, lästern, verlachen
anschellern
sich bestuhlgängeln
Wieland, Sämtliche Werke
Das mittelhochdeutsche Kapitel aus James Joyce´ Ulysses in der Eindeutschung von Hans Wollschläger
Grimmelshausen im Urtext
Luthers Bibelübersetzung im Urtext
Karl May im Urtext, also nicht, um alles in der Welt nicht!!! die Ausgaben des Karl May Verlages:
Emilia: Kann ein Garroteur sich nicht bessern und eine Grisette sich ändern?
Gerard: Das erste kann geschehen, das zweite nie.
E: Du bist grausam.
G: Nein, ich sage die Wahrheit. Selbst der ärgste Bösewicht kann ein ehrlicher Mann werden, denn er hat Charakter. Ein Mädchen aber, welches einmal die Freuden der Liebe gekostet hat, wird nie ein treues Weib. Der Bösewicht sündigt mit der Gesinnung, also psychisch, das Mädchen aber mit dem Körper. Dieser Körper bleibt zur Lust geneigt, der Geist ist willig, aber das Fleisch bleibt schwach. Ich war ein Bösewicht, aber ich habe mich geändert; Mignon war eine Grisette, sie versprach sich zu ändern, sie hatte auch den Willen dazu; aber sie war ein Weib. Als die Versuchung kam, fiel sie wieder in den Sumpf zurück.
Die Mexikanerin ist Südländerin und als solche feurig. Das Blut pulsiert glühend durch ihre Adern und läßt dem Verstand nicht Zeit zu einer kühlen Abschätzung dessen, was der Sitte entsprechend ist oder nicht. Dazu kommt noch, daß die Gewohnheiten des Landes in Beziehung auf die geschlechtliche Liebe und auf den Umgang zwischen den beiden Geschlechtern keine so strengen sind wie bei uns. Man liebt, man verbirgt das nicht, sondern man gibt sich hin, um die Süßigkeiten der Liebe durchzukosten.
Das Zelt stand offen und so drang der Schein des Feuers herein, der das Dunkel desselben in ein rötliches Clairobscure verwandelte.
Bei diesen Worten hob sie leise die Hand und legte sie auf die Stelle, an welcher wohlgebildete Damen den Busen zu tragen pflegen.
Sennorita, ein Mann muß unter allen Umständen sein Wort halten.
Mit nach solcher Todesangst vor Freude und Entzücken zitternden Händen befreiten die Mexikaner einander.
Ein echter rechter Westmann ist niemals ein Trinker wie zum Beispiel ein Matrose.
Der schlaue Jäger tat garnicht, als ob er die Aufregung der beiden bemerkte.
Was? Wer? - Er, der Geyer? Wen? - Sie, die Taube?
Die schleiermachersche Übersetzung der Dialoge Platons:
Sag an, dein Beruf ist doch ein irgendwie beschaffener?
Ei freilich doch. Wie denn wohl nicht?
Und es war notwendig für dich, dich darin auszubilden?
Ja, beim Hund, und das gar sehr.
Das sollte reichen, für den Anfang.
Gruß an alle Verintressierten
Fritz