Verfahrene Karrieresituation?

Hallo,

mal angenommen, ein Arbeitnehmer fängt 2007 in einem 40-Mann-Unternehmen in einem Assistenzposten an und ackert richtig und bringt Erfolge. Mitte 2008 wird der Arbeitnehmer vom Assistenten zum „Senior“ befördert und leistet weiterhin mehr als das übliche und geforderte, um das Unternehmen (und natürlich damit auch seine eigene Karriere) nach vorne zu bringen.

Leider gerät das Unternehmen aufgrund der Wirtschaftskrise Ende 2008 bis zum ersten Quartal 2010 ganz schön in Probleme, die mit gemeinsamer Anstrengung der gesamten Mannschaft aber erfolgreich gemeistert werden.

Leider bleibt in dieser Zeit „irgendwo“ die Motivation des oben beschriebenen Arbeitnehmers auf der Strecke. Er leistet anstelle der üblichen 50-60 Stunden in der Woche nur noch sein Soll von 40 Stunden und bringt damit zwar seine täglichen Aufgaben durch, aber mehr auch nicht.

Der Arbeitnehmer erkennt nun Anfang 2010 selbst, dass sich die Situation einfach wieder zum Guten ändern muss und sucht das Gespräch mit seinem direkten Vorgesetzten und der Geschäftsleitung. Man setzt sich gemeinsam an einen Tisch und offeriert dem Mitarbeiter, dass man durchaus das Potential in Ihm sieht, zur Führungsperson im Unternehmen aufzusteigen.

Unter dem Motto „Führen wollen bedeutet richtig ackern“ erstellen die Chefs des Mitarbeiters einen Karriereplan und diskutieren ihn mit dem Mitarbeiter. Dieser Karriereplan ist jedoch offensichtlich total überfrachtet. Rein rechnerisch ergeben sich für manche Tätigkeiten alleine bis zu 6 (8-Stunden)-Tage pro Woche an Arbeitszeit. Der Mitarbeiter nimmt trotzdem diese Herausforderung an. Er glaubt, dass dieser Plan absichtlich so gestaltet ist, um ihn zu fordern.

Im Nachhinein stellt sich das aber als kompletter Fehlschluss heraus. Der Mitarbeiter beginnt wieder, viel zu leisten, wird mit den tatsächlich nicht zu erreichenden Zielen verglichen und in Feedbackgesprächen auf die Nicht-Erreichung deutlich hingewiesen. Die Motivation des Mitarbeiters sinkt wieder und er „fällt“ wieder auf das 40-Stunden / Woche - Niveau herab.

In einem Gespräch mit dem Geschäftsführer wird er eindringlich darauf hingewiesen, dass „das so nicht weitergeht“ und er wieder Leistung bringen soll. Um wenigstens einige der Milestones im Karriereplan zu erreichen, nimmt der Mitarbeiter im Sommer 2010 wieder den 10-12 Stundentag auf und leistet, was geht und bringt wieder Ergebnisse.

Das Problem an dem ganzen Verlauf ist, dass der Mitarbeiter aber nicht mehr glücklich ist. Daher meine Fragen an Euch:

Was würdet Ihr als Mitarbeiter in dieser Situation nun tun?
Was würder Ihr als Unternehmer in dieser Situation nun tun?

Vielen Dank und Grüße,
Ecki

Für mich eine ganz klare Sache.

Wenn mich diese Tätigkeit nicht mehr glücklich machen würde, dann würde ich auch wieder in mein Soll Pensum zurückfallen, wenn mich das mehr glücklich macht. Wenn aufgrund der Karriere der Spass verloren geht und andere Sachen ( Familie etc. ) auf der Strecke bleiben muss man sich die Frage stellen, ob es das einem Wert ist.

Wenn der Verdienst auch mit dem Soll Pensum ausreichend ist, würde ich ganz klar auf die Karrierechance verzichten.

Aber im Endeffekt, muss das jeder für sich entscheiden.

MfG

Da stellt sich die Frage ob dies nicht eine „Hinhaltetechnik“ der Geschäftsleitung ist? Wie lang ist die Karriereleiter denn? Wieviel Zeit muß vergehen und wenn das Ziel erreicht ist…wird dann das doppelte Arbeitspensum verlangt bzw ein 16h Tag?
Ist die Aussicht auf ERFOLG wirklich da ,dann sollte man sich zusammennehmen und " Zähne zusammen beissen".
Hat man diesen Eindruck aber nicht,der Spaß an der Arbeit fehlt und das private Umfeld leidet dann sollte man doch eher den Hut ziehen!

Lg aniwibln

Hallo Ecki,

Mitte 2008 wird der Arbeitnehmer vom Assistenten zum „Senior“ befördert

Wurde er denn nur von der Bezeichnung her befördert oder auch gehaltstechnisch?

leistet weiterhin mehr als das übliche und geforderte, um das Unternehmen(und
natürlich damit auch seine eigene Karriere) nach vorne zu bringen.

Ganz schön ehrgeizig. Sicher auch lobenswert. Aber auch ziemlich ungesund. :wink: Zumindest auf Dauer.

Leider bleibt in dieser Zeit „irgendwo“ die Motivation des
oben beschriebenen Arbeitnehmers auf der Strecke. Er leistet
anstelle der üblichen 50-60 Stunden in der Woche nur noch sein
Soll von 40 Stunden und bringt damit zwar seine täglichen
Aufgaben durch, aber mehr auch nicht.

Das verwundert mich gar nicht. Es ist einfach für den Körper unheimlich anstrengend, immer 200% zu geben. Irgendwann ist man ausgebrannt. Im 19. und frühen 20. Jh. haben sich viele Menschen für eine Begrenzung der Arbeitszeit eingesetzt, salopp gesagt, weil sie nicht die Leibeigene der Unternehmer sein bzw. nicht schon mit 35 arbeitsunfähig und von den 15jährigen Söhnen ernährt werden wollten.

Der Arbeitnehmer erkennt nun Anfang 2010 selbst, dass sich die Situation :einfach wieder zum Guten ändern muss und sucht das Gespräch mit seinem :direkten Vorgesetzten und der Geschäftsleitung.

Sehr mutiges Vorgehen! Aber auch ein Risiko. Denn der MA bietet sich selbst als Schwarzen Peter an, der sich mit Arbeit zuschütten lässt, bis er nicht mehr kann. Dann kann man ihn für den vermeintlichen Misserfolg verantwortlich machen.

Man setzt sich gemeinsam an einen Tisch und offeriert dem Mitarbeiter, dass :man durchaus das Potential in Ihm sieht, zur Führungsperson im Unternehmen :aufzusteigen.

Der Wurm muss dem Fisch schmecken… :wink:

Unter dem Motto „Führen wollen bedeutet richtig ackern“ erstellen die Chefs :des Mitarbeiters einen Karriereplan (…) Dieser Karriereplan ist jedoch :offensichtlich total überfrachtet.

Führen bedeutet - nachdem ich ein paar Chefs in freier Wildbahn beobachten konnte - natürlich ackern, aber nicht nur. Gute Chefs führen regelmäßig Feedbackgespräche, loben, motivieren, kritisieren. Fordern, aber überfordern nicht. Und es gibt auch viele Chefs, die eher ackern lassen…

Der Mitarbeiter nimmt trotzdem diese Herausforderung an. Er glaubt, dass
dieser Plan absichtlich so gestaltet ist, um ihn zu fordern.

Fordern, nicht überfordern. :wink:

Der Mitarbeiter beginnt wieder, viel zu leisten, wird mit den tatsächlich :nicht zu erreichenden Zielen verglichen und in Feedbackgesprächen auf die :Nicht-Erreichung deutlich hingewiesen.

Es gibt eben viele Leitende, die das so tun. Da hier mit dem falschen Maß gemessen wird, wird man so nie auf einen grünen Zweig kommen, denn das Maß sind nicht konkrete Erfolge, sondern das „Versagen“.

Die Motivation des Mitarbeiters sinkt wieder

Kein Wunder! Tipp: Der MA sollte sich einmal alle Projekte, dafür nötigen Tätigkeiten und die resultierenden Erfolge des letzten Jahres notieren. Dabei kommt wahrscheinlich eine ganze Menge zusammen. Im Dauerstress vergisst man gern, wieviel man als MA leistet, besonders, wenn ihm dauernd vorgegaukelt wird, er würde nicht genug leisten.

er „fällt“ wieder auf das 40-Stunden / Woche - Niveau herab.

Da spiegeln sich die hohen Ansprüche des MAs an sich selbst. Wenn man aber - mangels Motivation, körperlichen Beeinträchtigungen etc. - das nicht mehr leisten kann oder will, dann ist das ein - nicht ganz falscher - Warn- und Schutzmechanismus. Vielleicht braucht der MA mal eine Pause, um wieder den eigenen Takt zu finden.

In einem Gespräch mit dem Geschäftsführer wird er eindringlich
darauf hingewiesen, dass „das so nicht weitergeht“ und er wieder Leistung :bringen soll.

Vielleicht gibt’s sonst kein so effektives Arbeitspferd. :wink: Oder die anderen lassen sich nicht so ausbeuten.

Um wenigstens einige der Milestones im Karriereplan zu erreichen, nimmt der :Mitarbeiter im Sommer 2010 wieder den 10-12 Stundentag auf und leistet,
was geht und bringt wieder Ergebnisse.

http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitszeitgesetz#Arbei…
http://de.wikipedia.org/wiki/Mehrarbeit#Pflicht.2C_…
„Aufgrund seines Direktionsrechts kann der Arbeitgeber Überstunden anordnen, wenn die Auftragslage das erfordert. Überstunden dürfen jedoch nicht zum Regelfall werden. Wenn ein Arbeitgeber mehr als 10 Stunden Arbeit täglich von seinen Beschäftigten verlangt, wäre das nur rechtmäßig, wenn ein geltender Tarifvertrag das erlaubt.“
Quelle: http://www.rechtsanwaltdrpalm.de/seite114.htm

Das Problem an dem ganzen Verlauf ist, dass der Mitarbeiter aber nicht mehr glücklich ist.

Kein Wunder, wenn das Schuften nicht gewürdigt wird. :frowning:

Was würdet Ihr als Mitarbeiter in dieser Situation nun tun?

Mir etwas anderes suchen, bevor ich aufgrund völlig verschobener Vorstellungen leitenderseits gekündigt werde. Vielleicht mal eine Auszeit nehmen, um mich wieder neu zu „takten“ oder mir zu überlegen, ob ich da ernsthaft Karriere machen möchte und wenn ja, welche Chancen ich sehe, wenn nein, wo ich diese Chancen vielleicht finden könnte.

Was würder Ihr als Unternehmer in dieser Situation nun tun?

Bin kein Unternehmer und kann leider auch nicht hellsehen. :wink: Vielleicht wird er sich das noch eine Weile ansehen und forschen, ob jemand anderes als Alternative in Frage kommt. *Vielleicht* seinen Führungsstil und die Aufgabenverteilung überdenken, glaube ich anhand der Schilderungen aber nicht.

Grüße,
sgw

Hallo Ecki,

Mitte 2008 wird der Arbeitnehmer vom Assistenten zum „Senior“ befördert

Wurde er denn nur von der Bezeichnung her befördert oder auch
gehaltstechnisch?

nehmen wir einfach mal an, die jederzeit kündbare, freiwillige Leistungszulage wird von monatlich 300,00 auf 600,00 € erhöht.

Zusätzlich bekommt der Mitarbeiter eine Provision, basierend auf dem Umsatz des Unternehmens (nicht basierend auf dem persönlichen Erfolg). Überstunden werden nicht bezahlt.

Die Argumentation sollte eigentlich die sein: Ich bezahle Dich für 40 Stunden in der Woche, um den Job in Deiner Stellenbeschreibung zu machen; die restliche Zeit ist DEIN Investment in die Karriere.

Die Stellenbeschreibung ist - wie in so vielen kleinen Unternehmen - ein wage formulierter Einseiter.

leistet weiterhin mehr als das übliche und geforderte, um das Unternehmen(und
natürlich damit auch seine eigene Karriere) nach vorne zu bringen.

Ganz schön ehrgeizig. Sicher auch lobenswert. Aber auch
ziemlich ungesund. :wink: Zumindest auf Dauer.

Der Arbeitnehmer verzichtet in den letzten 2 Jahren immer auf ca. 20 Tage Urlaubsanspruch, um sich diese auszahlen zu lassen.

Das verwundert mich gar nicht. Es ist einfach für den Körper
unheimlich anstrengend, immer 200% zu geben. Irgendwann ist
man ausgebrannt. Im 19. und frühen 20. Jh. haben sich viele
Menschen für eine Begrenzung der Arbeitszeit eingesetzt,
salopp gesagt, weil sie nicht die Leibeigene der Unternehmer
sein bzw. nicht schon mit 35 arbeitsunfähig und von den
15jährigen Söhnen ernährt werden wollten.

Hier möchte ich auch einmal einhaken. Irgendwie hat der Arbeitnehmer auch vor sich selbst immer das Gefühl, er tut immer noch viel zu wenig. Z.B. könnte er ja jetzt arbeiten, anstelle zu surfen oder so…

Sehr mutiges Vorgehen! Aber auch ein Risiko. Denn der MA
bietet sich selbst als Schwarzen Peter an, der sich mit Arbeit
zuschütten lässt, bis er nicht mehr kann. Dann kann man ihn
für den vermeintlichen Misserfolg verantwortlich machen.

Wie kommt er Deiner Ansicht nach da raus und in eine gute, verantwortungsvolle Position rein. Und noch viel wichtiger: Wie gewinnt er wieder den Spaß am Job?

Kein Wunder! Tipp: Der MA sollte sich einmal alle Projekte,
dafür nötigen Tätigkeiten und die resultierenden Erfolge des
letzten Jahres notieren. Dabei kommt wahrscheinlich eine ganze
Menge zusammen. Im Dauerstress vergisst man gern, wieviel man
als MA leistet, besonders, wenn ihm dauernd vorgegaukelt wird,
er würde nicht genug leisten.

Das ist ein guter und prxisnaher Ratschlag! Danke!

Kein Wunder, wenn das Schuften nicht gewürdigt wird. :frowning:

Eigentlich gehts genau darum. Aber andererseits sollte man doch einfach auch mal unternehmerisch denken. Den Geschäftsführer lobt ja auch keiner! So was muss doch auch von innen heraus zu gewinnen sein, oder?

Was würder Ihr als Unternehmer in dieser Situation nun tun?

Bin kein Unternehmer und kann leider auch nicht hellsehen. :wink:
Vielleicht wird er sich das noch eine Weile ansehen und
forschen, ob jemand anderes als Alternative in Frage kommt.
*Vielleicht* seinen Führungsstil und die Aufgabenverteilung
überdenken, glaube ich anhand der Schilderungen aber nicht.

Also ist die Situation eher eine Sackgasse für den Arbeitnehmer, oder?

Hallo Ecki,

die restliche Zeit ist DEIN Investment in die Karriere.

Auch hier denke ich: Klar, so kann man’s sehen. Aber letztendlich ist das auch nur wieder ein Wurm.

Der Arbeitnehmer verzichtet in den letzten 2 Jahren immer auf
ca. 20 Tage Urlaubsanspruch

Hat der MA schon einmal daran gedacht, dass der Urlaub auch der Erholung dienen könnte und daher sinnvoll ist und der MA sich so nicht wundern muss, wenn er auf dem Zahnfleisch geht?

Z.B. könnte er ja jetzt arbeiten, anstelle zu surfen oder so…

Arbeiten soll dazu dienen, den Lebensunterhalt zu verdienen, meinetwegen auch, den Unternehmer reich zu machen. Selbst die die extrem engagierten Unternehmer/AN nehmen sich Pausen und gönnen sich Ausgleich.

Wie kommt er Deiner Ansicht nach da raus und in eine gute, verantwortungsvolle Position rein.

Da ich nicht weiß, was der AN macht, kann ich dazu nichts sagen.

Wie gewinnt er wieder den Spaß am Job?

Pause machen. Den „Karrierewahn“ etwas drosseln. Nein sagen.

Aber andererseits sollte man doch einfach auch mal unternehmerisch denken. Den Geschäftsführer lobt ja auch keiner!

Hab ich auch mal gedacht und wurde eines Besseren belehrt.

Jeder MA trägt auch eine Verantwortung für sich selbst. Ich befürchte, der MA ist sich dessen nicht ganz bewusst. Wenn er sich ruiniert, dann kann er die Karriere eh vergessen.

Also ist die Situation eher eine Sackgasse für den Arbeitnehmer, oder?

Eine andere Sichtweise wäre: Für jede Tür, die sich schließt, öffnet sich eine neue. Ich habe so viele betriebsbedingte Kündigungen hinter mir, dass ich mit Fug und Recht behaupten kann, dass es immer irgendwie weitergeht. Staune, dass der MA bei seinem Karrieredrang glaubt, dass er nur bei diesem Unternehmen Karriere machen kann.

LG sgw

4 „Gefällt mir“

Hallo sgw,

hervorragend, einfühlsam und realitätsnah kommentiert, es war mir eine Freude Deine beiden Antworten zu lesen!

Viele Grüße
Eve*

Hallo Eve,
vielen Dank für die Blumen. :wink:
LG sgw

Nachtrag: Arbeitsvertrag
Hallo Ecki,

mir fällt noch etwas ein: Ich meine mich zu erinnern, dass Führungskräfte oft auch andere Verträge haben. Ein Leiter einer Marketingabteilung z.B. wird sehr gut bezahlt, aber in seinem Vertrag kann dafür auch eine bestimmte Anzahl von Überstunden abgegolten sein. Oder es wird erwartet, dass Führungskräfte mehr arbeiten, aber dafür erhalten sie auch einen entsprechenden Freizeitausgleich oder dürfen hier und da Home Office machen.

Der MA könnte sich in dieser Richtung ja etwas schlau machen und sich überlegen, ob es sinnvoll/möglich wäre, ein paar angemessene Forderungen zu stellen. :wink: Gute Argumente dafür vorausgesetzt. Aber bitte alles unter Vorbehalt, denn ich kenne ja nur die von dir geschilderten Fakten, aber keine Details.

Lg sgw

Führen wollen bedeutet richtig ackern… so so
Hallo Ecki,

Das Problem an dem ganzen Verlauf ist, dass der Mitarbeiter
aber nicht mehr glücklich ist. Daher meine Fragen an Euch:

Was sind deine Lebensziele? Hast du sie definiert?

Willst du Mitglied des Vorstands einer mittelständigen oder großen Firma werden? Willst ein Einkommen von > 250.000 € im Jahr erreichen. Willst in einer Villa in einem privilegierten Stadtteil leben? Willst du über möglichst viel Menschen Macht ausüben?
Und wenn du das erreichst,… wirst du dann glücklich sein?

Glaube mir eines. Du betrachtest deine Gesundheit als etwas Gegebenes. Der Verlust der Gesundheit ist ein ziemlich abstrakter Gedanke.
Aber glaube mir, wenn du sie verlierst, wirst du bereit sein deinen gesamten materiellen Besitz und deine Position dafür zu geben, um sie wieder zu erlangen (was er nicht geht).

Niemand weint auf seinem Sterbebett verpassten Karrierechancen nach. Nimmt wird es im Alter bereuen, in seiner Jugend nicht noch härter gearbeitet zu haben.

Was würdet Ihr als Mitarbeiter in dieser Situation nun tun?

Ich würde mir überlegen, was mich im Leben wirklich glücklich macht. Dann würde ich mein Pensum auf ein normales Arbeitsmaß zurückschrauben und mich umschauen, ob ich mit geringerem Einsatz woanders Karriere machen kann.
In einer Behörde macht mach Karriere, indem man jahrelang wartet, bis eine gehobene Position frei wird. In der freien Wirtschaft macht man eher Karriere, in dem man in eine bessere Position in einer andere Firma wechselt.

Was würder Ihr als Unternehmer in dieser Situation nun tun?

Dem Esel eine Karotte nach der anderen hinhalten und ihm ein schlechtes Gewissen einredet. Und hoffen, dass er noch lang jung und naiv bleibt.

Unter dem Motto „Führen wollen bedeutet richtig ackern“

Grins. Glaubst du das? Schau mal in diesen Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChrungskompetenz

Hast du irgendwo etwas in der Richtung „erhöhter Arbeitseinsatz“ gefunden? Wie sieht es mit deinen Vorgesetzten aus? Sind das diejenigen, die am Meisten arbeiten? Sind sie immer im Büro erreichbar oder sind sie häufig für Stunden oder Tage untergetaucht, irgendwo unterwegs.
Einen Mitarbeiter, der Führungsaufgaben übernehmen soll, schickt man auf Managementkurse. Er qualifiziert sich doch nicht zur Führungskraft, in dem er mehr schafft. Hast du auch nur ein einziges Seminar besucht, bei dem es um Führung oder Mangement ging?

Richtig Ackern muss die rechte Hand des Chefs, während dieser führt.
Ich habe schon manche sehr fleißige und extrem kompetente Sekretärin im Vorstand gesehen. Aber keine hat je einen Vorstandsposten geerbt.

Genug für Heute.

Gruß
Carlos

Nachtrag: Erfüllung vereinbarter Ziele
Hallo Ecki,

das Thema hat mich noch etwas beschäftigt.

Dieser Karriereplan ist
jedoch offensichtlich total überfrachtet. Rein rechnerisch
ergeben sich für manche Tätigkeiten alleine bis zu 6
(8-Stunden)-Tage pro Woche an Arbeitszeit. Der Mitarbeiter
nimmt trotzdem diese Herausforderung an. Er glaubt, dass
dieser Plan absichtlich so gestaltet ist, um ihn zu fordern.

Das ist der Punkt, an dem das Elend anfängt.

1.) Wenn ein Mitarbeiter zusammen mit seinen Vorgesetzten Ziele definiert, dann definiert er Ziele, Erfolge, aber kein Arbeitsvolumen. Das Arbeitsvolumen (40 Stunden) steht im Arbeitsvertrag und die Übererfüllung lässt sich sehr genau messen.
Ziele werden im Einvernehmen ausgehandelt. Keine halbwegs kompetente Führungskraft wird Ziele zusagen, die sie nicht realistischerweise erreichen kann. Das Argument „Es war nicht realistisch.“ zählt nicht, denn dann kommt die harsche Antwort „Warum haben Sie sich mit diesen Zielen dann einverstanden erklärt?“.

2.) Neben den Tätigkeiten, die man zur Erfüllung der Ziele benötigt fallen immer auch Tätigkeiten an, die notwendig und nicht ablehnbar sind, aber nicht von den vereinbarten definierten Zielen erfasst werden. Der Anteil an Arbeitszeit, den ein Arbeitnehmer zur Erfüllung seiner Ziele hat, ist abhängig vom Aufgabengebiet eine breite Spanne von 1 bis 99%. Wenn jemand 70% seiner Zeit für vereinbarte Ziele verwendet, ist das schon sehr viel.
Um also die 6 * 8 = 48 Stunden für Ziele zu leisten müsstest du dann insgesamt ca 70 Stunden arbeiten.

3.) Zwei Mal bist du mit deinen Leistungen eingebrochen.
Der Geschäftsführung ist also klar, dass du nicht dauerhaft das hohe Pensum leisten wirst/kannst. Sobald du also dein Ziel, leitender Angestellter oder Mitglied der Geschäftsführung, erreicht hast, ist das Risiko sehr hoch, dass deine Leistungsbereitschaft wieder auf ein normales Level abfällt.
Wenn die Geschäftsführung möglichst viel von deiner Arbeitskraft abschöpfen will, wird sie sich das mit den Beförderung sehr sehr lange überlegen.

4.) Wir reden die ganze Zeit von einer 40 Mann-Klitsche.
Wieviel Führungspositionen kann es da geben? Wird demnächst ein Bereichsleiter die Firma verlassen?
Wenn nicht, welche Karriereposition könntest du dort überhaupt besetzen? Ganz konkret?

Vielleicht,… vielleicht wäre es für deine Karriere dort viel wirksamer, wenn du freudlich nach einem Zwischenzeugnis fragt. Damit beweist du mehr Eier und damit Führungsqualität, als mit 12 Stunden-Schichten.

Gruß
Carlos

Diesmal korrektur gelesen

jetzt habe ich mich auch einmal besonnen und nachgedacht… Das Ganze ist wirklich gar nicht so einfach und klar, wie ich dachte.

Willst du Mitglied des Vorstands einer mittelständigen oder
großen Firma werden? Willst ein Einkommen von > 250.000 € im
Jahr erreichen. Willst in einer Villa in einem privilegierten
Stadtteil leben? Willst du über möglichst viel Menschen Macht
ausüben?

Ja klar; wer will das denn nicht?

Und wenn du das erreichst,… wirst du dann glücklich sein?

DAS ist die wirklich interessante Frage dabei. Ich definiere das eigentlich aus der Gegenposition heraus. Ich wäre unglücklich, wenn ich mein ganzes Leben ein Befehlsempfänger auf mittlerer / unterer Schicht wäre.

Glaube mir eines. Du betrachtest deine Gesundheit als etwas
Gegebenes. Der Verlust der Gesundheit ist ein ziemlich
abstrakter Gedanke.
Aber glaube mir, wenn du sie verlierst, wirst du bereit sein
deinen gesamten materiellen Besitz und deine Position dafür zu
geben, um sie wieder zu erlangen (was er nicht geht).
Niemand weint auf seinem Sterbebett verpassten Karrierechancen
nach. Nimmt wird es im Alter bereuen, in seiner Jugend nicht
noch härter gearbeitet zu haben.

Das mag zwar wirklich sein, aber dieser Ansicht muss ich eine Absage erteilen. Im Gegenteil (übertrieben formuliert): Ich will nicht mit 60 immer noch Steine schleppen. Das ist viel ungesünder, als früh viel zu investieren.

frei wird. In der freien
Wirtschaft macht man eher Karriere, in dem man in eine bessere
Position in einer andere Firma wechselt.

tja… ist wohl leider so. Ich habe halt schon viel Leidenschaft investiert.

Wie sieht es mit deinen Vorgesetzten
aus? Sind das diejenigen, die am Meisten arbeiten?
Sind sie
immer im Büro erreichbar oder sind sie häufig für Stunden oder
Tage untergetaucht, irgendwo unterwegs.

Natürlich sind alle mehr oder weniger unterwegs (Es geht hier um Vertrieb…) Aber ich muss ganz klar bestätigen, dass die Chefs am besten erreichbar sind und am längsten arbeiten.

Einen Mitarbeiter, der Führungsaufgaben übernehmen soll,
schickt man auf Managementkurse. Er qualifiziert sich doch
nicht zur Führungskraft, in dem er mehr schafft. Hast du auch
nur ein einziges Seminar besucht, bei dem es um Führung oder
Mangement ging?

Nein. Die Gründe sind hier die üblichen Argumente: Es sind hier so viele schon in leitende Positionen gekommen und es hat noch keiner einen Kurs dazu besucht.

Richtig Ackern muss die rechte Hand des Chefs, während dieser
führt.
Ich habe schon manche sehr fleißige und extrem kompetente
Sekretärin im Vorstand gesehen. Aber keine hat je einen
Vorstandsposten geerbt.

Das trifft es ganz gut… Irgendwie habe ich die Befürchtung, genau die „falsche Bahn“ einzuschlagen.

Hallo Ecki,

Ich wäre
unglücklich, wenn ich mein ganzes Leben ein Befehlsempfänger
auf mittlerer / unterer Schicht wäre.

Du hast also ein Ziel, und bist bereit den Preis dafür zu zahlen. Das ist schon mal eine gute Grundlage.

Das mag zwar wirklich sein, aber dieser Ansicht muss ich eine
Absage erteilen. Im Gegenteil (übertrieben formuliert): Ich
will nicht mit 60 immer noch Steine schleppen. Das ist viel
ungesünder, als früh viel zu investieren.

Du schleppst Steine? Gibt es auf dem Bau Seniors?
Im Ernst, zwischen der Bürohilfskraft und dem Vorstandvorsitzenden gibt es weites Feld. Und eine Fachkraft im Büro lebt sicherlich nicht ungesünder als der Geschäftsführer.

Natürlich sind alle mehr oder weniger unterwegs (Es geht hier
um Vertrieb…) Aber ich muss ganz klar bestätigen, dass die
Chefs am besten erreichbar sind und am längsten arbeiten.

Es gibt also in eurer Firma eine deutliche leistungsbasierte Firmenkultur.

Es sind
hier so viele schon in leitende Positionen gekommen und es hat
noch keiner einen Kurs dazu besucht.

Also alles angelernte Laien und in Bezug auf Managment rückschrittlich. :smile:
Aber mich würde es wirklich interessiern, wie in einer so kleinen Firma schon viele in leitende Positionen kommen können.
Entweder herrscht ein ständiges Kommen und Gehen oder aber die Zahl der leid(t)enden Positionen wird künstlich aufgebläht. Jede popelige Funktion wird dann zu einem Executive Popel-Manager erklärt.

Leitende Position bedeutet, dass man weisungsbefugt ist und Leute unter sich hat, vorzugsweise mehr als 2,3. Bei uns in der Firma ist ein Produktmanager, der bis zu 5 Leute unter sich hat, noch keine leitende Position.

… Irgendwie habe ich die Befürchtung,
genau die „falsche Bahn“ einzuschlagen.

Kläre die Verhältnisse. Frage deinen Chef direkt ohne Unschweife, wie hoch deine Chancen sind, welche konkrete Position im Blickfeld ist und in welchen Zeitraum.
Und wenn dann nur etwas Nebliges kommt, alá „Wenn Sie sich richtig einsetzen, stehen Ihnen alle Möglichkeiten offen. Blubber, blubber…“, dann schau dich um.

Gruß
Carlos