Versintern – wie einen Satz bilden?

Hallo Forum

Bei der Formulierung einer Bildlegende bin ich unsicher.
Was ist sprachlich (und geologisch) richtig?
Was ist am ehesten verständlich?

Karlsbad. Durch die Stadt fliesst heisses Wasser von einem Geisir. Ein Teil davon verdampft  und die darin gelösten Mineralien versintern leuchtend grün und orange.

Karlsbad. Im Abfluss vom heissen Geisir verdampft ein Teil des Wassers und die darin gelösten Mineralien versintern zu leuchtend buntem Grün und Orange.

Karlsbad. Im Abfluss vom heissen Geisir verdampft ein Teil des Wassers und die darin gelösten Mineralien versintern zu leuchtend grünen und orangen Formationen.

Karlsbad. Im Abfluss vom heissen Geisir verdampft ein Teil des Wassers und die darin gelösten Mineralien versintern in leuchtend grünen und orangen Formationen.

Karlsbad. Durch die Stadt fliesst heisses Wasser von einem Geisir. Die darin gelösten Mineralien fallen als leuchtend grüne und orange Sinterformationen aus.

Karlsbad. Durch die Stadt fliesst heisses Wasser von einem Geisir. Ein Teil davon verdampft  und die darin gelösten Mineralien färben die Sinterung leuchtend grün und orange.

Oder gäbe es eine viel bessere Umschreibung des Sachverhalts?

Danke zum Voraus
scalpello

Hallo,

generell solltest du dich fragen: Wie viele derjenigen, die deinen Text lesen werden, können mit dem Begriff ›Sinter‹ bzw. Ableitungen davon etwas anfangen? ›Sinter‹ befindet sich, laut diesem Textkorpus, in derselben Häufigkeitsklasse wie etwa ›Beitel‹, ›Fähe‹, ›Rispe‹, ›Unschlitt‹ oder ›Zimbel‹ – kein häufiger Begriff also. Wenn du sicher bist, dass deine Leser mehrheitlich spontan wissen (bzw. ihren Kindern erklären könnten), was man unter ›Versinterung‹ versteht, dann würde ich diese zwei Varianten vorziehen:

  1. versintern leuchtend grün und orange
  2. versintern in leuchtend grünen und orangen Formationen.

Oder gäbe es eine viel bessere Umschreibung des Sachverhalts?

Wenn du dich an ein allgemeines Publikum richtest, wäre mein Vorschlag: »… Mineralien lagern sich in leuchtend grünen und orangen Formationen ab.« Das beschreibt ebenfalls korrekt, was dort zu sehen ist, aber vermeidet den womöglich unverständlichen Fachbegriff. Varianten davon (›bilden sich mineralische Ablagerungen in leuchtend grün und orange‹ oder dergleichen) sind natürlich ebenso gut denkbar.

Zwei Hinweise noch: Erstens ist ›Geisir‹ keine Form, die die Rechtschreibregeln vorsehen. Es müsste ›Geysir‹ oder ›Geiser‹ sein, wobei ich ›Geysir‹ vorziehen würde. Zweitens empfinden es manche Leser als umgangssprachlich, Farbadjektive wie ›orange‹ zu flektieren. Wenn du nicht die merkwürdige unflektierte Form (›in orange Formationen‹) verwenden willst, böte sich ›orangefarbenen‹ als (mäßig eleganter) Ausweg an.

Gruß
Christopher

Hallo Christopher

Deine Antwort hat mir sehr geholfen, herzlichen Dank dafür!
Ich würde das Bild nun so unterschreiben:

Rechts: Karlsbad. Durch die Stadt fliesst heisses Wasser von einem Geysir. Die darin gelösten Mineralien lagern sich in leuchtend grünen und orangen Formationen ab.

Es müsste ›Geysir‹ oder ›Geiser‹
sein, wobei ich ›Geysir‹ vorziehen würde.

Ich auch!

Zweitens empfinden es manche Leser als umgangssprachlich, Farbadjektive wie
›orange‹ zu flektieren.

Da muss ich nun wenig Sorge haben: das Buch wird vor allem in der Schweiz vertrieben werden. Und hier empfindet das niemand als falsch.
Hingegen wird ›orangefarben‹ als fremdartig und typisch bundesdeutsch wahrgenommen.

Handkehrum wird hier «rosa» nicht flektiert. Es gibt also in der Schweiz keine rosanen Blusen, sondern nur rosa Blusen, rosarote Unterwäsche und rosa Haut im Décolletée.

(Was doch wenige Kilometer Abstand ausmachen können!)

Freundliche Grüsse
scalpello

Freut mich, dass dir meine Antwort geholfen hat! Die neue Bildunterschrift müsste für jeden verständlich sein.

Zweitens empfinden es manche Leser als umgangssprachlich, Farbadjektive wie ›orange‹ zu flektieren.

Da muss ich nun wenig Sorge haben: das Buch wird vor allem in der Schweiz
vertrieben werden. Und hier empfindet das niemand als falsch. Hingegen wird
›orangefarben‹ als fremdartig und typisch bundesdeutsch wahrgenommen.

Interessant, das wusste ich nicht. Ich (als Sprecher einer bundesdeutschen Varietät) empfinde die flektierten Formen von ›orange‹ nicht als falsch, aber weiß, dass es in Deutschland andere Sprecher gibt, die sich an diesen Formen – aus welchen Gründen auch immer – stoßen (was dann zum Beispiel in Zwiebelfisch-Kolumnen erörtert wird).

Ich habe mir mal die Häufigkeit der flektierten Formen von ›orange/lila/rosa‹ und ›orange-/lila-/rosafarben/rosarot‹ im Deutschen Referenzkorpus, dem derzeit größten Korpus geschriebener Texte aus dem deutschsprachigen Raum, angeschaut. Wenn man die Ergebnisse nach Ländern aufsplittet, sieht das so aus: http://cf.datawrapper.de/arx8Q/3/

Tatsächlich sind die flektierten Formen von ›orange‹ in der Schweiz häufiger als in Deutschland oder Österreich, während die Formen von ›orangefarben‹ – wie du sagtest – in Texten aus Deutschland häufiger vorkommen als in Texten aus Österreich oder der Schweiz. Über ›lila‹ und ›rosa‹ lässt sich wenig sagen, weil sie sehr selten sind, aber die mit ›-farben‹ suffigierten Formen sind jeweils in Deutschland am häufigsten. Dagegen sind die Formen von ›rosarot‹ – ein Wort, das ich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gehört habe – in der Schweiz und in Österreich etwas häufiger. Wieder was gelernt! Es lebe die plurizentrische Sprache.

Viele Grüße
Christopher

PS: Und hier noch die Häufigkeit zweier Formen aus deinen beiden Postings: http://cf.datawrapper.de/xhDvw/2/ :wink: