Verfassung in Kalifornien?

Hi!
Ich hätte folgende Frage, deren Antwort ich in den Berichten zur Wahl von Schwarzenegger nicht finden konnte:

Ich habe gelesen, dass die Demokraten die Mehrheit im Parlament im Bundesstaat haben; aber ich verstehe nicht, wieso die Demoktraten Arni nicht gleich wieder mit einem Misstrauensvotum entlassen können . Es schließt sich die Frage an, wie ein Gouverneur aus einer Partei, die nicht die Mehrheit hat, überhaupt sinnvoll regieren kann?

Kennt sich jemand mit dem politischen System in Kalifornien aus?
Grüße
Benedikt

Hi!

Ich habe gelesen, dass die Demokraten die Mehrheit im
Parlament im Bundesstaat haben; aber ich verstehe nicht, wieso
die Demoktraten Arni nicht gleich wieder mit einem
Misstrauensvotum entlassen können . Es schließt sich die Frage
an, wie ein Gouverneur aus einer Partei, die nicht die
Mehrheit hat, überhaupt sinnvoll regieren kann?

Die Form der Politik in den USA unterscheidet sich grundsätzlich von der in Europa. Die Partei als Organisation hat in den USA weit weniger Bedeutung als bei uns. Den Fraktionswang, wie er bei uns bekannt ist, kennen amerikanische Politiker weit weniger. Das hängt vor allem damit zusammen, dass ein Politiker in den USA zu aller erst seinem Wähler verpflichtet ist und nicht seiner Partei. So wird in den USA vom Volk der jeweilige Kandidat für das Amt gewählt und nicht die Partei, die dann einen Kandidaten ins Amt hievt.

In Kalifornien hat jetzt Schwarzenegger die Wahl gewonnen - als direkt gewählter Kandidat - und nicht die Republikanische Partei, die dann Schwarzenegger als Gouverneur ins Amt wählt. Mit entsprechend Geld und Einfluss könnte auch ein Parteiloser direkt zum Gouverneur gewählt werden, jedoch ist es für den späteren Amtsbetrieb von Vorteil, parteiunterstützte Mitstreiter zu haben. Dabei spielt die Parteizugehörigkeit keine große Rolle (Bush hat sich nach seinem umstrittenen Wahlsieg gegen Al Gore sogar einen Demokraten ins Kabinett geholt).

Da der Amtsinhaber durch die direkte Wahl des Volkes bestimmt wird, ist er in seinen Entscheidungen auch nicht dem Parlament (Kongress) gegenüber verantwortlich, sondern dem Volke. Aus diesem Grund sieht die amerikanische Verfassung auch keine Amtsenthebung durch parlamentarische Mehrheiten vor. Zur vorzeitigen Abwahl kann es nur durch Volksabstimmung kommen. In Kalifornien waren dafür 900.000 Unterschriften unter einem Volksbegehren notwendig. Mit diesem Volksbegehren wurde eine Volksabstimmung eingeleitet, wo die Wähler darüber entscheiden sollten, ob der derzeitige Amtsinhaber bleiben oder gehen soll. Gekoppelt an diese Volksabstimmung war die Wahl eines möglichen Nachfolgers. Bekanntermaßen haben die Kalifornier mit absoluter Mehrheit den Amtsinhaber abgewählt und Schwarzenegger mit relativer Mehrheit als Nachfolger bestimmt.

Die einzige Ausnahme, die die amerikanische Verfassung für eine politische Amtsenthebung kennt, ist das Impeachment. Dies geht nur, wenn eine Gefahr für die Demokratie vorliegt bzw. der Amtsinhaber strafbare Handlungen begangen oder begünstigt hat. Gegen Nixon wurde ein Impeachment wegen der Watergate-Affäre gestartet. Nixon entging der Amtsenthebung durch Kongressabstimmung nur durch einen vorzeitigen Rücktritt. Das Impeachment gegen Clinton wegen seiner Lüge im Amt musste fallengelassen werden, da bei der Präsidentschaftswahl, die parallel zu den Impeachment-Überlegungen stattfand, die Wähler mehrheitlich für Clinton stimmten. Das Impeachment wäre also gegen den Willen der Mehrheit des Volkes gewesen und hätte somit vor dem Obersten Bundesgericht ausgehebelt werden können.

Amerikas Parlamente funktionieren eben anders als unsere.

Grüße
Heinrich

kleine Korrektur
Moin Heinrich

Das hängt vor allem

damit zusammen, dass ein Politiker in den USA zu aller erst
seinem Wähler verpflichtet ist und nicht seiner Partei.

Und noch weitaus mehr der Lobby, die seinen Wahlkampf und alles andere finanziert hat.

Gruss
Marion

Hi Marion,

Das hängt vor allem

damit zusammen, dass ein Politiker in den USA zu aller erst
seinem Wähler verpflichtet ist und nicht seiner Partei.

Und noch weitaus mehr der Lobby, die seinen Wahlkampf und
alles andere finanziert hat.

Ich denke, das trifft es auf den Punkt!

Roland

Hallo Marion,

irgendwie habe ich das Gefühl, daß Deine Bemerkung - unter Berücksichtigung der Originalfrage und Heinrichs Antwort - auf eine negative Bewertung im Vergleich von USA und „Europa“ abzielt.

damit zusammen, dass ein Politiker in den USA
zu aller erst seinem Wähler verpflichtet ist und
nicht seiner Partei.

Und noch weitaus mehr der Lobby, die seinen
Wahlkampf und alles andere finanziert hat.

Du hast sicher damit recht, aber das trifft auch auf Politiker in Europa und ganz besonders in Deutschland zu. Ich habe das Gefühl, daß in den USA, wo Topkandidaten üblicherweise reiche Leute sind, es sich eher leisten können, den Lobbies zu widerstehen. Zumindest in Kleinigkeiten, wie zum Beispiel die Affäre Scharping, Özdemir in Deutschland unrühmlich aufgefallen ist.

Ich wünsche dem Arnie eine erfolgreiche politische Karriere und hoffe, daß er einer der wenigen Politiker sein wird, die nicht ganz einseitig auf das eigene Bankkonto, sondern auch ein wenig auf die Wünsche des Volkes achten.

Grüße, Rudolf

Anmerkung

Zur
vorzeitigen Abwahl kann es nur durch Volksabstimmung kommen.
In Kalifornien waren dafür 900.000 Unterschriften unter einem
Volksbegehren notwendig. Mit diesem Volksbegehren wurde eine
Volksabstimmung eingeleitet, wo die Wähler darüber entscheiden
sollten, ob der derzeitige Amtsinhaber bleiben oder gehen
soll. Gekoppelt an diese Volksabstimmung war die Wahl eines
möglichen Nachfolgers.

Es war die erste erfolgreiche Abwahl und es hat vorher bereits über 30 Abwahlversuche gegeben, die erfolglos waren.

Gruß Ivo

Parteispenden
Hallöchen,

Das hängt vor allem

damit zusammen, dass ein Politiker in den USA zu aller erst
seinem Wähler verpflichtet ist und nicht seiner Partei.

Und noch weitaus mehr der Lobby, die seinen Wahlkampf und
alles andere finanziert hat.

das ist ja nun in Deutschland auch nicht anders, nur verläuft das ganze auf anderen Wegen. In den USA läuft die Parteispenderei weitaus offener ab als bei uns. Insofern bin ich der Ansicht, daß das amerikanische System zumindest in dieser Hinsichrt ehrlicher ist als unseres. Schließlich ist bei uns so leicht nicht ersichtlich, wer wen (warum) gesponsored hat.

Gruß,
Christian

Moinmoin,

das ist ja nun in Deutschland auch nicht anders,

dochdoch, etwas anders ist es schon. Zwei Beispiele die mir auf Anhieb einfallen ist, dass hier allenfalls Parteien gefördert werden, aber so gut wie nie einzelne Kandidaten, und dass es (wiederum für Parteien) öffentliche Mittel für den Wahkampf gibt. Oder meintest du das mit:

nur verläuft
das ganze auf anderen Wegen.

In den USA läuft die
Parteispenderei weitaus offener ab als bei uns.

Ich würde eher sagen, etwas unverblümter. Falls hier jemand (eine Lobby) tatsächlich vor hat, hier durch hohe Geldbeträgt politischen Einfluss zu nehmen, muss das schon, wenn es nicht auffallen soll, durch Umgehung einiger Vorschriften passieren. In den USA hingegen wird ganz offen „Einfluss genommen“ *hüstel*.

Insofern bin
ich der Ansicht, daß das amerikanische System zumindest in
dieser Hinsichrt ehrlicher ist als unseres. Schließlich ist
bei uns so leicht nicht ersichtlich, wer wen (warum)
gesponsored hat.

Das ist schon richtig, nur ist es bei uns auch quasi unmöglich, einzelne Politiker, beispielsweise einen Ministerpräsidenten eines Bundeslands zu „kaufen“, bzw. ihn in sein Amt zu kaufen.

Gruss
Marion