Verklärung der Vergangenheit

Hi,

bräuchte mal ein kurzes Feedback bezüglich folgendem Phänomen.

Vielleicht kennt ihr das auch, dass man die Vergangenheit übertrieben positiv verklärt. Sei es ein vergangener Urlaub oder eine Beziehung, die zu Ende ist: Als diese Vergangenheit noch Gegenwart war, fand man es gar nicht sooo geil aber kaum, dass es vorüber ist, schwelgt man in Erinnerungen und sehnt sich die Zeit zurück.

Ist das Eurer Meinung nach ein allgemeines psychologisches Problem oder ist das ganze eher typabhängig?

Vielen Dank für Eure Einschätzung.

LG, Rolo

Moin, Rolo,

Ist das Eurer Meinung nach ein allgemeines psychologisches
Problem oder ist das ganze eher typabhängig?

das gilt wohl ganz allgemein - an Angenehmes erinnert sich der Mensch lieber. Sich mit unangenehmen Dingen auseinanderzusetzen bedeutet Arbeit, Verdrängen geht leichter.

Gruß Ralf

hi,

Ist das Eurer Meinung nach ein allgemeines psychologisches
Problem oder ist das ganze eher typabhängig?

das ist kein problem, sondern absolute notwendigkeit, um zu überleben. ein (unbewußter) schutzmechanismus sozusagen.

außerdem ist die erinnerung nichts, das festgemeißelt und amtlich beglaubigt in unserem hirn versiegelt liegt, sondern sie verändert sich mit jedem zugriff darauf.

schöne grüße
ann

Hallo Rolo,

ich habe mal gelesen, dass das eigentlich jeder Mensch macht. Im Alter zwischen 15 und 25 finden wohl die prägenden Ereignisse statt, die später für diese Verklärung sorgen.
Die erste Liebe, der erste Urlaub ohne Eltern, die erste eigene Wohnung, das erste „Mal“ usw.
Alles was danach kommt findet eben nur zum zweiten Mal statt.
Je nachdem, wie toll der Mensch das damals empfunden hat, oder auch wie schlecht es ihm heute geht dürften für die entsprechende Verklärung sorgen.
Die Medien haben das längst erkannt und senden für die Zielgruppen 80er und 90er-Shows wo man in Erinnerungen schwelgen kann und die Vergangenheit verklären.

Gruß
Lawrence

Hi,

Alles was danach kommt findet eben nur zum zweiten Mal statt.

was IMHO aber nur daran liegt, dass viele Leute nicht den Ansatz Lust haben sich weiter zu entwickeln. Statt Wandern in Bayern in BadMölz „könnte“ man sich ja mal zu einem Alternativziel überwinden. Dann wäre jeder Urlaub das erste Mal. Auch KÖNNTE man in der selben Stadt das nächste jahr mal die Augen öffnen und das Hirn einschalten und die Umgebung wahrnehmen. Auch dann wäre jeder Urlaub das erste Mal.

Grüße,
J~

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Auch umgekehrt

Vielleicht kennt ihr das auch, dass man die Vergangenheit übertrieben positiv verklärt.

Es gibt auch den umgekehrten Fall.

Generell würde ich darauf tippen, dass das Gehirn Besseres zu tun hat als jede Sekunde der Vergangenheit zu speichern und daher zwischen „Schlüsselereignissen“ eigentlich nur dicke Lücken klaffen. Die werden beim direkten Zugriff einfach interpoliert, und wenn eine Interpolation zwischen zwei positiven Ereignissen stattfindet, dann ist der Trend positiv „war alles schön“.
Interpoliert man jedoch zwischen zwei negativen Ereignissen, dann ist der Trend negativ „Boah… war das übel damals“.

Da mit positiven Ereignissen jedoch auch positive physikalische Funktionen (zB. Pheromonausschüttung) verbunden sind, die eine Art Suchtwirkung haben, wünscht man sich den positiven Effekt noch einmal herbei (Suchtmoment).
Bei negativen Ereignissen werden aber eher streßbezogene Hormone ausgeschüttet, welche keine Suchtwirkung haben sondern eine im Ruhezustand eher unerwünschte Funktion bewirken, so dass man sich den negativen Zustand nicht noch einmal herbeisehnt.

Das wäre so meine Spekulation.

Sei es ein vergangener Urlaub oder eine Beziehung, die zu Ende ist:

Bei vergangenen Beziehungen ist es sowieso eine Geschichte für sich, denn bis man tatsächlich „abgeschlossen“ hat, ist es rein physiologisch nichts Anderes als ein Sucht/Entzug Prozess.

Ist das Eurer Meinung nach ein allgemeines psychologisches Problem oder ist das ganze eher typabhängig?

Physiologisch bedingt und damit „menschlich“, wäre meine These.

Gruß,
Michael

Vielen Dank an alle!

Schöne Zeit, Rolo