Versielt, verschlampt u. a

Hallo deutsches Brett,

wir haben hier gerade eine heisse Diskussion ueber die Herkunft des Wortes ‚versielt‘. Die Bedeutung ist uns, nachdem ein Dresdner das Wort gebraucht und auf dessen Existenz bestanden hat, klar. Leider weiss keiner so genau wo es herkommt und was die Generationen der deutschen Trennung einem Wort angetan haben koennten. Das norddeutsche Siel scheidet da doch aus, oder?

Danke schon mal im voraus aus Amerika,

Reiner

Hallo, Reiner,
so ganz ist die Verwandtschaft nicht abzulehnen.
Das Siel - ein Abzugsgraben, Abwasserkanal, eine (Deich-)schleuße, findet sich in der Litratursprache seit dem 18 Jh. Altfries. sil ‚Schleuße‘, asächs. ‚Wassergraben‘ (in Ortsnamen)…
Es ist also eine Stelle, an der Wasser verlorengeht und insofern würde es passen.

Das Verb sielen hat damit offenbar nichts zu tun, es ist verwand mit ‚suhlen‘
Meine Schlauheit habe ich aus „Ethymol. Wörterbuch d. Deutschen“ Hrsg. Dr. W. Pfeifer.
Grüße
Eckard.

Hallo !

Versielt hat also die Bedeutung von verschlammt ?

Siel ist in Norddeutschland heute ein Restabfluß im Watt bei ablaufendem Wasser.

Ein Siel war früher und ist heute noch in Hamburg, die Schmutzwasserkanalisation. Also ein Kanal, wo Schlamm und Dreck konzentriert wird und abfließt.
Das Wort kommt von dem holländischen Zijl.

Gruß max

Hallo Max,

danke fuer deine schnelle Antwort.
Allerdings meinte ich verschlamppppt, verlegt nicht wieder auffindbar. Kann natuerlich sein das dies irgendwie mit dem Schlamm im Siel zusammenhaengt.

Wie gesagt, vielen Danke fuer’s schnelle Antworten.

Reiner

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Hi,
verschlampt oder verschlampert kommt wohl von der selben Wurzel wie „Schlampe“.

Das Sächsische hält für verschlampt u.a. auch noch die Synonyme „versaubeutelt“, „vermehrt“, „verhunzt“ bereit :wink:

Andreas

Das Sächsische hält für verschlampt u.a. auch noch die
Synonyme „versaubeutelt“, „vermehrt“, „verhunzt“ bereit :wink:

Ich dächtete es hieße ‚vermährt‘ mit ‚ä‘???..‚komm nu mähre hier nich rum‘ heißt es auch, wenn jemand auf den Punkt kommen soll.

Versaubeuteln ist nicht nur im sächsischen gebräuchlich und verhunzen (was auch nicht typisch sächsisch ist) heißt eher verdorben oder vermurkst…

Gruß Maid :smile:

mehren
hi maid,

m.e. mehren von rummachen: ä gemehre un gewürsche is das hior.(schwierig zu schreiben). wird aber so gesprochen wie du schreibst.
kommt aber nicht vom alten pferd, der mähre.
echte sachsen hier bei www?

strubbel

mären
Hallo, Sachsenfreunde!

Nach dem „Kleinen sächsischen Wörterbuch“ von Gunter Bergmann heißt das Verb:

mären

  1. „langatmig erzählen, dummes Zeug reden“; dazu „Gemäre, Märerei“;
  2. „trödeln, sich mit allem Zeit lassen“;
  3. „sich ohne Sinn und Zweck an etwas zu schaffen machen, an etwas herumspielen“;
  4. „in etwas wühlen, langsam durcheinander bringen“

Als Herkunft werden zwei kaum auseinander zu haltende Möglichkeiten genannt:

a) maeren „erzählen, verkünden, bekannt machen“ hierzu gehört "die Märe und das Märchen;
b mern "Brot eintauchen, umrühren, mischen, dazu auch die Märte = „Kaltschale, Eingebrocktes“, das ist eine erfrischende Sommerspeise aus Bier oder Milch mit eingebrockten Brot- oder Semmelstücken, dazu Früchte oder Rosinen oder auch Eier; es gibt Bier-, Kaffee-, Milch-, Schnapsmärten.

Fritz

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Hai, amerikanischer Reiner,

wir haben hier gerade eine heisse Diskussion ueber die
Herkunft des Wortes ‚versielt‘. Die Bedeutung ist uns, nachdem
ein Dresdner das Wort gebraucht und auf dessen Existenz
bestanden hat, klar.

Es reizt mich ja schon, an der Stelle ein wenig über Dresdner und ihr Verhältnis zur deutschen Sprache zu lästern :wink: - aber sowat tut man ja nich’, schon jaa nich, wenn man selba Bealinarin mit thüringisch-sächsischen Vorfahren is…
Trotzdem unterstelle ich dem Dresdner einen Irrtum: das Wort, das verschlampt, verbummelt, verlegt bedeutet, heißt versie b t…

Gruß aus Berlin
Sibylle

Siel ist in Norddeutschland heute ein Restabfluß im Watt bei ablaufendem Wasser.

Der wasserführende „Fluß“ im Watt ist ein Priel!

Ein Siel war früher und ist heute noch in Hamburg die
Schmutzwasserkanalisation.

Nicht nur Schmutzwasserkanalisation sondern auch die Misch- und Regenwasserkanalisation. (Nicht ärgern über meine Pigeligkeit. Bin aber Wasserbeuingenieur und kann solche Ungenauigkeit nicht bestehen lassen.) :wink:

Also ein Kanal, wo Schlamm und
Dreck konzentriert wird und abfließt.
Das Wort kommt von dem holländischen Zijl.

Der Gebrauch „Siel“ für die Kanalisation beschränkt sich auf Hamburg und Umgebung.

Ein Siel ist ein Durchlaß im Deich, durch das das Wasser aus dem Hinterland bei Niedrigwasser in die See abfließen kann.
Deshalb auch die vielen Ortsnamen mit der Endung -siel.

Ein Siel war früher und ist heute noch in Hamburg die
Schmutzwasserkanalisation.

Auch bei uns, weit weg von HH.

Nicht nur Schmutzwasserkanalisation sondern auch die Misch-
und Regenwasserkanalisation. (Nicht ärgern über meine
Pigeligkeit. Bin aber Wasserbeuingenieur und kann solche
Ungenauigkeit nicht bestehen lassen.)
:wink:

Könntest Du doch!

Also ein Kanal, wo Schlamm und
Dreck konzentriert wird und abfließt.
Das Wort kommt von dem holländischen Zijl.

Der Gebrauch „Siel“ für die Kanalisation beschränkt sich auf
Hamburg und Umgebung.

Eben nicht.

Gruß max

Bei dem „Priel“ hast Du natürlich recht! Wo war ich nur???

Gruß max

Danke
an alle die hier so wunderbar geholfen haben die Herkunft dieses (un)Wortes zu klaeren. Wie immer werfen Antworten auf Fragen neue Fragen auf und ich moechte jetzt nicht darueber nachdenken weshalb versiebt die Bedeutung von verlohren hat.

Best Regards,

Reiner

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