'Versicherungskultur'

Hallo liebe Wissende,

zwar hat es mit Kultur nicht direkt etwas zu tun aber ich muss mal was loswerden…

In der letzten Zeit fällt mir auf, daß unsere Gesellschaft immer stärker ihre Verantwortung abgibt. Es entsteht ein Volk von Abge- und Versicherten die jeden Kleinkram sofort reklamieren, ihrer Versicherung zur regulierung geben oder die Schuld auf jemanden anderen Schieben.

-„wenn ich die Reise buche brauch ich ne Rücktrittskostenversicherung, mit der kann ich zurücktreten wenn ich keinen Bock mehr habe zu verreisen oder meine Freundin vorher Schluss macht. Dazu noch ne Krankenversicherung (man weiss ja nie) und ne Gepäckversicherung. Da meld ich dann mal nen Gepäckschaden und verdien noch was für den Urlaub dazu“.

-„ich habe 2000 Mark in die Börse gesteckt und die Aktien sind gefallen - jetzt verklage ich mal den Konzern“

-„Ich habe eine Reise für 199,-- für zwei Wochen in die Karibik gebucht. Ist ja kein Problem, ich hab ja ne Insolvenzversicherung“

Müssen wir wirklich alles und jeden derartig absichern? Können wir es uns leisten unsere Verantwortung ständig Anderen zu übertragen ohne selbst noch unser Hirn einzuschalten? Macht es Sinn, in ein Fettnäpfchen zu treten nur weil kein Schild: „Caution, slippery when wet“ davor steht.

Ich habe Angst, irgendwann in die Produkthaftungshysterie der Amerikaner hineingetrieben zu werden. Jeder latscht mit geschlossenen Augen tappsig durch die Gegend und wenn er sich die Goschn an einer Glastür aufhaut machts nicht viel weil er damit gleich mal ne Mille verdient.

Oooops, jetzt hab ich ganz schön lamentiert - aber das musste mal raus :smile:

Rolf

Hallo liebe Wissende,

zwar hat es mit Kultur nicht direkt etwas zu tun aber ich muss
mal was loswerden…

In der letzten Zeit fällt mir auf, daß unsere Gesellschaft
immer stärker ihre Verantwortung abgibt. Es entsteht ein Volk
von Abge- und Versicherten die jeden Kleinkram sofort
reklamieren, ihrer Versicherung zur regulierung geben oder die
Schuld auf jemanden anderen Schieben.

-„wenn ich die Reise buche brauch ich ne
Rücktrittskostenversicherung, mit der kann ich zurücktreten
wenn ich keinen Bock mehr habe zu verreisen oder meine
Freundin vorher Schluss macht. Dazu noch ne
Krankenversicherung (man weiss ja nie) und ne
Gepäckversicherung. Da meld ich dann mal nen Gepäckschaden und
verdien noch was für den Urlaub dazu“.

-„ich habe 2000 Mark in die Börse gesteckt und die Aktien sind
gefallen - jetzt verklage ich mal den Konzern“

-„Ich habe eine Reise für 199,-- für zwei Wochen in die
Karibik gebucht. Ist ja kein Problem, ich hab ja ne
Insolvenzversicherung“

Müssen wir wirklich alles und jeden derartig absichern? Können
wir es uns leisten unsere Verantwortung ständig Anderen zu
übertragen ohne selbst noch unser Hirn einzuschalten? Macht es
Sinn, in ein Fettnäpfchen zu treten nur weil kein Schild:
„Caution, slippery when wet“ davor steht.

Ich habe Angst, irgendwann in die Produkthaftungshysterie der
Amerikaner hineingetrieben zu werden. Jeder latscht mit
geschlossenen Augen tappsig durch die Gegend und wenn er sich
die Goschn an einer Glastür aufhaut machts nicht viel weil er
damit gleich mal ne Mille verdient.

Oooops, jetzt hab ich ganz schön lamentiert - aber das musste
mal raus :smile:

Hallo Rolf
sehe ich auch so, heutzutage will keiner mehr was riskieren.
Den Job soll gefälligst der Staat besorgen, bei Beziehungsproblemen solls ein Berater richten, für Krankheiten sind die Ärzte zuständig, man selber ist nur noch Objekt, wenn es schief geht, sind immer andere schuld.
Kein Wunder, daß es bergab geht, mit der Einstellung kann es ja nichts werden.
Gruß
Rainer

Hallo Rolf,

das ist eine inzwischen sehr deutsche Eigentschaft geworden, die die EU auch noch unterstützt. Jedes Lebensrisiko wird abgesichert, am besten ist es, wenn man jemand anders dafür verantwortlich machen kann (Insolvenzversicherung!)

Statt gesunden Menschenverstand walten zu lassen, versichern wir uns und dann kann uns ja nichts mehr passieren.

Nicht umsonst stellen die Leute von Stiftung Warentest bei Stichproben fest: Die Leute sind falsch und meist deutlich zu teuer versichert und sie haben massenweise Versicherungen, die sie nicht brauchen. Aktuelle Lebenssituationen werden nicht berücksichtigt.

Habe einen Single-Kollegen, der ist so abgesichert durch Lebens-, Renten und sonstige Versicherungen - wenn den der Schlag trifft, freuen sich Erben, die tanzen auf seinem Grab! Dafür gönnt er sich nichts…für wen? Für was?

Mal abgesehen davon, daß man eine Menge Geld zum Fenster rausschmeißt meiner Ansicht nach - von Versicherungen wird vor allem die Versicherung reich.

Eine Konsequenz: Immer mehr Leute versuchen durch Schummeleien und Betrug ihre Beiträge wieder rauszuholen (ein Kommentar einer Vertreterin der Europäischen Reiseversicherung bei einer Schulung: Im Schadensfall haben unsere Kunden immer nur Boss und Lacoste getragen…).

Fazit für mich: Ich hab das nötigste an Versicherungen und wenn mir jemand mein Fahrrad klaut, dann hab ich halt Pech.

Ist in Frankreich aber ähnlich: Eine Freundin in Frankreich hat ein Versicherungsbüro, die hat fast der Schlag getroffen, als ich zugab, wie wenig Versicherungen ich habe…

Wendy

Hi Leute,

das scheint mir aber dann schon eher eine Versicherungs-Un-Kultur zu sein. Aber ehrlich, seien wir nicht so streng:

Es gibt zwei Sorten von Versicherungen, die Pflichtversicherungen und die freiwilligen Versicherungen.
Im Pflichtversicherungsgesetz ist festgelegt, welche Versicherung jeder haben muss, wenn er bestimmte Vorraussetzungen erfüllt:
Der Fahrzeughalter: Kfz.-Haftpflicht
Hausbesitzer: Gebäudeversicherung (Brand)
Arbeitnehmer: Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung, Berufsunfallversicherung.
Bei vielen Hobbys wird sogar eine teure Haftpflichtversicherung verlangt (z. B. Modellflug).
Damit ist Otto-Normalverbraucher schon eine Menge Geld los. Was darüber hinaus geht ist natürlich oft übertrieben. Klagen und Streiten macht doch Spaß, die Rechtschutz bezahlt.

Gruß Norbert

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Norbert,

es ging mir in meinem Ausgangsposting nicht nur um Versicherungen. Die Bereitschaft, Verantwortung für meine Entscheidungen zu übernehmen lässt so stark nach.

-Jemand bucht eine Reise aus einem Prospekt und beschwert sich hinterher weil er die Beschreibung nicht richtig gelesen hat.

-Ich kaufe einen spottbilligen PC und beschwere mich hinterher dass er langsam ist (siehe http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarticl…)

-ich laufe eine Treppe hinunter und verknackse mir den Knöchel. Anstatt über meine Blödheit zu schimpfen verklage ich den „Betreiber“ der Treppe weil die Stufe 0,4 mm höher war als die DIN-Norm

Das kann doch nicht wirklich wahr sein. Sind wir wirklich so verblödet dass wir durch die Lande ziehen können ohne uns über die Wirkung unseres Tuns im klaren zu sein? Sobald uns etwas nicht passt können wir ja klagen, reklamieren, nicht (oder weniger) bezahlen, eine Internetseite basteln oder ähnliches.

Die Frage ist nur, wo ziehen wir die Grenze zwischen berechtigten Reklamationen/Fehlern Anderer und Eigenverantwortung???

der ratlose
Rolf

Hi Norbert,

es ging mir in meinem Ausgangsposting nicht nur um
Versicherungen. Die Bereitschaft, Verantwortung für meine
Entscheidungen zu übernehmen lässt so stark nach.

Angst vor Regressansprüchen!!! Kein Wunder bei so vielen Prozesshanseln.

Die Frage ist nur, wo ziehen wir die Grenze zwischen
berechtigten Reklamationen/Fehlern Anderer und
Eigenverantwortung???

Tja, wo ist die Grenze? Ich denke, dass hängt alles irgendwie heutzutage mit der großen Abzockermentalität zusammen. Die großen Firmen zeigen es doch. Es werden einige Millionen weit überzeichneter Aktien auf den Markt geworfen und Milliarden verdient. Dann fällt die Aktie und der Bürger ist sein Sparschwein los. So einfach und alles legal.

Und was auf dem Aktienmarkt funktioniert, klappt in der übrigen freien Wirtschaft doch bestens, z. B. Produkthaftung, schiefe Treppenstufe, Schlagloch in der Straße usw.

Die Grenze denke ich, liegt in unserer Erziehung. Sind wir und unsere Eltern bereit, Verantwortung zu übernehmen?
Beispiel Kindererziehung:
bis 3 Jahre erziehen die Eltern
3 - 6 Jahre, wird die Erziehung auf den Kindergarten geschoben,
danach wird die Schule für die Erziehung verantwortlich gemacht,
und wer dann einen Beruf ergreift, wird von seinem Lehrherrn erzogen.
Jedes Kind mekt doch, dass die Eltern es nicht mehr erziehen, sondern diese Aufgabe und Verantwortung anderen Überlassen. Warum also selbst die Verantwortung für eigenes Handeln tragen. Es wird sich schon ein Dummer finden, der bezahlen muss. So sieht es doch aus, oder irre ich mich?

Meiner Meinung nach liegen die Wurzeln für eine Bereitschaft, Verantwortung zu tragen, allein in der Erziehung eines jungen Menschen.

Natürlich ist es als Unternehmer einfach, wenn die Gewinnbilanzen nicht wunschgemäß ausfallen, mal kurz einige hundert bis tausend Arbeiter „abzuschaffen“. Warum soll der Unternehmer Verantwortung zeigen, nur der Gewinn lässt sich in Monaco deponieren.

Die Krawalle in Genua kamen nicht von ungefähr und ich befürchte, es wird noch schlimmer.

Gruß Norbert

1 Like

Huhu Norbert,

und wie erklärst Du das jetzt allen beruflich engagierten, womöglich alleinerziehenden Müttern und Vätern die ihre Kinder in den Hort packen?

Laut übereinstimmenden Aussagen soll die Erziehung dort sämtliche Werte vermitteln die in der heutigen Gesellschaft wichtig sind (ich selbst glaube nicht daran). Wer also erzieht falsch oder zu wenig???

Bye
Rolf

Huhu Norbert,

und wie erklärst Du das jetzt allen beruflich engagierten,
womöglich alleinerziehenden Müttern und Vätern die ihre Kinder
in den Hort packen?

Wenn die oder der Alleinerziehende darüber hinaus sich mit Sohn oder Tochter beschäftig und genau beobachtet und nicht blind vertraut, geht die Sache schon in Ordnung. Nur wer glaubt, der Kinderhort würde das Elternhaus ersetzen, macht den eigentlichen Fehler. Einverstanden?

Laut übereinstimmenden Aussagen soll die Erziehung dort
sämtliche Werte vermitteln die in der heutigen Gesellschaft
wichtig sind (ich selbst glaube nicht daran). Wer also
erzieht falsch oder zu wenig???

Was für Werte sind denn heute wichtig? Doch nur das Geld, wie es scheint. Und wenn nur materielle Werte vermittelt oder anerzogen werden, brauchen wir uns über nichts mehr zu wundern.

Schönes Wochenende wünsch ich allen Leserinnen und Lesern.

Gruß Norbert

Bye
Rolf

hallo Rolf—

…:es ging mir in meinem Ausgangsposting nicht nur um

Versicherungen. Die Bereitschaft, Verantwortung für meine
Entscheidungen zu übernehmen lässt so stark nach.

Das kann doch nicht wirklich wahr sein. Sind wir wirklich so
verblödet dass wir durch die Lande ziehen können ohne uns über
die Wirkung unseres Tuns im klaren zu sein? Sobald uns etwas
nicht passt können wir ja klagen, reklamieren, nicht (oder
weniger) bezahlen, eine Internetseite basteln oder ähnliches.

Die Frage ist nur, wo ziehen wir die Grenze zwischen
berechtigten Reklamationen/Fehlern Anderer und
Eigenverantwortung???

Mich spricht diese Diskussion sehr an. Ist es nicht heutzutage aus reiner Bequemlichkeit so, dass die meisten Mitmenschen gar keine Eigenverantwortung wollen? Wo bleibt der sogenannte mündige Bürger? Dann müßte doch eine Entscheidung von einem selbst getroffen werden – das wird in der Schule nicht gelehrt und andere Postings zu diesem Thema zeigen sehr wohl, dass wir genügend Vormacher haben. Meine Bedenken gehen nun dahin, dass wir ein Volk der „vom Schicksal Ereilten“ werden - d. h. ich bin für nichts durch nichts verantwortlich. Arme Kultur!

Das mußte ich mir von der Seele schreiben
Christel

Huhu Christel,

Das mußte ich mir von der Seele schreiben

So gings mir auch. „Die vom Schicksal ereilten“ ist ein sehr guter Ausruck. Nix tun und hinterher über Die, die etwas getan haben, richten. Das wird langsam eine deutsche Eigenart (von den Amis kopiert?) die mir zunehmend unangenehm wird…

*Polynesien, Malediven, Neuseeland*-ich komääääääää :smile:

Rolf

Rolf - o. weiteren Kommentar, war 25 Jahre ehrenamtlich tätig - die Dumme, gemeckert haben die reinen Konsumierer! Deshalb dürfen jetzt andere und ich bin auch mal Nutznießerin, hihihi
chris