Mein Freund meint, die Pachtpreise wären zu niedrig, ich
müsste sie erhöhen. Kann ich das so einfach?
Hallo Zwergi,
ich hab’ jetzt zwar keine Ahnung, aus welcher Ecke Du kommst, aber hier bei uns (typische badische Weinbaugegend mit dem passenden Zusatznamen ‚Rebland‘) werden mittlerweile nicht wenige Rebgrundstücke umsonst verpachtet, d.h. der Pächter bekommt das Grundstück pachtfrei zur Verfügung gestellt und verpflichtet sich im Gegenzug, das Gelände werterhaltend zu bewirtschaften, es also nicht vergammeln zu lassen.
Warum das so läuft? Weil bis vor etwa ein oder zwei Generationen hier im Dorf noch so gut wie jede Familie ein oder mehrere Rebgrundstücke ihr Eigen nannten, diese aber nach und nach nicht mehr bewirtschaften wollten oder konnten, sei es auch beruflichen Gründen oder weil man auf die Einnahmen einfach nicht mehr so angewiesen war wir früher oder weil man in der neuen Doppelhaushälfte auch gar keine Platz mehr für das nötige Equipment (Anhänger, Bütte, Mulcher, Spritzgeräte usw.) hatte.
Aus dem Grund werden mittlerweile immer größere Flächen von immer weniger (hauptberuflichen) Winzern bewirtschaftet, für welche sich die z.T. teuren Arbeitsgeräte dann wieder eher rechnen. Und bei der immer größeren Auswahl an Rebflächen, welche den Großwinzern zur Verfügung steht können die natürlich auch recht ‚wählerisch‘ sein, was Lage und Pacht angeht…
Ergo: Ohne Not würde ich persönlich kein Grund und Boden verkaufen, vor allem wenn man quasi nichts dafür bekommt. Was eine evtl. Pachterhöhung angeht, wäre ich aus den o.a. Gründen allerdings mehr als vorsichtig. Gilt jetzt für das Badener Rebland, ich glaube aber nicht, dass der Trend in den anderen deutschen Weinanbaugebieten groß anders verläuft.
Gruß, ame