Versailler Vertrag - territoriale Bestimmungen

Hallo Geschichtsexperten!
Bräuchte ganz dringend eure Hilfe!
Sitze gerade an meiner Referatausarbeitung zum Versailler Vertrag 1919. Teil meiner Arbeit soll auch die
Wertung der territorialen Bestimmungen sein.
Hat jemand von euch eine Idee, was genau damit gemeint ist?
Wertung ist ja nicht gleichzusetzen mit Folgen, sondern sollte doch, wenn ich richtig liege, eine subjektive Meinung meinerseits darstellen.
Weiß echt nicht weiter!
Danke schon im Voraus für eure Hilfe! =)
lg
mrs. jones

Hallo Mrs. Jones,

ignorier bitte die braune Soße, die Osmond hier gepostet hat.

Um ernsthaft sagen zu können, was genau du in dieser Aufgabe machen sollst, bräuchten wir die genaue Fragestellung.
Grundsätzlich bedeutet Wertung, dass du werten sollst. Das ganze zielt darauf ab, dass du nicht nur Fakten abspulst, sondern eigene Schlussfolgerungen ziehtst und damit beweist, dass du nicht nur fleissig gelesen, sondern auch verstanden hast.
Wie gesagt, um dir helfen zu können, brauchen wir die ganze Aufgabe.

Grüsse

Jörg

Vielen Dank für deine Antwort.
Ich glaube ich hab das schon richtig gemacht, dass ich selbst Schlussfolgerungen ziehe, also die territorialen Bestimmungen bewerte und dies sind in gewisser Weise ja auch Folgen für die Zukunft etc.
Also werte ich in meinem Referat diese Bestimmungen einerseits als relativ milde, denn das Deutsche Reich wurde (bis auf die linksrheinische Besatzungszone) nicht aufgeteilt und konnte als Reich weiterhin bestehen. Andererseits ist es sehr hart, dass man Deutschland dadurch sehr viele für die Industrie wichtige Gebiete bewusst genommen hat. Auch fair, wenn man näher auf die Volksabstimmungen eingeht, ob ein Landesteil deutsch bleiben will oder nicht.
Das war zwar nur die Kurzfassung, aber ich hoffe, dass das so in Ordnung ist!?!
Vielen Dank nochmal für die schnelle Antwort! =)
lg
mrs. jones

Moin,

ich hatte das Ganze letztes Jahr im Abi.

Also werte ich in meinem Referat diese Bestimmungen einerseits
als relativ milde, denn das Deutsche Reich wurde (bis auf die
linksrheinische Besatzungszone) nicht aufgeteilt und konnte
als Reich weiterhin bestehen.

Das stimmt so. Klingt gut!

Andererseits ist es sehr hart,dass man Deutschland dadurch sehr :viele für die Industrie wichtige Gebiete bewusst genommen hat.

Das musst Du aber auch im Kontext nennen, dass man Deutschland damit schwächen wollte um so einen Krieg in Zukunft zu verhindern. (Hast Du bestimmt auch.)

Auch fair, wenn man näher auf die Volksabstimmungen eingeht, ob ein :Landesteil deutsch bleiben will oder nicht.

Wieder super!

Viel Glück!

LG, Flo

Hi!
Vielen Dank für dein positives Feedback!
Hat mich sehr gefreut! :wink:
lg
mrs.jones

Hallo,

… und dies sind in gewisser Weise ja auch Folgen für die Zukunft etc.
Also werte ich in meinem Referat diese Bestimmungen einerseits als relativ milde, denn das Deutsche Reich wurde (bis auf die linksrheinische Besatzungszone) nicht aufgeteilt und konnte als Reich weiterhin bestehen.

Was man so wohl nur aus heutiger Sicht sagen kann, nach dem 2. WK. Damals war das schon ein großer Einschnitt: 17% des Reichsgebiets wurden abgetrennt (habe ich irgendwo gelesen), alle Kolonien gingen weg. Wobei dieses - auch aus heutiger Sicht - wohl eher positiv zu bewerten ist, wenn man sieht, was andere Kolonialmächte im 20. Jhdt. für Probleme hatten, und dass Kolonien gesamt-volkswirtschaftlich eher ein Zuschussgeschäft waren.

Andererseits ist es sehr hart, dass man Deutschland dadurch sehr viele für die Industrie wichtige Gebiete bewusst genommen hat. Auch fair, wenn man näher auf die Volksabstimmungen eingeht, ob ein Landesteil deutsch bleiben will oder nicht.

Sollst du auch die finanziellen Dinge bewerten? Da wäre zu erwähnen, dass Keynes als Teilnehmer der Verhandlungen diese erbost verlassen hatte, weil er sie als ruinös für die deutsche Wirtschaft betrachtete, so dass sie keinen Sinn machen und Zündstoff für die Zukunft bedeuten - was es denn ja auch war.

Auch die Rolle des Militärs? Die waren ja die Hauptschuldigen an der Entwicklung nach dem Krieg. Die haben die Niederlage nie verwunden. Unabhängig von den Versailler Bedingungen wollten sie Revanche!

Gruss
Laika

Hallo,

Also werte ich in meinem Referat diese Bestimmungen einerseits
als relativ milde,

relativ milde? In Relation zu was? Man muss wahrlich kein rechter Wirrkopf sein, um so eine Aussage für schlichten Stuss zu halten.

Frankreich annektierte Elsaß-Lothringen; die deutsch-französische Grenze wurde damit auf den Status von 1815 revidiert. Selbstverständlich ohne freie Abstimmung der Betroffenen. Dazu behielt sich Frankreich die Nutzung der saarländischen Gruben vor und außerdem eine 15-jährige Besetzung und Ausbeutung des Ruhrgebietes. Polen erhielt Posen-Westpreußen sowie den Korridor sowie weitgehende Einflußmöglichkeiten auf das internationalisierte Danzig. In Südschleswig, Ost- und Westpreußen sowie später auch im Saarland wurde versucht, durch Volksabstimmungen eine Rechtsgrundlage für eine Abtrennung vom Reich zu schaffen - erfolglos. Ohne Volksabstimmung gerieten dafür etwa drei Millionen Deutsche unter Fremdherrschaft. Außerdem natürlich die Abtretung der Kolonien.

Dazu Sachlieferungen: alle Handelsschiffe über 1600 BRT, ein Viertel der Fischfangflotte, zusätzlich 200.000 BRT neu zu bauenden Schiffsraum, dazu Vieh, Maschinen, Kabel, Benzol, Kohle … Im berüchtigten Artikel 231 stand: „Die verbündeten und assoziierten Regierungen erklären und Deutschland anerkennt, dass Deutschland und seine Verbündeten als Urheber aller Verluste und Schäden für diese verantwortlich sind.“ Im Jahr 1921 wurde die noch offene Schuldsumme mit 269 Milliarden Goldmark berechnet. Das bedeutet nichts anderes als wirtschaftliches Elend in Deutschland für Generationen.

_"Unser Volk am Leben zu erhalten: das und nichts anderes ist unsere Pflicht. Wir jagen keinen nationalen Traumbildern nach, keine Prestigefragen und kein Machthunger haben Anteil an unseren Beratungen. Das Leben, das nackte arme Leben müssen wir für Land und Volk retten.

Heute, wo jeder die erdrosselnde Hand an der Gurgel fühlt, lassen Sie mich ganz ohne taktisches Erwägen reden: was unseren Beratungen zugrunde liegt, ist dies dicke Buch, in dem 100 Absätze beginnen: Deutschland verzichtet, verzichtet, verzichtet! Dieser schauerliche und mörderische Hexenhammer, mit dem einem großen Volke das Bekenntnis der eigenen Unwürdigkeit, die Zustimmung zur erbarmungslosen Zerstückelung abgepresst werden soll, dies Buch darf nicht zum Gesetzbuch der Zukunft werden.
[…]
Ich frage Sie: wer kann als ehrlicher Mann - ich will gar nicht sagen als Deutscher - nur als ehrlicher, vertragstreuer Mann solche Bedingungen eingehen? Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legte?"_

Das sagte, wohlgemerkt, kein „Rechter“, das sagte Philipp Scheidemann. Es lohnt sich, die Rede in ihrer Gesamtheit einmal zu lesen: http://www.deutschlanddokumente.de/vvt-Scheidemann-1…

Der Vertrag von Versailles schuf keine Friedensordnung. Es war ein Diktatfrieden, der den Unterlegen bis zur „bis zur Grenzen seiner Fähigkeit“ (so der englische Premier Lloyd George) ausplünderte. Dass er nur die Bedingungen eines Waffenstillstandes diktierte und den Siegern günstigere Ausgangsbedingungen für den notwendig folgenden nächsten Krieg schaffen würde, war seinen Schöpfern völlig bewusst. Vor allem Clemenceau („Frankreich ist verloren, der ‚boche‘ wird wiederkommen, in fünf, in zehn Jahren, oder auch in zwanzig Jahren, aber er wird wiederkommen“, zu Barrès). Marschall Foch sprach ganz offen von einem zwanzigjährigen Waffenstillstand, der Versailles Frankreich bringe. Man bemühte sich seitens der Entente (mit Ausnahme Wilsons) nicht einmal, eine tragfähige Friedensordnung zu schaffen.

Nicht, dass es bei einem deutschen Sieg anders ausgesehen hätte. Als Scheidemann 1917 für einen Frieden auf Basis des status quo ante warb, erschien in Deutschland ein halboffizielles Flugblatt, dass die Ziele des „Deutschen Friedens“ schilderte: Belgien in dauerhafter militärischer, wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit von Deutschland, Herausgabe der Kolonien und Flottenstützpunkte in vergrößertem(!) Maßstab, Annektion des Erzabbaugebietes Briey und Longwy, weitere ‚Grenzverbesserungen‘ insbesondere in den Vogesen und insbesondere die Annektion von 7 270 000 ha Land für 520 300 deutsche Siederstellen im Baltikum und westlichen Russland. Dass das ernst gemeint war, zeigte der Russland diktierte Frieden von Brest-Litowsk: Zurückverlegung der russischen Grenzen auf den Stand des 18. Jahrhunderts, Verlust von Estland, Livland, Kurland, Polen, Litauen und der Ukraine (eine unglaubliche militärische Eselei, die Besetzung der Ukraine alleine band 20 Divisionen). Nicht viel anders der Rumänien diktierte Friede.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Hi,
meine ähnlich lautende Antwort wurde vom Mod l.P. wegen Verstoßes gegen Punkt 3 AGB gelöscht.
Mir ist nicht klar geworden, worin dieser Verstoß gelegen hat.
Anscheinend werden unbequeme geschichtliche Fakten sowie Ansichten wie die von RMP Scheidemann und damaliger SPD („Diktat und Schandfrieden“) bereits als rechtsradikal angesehen?
Gilt bald nur noch die jugendfreie History lite a la G. Knopp (ad Usum Delphini)?
Eine mich beleidigende Antwort von „Saucier“ J.W. hingegen bleibt ungerügt, ungelöscht hier stehen!
Das verstehe, wer will.
Es sei im Zusammenhang noch daran erinnert, daß entgegen dem Wilsonschen 14 Punkte Programm Österreich (Deutsch-Österreich!) unter Kriegsandrohung der Anschluß ans Reich verwehrt wurde. Auch der bereits proklamierte Name „Deutschösterreich“ (Okt. 1918) mußte aufgrund von massiven Drohungen in „Österreich“ geändert werden (1919).
Alle diese Fakten sind leicht zu ergoogeln, daher keine Linkangaben.
lg O

Hallo Osmond,
es wird Dich wohl nicht überraschen, dass mich Deine Zustimmung nicht sonderlich erfreut. Was mich allerdings entsetzt, das ist die Sprachlosigkeit derjenigen hier, die es eigentlich besser wissen und anscheinend aus missverstandener political correctness geschichtsklitternde Aussagen unwidersprochen stehen lassen. Oder sie einfach löschen, statt ihnen argumentativ zu begegnen. Geschichtswissenschaft hat Fakten darzustellen und zu werten - auch auf die Gefahr hin, Beifall von der ‚falschen Seite‘ zu bekommen.

Hier schiefe Aussagen und krasse Fehlbewertungen nicht gerade zu rücken bedeutet nichts anderes, als den Falschen das Feld zu überlassen. Es geht eben nicht um Schuldzuweisungen oder Apologetik, es geht schlicht um das Verständnis der Ursachen und Bedingungen des zweiten Weltkriegs - um das Lernen aus der Geschichte. Diese Ursachen und Bedingungen wurden nun einmal nicht ausschließlich von Deutschland gesetzt. So unzweifelhaft die Kriegsschuld des nationalsozialistischen Deutschlands ist, so unzweifelhaft ist es, dass Versailles der Rechten in die Hände gespielt - dass es ihnen die stärksten innen- und außenpolitischen Argumente geliefert hat. Weimar ist nicht nur von politischen Extremisten zerstört worden - das Versagen der ersten deutschen Demokratie geht auch auf Rechnung der Sieger des ersten Weltkriegs.

Argumente werden nicht automatisch dadurch falsch, dass sie vom politischen Gegner zu falschen Zwecken benutzt werden. Scheidemann wusste dies nur zu genau. Ich halte es für fatal, die Diskussion über die unheilvolle Rolle des Versailler Vertrages gutmeinenden politischen Erziehern und Schuldzuweisern auf der einen Seite und nationalistischen Apologeten andererseits zu überlassen. Da haben dann die Letzteren die stichhaltigeren Argumente.

Freundliche Grüße,
Ralf

relativ milde? In Relation zu was? Man muss wahrlich kein
rechter Wirrkopf sein, um so eine Aussage für schlichten Stuss
zu halten.

Relativ milde im Vergleich zum Ende des II WK, nach diesem wurde das Deutsche Reich als souveräner Staat aufgelöst.

Relativ milde im Vergleich zum Ende des II WK,

Das ist eine Bewertung aus heutiger Sicht - eine Bewertung, die für die Weimarer Republik völlig ohne Bedeutung und daher historisch unsinnig (anachronistisch) ist. Wenn man hier schon Relationen aufstellt, dann sollte man den Versailler Vertrag vor allem in Relation zu Wilsons 14-Punkte-Programm bewerten - dann ist er alles andere als „milde“. Oder man sollte ihn - was ich in Kurzform getan habe - in Relation zu dem von den deutschen Annektionisten angestrebten „Deutschen Frieden“ und zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk setzen und den wiederum zu Scheidemanns „Friede der Verständigung“ (Reichtagsrede vom 15.05.1917). Das macht historisch Sinn, weil es tatsächliche Alternativen aufzeigt.

nach diesem
wurde das Deutsche Reich als souveräner Staat aufgelöst.

Das wiederum ist schlicht falsch, wie schon ein kurzer Blick in wikipedia deutlich machen sollte: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Reich#Staatsr…
http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtslage_des_Deutsche…

Freundliche Grüße,
Ralf

zu Punkt 1: Da gebe ich Dir recht es ist anachronistisch, aber deshalb nicht zulässig?

zu Punkt 2: wenn wir jetzt hier wiki zitiern
http://de.wikipedia.org/wiki/Besatzungsstatut

zu Punkt 1: Da gebe ich Dir recht es ist anachronistisch, aber
deshalb nicht zulässig?

Es ist schlicht sinnlos. Da kann man auch Tamerlans Kriegführung mit Adolf Hitlers vergleichen und dann letztere als ‚relativ human‘ deklarieren. Mit Geschichtswissenschaft hat das nichts zu tun.

zu Punkt 2: wenn wir jetzt hier wiki zitiern
http://de.wikipedia.org/wiki/Besatzungsstatut

Und? Steht da irgendwo etwas davon, dass - wie von Dir behauptet -das Deutsche Reich als souveräner Staat aufgelöst wurde? Möglicherweise verwechselst Du hier das Deutsche Reich mit Preußen - der preußische Staat wurde in der Tat durch das Kontrollratsgesetz Nr. 46 am 25.02.1947 aufgelöst.

Im übrigen hinkt dieser ganze Vergleich mit 1945 gewaltig. Der Versailler Vertrag war ein Friedensvertrag. Eine vergleichsweise vertragliche Regelung - wenn man schon unbedingt Äpfel mit Birnen vergleichen will - wären hier der Deutschlandvertrag und die Erklärung der sowjetischen Regierung über die Herstellung der vollen Souveränität der Deutschen Demokratischen Republik (beides 1954), der Görlitzer und der Warschauer Vertrag (1950 und 1970) sowie 2+4-Vertrag und der Deutsch-Polnische Grenzvertrag (beides 1990). Zwar sind hier die territorialen Verluste deutlich höher als die durch den Versailler Vertrag - aber niemand, der halbwegs bei Trost ist, würde den Versailler Friedensvertrag deshalb als ‚milder‘ bezeichnen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Und? Steht da irgendwo etwas davon, dass - wie von Dir
behauptet -das Deutsche Reich als souveräner Staat aufgelöst
wurde?

JA.

Im übrigen hinkt dieser ganze Vergleich mit 1945 gewaltig.

OK dann lass es doch.

Und? Steht da irgendwo etwas davon, dass - wie von Dir
behauptet -das Deutsche Reich als souveräner Staat aufgelöst
wurde?

JA.

Lesen, nicht fantasieren …

Im übrigen hinkt dieser ganze Vergleich mit 1945 gewaltig.

OK dann lass es doch.

Der Vergleich war Deine bescheuerte Idee.