Passt das, Simpel?;-]
Da Manni keine Ruhe gibt mit seinem simplen Past, präsentiere ich hier ihm und den werten Mitlesern - Viel Vergnügen übrigens - ein größere Öwre:
„Fürderhin ward er nie wieder gesehen“ (batt als eiliger
geist).
"Es gibt im Deutschen kein PASSE SIMPLE´! Und BASTA!" Welche Möglichkeit? Na, die, daß Ansätze (des Tempus) eines
historischen Perfekts´ einfach und fürderhin ausgerottet
WARDEN im gesamten deutschen Lebensraum?
In welchen Zusammenhängen ist
(früher) zu lesen gewesen: „ward…“, „stunden…“?
Vielleicht ist es nicht nötig, aber schaden kann es auch nicht, wenn ich zunächst einmal das Verb „werden“ generell vorstelle.
_ wer|den [mhd. werden, ahd. werdan, eigtl. = (sich) drehen, wenden u. verw. mit Wurm; vgl. auch lat. vertere, Vers]:
I.
- a) in einen bestimmten Zustand kommen, eine bestimmte Eigenschaft bekommen: arm, reich, krank, müde, frech, zornig, böse w.; das Wetter wurde schlechter; sie ist 70 [Jahre alt] geworden; heute soll, wird es sehr heiß w.; es ist sehr spät geworden; in den letzten Jahren ist es still geworden um ihn;
b) als ein bestimmtes Gefühl bei jmdm. auftreten: jmdm. wird [es] übel, schwindelig, kalt, heiß.
- a) eine Entwicklung durchmachen: er will Arzt w.; was willst du w.?; sie wurde seine Frau; Vater w.; etw. wird Mode; ein Traum ist Wirklichkeit geworden; wenn das kein Erfolg wird!; eine werdende Mutter (eine schwangere Frau);
b) sich zu etw. entwickeln: das Kind ist zum Mann geworden; das wird bei ihm zur fixen Idee; das wurde ihm zum Verhängnis;
c) sich aus etw. entwickeln: aus Liebe wurde Hass; aus diesem Plan wird nichts; was soll bloß aus dir w.!;
d) sich einem bestimmten Zeitpunkt nähern: in wenigen Minuten wird es 10 Uhr; es wird [höchste] Zeit zur Abreise; morgen wird es ein Jahr seit unserem letzten Treffen.
- a) entstehen: es werde Licht!; (veraltet, heute noch dichterisch:smile: es ward (wurde) Licht; jeder Tag, den Gott w. lässt; werdendes Leben; große Dinge sind im Werden; R was nicht ist, kann noch w.;
b) (ugs.) sich so im Ergebnis zeigen, darstellen, wie es auch beabsichtigt war: das Haus wird allmählich; sind die Fotos geworden?; wirds bald? (energische Aufforderung, sich zu beeilen); das wird was w.! (das wird großen Spaß geben); was soll bloß w. (wie soll es bloß weitergehen), wenn …
- (geh.) jmdm. zuteil werden: jedem Bürger soll sein Recht w.
II.
- a) zur Bildung des Futurs; drückt Zukünftiges aus: es wird [bald] regnen; wir werden nächste Woche in Urlaub fahren; er wird für diese Arbeit gelobt werden; wenn du zurückkommst, werde ich die Arbeit beendet haben; b) kennzeichnet ein vermutetes Geschehen: sie werden bei dem schönen Wetter im Garten sein; sie wird schon wissen, was sie tut; er wird den Brief inzwischen bekommen haben.
- du wirst gerufen; : es wurde gemunkelt (man munkelte), sie hätte in einer Nacht ein Vermögen verspielt; jetzt wird aber geschlafen! (energische Aufforderung; ihr sollt jetzt schlafen!).
- a) zur Umschreibung des Konjunktivs, bes. bei Verben, die keine unterscheidbaren Formen des Konjunktivs bilden können; drückt vor allem konditionale od. irreale Verhältnisse aus: sonst würden wir dort nicht wohnen; ich würde kommen/gekommen sein, wenn das Wetter besser wäre/gewesen wäre; würdest du das bitte erledigen? (höfliche Umschreibung des Imperativs; bitte erledige es!); ich würde sagen (ich bin der Meinung), hier haben alle versagt;
b) zur Umschreibung des Futurischen: er sagte, dass er morgen zum Arzt gehen würde.
© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_
Speziell zum inzwischen veraltenden Umlaut einiger Verben:
Dazu zuerst Herr Walther von der Vogelweide:
Ich saz ûf eime steine,
dô dahte ich bein mit beine,
dar ûf sazte ich mîn ellenbogen,
ich hete in mine hand gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben.
deheinen rât kunde ich mir gegeben,
wie man driu dinc erwurbe ,
der deheines niht verdurbe.
diu zwei sint êre und varnde guot,
der ietweders dem andern schaden tuot.
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier ûbergulde.
die wolte ich gerne in einen schrîn;
jâ leider des mac niht gesîn,
daz guot und weltlich êre
und gotes hulde mêre
in einen schrîn mugen komen;
stige und wege sint in genomen.
untriuwe ist in der sâze,
gewalt ist ûf der strâze,
fride und reht sint beidiu wunt.
diu driu habent geleites niht,
diu zwei werdent ê gesunt.
Übersetzung bei: http://www.gralssuche.de/gral/akt/wolframwaltherstei…
Die in dem Gedicht enthaltenen Formen: „erwurbe“ und „verdurbe“ sind alte Pluralformen, die heute noch bewirken, dass der korrekt gebildete Konjunktiv II dieser Verben „erwürbe“ bzw. „verdürbe“ heißt.
Dazu aus der Grammatik:
_ Der Umlaut
Umlaut tritt - sofern der betreffende Stamm einen umlautfähigen Vokal enthält - an zwei Stellen auf: in der 2. und 3. Pers. Sing. Präs. Ind. und in allen Formen des Konjunktivs II (Präteritum). An der erstgenannten Stelle lautet allerdings nicht bei allen fraglichen Verben (vgl. 243) - der Vokal des Präsensstamms um (vgl. ich trage- du trägst- sie trägt), an der zweitgenannten der Vokal des Präteritumstamms (vgl. ich sang- ich sänge), ausnahmsweise auch der Vokal des zweiten Partizips (vgl. gescholten - ich schölte) oder der - im neueren Deutsch getilgte und durch den Vokal des Singulars ersetzte - alte Vokal des Plurals Indikativ (vgl. mhd. wir wurben – ich würbe; verdürbe, würfe, stürbe)[Siehe dazu oben Walther Verse. FR]. Da hier die auf Ausgleich und Eindeutigkeit zielende sprachgeschichtliche Entwicklung in einigen Fällen noch nicht abgeschlossen ist, stehen bei manchen Verben heute noch verschiedene Konjunktivformen nebeneinander:
befehlen: beföhle/befähle
beginnen: begänne/(seltener:smile: begönne
dreschen: drösche/(veraltet:smile: dräsche
empfehlen: empföhle/(seltener:smile: empfähle
gelten: gölte/gälte
gewinnen: gewönne/gewänne
heben: höbe/(veraltet:smile: hübe
helfen: hülfe/(selten:smile: hälfe
rinnen: ränne/(seltener:smile: rönne
schwimmen: schwömme/(seltener:smile: schwämme
schwören: schwüre/(selten:smile: schwöre
sinnen: sänne/(veraltet:smile: sönne
spinnen: spönne/spänne
stehen: stünde/stände
stehlen: stähle/(seltener:smile: stöhle
Da viele Konjunktiv-II-Formen mit Umlaut heute altertümlich wirken und als geziert empfunden werden, umschreibt man sie gerne mit der würde-Form!_
Als Fußnote, um es in einem Aufwasch zu erledigen:
Der Konjunktiv II der regelmäßigen Verben hat standardsprachlich keinen Umlaut. Die Form bräuchte, die vor allem im Süden des deutschen Sprachgebiets häufig gebraucht wird, ist landschaftlich. Durch das äu wird hier der Konjunktiv II vom Indikativ Präteritum abgehoben. Standardsprachlich lauten beide Formen gleich (brauchte).
Ebenso landschaftlich und nicht standartsprachlich sind: „dächte“ von denken, „brächte“ von bringen, „wöllte“ von wollen ;-}
Duden Grammatik (Bd. 4), S. 125
Nun speziell zu werden und „ward“:
_Die Verben sein, haben, werden
241 Zur Konjugation der Verben sein, haben und werden, die als Hilfsverben eine -sehr wichtige Aufgabe im Konjugationssystem erfüllen (vgl. 220), vgl. S. 157f. und folgende Anmerkungen:
242 1. Von werden als Hilfsverb lautet das 2. Partizip worden, von werden als Voll-verb geworden;
Der Hund ist geschlagen worden. Peters Schwester ist Lehrerin geworden.
Da werden zu den ablautenden Verben (vgl. 226ff.) gehört, wird es bis auffolgende Abweichungen nach deren Muster konjugiert:
du wirst (für: wir[de]st), er/sie/es wird (für: wirdt), werde! (für: wird!).
Im Präteritum Sing. wurden die ursprünglichen Formen (ich) ward, (du) wardst, (er/sie/es) ward an den Plural wurden angeglichen und die Endung –e des „schwachen“ Präteritums angehängt (wurde). Die älteren Formen werden noch gelegentlich zur Erzielung besonderer stilistischer Wirkungen gebraucht:
Der kleine, sorgfältig gezeichnete Wäscheschatz …ward von Schalleen aufs Beste betreut (Th. Mann).
Nur nach Weihnachten ward es zu arg (Beheim-Schwarzbach).
- Die 2. Pers. Plur. Präs. und der Imperativ Plur. von sein werden zur Unterscheidung von der gleich lautenden Präposition seit mit d geschrieben (ihr seid;
seid!)._
Und noch zwei Stellen dazu, die dasselbe aussagen:
_ Richtiges und gutes Deutsch (Duden Bd. 9) 1985/2001
werden: I. Die Stammformen lauten: werden, wurde (alter: ward), geworden/worden; Imperativ: werde! (nicht: wird!). Die 2. und 3. Person Singular Präsens Indikativ wechselt von e zu i: du wirst, er/sie/es wird. Im Singular Präteritum ist heute die Form wurde üblich; die alte Form ward wird vereinzelt noch aus stilistischen Gründen gebraucht: Der kleine, sorgfältig gezeichnete Wäscheschatz … ward von Schalleen aufs beste betreut (Th. Mann).
Das zweite Partizip lautet geworden und worden. Ohne die Vorsilbe ge- steht das Partizip, wenn es als Form des Hilfsverbs gebraucht wird: Eine neue Brücke ist gebaut worden. Der Vertrag ist unterschrieben worden. Dagegen steht das zweite Partizip mit der Vorsilbe ge-, wenn es als Form des Vollverbs gebraucht wird: Der junge Mann ist Techniker geworden. Durch die Reinigung ist der Anzug wie neu geworden.
Richtiges und gutes Deutsch (Duden Bd. 9) 1985/2001
ward/wart: Die Form ward ist die ursprüngliche, heute seltene Form der 1. und 3. Person Singular Indikativ Präteritum von werden: Ich ward; er/sie/es Ward; dafür heute übliche: ich wurde; er/sie/es wurde. Davon zu unterscheiden ist wart, die 2. Person Plural Indikativ Präteritum von sein: wart ihr gestern auch im Kino?_
Nach all dem ist hoffentlich klar, dass die so stark wirkenden Formen „stund, ward, pfoff“, - halt nein; das ist aus dem Krimi: „Und oben saß ein Rabe“ von Gisbert Haefs, wo ein „Verein zur Stärkung der Verben“, dessen Vereinsmotto lautet: Das WÜRDE des Menschen sei antastbar!“, sein heiteres Unwesen treibt – ich beginne noch mal: dass also diese Verbformen keine eigene Zeitstufe- oder form darstellen, sondern einfach inzwischen veralternde Konjugationsformen.
Ist das nicht wieder ein schönes Stück geballte Grammatik, über die man sich grammatikalisch nicht genug wundern kann?
Fritz