Vererbung von Verhalten

Hallo allerseits,

Die Vererbung von körperlichen Eigenschaften über DNA kann ich mir einigermaßen vorstellen. Was mir Schwierigkeiten macht, ist die Vererbung und die Evolution von Verhalten.

Natürlich, irgendwie muss Verhalten ja in der DNA codiert sein, sonst könnten neugeborene Pferde ja nicht gleich laufen. Mir scheint jedoch, dass die Vererbung von Verhalten wesentlich weniger erforscht ist als die Vererbung von Proteinen.

Der US-Autor Richard Dawkins nutzt das in meinen Augen exzessiv aus und erklärt Tod & Teufel mit der Evolution von vererbten Verhalten. Mal ein wenig persifliert geht seine Argumentation so : Durch eine zufällige Mutation entsteht ein Individuum, das gern in der Nase popelt. Da die anderen schlechter Luft kriegen (oder weil die Frauen das so toll finden), sterben alle anderen aus und diese Mutation setzt sich durch; schließlich popeln alle in der Nase.

Aber mal im Ernst : Kennt man irgendwelche Mechanismen, wie sich Verhalten per DNA vererbt oder spielen da vielleicht doch eher (z. B. pränatale) Lerneffekte eine Rolle ?

MfG
Klaus

Morgen!

Erst einmal ist der „US-Autor“ Dawkins in Wirklichkeit Brite und Zoologe.

Außerdem geht seine Argumentation ein bisschen anders. Sein berühmtestes Buch heißt ja nicht „Das egoistische Phän“ sondern „Das egoistische Gen“. Soll heißen: Du zäumst das Pferd von hinten auf.

Seine Argumentation läuft ungefähr so: Jedes Gen, das seine eigene Reproduktion begünstigt, wird stabil vererbt oder sammelt sich im Genpool sogar an. Wie das zugehörige Merkmal aussieht - oder besser: auf welche Weise das Gen seinen Fortbestand sichert, ist dabei vollkommen nebensächlich. Vielleicht begünstigt ein Gen das Verhalten „in der Nase popeln“. Vielleicht verbessert es auch die Fähigkeit, das „in der Nase popeln“ den Artgenossen abzuschauen. Vielleicht sorgt es auch nur für dünnere, längere Finger oder größere Nasenlöcher. Ganz egal: Wenn es besser zu seinem Fortbestand beiträgt als alle konkurrierenden Alle für ihren, dann setzt es sich durch.

Dawkins möchte auch das Wort „Gen“ ausdrücklich nicht molekularbiologisch als DNA-Code für eine Aminosäurensequenz verstanden wissen, sondern eine stabil vererbte Einheit oder Konstellation des Erbguts. Es kann sich dabei um ein molekularbiologisches Gen handeln. Es kann aber auch andere, damit wechselwirkende Gene, regulatorische Sequenzen, nicht codierende Bereiche usw. mit einschließen.

Michael

Dawkins möchte auch das Wort „Gen“ ausdrücklich nicht
molekularbiologisch als DNA-Code für eine Aminosäurensequenz
verstanden wissen, sondern eine stabil vererbte Einheit oder
Konstellation des Erbguts.

Michael,

Genau darauf möchte ich hinaus : Hat man solche „Gene“ tatsächlich schon mal gesehen, oder gibt es sie bisher nur in dem Gedankengebäude von Dawkins ? Dieses ist nämlich sehr logisch, aber nach meinem Eindruck auch sehr „freischwebend“, so dass ich manchmal den Eindruck habe, er postuliert sich die Gen herbei, wie sie ihm gerade in den Kram passen.

MfG
Klaus