Hallo,
Nach so einer Kastration sollte sie doch eher ruhiger werden oder?
Nein. Rüden und Hündinnen produzieren jeweils Testosteron und Östrogen. Rüden produzieren Testosteron in den Hoden und Östrogen in der Nebennierenrinde, bei Hündinnen entsteht Östrogen in den Eierstöcken und Testosteron in der Nebennierenrinde (ein wenig vereinfacht dargestellt).
Testosteron wird auch als „Hormon des sozialen Aufstiegs“ bezeichnet, seine Produktion steigt mit dem Rangstatus eines Hundes an. Aggressives Verhalten wird ebenfalls von einer starken Testosteronproduktion beeinflusst. Kastriert man einen Rüden, fällt die Testosteronproduktion weitestgehend weg, die Östrogenproduktion in der Nebennierenrinde steigt an und wirkt damit dämpfend auf das Gesamtverhalten des Rüden.
Bei Hündinnen ist es umgekehrt: Das eigentlich dämpfende Hormon Östrogen wird kaum noch produziert, dafür erhöht sich die Testosteronproduktion in der Nebennierenrinde. In der Folge führt das nicht selten dazu, dass Hündinnen aggressiver werden als vor der Kastration.
Ob und wie stark sich eine solche Veränderung zeigt, hängt vom Grundtemperament der Hündin ab. Manchen Hündinnen merkt man nichts an, andere werden richtiggehend biestig. Aus diesem Grund sollte man Kastrationen - wenn sie nicht, wie bei deiner Hündin medizinisch indiziert sind - gut überlegen.
Wichtig ist, dass du der gesteigerten Ängstlichkeit verhaltenstherapeutisch begegnest. Bleib selber ruhig und gelassen, tröste und beruhige deine Hündin aber nicht, da du damit das Verhalten verstärkst. Gib ihr stattdessen wo es möglich ist Gelegenheit, das angstauslösende Objekt zu untersuchen, indem du sie anleinst und mit ihr dort hingehst. Fass z.B. den Stein an oder setz’ dich drauf und demonstriere damit, dass keine Gefahr davon ausgeht. Schmeiß ein paar Leckerchen um dich und das Objekt rum auf den Boden. Mach’ aber nicht den Fehler, auf deine Hündin einzureden, damit erreichst du eher das Gegenteil.
Schöne Grüße,
Jule