Veronika

Hallo!
In einem engl. Roman bin ich eben auf die Bezeichnung „Veronika“ für ein Tuch mit dem Abbild Jesu gestoßen und finde beim Googeln:
Encarta: "1. impression of Jesus Christ’s face: the impression of Jesus Christ’s face believed by some to have been miraculously left on the cloth with which Saint Veronica wiped it on his way to his crucifixion
2. cloth that wiped Jesus Christ’s face: the cloth with which Saint Veronica is said to have wiped Jesus Christ’s face on his way to his crucifixion
3. cloth with Jesus Christ’s face: a cloth bearing a representation of Jesus Christ’s face, sometimes worn by pilgrims
[Late 17th century.

Hallo, Eva,
ich kenne den Ausdruck „Schweißtuch der Veronika“ aus dem katholischen Umfeld, bin dem aber mangels tiefem Interesse nie weiter nachgegangen.
Gruß
Eckard

Faulheit, Dummheit, Sprachschluderei
Hallo Eva

In einem engl. Roman bin ich eben auf die Bezeichnung
„Veronika“ für ein Tuch mit dem Abbild Jesu gestoßen

Zu englischen Sprachgebräuchen kann ich mich nicht äussern.

Hingegen:

Dass „Veronika“ das Tuch an sich bezeichnet, war mir nicht
bekannt.

Mir auch nicht. Und ungeachtet des netten Versuchs einer Etymologie
argöhne ich, das sei nichts anderes als eine dieser modischen
Einkürzungen wie «Trojaner» für «trojanisches Pferd» (die Trojaner
waren immerhin die OPFER, nicht die Täter eines kreativen Tricks!)

Manch Leute treiben es auf die Spitze:
– «Fussgänger» für Fussgängerstreifen
– «Choreo» für Choreografie
– «Spazier» für Spaziergang
usw.

Ob das mehr mit Faulheit oder schon eher mit Dummheit zu tun hat …?

Grüsse
Rolf

Hallo Eva !

Vielleicht hilft das ein wenig :

Veronĭka, die heilige, eine fromme Frau in Jerusalem, die Jesus auf seinem Todesgang ihr Kopftuch zum Abtrocknen von Schweiß und Blut darreichte und zum Lohn dafür auf dem zurückgereichten Tuch den treuen Abdruck seines Antlitzes erhielt. So die spätmittelalterliche, kirchlich rezipierte Form der Legende, die sich als reife Frucht einer langen Entwickelung erweist: ihre Wurzeln liegen in der auf Jesus und das blutflüssige Weib gedeuteten Erzstatue von Paneas und der Verwechselung dieser Frau mit der Tochter des kanaanäischen Weibes, die schon in den Pseudoclementinen den Namen Berenike (lat. Veronica) führt; daraus wird in einer Pilatusdichtung des 6. Jahrh. eine Anhängerin Jesu, die sich sein Bild malen läßt, dessen Heilkraft Kaiser Tiberius erprobt. Im 11. Jahrh. kommt, vielleicht aus der Abgarsage (s. ð Abgar) der Zug hinzu, daß Jesus selbst das Bild wunderbar herstellt; erst im folgenden Jahrhundert beginnen die Beziehungen auf die Leidensgeschichte. Eine französische Dichtung verlegt die Entstehung unter das Kreuz; um 1300 begegnet zuerst die Form mit dem Leidenswege. Inzwischen war das Veronikabild (oft selbst V. genannt und dann als Vera-ikon = wahres Bild, etymologisch erklärt) mit einem ältern Christusbild der Peterskirche identifiziert worden. Die von den Päpsten mit reichem Ablaß ausgestattete Devotion zu dem Bilde rief außer Hymnen zahllose Nachbildungen hervor, die ohne alle Rücksicht auf das Original die Leidenszüge des ð Ecce homo (s. d.) immer wieder zum Ausdruck bringen. Fest: 4. Februar. Vgl. W. Grimm, Die Sage vom Ursprung der Christusbilder (Berl. 1842); v. Dobschütz, Christusbilder (Leipz. 1899).

Schweißtuch (Sudarium Christi), das unter den Reliquien der Peterskirche seit 1011 in einem eigens hierzu geweihten Altar aufbewahrte Tuch, das der Legende nach ð Veronika (s. d.) dem Heiland auf dem Weg zur Richtstätte zum Abtrocknen des Schweißes reichte und dem jener seine Gesichtszüge eindrückte. Da auch Mailand und Jaen in Spanien im Besitz des echten Schweißtuches sein wollen, griff man zur Erklärung, es seien durch die dreimalige Zusammenfaltung des Tuches drei gleiche Abdrücke entstanden. Aber noch etwa zehn andre Städte machen darauf Anspruch, solche Abdrücke zu besitzen.

[Lexikon: Schweißtuch. Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905), S. 179275
(vgl. Meyer Bd. 18, S. 182 ff.)]

[mfgConrad

Hallo,

in keinem Wörterbuch oder Lexikon, weder gedruckt noch elektronisch, habe ich „Veronika“ als Bezeichnung für das Tuch selbst gefunden - außer im Meyers Konversationslexikon von 1888:

„Veronika, die heilige, nach der mittelalterlichen Legende eine fromme Frau in Jerusalem, welche dem Herrn Jesus auf seinem Todesgang ihr Kopftuch zum Abtrocknen von Schweiß und Blut darreichte und zum Lohn dafür auf dem zurückgereichten Tuch den treuen Abdruck seines Antlitzes erhielt. Im Besitz desselben zu sein, rühmen sich heute die Peterskirche in Rom, Mailand und Jaen. Wie die Frau, so wurde aber auch das Bild selbst V. genannt , weshalb man seit Mabillon und Papebroek den Namen auf Veraikon = wahres Bild, zurückführen wollte“.
http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/Meyers2/seite/…

Der Gebrauch des Namens für das Tuch ist wohl nicht mehr üblich.

Gruß
gargas

Wieder einmal danke…
…allen Helfern!

-) Eva