'Verfallsdatum' elektronischer Bauelemente

Hallo,

bei Halbleitern sagt man ja, die halten ewig, solange man keinen Strom anlegt…

Wie ist das nun? Kondensatoren (speziell das Dielektrikum) haben ja nicht so die ewigen Lebenserwartungen. Mir geht es in meiner Frage um die Sache, bei ordnungsgemäßer Lagerung, also ohne Strom, wie lange sind Kondensatoren, Widerstände oder Halbleiter „haltbar“? Verändern sich im Laufe der Zeit die elektrischen Eigenschaften und wie? Kann man diese Bauelemente lagern, 10 Jahre oder so, dann normal weiterverwenden?

Gruß
André

Hallo André,

bei Halbleitern sagt man ja, die halten ewig, solange man
keinen Strom anlegt…

Wie ist das nun? Kondensatoren (speziell das Dielektrikum)
haben ja nicht so die ewigen Lebenserwartungen. Mir geht es in
meiner Frage um die Sache, bei ordnungsgemäßer Lagerung, also
ohne Strom, wie lange sind Kondensatoren, Widerstände oder
Halbleiter „haltbar“? Verändern sich im Laufe der Zeit die
elektrischen Eigenschaften und wie? Kann man diese Bauelemente
lagern, 10 Jahre oder so, dann normal weiterverwenden?

Am kritischten sind sicher alle Nass-Elektrolyt-Kondensatoren, da sie mit den Jahren austrocknen.
Insbesonders bei Nass-AL-Elkos kommt noch hinzu, dass sich die Isolationsschicht (das egentliche Dielektrikum) abbaut. Durch anlegen einer Spannungsquelle mit Strombegrenzung (Widerstand) kann man sie aber wieder formieren, sofern sie nicht ausgetrocknet sind. Direkter anschluss an eine Spannungsquelle ohne Strombegrenzung kann zu „Knalleffekte“ führen.

Bei Kunststoff-Dielektrika, insbesonders bei nicht umhüllten Typen, kann Feuchtigkeit eindringen.

Bei Widerständen kann vor allem durch Korrosion, eine erhebliche Alterung eintreten. Manchmal wird auch die Lackumhüllung rissig, was dann zu Korrosion führen kann.

Bei Halbleitern gibt es verschiedene Alterungsmechanismen.
Hier ist sicher mal das Eindringen von Feuchtigkeit zu nennen (die Abdichtung zwischen Anschlüssen und Epoxi ist nie ganz dicht). Dies führt vor allem bei SMD-Bauteilen zum „Popcorn-Effekt“, weshalb diese Bauteile normalerweise beim Hersteller normalerweise Vakuumverpackt werden. Die Feuchtigkeit führt natürlich auch zu Korrosion.
Weiterhin kommt es auch zu Diffusionsprozessen (Die Dottierungs-Zonen wandern und auch wandernde Metal-Ionen aus den Leiterbahnen.).
In den Anfängen der 64KB-RAMs kam es zu Problemen mit dem AL-Leiterbahnen, da Si und Al sehr unterschiedliche Temperaturkoeffizienten aufweisen rissen die Leiterbahnen innerhalb einiger Wochen noch in den Lagern der Hersteller. Dieses Problem hat man aber heute im Griff.
Bei programmierten PROMS, mit Wolfram-Sicherungen, kann es durch Kristallisations-Prozesse dazu kommen, dass geschmolzene Sicherungen wieder „zusammenwachsen“.
Weiterhin kommt es durch die Verwendung von Materialien mit sehr unterschiedlichen TKs (Al, Fe, Si, Kunststoffe, etc.) zu mechanischen Spannungen, insbesonders durch Temperatur-Zyklen.

Bei allen Bauteilen leidet die Lötbarkeit durch oxidation der Verzinnung der Anschlüsse.

MfG Peter(TOO)
Ein paar Effekte hab ich sicher noch vergessen.

Hallo André,

bei Halbleitern sagt man ja, die halten ewig, solange man
keinen Strom anlegt…

In menschlichen Zeitmaßstäben gemessen ja.

Wie ist das nun? Kondensatoren (speziell das Dielektrikum)
haben ja nicht so die ewigen Lebenserwartungen. Mir geht es in
meiner Frage um die Sache, bei ordnungsgemäßer Lagerung, also
ohne Strom, wie lange sind Kondensatoren, Widerstände oder
Halbleiter „haltbar“?

Im Prinzip auch ewig, zumindest länger als Du lebst. Elkos mit flüssigem Elektrolyt können aber bei höheren Temperaturen austrocknen, wenn sie undicht sind und zwar umso schneller, je kleiner sie sind. Ausserdem kann sich die Al-Oxydschicht im Lauf der Jahre zersetzen, sodass sie erst langsam wieder an ihre Nennspannung „gewöhnt“ werden müssen. Andernfalls können sie schonmal nach längerer Lagerung kurz nach der ersten Wiederinbetriebnahme explodieren.
Moderne Kondensatoren und Widerstände sind weitgegend unempfindlich gegen äussere Einflüsse. Die können praktisch unbegrenzt gelagert werden.
Die größte Gefahr bei der Lagerung besteht in der Oxidation der Anschlussdrähte. Die Bauteile können dann nicht mehr vernünftig eingelötet werden.

Verändern sich im Laufe der Zeit die
elektrischen Eigenschaften und wie? Kann man diese Bauelemente
lagern, 10 Jahre oder so, dann normal weiterverwenden?

Natürlich altern die Bauteile auch bei der Lagerung, aber das ist höchstens bei messtechnischen Anwendungen relevant. Wie sie sich ändern ist wohl kaum allgemein vorhersagbar, ausser dass die Bauteilwerte langsam in die eine oder andere Richtung driften.
Bei austrocknenden Elkos erhöht sich zunächst nur der ESR und dann sinkt die Kapazität.

Jörg