Verlustängste & Tod - Ängste beim Kind

Hallo,

wie kann man Verlustängste beim Kind kitten? Ein Junge, siebeneinhalb Jahre, hat Angst seine Mutter zu verlieren.

Er sagt bspw. „wenn ich groß bin bist Du doch dann eine Oma und dann stirbst Du irgendwann und dann bin ich allein“ …er weint dann sehr.
Was kann man da als Mutter tun, wie reagieren ohne dabei was falsches zu sagen, was ihn vielleicht noch mehr aufwühlt oder ängstigt?

Er hatte diese Ängste schon mal, angefangen als er ca. 5 Jahre alt war, zu der Zeit verstärkt über einen gewissen Zeitraum, von da an mit langen Pausen dazwischen immer mal das Thema. Jetzt war eine ganze Weile (bestimmt so 7 Monate) wirklich Ruhe um das Thema und nun geht es wieder los. Warum - er war mit jemand auf dem Friedhof und kam daher wieder auf das Thema.

Wie soll die Mutter reagieren?

Ggf. mit einem Psychologen, aber wie könnte so jemand helfen?? Auf welche Art? Der Junge ist nämlich eigentlich in Behandlung, ursprünglich wegen dieser Angst und auch weil ihm früher öfters schlecht wurde (ohne zu brechen) ohne ersichtlichen Grund.
Die vermeintliche Übelkeit ist nun schon auch seit ca. 7 Monaten vorbei (aber mit Sicherheit unabhängig von der Psychologin, weil das schon fast beendet war, als wir den Therapieplatz bekamen), aber nun taucht dieses „Sterbe-Thema“ wieder auf. Aller 2 Wochen geht er zu einer Psychologin, aber es ändert sich gar nichts.
Er ist da zusammen mit einem anderen Kind und die Psychologin macht so Spiele mit den Kindern, wo sie Reaktionsfähigkeit, Konzentration und Durchsetzungsvermögen (er lässt sich einiges gefallen, oder sagt nichts, wenn er bspw. verbal verletzt wird) übt. Er ist nun mittlerweile ein Jahr bei der Psychologin, ohne jegliche Änderung. Termin ist aller 14 Tage.

Macht es überhaupt Sinn mit so einem jungen Kind zum Psychologen zu gehen, ist es bei der Thematik sinnvoll überhaupt, das Kind zusammen mit einem anderen Kind zu behandeln (wäre Einzeltherapie wöchentlich nicht sinnvoller?)? Sollte es ich abbrechen, da keine Änderung? Kann ich als Mutter meinem Kind selbst helfen in Bezug auf die Verlustangst? Wenn ja wie??

Viele Grüße
Tigerin

Hallo Tigerin,

wenn ich Dein Posting richtig verstehe, ist Dein Sohn bereits seit geraumer Zeit bei einer Psychologin (also einer Fachfrau) in Behandlung. Hast Du schon mit der über das Thema gesprochen? Was rät die? Falls Du das Thema noch nicht mit ihr erörtert hast, sollte sie Deine erste Ansprechpartnerin sein - wie sollte jemand hier anhand Deiner Informationen einen besseren Einblick haben als diese Frau?

Ansonsten halte ich diese „Verlustängste“ bei Kindern für normal und ich finde, dass man als Erwachsener darauf eingehen sollte, also nicht verdrängen oder abwürgen. Die Vorstellung, dass ein Kind (ggf. im Erwachsenenalter) Großeltern und Eltern verlieren wird, ist durchaus realistisch. Ich würde versuchen, mit meinem Kind geistig auf dieses Szenario einzugehen, sich also die Situation vorzustellen und ihr dadurch den Schrecken zu nehmen. Das jetzige Kind könnte dann schon selbst Kinder haben . . .

Sterben als eine Art des Verlustes gehört zum Leben wie atmen. Kinder scheinen für das Thema offener (man könnte auch sagen: unverdorbener) zu sein als viele Erwachsene, die Sterben und Tod gern verdrängen. Ich meine, dass Kinder einen Anspruch haben, auch dieses (ggf. unangehme) Thema offen und ehrlich mit Erwachsenen (i. d. R. den Eltern oder Großeltern) zu bereden - in vielen Fällen ist es damit für Kinder zufriedenstellend erledigt.

Hi,

ich kann mich daran erinnern, dass ich etwa in dem Alter die gleichen Ängste hatte. Ich hab mir nächtelang die Decke über den Kopf gezogen und hysterisch geheult, weil ich feste davon überzeugt war, dass meine Mutter irgendwann stirbt - natürlich tut sie das irgendwann auch, nur schien es mir als Kind sehr nahe zu sein.

Ich musste deswegen aber keineswegs zum Therapeuten, und irgendwann hat die Panik ganz einfach nachgelassen. Meine Mutter hat allerdings auch nicht versucht mich anzulügen oder mir irgendwelche Märchen zu erzählen. Soweit ich mich erinnern kann, hat sie mir klargemacht, dass jeder Mensch sterben muss, dass das aber noch lange hin ist und sie für mich da ist, solang ich sie brauche.

Vielleicht hilft dir das ja ein wenig weiter.

Gruß
Cess

Hallo,

den Ausführungen von Cess kann ich mich anschliessen, bei mir war das ähnlich und mein Sohn hatte auch etwa mit 5 und mit knapp 8 die ersten Auseinandersetzung mit dem Thema „Tod und Verlust“ wenn man das überhaupt so nennen kann…
Wobei ich denke, dass das in diesem Alter alles noch sehr abstrakt abläuft und zum Abnabelungsprozess dazu gehört.
Möglicherweise ist das auch der erste gedankliche Versuch einer Vorstellung was wäre wenn ich jetzt alleine wäre.

Ich reagiere dann ähnlich wie Cess’ Mama und versuche nach den Erklärungsversuchen und Versicherungen, dass man sich noch eine Weile auf die Eltern verlassen kann auf angenehmere Aspekte des Älterwerdens zu schwenken…hmhmhm wie doch die Zeit vergeht…

Gruß
Maja

danke für die Antworten-zu Builder & die anderen:

wenn ich Dein Posting richtig verstehe, ist Dein Sohn bereits
seit geraumer Zeit bei einer Psychologin (also einer Fachfrau)
in Behandlung. Hast Du schon mit der über das Thema
gesprochen? Was rät die? Falls Du das Thema noch nicht mit ihr
erörtert hast, sollte sie Deine erste Ansprechpartnerin sein -
wie sollte jemand hier anhand Deiner Informationen einen
besseren Einblick haben als diese Frau?

Ja sie weiß von dem Thema, aber da das seit längerem eben nicht mehr Thema war, hatten wir darüber auch nicht weiter gesprochen und heute, 2 Tage nach dem neuerlich aufgewühlten „Altthema“ (also Sterbethema mit Verlustangst) hatte ich auch mit der Psychologin kurz gesprochen, aber wir haben das nicht weiter ausdiskutiert, weil keine Zeit mehr war. Der Junge hat eben dort seine Sitzungen zusammen mit einem anderen Kind aller 14 Tage aber ich sehe keine Änderung seines Verhaltens (getraut sich oft nicht was zu tun oder zu sagen, wenn ihn jemand ärgert, beleidigt, verletzt und er ist bei Konzentrationsübungen hippelig/unruhig). Also da hat sich in der ganzen Zeit nichts geändert und jetzt kommt das Thema wieder auf, sobald er nur ein klein wenig damit in Berührung kommt (Friedhofbesuch).

Ich würde versuchen,
mit meinem Kind geistig auf dieses Szenario einzugehen, sich
also die Situation vorzustellen und ihr dadurch den Schrecken
zu nehmen. Das jetzige Kind könnte dann schon selbst Kinder
haben . . .

ja so hatte ich auch gesagt, „dann hast Du vielleicht schon Kinder und lässt mich mit denen spazieren gehen“ etc… da fällt ihm nur ein, dass er keine Frau möchte und auch keine Kinder.

Sterben als eine Art des Verlustes gehört zum Leben wie atmen.
Kinder scheinen für das Thema offener (man könnte auch sagen:
unverdorbener) zu sein als viele Erwachsene, die Sterben und
Tod gern verdrängen. Ich meine, dass Kinder einen Anspruch
haben, auch dieses (ggf. unangehme) Thema offen und ehrlich
mit Erwachsenen (i. d. R. den Eltern oder Großeltern) zu
bereden - in vielen Fällen ist es damit für Kinder
zufriedenstellend erledigt.

hmm, naja ist halt wirklich nur doof, wenn wir auf das Thema kommen, weil irgendwann nach dem zigten Mal drüber reden sperre ich mich dann auch irgendwie weil mir einfach nichts mehr dazu einfällt, was ich dazu noch anderes sagen könnte. Wir hatten das schon so oft durchgekaut und er reagiert noch wie am Anfang, als er 5J war drauf.

Mich wundert eben auch, warum wir zum Psychologen gehen, wenn das gar nichts ändert. Er hat weder mehr Selbstwertgefühl bzw die Stärke zu reagieren, wenn ihn jemand ärgert o. verletzt (was zwar nicht oft ist, aber wenn, reagiert er nicht), noch hat sich was in Punkto Empfindsamkeit bei ihm geändert - also er ist nach wie vor noch so sensibel und verletzlich, nah am Wasser gebaut.

Was müsste man tun, um ihn zu stärken, was kann ich tun als Mutter, was kann man professionell tun (seitens der Psychologin)?

Danke!

Hallo,

kann ich bestätigen. Ich habe irgendwo in meiner großen Bücherkiste im Keller eine Magisterarbeit einer Kinderpsychologin, die sich mit verschiedenen Phasen im Kinderleben beschäftigt.
Dort behauptet sie, unter anderem, dass gerade in diesem Alter das Thema Tod öfter hochkommt. Nur 7jährige können wirklich herzzerreißend über einen toten Marienkäfer heulen.

Auch ich selbst (ich hatte für damals sehr alte Eltern) kann mich noch an Nächte erinnern, in denen ich heulte wie ein Schloßhund, weil meine Eltern bald sterben müssten. Ich traute mich es damals niemand zu sagen, weil ich Angst hatte, dass es durch das Aussprechen wahr werden könnte. Wahrscheinlich wurde es dadurch schlimmer und das ist der Grund,warum ich mich heute noch daran erinnern kann.

Gruß
eklastic

Hallo silence_dd

danke für Deine Ausführungen - dazu stelle ich fest, dass offenbar für Deinen Sohn das Thema Tod und sterben noch nicht abgeschlossen ist. Was spricht dagegen, mit ihm auf den Friedhof zu gehen oder bei Gelegenheit ein aufgebahrte Leiche anzuschauen? Die Angst (und in gewisser Weise wohl auch die Neugierde) nimmt (wie bei allem Fremden) mit/in der Begegnung ab.

Was müsste man tun, um ihn zu stärken, was kann ich tun als
Mutter, was kann man professionell tun (seitens der
Psychologin)?

Ich fürchte, dass Du bestenfalls die Rahmenbedingungen optimieren kannst und ihn durch Zuneigung und Zeit-gewähren Stärke aus sich selbst spüren und schöpfen lassen kannst. Kommt die Stärke von Außen, wird er zwangsläufig auch darum Verlustängste haben. Für alle Menschen gilt, dass sie aus vermeintlichen Niederlagen mehr Nutzen ziehen (können) als aus Siegen - das gilt wohl auch für Kinder und Du als mitfühlende Mutter musst vielleicht (öfter) zulassen, dass er die Erfahrung sammelt, an Niederlagen nicht zu Grunde zu gehen, sondern zu wachsen.

1 Like

hmm, naja ist halt wirklich nur doof, wenn wir auf das Thema
kommen, weil irgendwann nach dem zigten Mal drüber reden
sperre ich mich dann auch irgendwie weil mir einfach nichts
mehr dazu einfällt, was ich dazu noch anderes sagen könnte.

Vielleicht solltest du mal überlegen, wie du mit dem Thema Tod/Verlust umgehst und wie du deinem kind Schutz und Geborgenheit vermitteln kannst… wird unten evtl klarer, was ich mein…

Mich wundert eben auch, warum wir zum Psychologen gehen, wenn
das gar nichts ändert. Er hat weder mehr Selbstwertgefühl bzw
die Stärke zu reagieren, wenn ihn jemand ärgert o. verletzt
(was zwar nicht oft ist, aber wenn, reagiert er nicht), noch
hat sich was in Punkto Empfindsamkeit bei ihm geändert - also
er ist nach wie vor noch so sensibel und verletzlich, nah am
Wasser gebaut.

Mir fällt auf, dass es dir wichtig zu sein scheint, dass er ein kleiner tougher Kerl wird, aber das scheint nicht seine Natur zu sein. Vielleicht ist er einfach eben ein kleines nachdenkliches Sensibelchen, das dadurch womöglich ganz andere Dinge wichtig findet, als selbstbewusst/Stark auf andere Kinder und deren Neckereien zu reagieren. Vielleicht hat er längst durchschaut, dass die eigentlich genauso unsicher sind wie er oder anderweitig einfach doof. Derzeit scheinst DU ihm wichtiger zu sein, vielleicht auch noch eine kleine aber feine Auswahl an Bezugspersonen (einzelne Schulfreunde evtl) aber auf einer anderen ebene, als die eher losen Bekanntschaften die man sonst so mit anderen Kindern pflegt.
Welche Formen von Freundschaft Bekanntschaft Partnerschaft lebst du ihm vor? Unterscheidest du zwischen Freunden und echten Freunden. Und wie steht es mit deinen Eltern (Leben die noch?)Wie gehst du mit Trauer um, hat er evtl irgendwo erfahren, dass jemand verstorben ist, der DIR was bedeutet?
Bei mir kamen diese Gedanken, dass meine Mutter irgendwann auch sterben muss auch in dem Alter um die 5, aber in Verbindung zum Tod meines Opas. Also es gab wirklich einen Auslöser…kannst du sowas für das erste Auftreten bei deinem Sohn wirklich ausschließen.
warst du mit deinem Sohn mal auf nem Friedhof und hast dich da um Gräber von Verwandten gekümmert, weil du sie noch immer lieb hast. Sowas zeigt deinem Sohn, dass Liebe nicht enden muss, aber dass es eben irgendwann Zeit ist, dass nicht mehr die Mutter das Kind lieb hat und ihm das zeigt, sondern dass das Kind die Mutter lieb hat und ihr das auch dann noch zeigt wenn sie unter der Erde liegt. Selbst wenn es nicht die Mutter ist, sondern zB. die Tante oder dieOma oder bei mir wars gar die Uroma und der Lover meiner Oma…

Was müsste man tun, um ihn zu stärken, was kann ich tun als
Mutter, was kann man professionell tun (seitens der
Psychologin)?

Zeig ihm dass du ihn liebst und sag ihm dass du ihn auch dann noch liebst, wenn du nicht mehr da bist (da helfen so Metaphern von im Himmel sein, und runtergucken), nicht sinnvoll ist ein „Ich bin doch immer für dich da solange du mich brauchst“, denn das kannst du nicht garantieren. Und neeee, mit 7 will man nicht an Vater,Mutter, Kind sein denken, denn da sind Mädchen doof. Aber groß werden und erwachsen sein, dass will man, häng deine Erklärung daran auf. Denn da macht er dann ganz andere Sachen, dann hat er einen Job und fährst Auto und so, was für einen Job/Auto hast du dann wohl???
Damit lenkst du die Gedanken geschickt auf ein Nebengleis…

Ich glaub ich hab grad ein Dejavu, kann sogar sein, dass sowas schon mal gefragt wurde vor Jahren und ich irgendwo einen ähnlichen Rat gab (Psycho oder Erziehung, nicht Kinder)

Naja den rest kannst du dir hoffenlich denken

Gruß Susanne

2 Like

Hallo,

diese Ängste hatte ich als Kind auch, aber nie ausgesprochen. Deshalb finde ich es ausgesprochen gut, daß Dein Kind Dir das sagt. Somit beweist es Vertrauen.
Der Tod ist nunmal existent und ich begann früh, darüber zu reden und das in aller Klarheit. Ich mache gerne Analogien, in diesem Falle zur Natur. Ich zeige meinen Kindern wie die Natur im Herbst/Winter stirbt um im Frühjahr wieder zu spriessen. Diesen Vergleich verstehen meine Kinder sehr gut.

Gruss

vielen Dank!
danke für Eure Antworten, da waren ganz gute Anregungen dabei, die ich für uns persönlich auch nutzen oder bzw umsetzen kann.

LG
Tigerin