Verhalten nach der Kastration der Hünding

Hallo,

ich bin ein wenig besorgt.

Meine 8jährige Schäferhündin musste letzte Woche nach einer Gebärmuttervereiterung notkastriert werden. Das ist jetzt eine Woche her, sie benimmt sich seither aber merkwürdig. Sie bellt alles an und wirkt sehr agressiv allem Fremden gegenüber, ob fremder Mensch, ob fremdes Tier, ob großer Stein (!!!)… Sehr merkwürdig. Nach so einer Kastration sollte sie doch eher ruhiger werden oder?

Hallo,

Nach so einer Kastration sollte sie doch eher ruhiger werden oder?

Nein. Rüden und Hündinnen produzieren jeweils Testosteron und Östrogen. Rüden produzieren Testosteron in den Hoden und Östrogen in der Nebennierenrinde, bei Hündinnen entsteht Östrogen in den Eierstöcken und Testosteron in der Nebennierenrinde (ein wenig vereinfacht dargestellt).

Testosteron wird auch als „Hormon des sozialen Aufstiegs“ bezeichnet, seine Produktion steigt mit dem Rangstatus eines Hundes an. Aggressives Verhalten wird ebenfalls von einer starken Testosteronproduktion beeinflusst. Kastriert man einen Rüden, fällt die Testosteronproduktion weitestgehend weg, die Östrogenproduktion in der Nebennierenrinde steigt an und wirkt damit dämpfend auf das Gesamtverhalten des Rüden.

Bei Hündinnen ist es umgekehrt: Das eigentlich dämpfende Hormon Östrogen wird kaum noch produziert, dafür erhöht sich die Testosteronproduktion in der Nebennierenrinde. In der Folge führt das nicht selten dazu, dass Hündinnen aggressiver werden als vor der Kastration.

Ob und wie stark sich eine solche Veränderung zeigt, hängt vom Grundtemperament der Hündin ab. Manchen Hündinnen merkt man nichts an, andere werden richtiggehend biestig. Aus diesem Grund sollte man Kastrationen - wenn sie nicht, wie bei deiner Hündin medizinisch indiziert sind - gut überlegen.

Wichtig ist, dass du der gesteigerten Ängstlichkeit verhaltenstherapeutisch begegnest. Bleib selber ruhig und gelassen, tröste und beruhige deine Hündin aber nicht, da du damit das Verhalten verstärkst. Gib ihr stattdessen wo es möglich ist Gelegenheit, das angstauslösende Objekt zu untersuchen, indem du sie anleinst und mit ihr dort hingehst. Fass z.B. den Stein an oder setz’ dich drauf und demonstriere damit, dass keine Gefahr davon ausgeht. Schmeiß ein paar Leckerchen um dich und das Objekt rum auf den Boden. Mach’ aber nicht den Fehler, auf deine Hündin einzureden, damit erreichst du eher das Gegenteil.

Schöne Grüße,
Jule

Danke für diese ausführliche Informationen!!! Das erklärt auf jeden Fall ihr Verhalten und beruhigt mich, da es anscheinend nicht anormal ist.

Ja, meine Hündin war vorher schon ein wenig misstrauisch (weißer Schäferhund soll laut meinem Tierarzt dafür bekannt sein), ich vermute, dass sich das jetzt tatsächlich durch die Kastration verstärkt hat.

Heute war ich nochmal mit ihr beim Tierarzt, sie hat wieder Fieber und bekommt jetzt 2 verschiedene Antibiotika (Baytril), der Bauch ist auch etwas geschwollen und macht dem Tierarzt Sorge. Er meinte auch, dass sie aufgrund von diesem Stress zur Zeit agressiver sein könnte. Würde mich auch nicht wundern und ich hoffe das legt sich sobald es ihr besser geht.

Jetzt habe ich auf jeden Fall schonmal die 1.000€ Marke Tierarztkosten diesen Monat geknackt und hoffe inständig, dass es ihr bald besser geht.

Sollte eine Woche nach Genesung keine Besserung des Verhaltens auftreten, werde ich mal deinen Rat befolgen und einen Tierpsychologen konfrontieren. Vielleicht kann er helfen ihr die Angst zu nehmen.

Viele Grüße

Hallo,

es ist durchaus wahrscheinlich, dass ihr körperlicher Zustand sich derzeit auch auf ihr Verhalten auswirkt. Lass sie erst mal gesund werden.

und einen Tierpsychologen konfrontieren.

Ich kriege immer ein wenig Bauchweh bei dem Begriff :smile:. Ein ganz normaler Hundetrainer mit Sachverstand tut dir vermutlich bessere Dienste :smile:.

Alles Gute für deine Hündin wünscht Jule