Vermählung

Hallo ihr Lieben.
Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen. Ich suche nach der Bedeutung des Wortes Vermählung. Wieso vermählt man sich? Warum heißt der Ehemann Gemahl?
Woher stammt das?

Vielen Dank für eure Bemühungen,
oleinka

Bisher hab ich Folgendes herausgefunden:

Wenn heute jemand die „Frau Gemahlin“ grüßen lässt, so hält er dies sicher für ungeheuer elegant und respektvoll, passend zu feierlichen Anlässen und Büttenpapier. Dabei war „das Gemahl“ noch bei Luther einfach der jeweilige Ehepartner, egal ob männlich oder weiblich, und ohne besondere Ehrerbietung. Vor dem Traualtar wurde gefragt: „Willst du Soundso zum ehelichen Gemahl haben?“, woran schon zu merken ist, dass es auch „uneheliche“ geben muss. Und in der Tat, die Wörter „Gemahl“ und „Vermählung“ gehen auf den Ort der Verlobung zurück, an dem einst die Familien und Sippen einen rechtsförmlichen Vertrag abschlossen, der der Eheschließung voranging. Die Volksversammlung, bei der solche Verträge verkündet wurden, hießen „mahal“ oder „mahel“. Ein Gemahl war also zunächst nur „Verlobter“ (und musste auch bezahlen, wenn er dieses Verlöbnis zurückzog!). Lassen wir vielleicht doch lieber die Frau oder den Mann grüßen. Klingt auch nicht so hochtrabend.

Aber warum nannte sich die volksversammlung so? woran liegt das?

Hallo, Oleinka,
das grimmsche Wörterbuch (übrigens in der Brettbeschreibung verlinkt) gibt darüber reichlich Auskunft:
es gehört zusammen mit ahd. gimahalian und einfach mahalian, mahilen, despondere GRAFF 2, 651 fg., unterschieden von mahalôn (mâlôn) causas agere, postulare, interpellare, contendere das.; nach dem mhd. gemahelen neben der umlautsform (s. b) kann aber der unterschied nicht durchgeführt gewesen sein, musz auch ein gimahalôn despondere bestanden haben. es ist eigentlich das zusammenkommen in oder auf dem mahal, concio, curia, forum und alles was daselbst gehandelt und ausgemacht wird, das auch selber kurz mahal hiesz, pactio, foedus (s. mahl). ein solches mahal, pactio, foedus war auch das zusammensprechen zweier verlobten, da es auf der verhandlung zweier sippen beruhte und zugleich als eine art bündnis beider behandelt wurde (was jetzt noch bei bauern und fürsten in deutlichen spuren zu erkennen ist), die wichtige handlung gieng ursprünglich vermutlich auf der mahlstätte eines oder beider geschlechter vor sich, als eine zugleich heilige handlung unter mitwirkung der priester und götter. es war aber nicht die volle ‚vermählung‘ im heutigen sinne, sondern die verlobung, die zusage der ehe (vergl. übrigens geloben)

Schlauer geworden? :smile:
Grüße
Eckard

Warum heißt der Ehemann Gemahl?

Vielleicht, weil er nach der Vermählung für den Rest seines Lebens in der Tretmühle mahlen muss …?

:wink:

als Ergänzung: Kluge
Hallo, Eckard und Oleinka,

da die Grimmschen Artikel sich nicht leicht lesen, hier der Kluge:

_ Gemahl
Substantiv Maskulinum Standardwortschatz stilistisch (11. Jh.), mhd. gemahel(e), ahd. gimahalo „Bräutigam, Gatte“, gimahala f. „Braut, Gattin“
Stammwort. Soziativbildung zu g. *maTla- „festes Wort, Verhandlung, Versammlung“ in gt. maTl, anord. mál n., ae. mädel n. und mit Übergang von Tl zu hl in ahd. as. mahal n.
Also eigentlich „Versprochene; die die Zusage (mit) gegeben haben“. In ähnlicher Weise bedeutet langob. gamahal „Eideshelfer“. Das Grundwort ist vermutlich eine Instrumentalbildung auf *-tlo- zu der Wurzel, die in heth. (redupliziert) mema- „sprechen“ bezeugt ist. Wegen der Vereinzelung aber unsicher. Femininum: Gemahlin. Mahl2, vermählen.
Fennel, B. A., Pugh, St. M. Welt der Slaven 35 (1990), 155-161 deutsch s. Mahl2

Mahl 2
Substantiv Neutrum „Versprechen, Verhandlung“ (nur in Zusammensetzungen: Mahlschatz m. „Gabe, die der Bräutigam der Braut bei der Verlobung überreicht“, Mahlstatt f. „Gerichtsstätte im Freien“)
peripherer Wortschatz arch.archaisch (8. Jh.)Stammwort. Zu ahd. mahal, das unter Gemahl behandelt ist.
Tiefenbach (1973), 71-74;
Sousa Costa (1993), 127-140. gemeingermanisch s. Gemahl_

Gruß Fritz

1 Like

Oder weil er der Gattin zum Mahle gereicht wie bei der Schwarzen Witwe?

Liebe Grüße
Burkhard

Oder weil er der Gattin zum Mahle gereicht wie bei der
Schwarzen Witwe?

Liebe Grüße
Burkhard

Good Point! *g*

Hallo Eckard,

das grimmsche Wörterbuch (übrigens in der Brettbeschreibung
verlinkt) gibt darüber reichlich Auskunft:

dieser Satz hat mich dazu gebracht endlich mal in die Brettbeschreibung zu schauen. Ich weiß, ich sollte mich schämen das nicht schon viel früher getan zu haben.

Seit geraumer Zeit frage ich mich, wie es zu dem Begriff „Trinkgeld“ gekommen sein mag. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt diese Frage hier zu posten. Der Blick in das oben genannte grimmsche Wörterbuch hat die Frage überflüssig gemacht. Vielen Dank für diesen hilfreichen Hinweis für jene, die zu faul zum Brettbeschreibunglesen sind.

Schlauer geworden? :smile:

Ja und dieses Brett ist um einige überflüssige Fragen meinerseits befreiter geblieben.

Grüße
Eckard

Gruß Rotraut