Hoffnung
Hallo,
ich geb dir im Grunde in allem Recht, was du schreibst.
Außerdem find ich es bewundernswert, wie sehr du dich
einsetzt, bzw. eingesetzt hast. Dass man irgendwann nicht mehr
kann, versteh ich auch, aberDiese Frauen leiden lange und perverser Weise anscheinend auch
gerne.
Manche mögen ihre Opferrolle!!!Glaubst du das wirklich?
Doch, tatsächlich mögen sie ihre Rolle, weil sie ihnen Sicherheit gibt!
Sie lassen sich natürlich nicht gerne schlagen oder vergewaltigen, das meinte ich auch nicht!
Es ist wesentlich einfacher das Opfer zu sein, weil man ja als Opfer generell unschuldig ist und nichts dafür kann, dass das Leben bescheiden läuft!!
Aus dieser Opferrolle heraus ergeben sich dann die fatalen Verhaltensweisen. Sie machen als Opfer nichts falsch, es sind die anderen, die Täter, die so schrecklich sind. Das Opfer muss es ertragen.
Dass sie eigentlich die Strippen für ihr eigenes Leben in der Hand halten, das wissen sie nicht. Sie werden ja unfreiwillig gelenkt und genötigt!
Ich geb zu, dass meine Ansichten dazu evtl. etwas naiv sind.
Ich hab keinerlei Erfahrung damit, aber ich kann mir das nicht
vorstellen. Kann es sein, dass das nur manchmal auf
Außenstehende so wirkt, weil man einfach sonst keinen einzigen
Grund mehr erkennen kann, noch bei so einem Kerl zu bleiben?
Die Gründe sind nicht die gern besetzte Opferrolle! Es sind Ängste, meist eben die Angst vor der Veränderung und dem „danach“, dem Unbekannten.
So nach dem Motto: „Wenn sie immer wieder zu ihm zurückgeht,
dann will sie das wahrscheinlich so!“ Ich glaube, der Grund
dafür liegt einfach nur in der Angst. Die Angst vor der
unbekannten Zukunft ist einfach noch größer, als die Angst vor
dem gewalttätigen Ehemann. Womöglich steigt die Angst vor der
Zukunft sogar mit der Angst vor dem Mann, weil durch die
angetane Gewalt das Selbstwertgefühl immer weiter sinkt und
man sich immer weniger zutraut, mit einer ungewissen Zukunft
fertig zu werden.
Genau!!
Ich denke, wenn man jemandem in so einer Lage helfen will, ist
es vielleicht am besten, da anzusetzen und die Angst vor der
Zukunft zu nehmen. Zum einen indem man versucht, das
Selbstbewusstsein zu stärken, zum anderen, indem man versucht,
der Zukunft das Ungewisse ein bisschen zu nehmen. Alle
Eventualitäten durchspielen…
Das Selbstbewusstsein eines Menschen, noch dazu einer in dieser Lage, zu stärken ist nicht einfach und bedarf einer professionellen Hilfe!
Die kann ich nicht leisten. Die kann kein Laie leisten!
Wenn ich schreibe, sie mögen ihre Opferrolle, so meine ich damit nicht, dass sie sich gerne quälen lassen.
Sondern in allen Lebensbereichen ihr Opferrolle wahrnehmen!
Das fängt bei Bekanntschaften an und hört eben in der Beziehung auch nicht auf!
Ich kenne die irrationale Angst vor dem Unbekannten. Ich weiß auch (leider) aus eigener Erfahrung, dass man es vorzieht in dem bekannten Leid zu leben, statt Mut auf zu bringen und ins Unbekannte zu gehen.
Mir hat meine Psychotherapie geholfen auf den Weg zu finden.
Alleine oder nur durch Freunde hätte ich es nicht geschafft.
Als ich meinte, dass diese Menschen irgendwann sogar dem „Helfer“ nicht mehr vertrauen, meinte ich das ernst.
Je mehr ich mit guten Freunden darüber sprach, desto unruhiger wurde ich, weil ich nie sicher war, ob ich vertrauen konnte.
Menschen, die einen lieben müssten, haben dir geschadet. Wie soll man dann noch im Grunde genommen Fremden vertrauen?
Mir hat der Satz eines Freundes damals geholfen: Versuch´s einfach, schlimmer als jetzt kann es nicht werden.
In diesem Gespräch sind wir alle Eventuelitäten besprochen, die passieren könnten. Als ich merkte, dass keine der Möglichkeiten tatsächlich schlimmer war, als meine damalige Lage, habe ich plötzlich einen Schimmer von Hoffnung gehabt.
Die hat mir geholfen weitere SChritte zu unternehmen.
Seit über 15 Jahren arbeite ich nun an mir.
Vieles werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr weg bekommen, aber einen riesigen Teil hab ich geschafft.
Und wer mich von früher kennt und mich heute sieht, glaubt nicht, dass es der selbe Mensch ist.
Mit dem Stolz-sein auf das, was ich geschafft habe, kam auch das Selbstbewusstsein zurück.
Ich habe jetzt seit 5 Jahren keine Depressionen mehr gehabt, und ich glaube, es liegt daran, dass ich mein Leben selbst in die Hand genommen habe.
Einerseits sehe ich, dass es gar nicht so schwer ist, andererseits weiß ich von früher wie überwältigend dunkel die Welt war, so dass man die Lösung nicht gesehen hat!
In der Situation zu sein, wie früher: ist wie Winter-Nacht bei Neumond
In meiner jetztigen Situation ist es wie Hochsommer mit praller Sonne!
Gruß
M.
Danke für das Nachfragen.
Alleine aus dem Leidensdruck heraus kann man großen Mist machen (Suizid), vielleicht muss man nur die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wecken!!!