Vereisung der Erde - letzte Eiszeit

Wie ich feststelle, gibt es hier phantastische Experten!
Da brennt mich seit Zeiten eine Frage:
Wie kann es sein, daß das auf der Taymyr-HI ausgebuddelte Mammut sich zu einer Zeit von Gras ernährt hat, als Nordeuropa komplett vergletschert war, während heute dort nur noch Flechten und Moose wachsen? Nach allem, was ich weiß, soll es doch in der letzten Zeit keine nennenswerte Verschiebung der Erdachse gegeben haben!
Bin gespannt!
Gruß
Moona

Hallo Mona,

Wie kann es sein, daß das auf der Taymyr-HI ausgebuddelte
Mammut sich zu einer Zeit von Gras ernährt hat, als Nordeuropa
komplett vergletschert war, während heute dort nur noch
Flechten und Moose wachsen?

Bist Du dir denn sicher, das es nur Gräser waren, oder vielleicht doch Pflanzen. Hast Du da eine Quellenangabe?
Auch in der Eiszeit war ja auch in Nordeuropa nicht alles permanent mit Eis bedeckt und die Permafrostböden tauen zum Teil oberflächlich auf, so daß da trotzdem was wachsen kann.

Gruß Karamell

Hast Du da eine Quellenangabe?

Auch in der Eiszeit war ja auch in Nordeuropa nicht alles
permanent mit Eis bedeckt und die Permafrostböden tauen zum
Teil oberflächlich auf, so daß da trotzdem was wachsen kann.

Gruß Karamell

Hallo Karamell!
Ich habe darüber mehrfach im TV gesehen. Und zwar heißt das Tier Jakow-Mammut (Oder eng. Yakov} nach seinem Entdecker. Wenn ich richtig gemerkt habe, handelt es sich um einen Palöobiologen mit wiss.Team.
Den ersten Bericht habe ich vor ca.5 Jahren gesehen. Da hatten die Eingeborenen das Tier gefunden, aber es war zu spät im Jahr, um es noch zu bergen. Das zog sich dann so über 3 Jahre hin. Jedenfalls war es komplett erhalten. (Ich habe mir das mit Interesse angesehen, weil gerade daraufhin über die Möglichkeit von geklonten Zombie-Mammuts die Rede war). Und in seinem Magen war Gras! Es muß also deutlich wärmer dort gewesen sein als heute. Es deutet ja auch manches daauf hin, daß vor 13.000 Jahren das Klima in Alaska wesentlich wärmer war
Gruß - Mona.

Hallo Mona,

Ich habe darüber mehrfach im TV gesehen. Und zwar heißt das
Tier Jakow-Mammut (Oder eng. Yakov} nach seinem Entdecker.
Wenn ich richtig gemerkt habe, handelt es sich um einen
Palöobiologen mit wiss.Team.
Den ersten Bericht habe ich vor ca.5 Jahren gesehen. Da hatten
die Eingeborenen das Tier gefunden, aber es war zu spät im
Jahr, um es noch zu bergen. Das zog sich dann so über 3 Jahre
hin. Jedenfalls war es komplett erhalten. (Ich habe mir das
mit Interesse angesehen, weil gerade daraufhin über die
Möglichkeit von geklonten Zombie-Mammuts die Rede war). Und in
seinem Magen war Gras! Es muß also deutlich wärmer dort
gewesen sein als heute. Es deutet ja auch manches daauf hin,
daß vor 13.000 Jahren das Klima in Alaska wesentlich wärmer
war

Ja, ich hab schon auch von dem Mammut gehört und auch von der Klongeschicht. Vor ein oder zwei Jahren haben sie auch der gleichen Insel ein kleines Mammut(baby) gefunden, das besterhaltenste bislang. Aber das in deren Mägen nur Gras enthalten ist wußte ich nicht.

Aber es ist ja durchaus nicht so, daß wärend der Eiszeiten alles vereist war. So waren auch große Teile Sibiriens und Alaskas in der letzten Eiszeit (Würmeiszeit) frei von großen Gletschern. Und es konnte sich Tundra- und Steppenvegetation bilden. Oder auch die Beringstraße, die als Landbrücke diente, war trotz daß sie hoch im Norden lag, nicht vollständig mit Eis bedeckt.

Gruß Karamell

Hallo Mona

Die Vereisung wärend der Eiszeit/en war lokal und zeitlich stark unterschiedlich und auch nicht ungedingt mit heutigen Klimaverhältnissen zu vergleichen. In Europa reichte die Vergletscherung wärend der weitesten Vereisung von Norden her etwa bis zur Linie Leipzig - Düsseldorf - London, in Amerika sogar bis über New-York. Dagegen war es in Ost-Sibirien bis weit nördlich des Polarkreises anscheinend wärmer als heute.
Für Alaska war nur der westliche Teil eisfrei und das auch nicht dauerhaft. Im Süden Alaskas und British Columbia reichte das Eis ins Meer herein. Trotzdem scheint der Mensch es geschafft zu haben, diese mehrere hundert Kilometer lange Eisbarriere zu überwinden. Aber da kommt das genannte Mammut auch nicht her.
Warum die Vereisung so unterschiedlich war kann ich Dir nicht sagen.
Aber heute haben wir auch noch regional massive Klimaunterschiede auf dem selben Breitengrad. Beispiel Grönland ist voll vergletschert, bis auf die Küstenbereiche, Norwegen ist gröstenteils eisfrei.

Zu den Pflanzen: Gras gibt es überall wo mehr wächst als Flechten. Auf die Arten kommt es an. An denen kann man das Klima erkennen. Ein Paper dazu:

Late Pleistocene Interstadial Environment on Faddeyevskiy Island, East-Siberian Sea, Russia
Andrei A. Andreev, Dorothy M. Peteet, Pavel E. Tarasov, Fedor A. Romanenko, Ludmila V. Filimonova, Leopold D. Sulerzhitsky
Arctic, Antarctic, and Alpine Research, Vol. 33, No. 1 (Feb., 2001), pp. 28-35
doi:10.2307/1552274

Ansonsten für allgemeine Information über Sibirische Mammuts:

Kahlke, Ralf-Dietrich;Mol, Dick:
Eiszeitliche Großsäugetiere der Sibirischen Arktis
Die Cerpolex/Mammuthus-Expeditionen auf Tajmyr. Mit einem Beitrag von Hans van der Plicht und einem Vorwort von Friedrich F. Steininger
2005. 96 Seiten, 51 Farbabb. , 22x21cm
(Senckenberg Bücher, 77)
ISBN 978-3-510-61374-8 Buch anschauen gebunden, EUR 19.80

Und was das Mammut-klonen anbelangt, da gibt es keine Fachliteratur drüber. Das war nämlich ne Werbe-Ente.

Gruß
Andreas

Für Alaska war nur der westliche Teil eisfrei und das auch
nicht dauerhaft. Im Süden Alaskas und British Columbia reichte
das Eis ins Meer herein. Trotzdem scheint der Mensch es
geschafft zu haben, diese mehrere hundert Kilometer lange
Eisbarriere zu überwinden. Aber da kommt das genannte Mammut
auch nicht her.
Warum die Vereisung so unterschiedlich war kann ich Dir nicht
sagen.

Schade, Andreas, ich hatte gehofft, daß gerade Du das weißt.
Vielen Dank für die Infos. Trotzdem möchte ich nochmal nachbohren:
Die Behringstraße hat doch damals nicht existiert, d.h., die Nordostpassage keinen Zulauf warmer Wasser aus dem Pazifik. Also hätte es in den arktischen Gewässern doch kälter sein müssen. Es war aber wärmer! Stand die Erdachse vielleicht doch anders? Wieso kann man das überhaupt wissen? Soviel ich weiß, ist doch nur die Verlagerung des Magnetpols zu verfolgen.
LG - Mona

Stand die Erdachse vielleicht doch
anders? Wieso kann man das überhaupt wissen? Soviel ich weiß,
ist doch nur die Verlagerung des Magnetpols zu verfolgen.

Nein, die Erdachsenlage ist exakt meßbar. Ohne diese Kenntnis wären GPS & Co gar nicht möglich, da man schon bei geringsten Änderungen Positionierungsfehler von einigen Metern erhalten würde.

Die Erdachse verändert sich auch nicht einfach so. Da sind extrem hohe Kräfte gefragt, um da nur eine winzige Veränderung zu bewirken. Die Gezeitenkräfte von Sonne und Mond bewirken z.B. die sog. Präzession der Erdachse, d.h. die Erdachse macht ständig eine Kegelbewegung mit einem Winkel von etwa 23°. Der Zyklus dieser Veränderung ist etwa 25.700 Jahre. Dabei verändert die Achse aber nicht ihre Position innerhalb der Erde, sondern relativ zum Fixsternhimmel. Es gibt aber auch sehr kleine Verlagerungen der Lage der Erdachse innerhalb der Erde.

LG - Mona

Stand die Erdachse vielleicht doch
anders? Wieso kann man das überhaupt wissen? Soviel ich weiß,
ist doch nur die Verlagerung des Magnetpols zu verfolgen.

Nein, die Erdachsenlage ist exakt meßbar. Ohne diese Kenntnis
wären GPS & Co gar nicht möglich, da man schon bei geringsten
Änderungen Positionierungsfehler von einigen Metern erhalten
würde.

Die Erdachse verändert sich auch nicht einfach so. Da sind
extrem hohe Kräfte gefragt, um da nur eine winzige Veränderung
zu bewirken. Die Gezeitenkräfte von Sonne und Mond bewirken
z.B. die sog. Präzession der Erdachse, d.h. die Erdachse macht
ständig eine Kegelbewegung mit einem Winkel von etwa 23°.

Hallo,
die Präzession ist ja keine Veränderung der Erdachse, sondern nur das Torkeln auf der Ekliptik bei völlig stabiler Erdachse! Ich meine auch nicht, daß sich die Erdachse ständig verschiebt, seit wir GPS haben, oder überhaupt Luftfahrt. Ich komme nur auf die Idee, weil ich mir nicht anders erklären kann, daß die arktische Zone vor ca. 13.000 Jahren weniger vereist war, als die Gegenden südlich des Polarkreises. Und da kann GPS wohl keinen Aufschluß bieten.
Außerdem höre ich erstmals, daß die Präzession auf Gezeitenkräfte zurückgeführt wird. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…
Bleib nachdenklich!
LG Mona

Hi

Ich
komme nur auf die Idee, weil ich mir nicht anders erklären
kann, daß die arktische Zone vor ca. 13.000 Jahren weniger
vereist war, als die Gegenden südlich des Polarkreises.

Das Problem liegt darin, dass man für eine Inlandvereisung auch den entsprechenden Niederschlag braucht. Wenig Niederschlag, kein Inlandeis…

Durch die niedrigen Temperaturen und den durch Permafrost plombierten Boden kann sich aber auch bei niedrigem Niederschlag Oberflächlich Wasser halten.
Ausserdem stellt sich die Frage, wie der grosse Inlandeiskörper über Nord/Mitteleuropa das Klima beeinflusst (Darüber sollte sich tendenziell ein kältehoch bilden, dass die Westwinddrift maßgeblich beeinflussen sollte)
Die genaue Klimazonierung dürfte sich während einer Eiszeit jedenfalls signifikant von der heutigen unterscheiden, das Modell „Alle Klimazonen rutschen einfach nach Süden“ dürfte nur stark vereinfacht zutreffen.

In der Tundra wachsen übrigens noch eine ganze Menge Gräser :smile:
In der Älteren tundrenzeit z.B. sind durchaus grössere Mengen an Gräser- und Sauergräserpollen nachweisbar.

Gruß
Mike

Das Problem liegt darin, dass man für eine Inlandvereisung
auch den entsprechenden Niederschlag braucht. Wenig
Niederschlag, kein Inlandeis…

Hallo Mike!
Wenn man davon ausgeht, daß auf der Taymyr-HI Gras wuchs, muß man ja auch annehmen, daß zumindest im Sommer das Eismeer offen war - also kein „Inland“-Eis!
Sonst hätten die Mammuts dort wohl auch nicht leben können, denn schließlich werden sie nicht jährlich den kontinentalen Eisschild überquert haben?!

Durch die niedrigen Temperaturen und den durch Permafrost
plombierten Boden kann sich aber auch bei niedrigem
Niederschlag Oberflächlich Wasser halten.
Ausserdem stellt sich die Frage, wie der grosse
Inlandeiskörper über Nord/Mitteleuropa das Klima beeinflusst
(Darüber sollte sich tendenziell ein kältehoch bilden, dass
die Westwinddrift maßgeblich beeinflussen sollte)

kann man denn nördlich von 75° noch von Westwinddrift reden?

Modell „Alle Klimazonen rutschen einfach nach Süden“ dürfte
nur stark vereinfacht zutreffen.

Das habe ich nicht gedacht, denn woher kommt sonst die Wärme im Norden?

In der Tundra wachsen übrigens noch eine ganze Menge Gräser

-)

In der Älteren tundrenzeit z.B. sind durchaus grössere Mengen
an Gräser- und Sauergräserpollen nachweisbar.

eben - aber wieso, wenn’s doch hier so kalt war?
(Ich fahre täglich mit dem Rad die Endmoräne hoch und zum Feierabend runter - juhuu).
Ich freue mich, daß ihr meine Anfrage ernst nehmt und so kluge Beiträge liefert, die meinen Horizont in jedem Fall erweitern, aber trotzdem scheint mir nicht geklärt, woher das warme Wasser kam. Es sei denn, es hat wirklich was mit der Westwinddrift zu tun.
Und wann datiert die „Ältere Tundrenzeit“? Taucht in meinen Quellen nicht auf.
Und gibt es überhaupt Erhebungen über den Vorstoß des Eises in Sibirien? Ich habe noch keine gefunden. Die Eiszeiten sind immer nach nordamerikanischen oder west- bzw. mitteleuropäischen Gegenden und Flüssen benannt.
Oder war die Wärme nur woanders? Aber warum?
Da komme ich wieder auf die evtl. Verlagerung der geogr. Pole. Woher will man wissen, daß die Achsneigung der Erde sich nicht verändert hat, da sie doch nachgewiesenermaßen wenig mit dem Magnetpol zu tun hat.
Bevor ich eskaliere:
erstmal Danke!
LG Mona =:smile:

Oder auch die Beringstraße, die als Landbrücke diente,

war trotz daß sie hoch im Norden lag, nicht vollständig mit
Eis bedeckt.

Hallo, Karamell,
erstmal danke für Deinen Beitrag und Dein Interesse.
Eben - die Behringstraße gab es praktisch nicht, weil das Wasser ca.80m niedriger stand. Und d.h. daß es keinen Austausch zwischen warmen pazifischen Wassern und dem Eismeer gab. Jedenfalls nicht auf dieser Seite der Arktis. Also hätte es ja kälter sein müssen als heute, wo ja z.B. der Kuro-Schio seinen Weg durch die Behringstr. findet. Andrerseits war zur selben Zeit ein Großteil des kanadischen Westens vergletschert, obwohl keine direkten arktischen Ströme Einfluß hatten.
Weiter oben hat der Mike die Westwinddrift angeführt. Ich hoffe, er äußert sich nochmal dazu.
LG - Mona

Wenn man davon ausgeht, daß auf der Taymyr-HI Gras wuchs, muß
man ja auch annehmen, daß zumindest im Sommer das Eismeer
offen war - also kein „Inland“-Eis!
Sonst hätten die Mammuts dort wohl auch nicht leben können,
denn schließlich werden sie nicht jährlich den kontinentalen
Eisschild überquert haben?!

das gebiet war ja nach osten zu Eisfrei. Es muss ja auch nicht heissen, dass dieses Gebiet permanent Eisfrei war.

In der Tundra wachsen übrigens noch eine ganze Menge Gräser

-)

In der Älteren tundrenzeit z.B. sind durchaus grössere Mengen
an Gräser- und Sauergräserpollen nachweisbar.

eben - aber wieso, wenn’s doch hier so kalt war?
(Ich fahre täglich mit dem Rad die Endmoräne hoch und zum
Feierabend runter - juhuu).

Soooo kalt ist es dort im Sommer nun auch wieder nicht. Es kann in Sibirien sogar recht warm werden (kontinentales Klima)
es kommt ja für eine Vereisung /Permafrost nicht auf die Jahreshöchsttemperatur an, sondern auf die Jahresmitteltemperatur. man kann also durchaus eine einige Monate lange Vegetationsperiode haben, wenn im Winter dann die Temperatur stark fällt.

Eisverteilung in der letzten Eiszeit:
http://www.scotese.com/lastice.htm
große Teile Sibiriens waren Eisfrei.

Klima und Vegetation:
http://www.esd.ornl.gov/projects/qen/nerc.html
http://www.esd.ornl.gov/projects/qen/NEW_MAPS/eurasi…

Gruß
Mike

Hallo Mona

Schade, Andreas, ich hatte gehofft, daß gerade Du das weißt.

Tut mir leid, wenn ich Dich enttäuscht gabe, aber ich bin weder Meteorologe noch Geologe. Ich hab auf der Arbeit auch noch die Kollegen gefragt, die wussten aber auch nicht, wie es zu der unterschiedlichen Temperaturen gekommen ist. Allerdings dürfte das, was Michael meint, der Tatsache recht nah kommen.
Die Inlandsvergletscherung in Europa endete an der Jahres-Durchschnittstemperatur-Grenze von 0C°, da ab hier das Eis schmilzt. Auf den sibirischen Halbinseln liegt heute die Jahresdurchschnittstemperatur bei -8°C und drunter. Trotzdem haben wir keine großflächige Vereisung, da in den Sommermonaten der Schnee komplett schmilzt. War die Temperatur auch drei Grad wärmer war es immer noch 5°C im Durchschnitt kälter als bei uns. Trotzdem konnte (und kann) im Sommer allerhand Gras wachsen.

Also müßte eigentlich die Frage lauten, warum es so wenig (im Winter)schneite. Vielleicht war gerade das ausgedehnte Eis im Westen und Norden daran schuld, daß so wenig verdunstetes Wasser nach Sibirien kam und kontinentales Klima herrschte? Jetzt muß aber echt ein Meterologe übernehmen.

Grüße
Andreas