Verhalten der Römer in besetzten Gebieten

Moin,

da gibt es verschiedene Meinungen. Von „Ausbeutung bis auf die Knochen“ bis „war gar nicht schlimm“ gehen die Meinungen, die ich gehört, gelesen habe.
Was war nun wirklich? Was sagt die Geschichtswissenschaft?

Danke
Laika

Das kann man nicht pauschal beantworten.
Es kommt auf die Region und die Zeit und den Statthalter oder den Kaiser an.
Manche wurden ohne Zerstörung besetzt, andere blutig erobert.
Manche wurden milde behandelt, andere ausgepresst.
Manche, die milde behandelt wurden, wurden später ausgepresst.

Hallo, Laika,
was ist in der Geschichte Wahrheit, was stimmt von den überlieferten Geschichten? Welche Berichte haben keine politische Absicht gehabt? Stimmt Tacitus??? Nein.
Ich kenne keine ernstzunehmend Quelle, aber ich gehe davon aus, dass das Verhalten der Römer dasselbe war wie das aller Eroberungs- Besatzungstruppen, dazu gehörte selbstverständlich Raub, Brandschatzung, Genozid und Vergewaltigung (Etrusker ???, Raub der Sabinerinnen, Karthago) Ebenso wie heute.
Vielleicht hilft es weiter?
Gruß Artemis

Hallo,

diese Frage kann man gar nicht seriös beantworten, weil sie zu unspezifisch ist. Immerhin geht es um ein für damalige Verhältnisse riesiges Imperium, welches auch eine enorme zeitliche Dimension hatte.

Gruß
vdmaster

da gibt es verschiedene Meinungen. Von „Ausbeutung bis auf die
Knochen“ bis „war gar nicht schlimm“ gehen die Meinungen, die
ich gehört, gelesen habe.
Was war nun wirklich? Was sagt die Geschichtswissenschaft?

Jedenfalls in Germanien scheinen sie es etwas zu doll getrieben zu haben.

https://www.youtube.com/watch?v=5KZdZt4FBiQ

Als die Römer frech geworden
Zogen sie nach Deutschlands Norden
vorne mit Trompetenschall
ritt der Generalfeldmarschall,
Herr Quintilius Varus

In dem Teutoburger Walde,
Huh! Wie piff der Wind so kalte,
Raben flogen durch die Luft,
Und es war ein Moderduft,
Wie von Blut und Leichen

Plötzlich aus des Waldes Duster
Brachen kampfhaft die Cherusker,
Mit Gott für Fürst und Vaterland
Stürzten sie sich wutentbrannt
Auf die Legionen.

Weh, das ward ein großes Morden,
Sie schlugen die Kohorten,
Nur die röm’sche Reiterei
Rettete sich noch ins Frei’,
Denn sie war zu Pferde.

O Quintili, armer Feldherr,
Dachtest du, daß so die Welt wär’?
Er geriet in einen Sumpf,
Verlor zwei Stiefel und einen Strumpf
Und blieb elend stecken.

Da sprach er voll Ärgernussen
Zum Centurio Titiussen:
„Kam’rad, zeuch dein Schwert hervor
Und von hinten mich durchbohr,
Da doch alles futsch ist.“

In dem armen röm´schen Heere
diente auch als Volontäre
Scaevola, ein Rechtskandidat,
Den man schnöd gefangen hat,
Wie die andern alle

Diesem ist es schlimm ergangen,
Eh daß man ihn aufgehangen,
Stach man ihm durch Zung und Herz,
Nagelte ihn hinterwärts
Auf sein corpus iuris.

Als das Morden war zu Ende,
rieb Fürst Hermann sich die Hände,
und um seinen Sieg zu weih´n,
lud er die Cherusker ein
zu 'nem großen Frühstück.

Wild gab´s und westfäl´schen Schinken
Bier, soviel sie wollten trinken
Auch im Zechen blieb er Held
Doch auch seine Frau Thusneld
soff walküremäßig

Nur in Rom war man nicht heiter,
Sondern kaufte Trauerkleider;
G´rade als beim Mittagsmahl
Augustus saß im Kaisersaal,
kam die Trauerbotschaft.

Erst blieb ihm vor jähem Schrecken
ein Stück Pfau im Halse stecken,
Dann geriet er außer sich
und schrie: „Vare, schäme dich
Redde legiones!“

Sein deutscher Sklave, Schmidt geheißen
Dacht´: Euch soll das Mäusle beißen
Wenn er sie je wieder kriegt
denn wer einmal tot daliegt
wird nicht mehr lebendig

Wem ist dieses Lied gelungen?
Ein Studente hat´s gesungen
in Westfalen trank er viel
drum aus Nationalgefühl
hat er´s angefertigt

Und zu Ehren der Geschichten
tat ein Denkmal man errichten,
Deutschlands Kraft und Einigkeit
kündet es jetzt weit und breit:
„Mögen sie nur kommen!“

Endlich nach so vielen Mühen
ist von Bandels Werk gediehen
Hermann ist jetzt aufgestellt
zusammen kommt die ganz Welt
in dem lippschen Reiche

Zuerst barbarisch, dann erziehend.

Nele

Moin,

Tach:

da gibt es verschiedene Meinungen. Von „Ausbeutung bis auf die
Knochen“ bis „war gar nicht schlimm“ gehen die Meinungen, die
ich gehört, gelesen habe.
Was war nun wirklich? Was sagt die Geschichtswissenschaft?

Beides. Wenn die Römer eine neue Provinz eroberten konnte es sein, dass sie die Verwaltung mehr oder weniger intakt ließen. Judäa oder Ägypten wären da Beispiele. Manchmal aber wurde recht radikal eingegriffen und die Menschen zu zig Tausenden deportiert. Ratien wäre da so ein Beispiel.
Allerdings brachten die Römer auch Errungenschaften ihrer Zivilisation wie etwa Wasserversorgung, Kanalisation, Bäder, Straßen etc. Das führte dazu, dass das Bild der Römer mit der Zeit verklärt wurde.

Danke
Laika

Lg,
Penegrin

Hallo,

die Varusschlacht eignet sich wohl kaum als Beleg dafür, dass „die Römer“ eine insgesamt zu harte Besatzungspolitik betrieben. Der Mann war gerade mal zwei Jahre lang Statthalter in Germanien. Verglichen mit dem Zeitraum der Besatzung germanischstämmiger Gebiete ist das eine vernachlässigbarer Zeitraum.

Gruß
vdmaster

Tach,

Was war nun wirklich? Was sagt die Geschichtswissenschaft?

für Gallia transalpina gibt es ein schönes Buch zu diesem Thema.
http://www.mediahistoria.com/product_info.php?manufa…

Gandalf

Hallo auch,

die Varusschlacht eignet sich wohl kaum als Beleg dafür, dass
„die Römer“ eine insgesamt zu harte Besatzungspolitik
betrieben. Der Mann war gerade mal zwei Jahre lang Statthalter
in Germanien.

Varus war ja wohl vorher im Nahen Osten, in Syrien. Da habe ich folgenden Satz gelesen:
„Er kam als armer Mann in ein reiches Land (Syrien), verließ ein armes Land als reicher Mann.“ Ob das gut belegt ist, weiss ich nicht.

Laika

Hi,

passt schon. Das System der Statthalterschaft in einer Provinz basierte lange Zeit darauf, dass derjenige Steuern einnahm und einen Teil davon an Rom abführte. Der Rest war für die eigene Schatulle bestimmt.

Statthalterschaft war ein heiß begehrter Posten, abhängig von der Wirtschaftskraft der betroffenen Provinz. Und eine erfolgreiche Statthalterschaft konnte das Sprungbrett für ein höheres Amt sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mische_Provinz#P…
Sowie das nachfolgende Kapitel, in dem Du das von Dir zitierte, wohl geflügelte Wort wiederfindest.

Hier mal ein Überblick über einige Provinzen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_r%C3%B6mische…:

Gruß
vdmaster

Hallo

die Varusschlacht eignet sich wohl kaum als Beleg dafür, dass
„die Römer“ eine insgesamt zu harte Besatzungspolitik
betrieben.

Die Varusschlacht ist - wie jede Schlacht - sicher kein Beleg für irgendwas (um so mehr, als eine Schlacht im Teutoburger Wald als historisches Ereignis selbst ja auch eher schlecht belegt ist), die zweifellos stattgehabten sehr massiven militärischen Auseinandersetzungen waren aber sicher die Folge einer als unangemessen hart empfundenen Besatzungspolitik. Letztere wird in dem Film anfangs auch relativ ausführlich dargestellt.

Von „insgesamt“ habe ich nicht gesprochen, sondern mich ausdrücklich nur auf „in Germanien“ bezogen.

Der Mann war gerade mal zwei Jahre lang Statthalter
in Germanien. Verglichen mit dem Zeitraum der Besatzung
germanischstämmiger Gebiete ist das eine vernachlässigbarer
Zeitraum.

Varus hatte trotz all seiner in anderen Provinzen erworbenen Erfahrung bei der Ankunft in Germanien übersehen, dass dieses Volk erst einmal unzweifelhaft besiegt werden musste, bevor man anfangen konnte, es auszubeuten. Womöglich wurde er bei seiner Ankunft ja schlecht gebrieft und hatte vor seinem Ableben keine Zeit mehr, sich ein genaueres Bild von den tatsächlichen Verhältnissen zu machen.

Gruß
smalbop

Hallo,

Von „insgesamt“ habe ich nicht gesprochen, sondern mich
ausdrücklich nur auf „in Germanien“ bezogen.

(…)

Varus hatte trotz all seiner in anderen Provinzen erworbenen
Erfahrung bei der Ankunft in Germanien übersehen, dass dieses
Volk erst einmal unzweifelhaft besiegt werden musste, bevor
man anfangen konnte, es auszubeuten.

Wobei Du aber bereits den „Fehler“ begehst, von einem „Germanien“ samt einem „Volk“ auszugehen. Es waren jedoch viele Stämme/Völker. Und eine durchaus nennenswerte Anzahl lebte über einen sehr langen Zeitraum ohne größere Probleme unter römischer Besatzung.

Genausowenig kann man von Ausbeutung reden, wenn zeitgleich berücksichtigen muß, dass es für die Bevölkerung viele positive Aspkete gab. Sicher haben die Römer Steuern/Tribute erhoben. Sie haben aber auch in erheblichem Umfang Zivilisation/Kultur exportiert. Sowie ausgiebigen Handel getrieben und den Wohlstand (nicht nur den eigenen) der Bevölkerung gefördert.

Nicht nur innerhalb der des Besatzungsgebietes. Es ist wohl unzweifelhaft, dass bspw. der Limes nicht nur ein Schutz- und Grenzwall war, sondern auch die Funktion hatte, die Handels- und Warenströme zu kanalisieren. Also in etwa die Funktion einer moderneren Grenzsicherung mit Zollstationen erfüllte.

Gerade die Varusschlacht, auch wenn sie historisch von erheblicher Bedeutung ist, wird gerne angeführt, um den „Kampf der aufrechten Germanen gegen die bösen Unterdrücker“ zu verklären. Was ich Dir hier jedoch ausdrücklich nicht unterstelle.

Gruß
vdmaster

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Einige Hinweise
Hallo,
ich habe mich bislang aus der Diskussion hier herausgehalten, weil die Frage in der allgemeinen Form, wie sie hier gestellt wurde, nicht beantwortbar ist. Zunächst einmal wäre zu spezifizieren, was unter „besetzten Gebieten“ eigentlich konkret zu verstehen sein soll. Die Provinzen? Nun gab es allerdings Provinzen, die nur eine kaum nennenswerte militärische Besatzung (also nicht wirklich „besetzt“ waren) hatten und solche mit sehr zahlreicher militärischer Präsenz. Dies nur als ein Beispiel - das auch gleichzeitig darauf verweist, dass eine zeitliche Eingrenzung der Frage notwendig wäre. Die frühe Republik ist da deutlich von der späten Republik (Übergang in etwa nach dem 2. punischen Krieg) zu unterscheiden; mit dem Prinzipat kam eine grundlegende Umorganisation (schon in der Dictatur Caesars eingeleitet). Mit der constitutio antoniniana (212) und nach dem Untergang der severischen Dynastie setzte ein erneuter Wandel ein, der nächste während der Regierung und nach dem Tod Theodosius I. …

Wenn allerdings hier derart krasser Unsinn geschrieben wird, sehe ich mich doch genötigt einzugreifen.

Das System der Statthalterschaft in einer Provinz basierte lange Zeit darauf, dass derjenige Steuern einnahm und einen Teil davon an Rom abführte. Der Rest war für die eigene Schatulle bestimmt.

Das ist schlicht und ergreifend falsch. Es gab schon in der Republik eine klare Aufgabentrennung: der ‚Statthalter‘ (im Range eines Prokonsul oder Proprätor) hatte sowohl das militärische wie auch das zivile Imperium, wobei er (seit Sullas Reformen) regelmäßig durch einen Quaestor unterstützt wurde. Die Steuererhebung jedoch lag in den Händen privater Gesellschaften von Rittern (equites), sog. Publicani, die ihre Verträge direkt mit dem Senat abschlossen. Die Vergabe solcher öffentlichen Aufträge gehörte zu den Aufgaben der Censoren. Das war das berüchtigte System der Steuerpacht: der Senat veranschlagte die von einer Provinz zu erwartenden Steuereinnahmen und bekam diese - natürlich abzüglich einer Gewinnmarge - von einer Finanzgesellschaft vorgestreckt. Diese Gesellschaft führte dann auf eigene Rechnung die Steuererhebung durch.

Das ist ein Modell, das man heute als ‚neoliberal‘ bezeichnen würde - Privatisierung staatlicher Aufgaben; der Staat braucht keine aufwendige Finanzverwaltung zu unterhalten (schlanker Staat) und private Unternehmer arbeiten ja bekanntlich ohnehin effektiver als staatliche Behörden. Der Haken dabei war natürlich, dass die Publicani mit allen Mitteln und ohne Rücksichten versuchten, ihre Profite zu steigern - die ggf. notwendige militärische Niederschlagung von Revolten mussten ja nicht sie bezahlen. Und hier kommen dann die ‚Statthalter‘ ins Spiel - zu deren Aufgaben gehörte nicht nur, die Erhebung der Steuern notfalls mit militärischer Gewalt durchzusetzen, sondern eigentlich auch, die Provinzialen vor Übergriffen und Kompetenzüberschreitungen der Publicani zu schützen. Was wiederum die Unkosten der Publicani erhöhte - zu denen gehörten dann halt erhebliche Bestechungsgelder, die an die Prokonsuln gingen. Natürlich waren nicht alle Prokonsuln korrupt - Lucius Licinius Lucullus ist ein berühmtes Gegenbeispiel zu Gaius Verres.

Auch während der hier angesprochenen Regierungszeit des Augustus waren Statthalter natürlich keine Steuereinnehmer. Grundsätzlich ist in dieser Zeit zu unterscheiden zwischen sog. senatorischen und kaiserlichen Provinzen. Für die senatorischen Provinzen galt das alte System grundsätzlich weiter, wobei alle Statthalter nun ein konsularisches Imperium hatten (also den Rang eines Prokonsul). Senatorische Provinzen waren jedoch ohne nennenswertes Militär (da hatte Augustus in den ‚kaiserlichen‘ Provinzen selbst die Hand drauf). Was wiederum hieß, dass das militärische Imperium der senatorischen Prokonsuln praktisch keine Substanz hatte. Dies wiederum zwang die Prokonsuln zu einer gewissen Zurückhaltung beim Piesacken der Bevölkerung - insofern brachte die augusteische Reform der Provinzverwaltung eine deutliche Verbesserung für die Provinzialen mit sich.

Was nun die ‚kaiserlichen‘ Provinzen angeht (zu Beginn 5, gegen Ende der Regierung Augustus’ 13), so hatte hier Augustus selbst das prokonsularische Imperium. Selbstverständlich konnte er sich nicht selbst bis ins Detail um die militärischen und verwaltungstechnischen Aufgaben ‚seiner‘ Provinzen kümmern, weswegen er hier Stellvertreter (Legaten) einsetzte, mit einem lediglich proprätorischen Imperium (legati augusti pro praetore). Diesen Rang bekleidete Publius Quinctilius Varus in Syrien und dann auch in Germanien. Vorher war er bereits Proconsul in der senatorischen Provinz Africa gewesen. Wie die Proconsuln waren auch die legati augusti pro praetore nicht zuständig für die Steuererhebung. Hierfür setzte Augustus in seinen Provinzen eigene Beauftragte ein, sog. Procuratores, die ihm direkt verantwortlich waren. Anders als die Quaestoren in den senatorischen Provinzen gehörten die Procuratores nicht dem senatorischen Stand an, sondern waren Equites (Ritter) oder sogar lediglich Freigelassene aus Augustus’ Haushalt. Natürlich mussten auch die Procuratoren mangels einer echten Finanzverwaltung auf private Steuerpächter zurückgreifen - die Publicani der Republik waren jedoch entmachtet und ihres Einflusses auf die zivile und militärische Verwaltung der Provinzen weitestgehend beraubt.

Was nun Velleius Paterculus’ Aussage angeht, Varus sei als armer Mann in die reiche Provinz Syrien gekommen und habe als reicher Mann eine arme Provinz verlassen (Historia Romana II.117.2), so ist diese Aussage mit Zurückhaltung zu bewerten. Eine der für Paterculus so typischen Sentenzen mit zweifelhafter historischer Aussagekraft. Varus war durch Heirat mit Augustus verwandt; er hatte vor seiner Karriere als Provinzgouverneur gemeinsam mit Tiberius das Konsulat inne (eine besondere Auszeichnung). Er gehörte also nicht nur dem senatorischen Stand an (was bereits ein nicht unerhebliches Mindestvermögen voraussetzte), sondern zu dessen Elite. Ein „armer Mann“ war Varus ganz gewiss nicht, als er nach Syrien ging. Was nicht ausschließt, dass er sich in dieser reichen Provinz auf illegale Weise weiter bereicherte - durch Korruption, jedoch ganz sicher nicht durch Steuereinnahmen. Augustus sah zwar bei allem moralisierendem Getöne durch die Finger, wenn sich seine Günstlinge auf zweifelhafte Weise selbst bereicherten. Aber Unterschlagungen von Steuergeldern, die direkt seinem Haushalt zustanden - da hätte der Spass aufgehört. Das hieße, Augustus selbst zu bestehlen - und Augustus hätte sich nicht an die Macht kämpfen und dann dort 43 Jahre lang halten können, wenn er so etwas übersehen oder sogar geduldet hätte.

Statthalterschaft war ein heiß begehrter Posten, abhängig von der Wirtschaftskraft der betroffenen Provinz.

„Heiß begehrt“ war ein prokonsularisches oder proprätorisches Imperium mit Sicherheit. Wobei nicht jeder an der Wirtschaftskraft der ihm zugewiesenen Provinz interessiert war. Häufig waren die für das militärische Imperium zur Verfügung stehenden Ressourcen (sprich: Truppen) von deutlich massiverem Interesse. Das hatte Caesar exemplarisch vorgeführt.

Und eine erfolgreiche Statthalterschaft konnte das Sprungbrett für ein höheres Amt sein.

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Die (mit Ausnahme der Censur) höchsten politischen Ämter, nämlich Prätur (nur bis zur augusteischen Reform) und Konsulat, waren das „Sprungbrett“ für eine Statthalterschaft.

Freundliche Grüße,
Ralf

8 Like

Hallo Ralf,

hättest Du die Links aus Wiki mitberücksichtigt, dann hättest Du gesehen, dass in puncto Steuereinnahmen auf das, den direkten Statthalter umgebende, „Personal“ Bezug genommen wird. Natürlich war das „System der Statthalterschaft“ (dass ich „derjenige“ schrieb war natürlich irreführend) u.a. für die Gewährleistung der Steuerzahlung mitverantwortlich.

Da Du Dich auf Gaius Julius Cäsar beziehst. Der war, wie Du sicher wissen wirst, Proprätor auf der iberischen Halbinsel und Prokonsul in Gallien und Illyrien (insgesamt 3 Provinzen). Crassus mußte noch mit einem Vermögen als Bürge Cäsars einspringen sowie seinen eigenen Ausstände bei ihm auf Eis legen, damit dieser Rom in Richtung iberische Halbinsel verlassen konnte.

Seine erste Statthalterschaft sanierte jedoch seine Finanzen. Er kam als reicher Mann zurück und konnte es sich leisten einen Wahlkampf für das Amt des Konsul zu führen.
Auch in Gallien langte Cäsar ordentlich zu. http://www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/…

Gold war nötig, um politische und/oder militärische Macht zu erlangen sowie das Volk auf seine Seite zu bringen (panem et circensis).

Gruß
vdmaster

Hallo vdmaster,

hättest Du die Links aus Wiki mitberücksichtigt, dann hättest
Du gesehen, dass in puncto Steuereinnahmen auf das, den
direkten Statthalter umgebende, „Personal“ Bezug genommen
wird.

ich habe den im ersten Link angegebenen Wiki-Artikel überflogen - er ist Müll. Die Wikipedia-Standards, dass die Angaben belegt sein müssen, scheinen auch zunehmend nachlässiger gehandhabt zu werden. Da kann man auch gleich ‚PM History‘ lesen …

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Hallo Ralf,

es mag ja sein, dass aus Deiner fachlichen Perspektive Wiki Müllartikel schreibt. Aber es ist nun einmal eine Enzyklopädie, anhand derer man sich einen ersten und groben Überblick beschaffen kann. Insbesondere bei einer unspezifischen Fragestellung, die mehrere Jahrhunderte umfasst.

Gruß
vdmaster

ot: Wikipedia
Hallo vdmaster,
bedingt durch das Konzept sind Wikipedia-Artikel von sehr unterschiedlicher Qualität. Es gibt viele gute und sorgfältig recherchierte Artikel, sogar einige wirklich hervorragende. Es gibt allerdings auch viele grottenschlechte Artikel, vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich, wo der Dilettantismus fröhlich Urständ feiert. Das Problem dabei ist, dass der Laie, der sich neutrale, gesicherte Informationen holen will, die Qualität eines Artikels häufig nicht bewerten kann. Leider steht der Name Wikipedia alleine nicht schon für Qualität.

Die genannten Qualitätskriterien der Neutralität (neutrale Darstellung von Inhalten unter Berücksichtigung konkurrierender Theorien oder Anschauungen) und der Verlässlichkeit (gesichertes Wissen) müssen daher durch ein drittes Qualitätskriterium ergänzt werden: das der Verifizierbarkeit, d.h. Absicherung der Inhalte durch Quellenangaben. Dies ist ein ganz wesentlicher Unterschied zu „echten“ Enzyklopädien, wo ein Herausgebergremium mit seiner fachlichen Kompetenz und Autorität für die Qualität der Artikel bürgt.

Zur Qualitätssicherung gibt es daher bei Wikipedia standardisierte Bearbeitungshinweise, die auf Mängel in den Artikeln hinweisen - z.B. Unverständlichkeit, Unvollständigkeit oder mangelnde bzw. bestrittene Neutralität des Artikels und insbesondere fehlende Quellenangaben.

In dem von mir monierten Artikel fehlen nicht nur Quellenangaben, es fehlen sogar die gerade erwähnten Bearbeitungshinweise. Da hat nicht nur der Autor geschludert; der Artikel hätte gar nicht freigegeben werden dürfen, weil er den Qualitätskriterien, die sich Wikipedia selbst gesetzt hat, schon rein formal nicht genügt und die für solche Fälle vorgesehenen Hinweise (die ja auch Warnhinweise für den unbefangenen Leser sind) fehlen. Was darüber hinaus inhaltlich von dem Artikel zu halten ist, habe ich ja schon gesagt.

Bei allen Bedenken, die ich in Bezug auf das Wikipedia-Konzept habe, verweise ich trotzdem gelegentlich hier in www auf Wikipedia-Artikel. Das sind dann allerdings Artikel, die ich aufgrund meiner eigenen Sachkenntnis als nützlich und hilfreich zur Einführung in ein Thema einstufe - und ganz unbescheiden möchte ich behaupten, dass ich das dann auch kann. Meist geht es mir dabei vorrangig um die dort angegebene weiterführende Literatur.

Freundliche Grüße,
Ralf

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die Geschäfte des Herrn Julius Caesar
Hallo vdmaster,

Seine erste Statthalterschaft sanierte jedoch seine Finanzen.

… was allerdings nicht das Geringste mit den Steuereinnahmen zu tun hatte und auch nichts mit der Zivilverwaltung seiner Provinz, sondern mit seinem militärischen Imperium. Er trieb das lusitanische Bergvolk der Herminier in einen Krieg, indem er ihnen befahl, ihre Wohnsitze zu verlassen und sich im Flachland anzusiedeln. Angeblich, um sie daran zu hindern, von ihren befestigten Wohnsitzen in den Bergen aus Raubzüge in seine Provinz zu unternehmen. Als dieser Aufforderung nicht Folge geleistet wurde, hatte er seinen gewünschten Kriegsgrund. Es war dasselbe Rezept wie später im bello gallico, nur in kleinerem Maßstab. Neben der Ausplünderung der einheimischen Stämme bot ihm der Krieg einen Vorwand, auf die Erträge der (in Staatsbesitz befindlichen) Silberminen zuzugreifen.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hi
Ich empfehle dazu das Buch „Jesus und der jüdische Widerstand“.
Gruß,
B.